Mai, 2013

Schönste deutsche Bücher 2013

Posted on: Mai 23rd, 2013 by Fabian Thomas No Comments

 

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Die Stiftung Buchkunst hat gesprochen und im diesjährigen Wettbewerb 25 schönste deutsche Bücher ausgewählt. Das sind die Gewinner im Einzelnen:

 

Gruppe 1: Allgemeine Literatur

 

Katherine Mansfield: In einer deutschen Pension (Büchergilde Gutenberg)
Markus Färber: Reprobus (Rotopolpress)
Hendrik Jackson: Im Licht der Prophezeiungen (kookbooks)
Peggy Parnass: Kindheit (Schwarze Kunst/Edition Klaus Raasch)
JAK / Hamed Taheri: JAK (EXP.edition)

 

Gruppe 2 Wissenschaftliche Bücher, Schulbücher, Lehrbücher

 

Andrea Benze: Alltagsorte in der Stadtregion (Dietrich Reimer Verlag)
Walter Rüegg (Hrsg.): BAZ Herausgefordert (Christoph Merian Verlag)
Harry Gugger, Nancy Couling u.a.: Barents Lessons (Park Books)
Stefan Sippell: Geschichten am Fluss. Geschichten im Fluss (August Dreesbach Verlag)
Petra Maria Meyer (Hrsg.): Intuition (Wilhelm Fink Verlag)

 

Gruppe 3: Ratgeber, Sachbücher

Helena Schätzle: 9645 Kilometer Erinnerung (Nimbus. Kunst und Bücher)
Lurker Grand, André Tschan: Heute und Danach. The Swiss Underground Music Scene of the 80’s (Edition Patrick Frey)
Inge Deutschkron: Sie blieben im Schatten. Ein Denkmal für »Stille Helden« (Butzon & Bercker)
Emanuel Christ, Christoph Gantenbein, Victoria Easton (Hrsg.): Typology (Park Books)
Lederer Ragnarsdóttir Oei: Lederer Ragnarsdóttir Oei 1 (Jovis Verlag)

 

Gruppe 4: Kunstbücher, Fotobücher, Ausstellungskataloge

 

Mark Gisbourne, Hans-Werner Schmidt: Eros und Thanatos (Lubok Verlag)
gta D-ARCH (Hrsg.): Buchner Bründler-Bauten (gta Verlag)
Katharina Gaenssler: Sixtina MMXII (Der Kunsthandel Verlag)
Christian Lange: Lange Liste 79 – 97 (Spector Books)
Tomasz Gudzowaty: Keiko (Hatje Cantz Verlag)

 

Gruppe 5: Kinderbücher, Jugendbücher

 

Lamya Kaddor, Rabeya Müller: Der Islam für Kinder und Erwachsene (Verlag C.H. Beck)
Einar Turkowski: Als die Häuser heimwärts schwebten (mixtvision)
Katrin Wiehle: Mein kleiner Wald. 100% Naturbuch (Beltz & Gelberg)
Karin Gruß, Tobias Krejtschi: Ein roter Schuh (Boje Verlag)
Stefanie Harjes: Von Meerjungfrauen, Kapitänen und fliegenden Fischen (Boje Verlag)

 

Wir sagen: Herzlichen Glückwunsch!

Passionate Bookdealing

Posted on: Mai 20th, 2013 by Frithjof Klepp 3 Comments

 

 

Hanser

 

In der frommen Hoffnung, dass Sie alle das Glück haben, Ihre Berufung zum Beruf gemacht zu haben (völlig egal, ob Sie Zirkusartistin, Immobilienmakler, Lehrer oder Krankenschwester sind), gehe ich jetzt einfach davon aus, dass Sie ziemlich genau wissen, wovon ich rede, wenn ich sage: Irgendwann zieht eben trotz aller Leidenschaft der Alltag ein.


So flitterwochengleich und honigkuchensüß die ersten Monate im Traumberuf auch sind, es kommt der Moment, wo man sich bei der Arbeit beobachtet und sich eingestehen muss: Das hast du aber auch schon mal mit mehr Herzblut gemacht.


Buchhändler sind ja keine Kreativen im eigentlichen Sinne. Wenn uns die Muse küsst, wird es eben ein besonders tolles literarisches Beratungsgespräch, sonst wird es eben nur ein gutes, da ist viel Handwerk dabei. Wir haben auch nicht die Verantwortung oder den Anspruch, beruflich Menschenleben zu retten, auch wenn man die therapeutische Wirkung eines guten Buches nie unterschätzen darf.
Für uns hält dieser oben genannte Alltag sehr schnell dann Einzug, wenn wir über all die kaufmännischen Herausforderungen (das können Sie jetzt auch wahlweise durch Organisieren, Putzen, Auspacken, Umräumen, Bürokram, Sortieren, Sich-Über-Das-Warenwirtschaftssystem-Aufregen ersetzen) zu vergessen drohen, dass wir es eben nicht einfach mit Ware, sondern mit der schönsten Sache auf der ganzen weiten Welt zu tun haben: dem geschriebenen Wort.


Verstehen Sie mich nicht falsch, ich liebe meine Arbeit. Es gab bisher keinen Morgen (und es läppern sich da mittlerweile schon einige zusammen), an dem ich nicht freudestrahlend ins ocelot, geradelt bin, froh, genau dort Teil der Berliner Buchszene sein zu dürfen. Aber offen gestanden gab es auch Tage, an denen ich so mit dem Einbuchen von 150 Kilo „Neuware“ beschäftigt war, dass es auch durchaus Waschmittelpackungen hätten sein können.


Und dann, und das ist das besondere an unserem Beruf, geschieht ein Wunder:

die „Ware“ sprich zu dir.


Mich wundert das im Grunde nicht, deswegen habe ich ja diesen Beruf gewählt, aber der Moment, in dem es passiert, ist meist so überraschend, dass ich wie ein seliges Kind vor dem vollbehängten Weihnachtsbaum stehe, während vergangene Feste aus verblassender Erinnerung durchscheinen – aufregend, aber eben auch ein altbekanntes Gefühl, deswegen nicht weniger Ehrfurcht einflössend.


Während meiner zweiten „Kinderpause“ passierte mir das sehr eindrücklich und zum ersten mal schrieb ich an eine Autorin. Ich dankte Daniela Krien für ihr literarisches Debüt. Dazu hatte ich mich zuvor noch nie genötigt gesehen.

In diesem Jahr sprach unter anderem die „Manon Lescaut von Turdej“ aus dem Weidle Verlag zu mir. Der Indiebookday im März war meine offizielle Ausrede um mich leidenschaftlich über dieses wundervolle Büchlein auszulassen.

Das sind jetzt nur zwei Beispiele von unzähligen, aber das absoluteste aller Wunder passierte mir just jetzt am Pfingstwochenende:


Aktuell ackern wir bei ocelot, die Herbstvorschauen der Verlage durch. Natürlich ist auch das schon ein nicht zu unterschätzendes Privileg und oft spricht daraus schon mehr als ein Titel zu uns, aber in vielen Fällen ist es eben auch einfach Handwerk.


Jetzt nahm ich mir übers lange Wochenende ein Leseexemplar von Hanser mit nach Hause, der Titel erscheint im August, und erwartete zumindest solide Kost eines nicht unbekannten österreichischen Autors.

Wie naiv kann eine Buchhändlerin eigentlich sein?


Dieses Buch hat mir spätestens ab Seite vierzig den literarischen Kick verpasst, der meine Berufsehe bis weit über die Rente hinaus im schönsten Honigmond schweben lässt. Da war es, das Wunder, das immer genau dann kommt, wenn du es nicht einforderst. Ein Buch, dessen kompromisslose Geschichte mir die buchhändlerischen Schuhe ausgezogen hat, in dessen rätselhafte Abgründe ich immer tiefer eintauchen wollte, dessen sprachliche Höhen mich Seite um Seite mitgerissen haben und das mich veranlasst hat, ab Seite achtzig nur noch im Schneckentempo zu lesen, damit ich es bloß lange, lange genießen kann.


Dass es wirklich grandiose zeitgenössische deutschsprachige Literatur gibt, habe ich in jeder Saison aufs Neue entdecken dürfen, sonst wäre ich irgendwann Antiquarin geworden. Doch dieses fast verschwörerische Gefühl, es lange vor dem eigentlichen Erscheinen des Buches bereits zu wissen, das ist neu.


Jetzt, wo ich so herzvoll davon bin, lasse ich hoffentlich einen Teil davon hier.

Denn Monogamie ist im Buchhandelsgeschäft unangebracht. Ich muss noch viel, viel mehr lesen und einschätzen. Es wird Menschen geben, für die dieses Buch nicht das richtige ist. Also muss ich tapfer weiter reiten – äh, lesen, auf dass ich jeden seinem Wunder-Buch zuführen kann. (Das lässt schon wieder völlig unangebrachte Jane-Austen-Assoziationen zu.)

Der Nachfolgetitel für mich wird es schwer haben, wie soll denn jetzt noch ein Buch ... obwohl: Da guckt mich doch was an, da ganz oben auf meinem LEX-Stapel …

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Posted on: Mai 19th, 2013 by Dana Buchzik No Comments

 

Wenn während eines Blicks
mehr als ein Leben vergeht, wenn
das, was wir beweisen könnten, widerlegt
ist vor dem ersten Atemzug, dem ersten
Wort, wenn kein Zorn zwischen uns steht, dort,
wo wir sind, dann
will ich mich beugen
unter der Last der Geborgenheit.

Auf Flügeln durch die schwierige Welt

Posted on: Mai 14th, 2013 by Fabian Thomas No Comments

 

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„Kafkas Themen wie der Selbsthass, seine Beziehung zu Frauen, die Schuldfrage sind auch meine. Er ist mein Bruder im Geiste.“ (Robert Crumb)

 

Die Kafka-Biografie von David Zane Mairowitz mit den Zeichnungen von Robert Crumb ist mittlerweile selbst ein Klassiker. Lange vergriffen, legt Reprodukt das Buch nun neu überarbeitet vor. Sie reicht von seiner Kindheit bis zum posthumen Kafka-Kult; über die Konflikte, die der Schriftsteller mit sich selbst und anderen, allen voran mit seinem Vater auszutragen hatte; und immer wieder geht es um Kafkas Zerrissenheit vor dem Hintergrund seiner deutsch-tschechischen Nationalität und der jüdischen Kultur. Die Stationen von Kafkas Leben werden ergänzt durch Briefe und Auszüge aus seinen Romanen und Kurzgeschichten.

 

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Im Interview mit dem Tagesspiegel sagt David Zane Mairowitz: „Kafka ist für mich der Autor der Autoren. Nicht, weil ich meine, jeder Schriftsteller sollte so schreiben, sondern weil für Kafka Schreiben alles im Leben war. Auch wenn er nicht so viel geschrieben hat wie andere, aber hatte er einmal angefangen, konnte er nicht damit aufhören. Es ging ihm nicht darum, vom Anfang zu einem Ende zu kommen, sondern um das Schreiben als solches. Wenn man Kafka heute liest, kann es nicht darum gehen, eine Geschichte von Anfang bis zum Ende zu lesen. Es geht um das Erlebnis ,Lesen als solches‘.“

 

Am Donnerstag spricht er bei uns über seine Zusammenarbeit mit Underground-Legende Robert Crumb, seine Auseinandersetzung mit dem Werk Kafkas und die Arbeit an der Kafka-Biografie.

 

David Zane Mairowitz/Robert Crumb: Kafka für Anfänger. Donnerstag, 16. Mai 2013, ocelot, not just another bookstore, Brunnenstraße 181. Beginn: 20:30 Uhr, Eintritt: 5 €.