John Kennedy Toole: Die Verschwörung der Idioten

Posted on: November 22nd, 2013 by Fabian Thomas No Comments
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Der Romantitel, den Toole einer Schrift von Jonathan Swift entnahm (Quelle: Google Books)

Mit John Kennedy Toole ist es noch ein wenig ärger als mit Malcolm Lowry (siehe dazu die letzte Ausgabe von ocelot Classics): War Lowry zu Lebzeiten zumindest leidlich bekannt, hat Toole die Veröffentlichung seines Romans A Confederacy of Dunces, deutsch als Die Verschwörung der Idioten erschienen, selbst gar nicht erst erlebt.

Dieser Roman macht uns mit Ignatius C. Reilly bekannt, einer unvergesslichen Figur: Ganz Muttersöhnchen, stets mit Sherlock-Holmes-Ohrenklappenmütze und bequemen Tweedhosen angetan, widmet er sich voll und ganz der Erforschung der mittelalterlichen Philosophie und den Folgen der Aufklärung; die Abende verbringt entweder mit dem Spiel der Laute oder im Kino, wo er riesige Portionen Popcorn verschlingt. Entsprechend eigen und alltagsuntauglich ist seine Weltsicht, die er gerne zu allen (un-)möglichen Gelegenheiten verkündet: „Optimism nauseates me. It is perverse. Since man's fall, his proper position in the universe has been one of misery.“

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Unterschiedliche Ausgaben des Romans aus den vergangenen Jahren (Quelle: Tumblr)

Die Versuche der Mutter, Ignatius in ein geregeltes Arbeitsleben einzugliedern, scheitern kläglich, bis er in der heruntergekommenen Hosenfabrik Levy's Pants eine Stelle findet, die ihm angemessen erscheint: Der Chef lässt sich nur selten blicken, und seine beiden Kollegen sind schon nahe der Vergreisung oder ausschließlich mit sich selbst beschäftigt. Außerdem betätigt sich Ignatius zeitweise als Hot-Dog-Verkäufer und pflegt eine gelegentliche Brieffreundschaft mit der Künstlerin Myrna Minkoff, die ein Beatnik-Leben in New York führt. Als seine Mutter eine Beziehung mit einem neuen Mann beginnt, der Ignatius auf den Tod nicht ausstehen kann, gerät sein gemütliches Leben ins Wanken: Denn auch sie ist bald davon überzeugt, dass ihr Sohn doch besser in einer Irrenanstalt aufgehoben wäre...

Zwischen Auszügen aus Ignatius C. Reillys großer philosophischer Abhandlung, Tagebuchaufzeichnungen und Briefen präsentiert John Kennedy Toole in Die Verschwörung der Idioten ein farbenprächtiges Bild des New Orleans der sechziger Jahre und eine herrlich verschrobene Hauptfigur, die einem vor Lachen die Tränen in die Augen treibt.

Die Veröffentlichungsgeschichte des Romans ist dagegen weniger lustig: John Kennedy Toole hatte sein Manuskript 1964 fertiggestellt, konnte aber keinen Verlag finden, der es verlegen wollte. Das machte ihm so zu schaffen, dass er 1969, alkoholkrank und depressiv, Selbstmord beging. Erst 1980 konnte auf Vermittlung seiner Mutter und des Südstaaten-Autors Walker Percy das Buch erscheinen, das heute zum Kanon der amerikanischen Gegenwartsliteratur zählt.

Die Verschwörung der Idioten

John Kennedy Toole

Deutscher Taschenbuch Verlag, 2013

9,95 €

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Fabian Thomas ist Herausgeber von The Daily Frown, dem Magazin für Musik, Literatur, Alltag. Er liebt alte Schallplatten, schöne Bücher und geht gerne zu Fuß, weil man so mehr mitkriegt. In der Reihe ocelot Classics stellt er einmal im Monat Lieblingsbücher und Wiederentdeckungen vor.

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