April, 2014

Bilderspaziergang durch’s Ocelot – Folge 3

Posted on: April 23rd, 2014 by Annekathrin Walther No Comments

 

In der dritten und vorerst letzten Folge unserer Bilderspaziergänge durch den Laden unterhalten Frithjof und ich uns über Hip Hop. Schaut auch auf facebook vorbei - es gibt was zu gewinnen!

J DILLA the SpeciaLIST - Joseph "Joe Buck" Buckingham (2011)

J DILLA the SpeciaLIST - Joseph "Joe Buck" Buckingham (2011)


J Dilla-Won't Do from self aviary on Vimeo.


Madlib - Andreas Schiko (2007)

Madlib - Andreas Schiko (2007)


Madlib - Slim's Return from theghostfile on Vimeo.

Kool Savas - King of Rap - Andreas Schiko (1999)

Kool Savas - King of Rap - Andreas Schiko (1999)



Leipzig in Berlin: Die Tippgemeinschaft 2014

Posted on: April 15th, 2014 by Fabian Thomas No Comments

 

tippgemeinschaft-2014

„Von Arztsöhnen und gleichgeschalteten jungen Schreiber_innen, Häkchen über Nachnamen und braven entpolisierten Texten gab es in den vergangenen Wochen allerhand zu lesen“, informiert der Pressetext der aktuellen Tippgemeinschaft, der Jahresanthologie der Studierenden des Deutschen Literaturinstituts Leipzig, kühl-reflektierend über die Debatte zur deutschen Gegenwartsliteratur, die, von Florian Kessler in der ZEIT angestoßen, weiterspielend an Maxim Biller und Dietmar Dath, um nur zwei weitere Beispiele zu nennen, das Frühjahrs-Lokalderby des Feuilletons schlechthin war.

Was macht man, wenn man währenddessen als junge Autorin oder junger Autor (oder jemand, der erst einmal so etwas werden will), an einem der Orte studiert, wo das, was man „deutsche Gegenwartsliteratur“ nennt, oder vielmehr das Schreiben von etwas, das vielleicht einmal „deutsche Gegenwartsliteratur“ sein könnte, gelehrt wird?

Man macht sich Gedanken. Denn soviel ist dem Pressetext zu entnehmen: Die Debatte stößt bei den Schreibschülern schon einmal nicht auf taube Ohren. Aber statt laut zu protestieren, wird ein angenehm leiser Ton angeschlagen: „Mit der jetzt erscheinenden Anthologie wird es keine einstimmige Gegenposition der Studierenden des DLL geben, denn ebenso wie die Texte sich in ihrer Ästhetik und Thematik unterscheiden, variieren auch die Haltungen zu den aufgeworfenen Fragen.“

Vier der Schreibschüler, die in der neuen Werkschau des DLL vertreten sind, werden am kommenden Donnerstag ihre Texte bei uns vorstellen. Hören wir, was sie uns zu sagen haben: Yevgenij Breyger, Christina Esther Hansen, Saskia Nitsche und Markus Sehl!

tippgemeinschaft-lesende-preview

Donnerstag, 17. April 2014, 20:30 Uhr, ocelot, not just another bookstore, Brunnenstraße 141. Eintritt: 5 €. Mehr Informationen zur Anthologie auf www.dll-tippgemeinschaft.de.

Fotos: Lara Rüter, privat, privat, Artur Krutsch

Auf ein Wort: Vorrückschau

Posted on: April 10th, 2014 by Ralf Diesel No Comments

 

Die Leipziger Buchmesse im Über-Blick

buchmesse

Zu vorgerückter Stunde lassen sich in der Presselounge Dinge in Erfahrung bringen, die man lieber nicht erfahren möchte. Darum ist es besser, sich dort rauszuhalten. Unerhörtes ist deshalb hier auch unerwähnt. Allein Begegnungen, die sind wichtig. Und genau das ist das Schöne an der Leipziger Buchmesse, man kann auf sich zukommen, quasi die Hallen an sich vorbeiwandern lassen, nur ab und zu die Hand ausstrecken, damit etwas unter den Augen verweile, oder das Wort richten und in dem ruhigen Fluss momenthaft ankern, mehr erfahren, Neues.

Wenn Leipzig sich zur Bühne umgestaltet, auf dem Messegelände wie über die gesamte Stadt verteilt mit dem Programm „Leipzig liest“, geht das literarische Familienleben in einem spazieren. Das muss an Leipzig liegen, nicht das Familiäre, sondern das In-Einem. Wo in Berlin das, was von außen kommt, nachgerade devoriert wird (für den Anderen kommt man selber auch von außen!), hat Leipzig eine wenig konsumierende Gangart.

Vor allem wird Zeit nicht konsumiert. Das Schiff Leipzig scheint unerhört unneurotisch – eine Reise ist nicht allein das Ziel, eine Reise ist eine Reise, ein Hier und ein Jetzt, und dabei ein Woanders-Sein. Das ist genau das Moment des Lesens, wie auch des Schreibens: Ganz Leipzig ist während der Buchmesse woanders, im Jetzt hinfort. Das Buch ist in Leipzig, und Leipzig ist im Buch.

Das Buch greift in den Leser, der Leser greift in das Buch. Und während des Lesens eine Zeit in einer Zeit. Von daher hier eine zeitlose Empfehlung, an und für sich und da nicht neu zu dieser Messe erschienen, „Stoner“ von John Williams, die Geschichte eines Unprätentiösen, dem die Literatur unvorhersehbar ins Leben griff, welches er nun, als Professor, der Literatur widmet. Die Literatur hat sein Leben aufgelesen. John Williams schreibt ein Leben, nicht einen Roman, William Stoner, der Protagonist, liest und wird gelesen. (Was er wohl dabei empfinden mag, wenn er gelesen wird?)

Auf der Messe viele Worte, gestapelt, aufgereiht, nachgeschoben, vorverlegt, aufgeschoben. Von daher noch eine andere Empfehlung, „Flut“ von Eric Drooker, eine Graphic Novel ohne Worte. Ein Protagonist stolpert in New York durch die Apokalypse seiner eigenen Bedürfnisse, eine Apokalypse sintflutet die Zivilisation. Buchstäblich ohne Worte wortgewaltig, bildgewaltig, und es sticht heraus, da es druckgewaltig ist, ein Schwarz, schwärzer als Schwarz, man ertrinkt drin. Diese Bilder sind zum 'Auslesen'.

Quasi abgesaugt wurden die Manga-Kostümierten, nicht wie früher das Gedränge verdichtend, tröpfeln sie nurmehr als konspirative Gestalten über das Messegelände, sammeln sich an ihrem eigenen Pool, einer eigenen Halle, mit eigenem Eintritt und eigenen Events. Gehen so viele Unkostümierte nicht hin, fühlen sich ohne Verkleidung wohl ertappt.
Alles andere über alle anderen und von allen anderen wurde schon gesagt. Denis Scheck trennte mehrfach das Gute vom Bösen, das Sofa ist immer noch blau, die Schweiz die Schweiz, ein Buchpreis ein herrliches Geschöpf. Geschichten werden gemacht.

Nun denn, auf die diesjährige blickend, mit dem Rücken voraus zur nächsten Leipziger.

Mit Ralf Diesel

 

 

Flut!

Eric Drooker

avant Verlag Berlin

192 Seiten

19,95

kaufen

 

 

 

Stoner

John Williams

dtv

348 Seiten

19,90

kaufen

Foto: Leipziger Messe GmbH / Tom Schulze

Wes Andersons Bilderbuch

Posted on: April 3rd, 2014 by Frank Berzbach No Comments

 

Manche Romane sind eher Filme, aber in Zeiten des iconic turn sind manche Filme eben auch Bilderbücher und große Romanerzählung. Der neue Film von Wes Anderson, Grand Budapest Hotel, ist vieles zugleich: Stefan Zweig-Rezeption und rückwärts gewandte Utopie, geniale Bild- und Handlungsfolge, ein Schaulauf wundervoller Darsteller und der seltene Fall intellektuellen Hochgenusses bei zugleich großem Unterhaltungswert. Die Einstellungen sind so überfüllt mit guten Ideen, dass man im Kino laut „Stop!“ rufen möchte und den Film zurückspulen. Es will einem gar kein Film einfallen, der offensichtlich tragisch endet und einen dennoch so glücklich entlässt – ein guter Beleg dafür, dass der Plot bei guten Filmen und Romanen eben nur die Oberflächendimension ausmacht.

Es geht um eine Frau, die vor einem skurrilen Denkmal einen Roman liest; dann sehen wir den gealterten Schriftsteller des Buches, der sich daran erinnert, wie ihm eine Geschichte in einem verlassenen Hotel erzählt wurde. Die Erzählposition ist etwa die von Ecos Der Name der Rose: ein Novize erinnert sich an die Erlebnisse mit seinem Meister; nur ist der kein Mönch, sondern ein Concierge. Der Unterschied zwischen Klöstern und Grandhotels wird überschätzt, beides sind Heterotopien. Und auch sonst geht es postmodern zu, in der verspiegelten Geschichte. Der Film ist ein offenes Kunstwerk, obwohl wir ihm halbwegs chronologisch folgen können; er ist es allein auf der Bildebene. Wir folgen der Verfilmung der fiktiven Geschichte des Grand Budapest Hotels in einer fernen osteuropäischen Welt, die in den Farben Stefan Zweigs koloriert ist, eine „Welt der Sicherheit“, wie er sie nannte, und wir sehen mit Thomas Mann’scher Ironie den Verfall dieser Welt, ihre Zerstörung durch die Nazis. Die Traurigkeit dieses Verlaufes wird durch den Schwung endloser Bildideen zwar nicht unsichtbar gemacht, aber thesenhaft überdeckt: Die Gewalt kann die Tugenden von Stil, Anstand und Sinnesfreude zwar negieren, aber dennoch gilt für den Don-Quichote-haften Concierge Monsieur Gustave immer noch ungebrochen Dostojewskis Diktum, dass Schönheit die Welt rettet. Wer heute Die Welt von gestern von Stefan Zweig liest, der verfolgt den Irrtum des damals meist übersetztesten Autors der Welt, die ihm die spezifische deutsche Bildungstradition eingab: Die Politik ist nichts für schöne Geister, der Pragmatismus ist nichts für die gebildeten Stände, Stil und Anmut veredeln die Welt und verhindern die Barbarei. Hitler und seine Helfer zeigten, dass dagegen ein Kraut gewachsen ist, das der rohen Gewalt, der Unfähigkeit zu Feinsinn. Der Film feiert zwar die Nostalgie, aber die Szenen in denen das Böse auftaucht, ändern die gesamte Farbgebung. Der Protagonist bleibt höflich, aber an den Schergen prallt das ab. Dennoch stirbt die Hoffnung zuletzt: Könnten Anmut, guter Stil und kultivierte Sprache nicht doch Mittel sein gegen dieses Böse? Die Antwort stimmt traurig.

Der Film ist so umwerfend schön fotografiert, dass man sogleich Asserates großes Buch über die Manieren wieder lesen möchte – allein um anderen die Wünsche von den Augen abzulesen, wie der Concierge von Wes Anderson. Und die Novellen von Stefan Zweig sollten die Buchläden mal wieder ins Fenster stellen, zusammen mit den Romanen des späteren Meisters der k.u.k-Sehnsucht, Heimito von Doderer. Der Film ist ein Roman und es scheint, dass einige Autoren der Vergangenheit ihn in Texte gefasst haben.

Wes Anderson: The Grand Budapest Hotel. Seit 6. März in den deutschen Kinos

...und zum Weiterlesen:

Stefan Zweig: Die Welt von Gestern. Fischer Taschenbuch, 512 Seiten, 11,95 €

Stefan Zweig: Ungeduld des Herzens. Fischer Taschenbuch, 464 Seiten, 9,95 €