
Am 5. Juni stellt Frank Berzbach bei uns sein Buch über „Die Kunst, ein kreatives Leben zu führen“ vor. Ein Gespräch mit dem Autor und seiner Verlegerin, Karin Schmidt-Friderichs, über Kreativwirtschaft, Teeschalen und Tätowierungen.
Lieber Frank, im Verlag Hermann Schmidt Mainz sind bis jetzt zwei Bücher von Dir erschienen, die sich mit dem kreativen Arbeiten auseinandersetzen: Kreativität aushalten – Psychologie für Designer und Die Kunst, ein kreatives Leben zu führen – Anregung zu Achtsamkeit. Wie war der Weg vom ersten zum zweiten Buch, was hat sich verändert?
Das erste Buch ist ein praktisches Buch, welches auf den Ergebnissen der Arbeitspsychologie aufbaut. Ich wollte die gesicherten Erfahrungen vor allem für Menschen in der Kreativwirtschaft verständlich darstellen. Das zweite Buch nimmt das Thema aus einer tiefergehenden Perspektive in den Blick: Worum geht es, wenn Kreativität zur Lebensform wird? In „Die Kunst, ein kreatives Leben zu führen“ beziehe ich mich daher neben psychologischen Quellen auf die spirituellen Erfahrungen und Praktiken der buddhistischen, christlichen und westlich-philosophischen Tradition. Es ist ein Buch über Lebens- und Arbeitskunst. Der Weg zwischen dem ersten und zweiten Buch ist bestimmt von meiner täglichen Erfahrung mit zen-buddhistischer Übungspraxis; die ist stark auf den Arbeitsalltag bezogen.
Liebe Frau Schmidt-Friderichs, im Vorwort von „Die Kunst, ein kreatives Leben zu führen“ ist es schon angedeutet: Dieses Buch scheint auch für Sie etwas ganz besonderes gewesen zu sein. Können Sie noch einmal schildern, wie sich die Zusammenarbeit mit Frank Berzbach gestaltete und warum Sie jetzt eine Teeschale neben Ihrer Espressomaschine stehen haben?
Die Zusammenarbeit mit Frank Berzbach und Katrin Schacke, die man in diesem Zusammenhang nicht vergessen darf, war zum einen etwas ganz besonderes, weil beide einfach tolle Menschen sind, aber dieses Glück haben wir öfter. Was ich aber bei diesem Projekt besonders erwähnenswert und angenehm fand, war der Umgang mit der Zeit. Wir haben das Buch in Ruhe reifen lassen. Es gab erst mal keinen Terminplan und keinen vorangekündigten Erscheinungstermin. Wir haben das Thema Achtsamkeit also im Werden des Buches auch gelebt. Und das hat dem Buch – und auch mir gut getan. Im respektvollen Ping-Pong reisten Texte hin und her – und manchmal lag eine Teeprobe vom aktuellen Lieblingstee bei. Am Schluss eine schöne Teeschale, die mich seitdem daran erinnert, dass das Leben auch im Verlag nicht nur aus Espresso besteht!
Frank, ich kann mir vorstellen, dass beide Deiner Bücher, die ja auch kleine buchgestalterische Kunstwerke geworden sind, auf sehr viele Leserreaktionen gestoßen sind. Welches war die für Dich überraschendste?
Ich bekomme noch immer sehr viele Rückmeldungen zum Buch. Eine Modemacherin schrieb mir, sie hätte die ersten drei Jahre ihrer Selbständigkeit ohne „Kreativität aushalten“ nicht überstanden. Ein Agenturchef aus Stuttgart schrieb, er habe sich jetzt 15 Jahre überarbeitet und nun schließe er seine Agentur für drei Monate um mit meinen Büchern auf eine einsame Insel zu gehen. Mich überrascht immer wieder, wie sehr diese beiden Texte auf das Arbeiten und Leben heilsamen Einfluss nehmen können – und das motiviert mich!
„Preise für das schnellste Beantworten einer E-Mail werden nicht vergeben.“ (Aus: Kreativität aushalten)
Bücher für Kreative: Dieses Motto beschreibt Ihre gesamte Verlagsarbeit sehr gut, Frau Schmidt-Friderichs. Wenn man Frank Berzbachs Bücher in den Händen hält, merkt man aber auch, dass es Bücher von Kreativen für Kreative sind. Ist das Ihr Modell für die Zukunft, wenn man beispielsweise an das Thema E-Books denkt?
Alle unsere Bücher sind von Kreativen für Kreative und immer versuchen wir, dabei Herz, Hirn und Hand zu erobern. Das ist bei „Die Kunst, ein kreatives Leben zu führen“ in einem besonderen Maße gelungen, wenn man den vielen positiven Rückmeldungen (beinahe Liebeserklärungen oft übrigens) Glauben schenken darf. Wir versuchen, Bücher zu machen, die man lieber als Buch denn als E-Book lesen mag. Was nicht heißt, dass wir zum E-Book grundsätzlich „nein“ sagen. Aber „Die Kunst, ein kreatives Leben zu führen“ kann – und will – ich mir als E-Book nicht vorstellen.
Noch eine abschließende Frage an Dich, Frank: Du bist ein großer Popmusikfan und beschäftigst Dich mit Körperschmuck und Tätowierungen: Gibt es schon ein neues Buchprojekt, an dem Du arbeitest, vielleicht in eine dieser Richtungen?
Popmusik, Tonträger, Tätowierungen, Kleidung, Kino und Videoclips sind ein spannender gestalterischer Zusammenhang – über den in letzter Zeit auch einiges erhellendes geschrieben wurde. Aber ich bleibe vorerst bei meinen beiden Blogs dosierte kurzzeitliebe und Songs & Stories, in denen ich mich nichtkommerziell diesen Themen widme. Über ein Buch dazu, also eine größere Form, habe ich bisher noch nicht nachgedacht, aber vielleicht bringt mich dieses Interview auf die Idee! In Bezug auf das Thema Kreativität arbeite ich zwar an einigen Ideen, aber noch nicht an einem weiteren Buch.
Vielen Dank für das Gespräch!
Lesung mit Frank Berzbach am 5. Juni 2014, 20:30 Uhr bei ocelot, not just another bookstore. Fotos: Hermann Schmidt Verlag Mainz/Natalie Mayroth.