
Wer ihn immer noch nicht kennt, sollte das schleunigst ändern: Jörg Fauser hat sich in den achtziger Jahren von seinem Underground-Image gelöst und mit Krimis in der hardboiled-Tradition einen Namen gemacht, sie erschienen bei Rogner & Bernhard und später als günstige Taschenbücher bei Ullstein. Neben seiner journalistischen Arbeit konnte er so seinen Lebensunterhalt verdienen, alt wurde er aber trotzdem nicht: Am 17. Juli 1987 starb er nach der Feier zu seinem 43. Geburtstag, als er als Fußgänger auf der Autobahn von einem Lkw erfasst wurde. Dieses Jahr wäre er siebzig Jahre alt geworden.
Das Schlangenmaul ist neben den im selben Jahrzehnt erschienenen Romanen Der Schneemann und Rohstoff ein eher unbekannter Fauser. Die anfangs rasante und extrem unterhaltsame Handlungsführung kommt gegen Ende etwas ins Stocken. Dafür bekommt man die für diesen Autoren so typischen kantigen Figuren, brillant auf den Punkt geschriebene Dialoge und einen stimmungsvollen Blick auf das Westberlin in den trüben achtziger Jahren der Bundesrepublik. Kostprobe: „Auf der Potse war die Stunde der Hyänen angebrochen, die Stunde der Aasgeier. Das Neonlicht flackerte wie der Pulsschlag eines Sterbenden, und der Wind heulte durch die Straße wie ein Todesschrei.“
Jörg Fauser
Diogenes Verlag, 2009
9,90 €
Fabian Thomas ist Herausgeber von The Daily Frown, dem Magazin für Musik, Literatur, Alltag. Im ocelot Blog stellt er in der Rubrik Classics einmal im Monat Lieblingsbücher und Wiederentdeckungen vor.