
Die nahe Zukunft, unendliche Weiten ...
Terry Pratchett ist die Scheibenwelt und das schon seit 20 Jahren. Verabschieden Sie sich davon. Vergessen Sie die Scheibenwelt und lassen Sie sich auf Die Lange Erde ein, aber das wird vermutlich nicht funktionieren, für niemanden, der seit The Color of Magic Terry Pratchetts Welt verfallen ist.
Was viele vermutlich nicht wissen, Die Lange Erde existiert bereits ebenso lange. Es war eine Kurzgeschichte, die Pratchett geschrieben hat, als kein Verlag an seiner Scheibenwelt interessiert war und dann verschwand sie in der Versenkung. Bis Terry Pratchett und Stephen Baxter sich trafen und zusammen entdeckten, dass Die Lange Erde ebenso großes Potential hat. Nur eben ganz anders.
In der Langen Erde gibt es unzählige Welten, die alle parallel nebeneinander existieren. Die zentrale Welt, die "Datum", ist unserer realen Welt sehr ähnlich, sie hat Kriege und Krisen, Hungersnöte und Ressourcenknappheit. Willis Linsay, ein Erfinder und Familienvater, dessen Frau und Tochter die natürliche Fähigkeit des Wechseln zwischen diesen Welten beherrschen, erfindet einen Apparat, der es der gesamten Menschheit ermöglicht zu springen. Die Bauanleitung stellt er an einem Tag im Jahr 2015 ins Internet, denn darüber verbreiten sich solche Sachen nun mal am leichtesten. Fortan existiert die Lange Erde für Jedermann und Jedefrau. Mit Hilfe von ein paar Drähten, Kondensatoren und Schaltern - und nicht zu vergessen einer Kartoffel, die den nötigen Strom liefert - erschließt sich die Menschheit die Welten, die links und rechts neben der "Datum" existieren. Machen sich die Ressourcen zu Nutze, siedeln wie Pioniere zwanzig, dreißig Welten weit weg, versuchen den Umstand zu erforschen, dass man kein Eisen mit wechseln lassen kann und leben ihr Leben wie bisher. Mit dem guten Geschmack eines Neubeginns.
Kolumbus lässt grüßen
Joshua Valienté, ein 13-jähriger Waisenjunge und natürlicher Wechsler, vermutlich einer der besten, wird am großen Wechseltag, dem Tag, an dem Kinder und Jugendliche auf der ganzen Welt diesen Apparat nachbauen und zum aller ersten Mal wechseln unfreiwillig zum Helden der Nation, denn er rettet unzählige gestrandete Kinder, die verängstigt und mit kaputten Wechslern gestrandet sind. Seine Vorliebe für die Einsamkeit und die Stille und natürliches Talent lassen Jahre später Lobsang auf ihn aufmerksam werden. Lobsang ist ein als Computer wiedergeborener tibetischer Mechaniker, der mit einem Luftschiff die Reise antreten will das Ende der Langen Erde zu finden, die unzähligen Parallelwelten zu erforschen. Und er braucht Joshua als seinen Gefährten. Gemeinsam treten sie die Reise an und finden am "Ende" der Welt ... finden. Aber wahrlich nicht, was sie vermutet haben zu finden.
Baxter und Pratchett haben viel vor mit der Langen Erde. Sie packen in 400 Seiten die Entdeckungs- und Entstehungsgeschichte und die komplette Reise von Lobsang und Joshua durch ihr Universum. Das scheint viel zu viel zu sein für ein einziges Buch. Ist es aber nicht, wenn man sich bewusst macht, dass Die Lange Erde nur der Auftakt zu einer großen und wahrlich neuen Serie sein wird. Mit viel unterschwelligem Witz und gleichzeitig realistischer Logik macht das Duo diese Realität greif- und erlebbar. Die Technik wird erklärt, das Futuristische bleibt erfrischend unfuturistisch und die Charaktere herrlich menschlich.
Filmreif werden zahlreiche Personen eingeführt und miteinander verknüpft. Die Polizistin Monica Jansson, die am Wechseltag Joshua aufspürt und versucht sein Vertrauen zu gewinnen, Willis Linsays Tochter, die Joshua nicht ganz unähnlich in seiner Vorliebe für die Einsamkeit und seinem Talent ist, die Siedler, die sich aufmachen fern der "Datum" eine neue - ihre eigene Welt - zu gründen und schließlich Joshua und Lobsang selbst, die die eigentlichen Protagonisten in diesem ersten Teil der Serie sind.
Wer sind wir und wenn ja, wieviele?
Nein, die Scheibenwelt ist es nicht und es liest sich auch nicht wie Terry Pratchett. Bei seiner großen Fangemeinde wird er es schwer haben, denn dies hier wird ein neuer Zyklus werden. Die Lange Erde geht wie so viele vor ihr der Frage nach dem Sinn des Lebens nach, ohne dabei moralische Zeigefinger oder Lösungen vorzugeben. Vielmehr will sie unterhalten und leise mit dem Gedanken spielen "Was wäre wenn". Mit leichtem Science Fiction Hauch und ebenso leichten Fantasy Elementen ist Die Lange Erde der Auftakt zu einem Mammutwerk, das den Grundstein für eine ganz eigene Welt legt, die eingängig erzählt die Herzen der Leser "sanft" erobern wird. Wenn diese sich darauf einlassen. Mein Appell: Tun Sie's. Bis hierher scheint sie es absolut wert zu sein und Namen wie Baxter oder Pratchett sollten Garantie genug sein, dass sie es bleibt.

Die Lange Erde
- Autor: Baxter & Pratchett
- Verlag: Manhattan
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Ich schließe mich vielen Vorrednern an: In Summe ein müdes Werk. Dieses Verdikt gilt auch für zwei weitere Romane aus der Reihe. Durch den einen habe ich mich noch hindurchgequält, den nächsten habe ich tatsächlich ungelesen beiseite gelegt. Weitere werde ich mir nicht antun.
Diese Reihe ist offenkundig durch die betuliche, uninspirierte Schriftstellerei von Baxter geprägt, die man aus dessen Romanen Proxima und Ultima kennt. Nicht schlecht, aber in Summe vergeudete Lebenszeit. Vom heiteren, oft albernen aber unterhaltsamen Stil des verstorbenen TP merkt man in der Romanreihe nichts.
Ich habe alles, wirklich alles, was von TP über die Scheibenwelt (ü. 30 Bände) hintereinander gelesen und war traurig, als der letzte Band ausgelesen war. Von der Scheibe bin ich dann zu den "langen Sachen" gewechselt. Kann mich meinem Vorschreiber nur anschließen. Man legt das Buch nur im Vertrauen auf den alten Scheibenwelt TP nicht beiseite...Da muss doch noch was kommen... Ich war aber irgendwie zufrieden, als die letzte Seite der Langen Erde gelesen war.Teilweise schlecht verknüpfte parallele und nichtssagende humorfreie Handlungsstränge die keine Funktion in keiner Gesamt-Dramaturgie haben. Irgendwie der nicht besonders geglückte Versuche, die "Everettsche Vielweltentheorie" literarisch interessant zu machen.
Habe nach knapp der Hälfte des Buchs aufgegeben. Weil wirklich nichts passiert. Keine spannungstragenden Elemente, keine interessanten Konflikte. Nichts. Irgendwie geht das Buch von Episode zu Episode, verbraucht dabei unglaublich viel Tinte aber vergisst, dass die literarische Idee auch ausgefüllt werden will.
Die Parallelwelten, eigentlich ein Stoff, aus dem sich literarisch beliebig viel entwickeln lässt, aber es wird allzu schnell einfach nur eine andere Form des Alltags, in der Leute so spannende Sachen machen wie Siedeln, Getreide anbauen und Handel treiben. Ja und? Auch die Hauptfiguren bleiben merkwürdig blass. Ich habe jedenfalls zu ihnen keinerlei Beziehung entwickeln können, ganz anders als in Prachetts Scheibenwelt-Romanen
Pratchett und Baxter: eine interessante Kombination.
"Die lange Erde" ist ein interessanter Aufhänger für unzählige mögliche Geschichten, die man darin verweben kann.
Pratchett und Baxter haben sich für eine verhältnismäßig übersichtliche Erzählweise entschieden. Es passiert eigentlich gar nicht so viel. Vielmehr erscheint dieser erste Band der Reihe wie eine etwas langatmige Einführung in ein noch zu entwickelndes Universum zu sein.
Es bleibt abzuwarten, ob sich das bewahrheitet, oder ob die Story weiter etwas zu gemächlich dahinplätschert.
Hmm... mein Fazit ist, dass dieses Buch offenbar die Geister scheidet. Ich bin bei etwa 2/3 des Buches und habe beschlossen, mir schon jetzt die beiden Fortsetzungen zu kaufen.
Ich nehm das Buch fast jeden Abend zur Hand und würde es kurz und knapp als "sehr entspannend spannend" bezeichnen.
Ich denke, das Buch soll kein dokumentarischer Reisebericht durch millionen von Welten sein. Das Wechseln, die vereinzelten Momentaufnahmen weniger Welten und die Tatsache, dass man sich immer weiter von der "Datum" und somit den Menschenmassen entfernt, das Rätsel der vermehrt in Richtung "Datum" wechselnden humanoiden Wesen... das alles ist meiner Auffassung nach Bühne für die Entfaltung verschiedener Charaktere und deren Zwischenmenschlichkeiten.
Alles in allem ist vielleicht auch tatsächlich der lange Auftakt in eine neue tolle Serie nach der Scheibenwelt.
Ich finde das Buch toll! Ich lese ansonsten massiv Perry Rhodan und habe viele Bücher der SCheibenwelt konsumiert... Das hier ist anders und man muss es halt ausprobieren.
Die lange Erde ist ein extrem langweilges Buch, die Hauptfiguren rasen an Millionen Erden vorbei, ohne sich wirklich zu interessieren. Und - es passiert nichts,. Keine Phantasien über anders geartete intelligente Außerirdische, keine sozialen Phantasien.
Man ist an japanische Touristen erinnert:
Europa in zehn Tagen. Vier Stunden Hamburg.
Man sollte dieses Machwerk vergleichen: Mit den Mars-Chroniken von Ray Bradbury, das war noch SF-Phantasie!
Auf Amazon.de bekam "Die lange Erde" von den Lesern nur 3 von 5
Sternen, wobei jeweils ungefähr gleich viele einen, zwei, drei, vier
oder fünf Sterne gaben. Ich bin also mit meinem Frust nicht allein
und bilde mir es nicht nur ein, dass die beiden Autoren ihre Idee
gnadenlos gegen die Wand gefahren haben.
Wobei die einzig wirklich originelle Idee in dem Buch der Wechsler
ist - Parallelwelten sind in SF und Wissenschaft ein alter Hut und
Wikipedia entnehme ich, dass schon in der antike die Menschen an sie
glaubten.
Trotzdem hätte das Konzept der Lagen Erde und der Wechsler Grundlage
für einen unterhaltsamen Roman werden können - wenn da nicht 2 Leute
am Werk gewesen wären, die offenbar glaubten, zur Schriftstellerei
gehöre nur der große Name. Nach 73 Seiten gipfelten zynische
Altherrenwitze über dumme Kids in einem Verweis auf "Herr der
Fliegen" und da war bei mir das Maß voll! Hat der bösartige alte
Sack, der sich da über Straßenkinder lustig macht, wirklich so viele
witzige SF- und Fantasy-Romane geschrieben?
Fazit: der schlechteste Roman von Terry Pratchett ist auch der
schlechteste Roman von Stephen Baxter.