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Michael Drewniok
Totes Meer wimmelt von grausigem Leben

Buch-Rezension von Michael Drewniok Mär 2014

Mit 21 Mann Besatzung und sieben Bauarbeitern, die in Südamerika eine Landebahn anlegen sollen, an Bord sticht der alte Frachter "Mara Corday" unter dem Kommando von Kapitän Morse in See. Die Route führt nicht nur durch die Sargassosee, in der ein gewaltiger Wirbel Tang- und Algenbündel zu riesigen Teppichen zusammendreht, sondern auch durch das berüchtigte Bermuda-Dreieck. Hier sind seit Jahrhunderten immer wieder Schiffe und später Flugzeuge spurlos verschwunden.

Auch die "Mara Corday" gerät in Seenot. Eine seltsame Nebelbank erfasst das Schiff, das kurz darauf durch seltsam zähflüssiges Wasser fährt und in bestialischen Gestank gehüllt wird. Aus dem Dunst dringen bizarre Kreaturen auf die Männer ein. Erste Opfer sind zu beklagen, dann wird die "Mara Corday" von einem herrenlos treibenden Geisterschiff gerammt und versenkt.

Nur zehn Männer überleben in zwei voneinander getrennten Gruppen das Unglück. In einem Rettungsboot bzw. einem Rettungsfloß sind sie der feindseligen Umwelt noch stärker ausgeliefert als zuvor. Langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass man nicht nur abseits der bekannten Schiffsrouten gestrandet ist, sondern sich nicht mehr auf der Erde befindet. Die Nerven liegen blank, vor allem im Boot geraten die Männer in Streit, statt gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Dabei geht im und unter Wasser zunehmend Unheimliches vor. Trotz des Nebels werden die Bewohner des nur scheinbar toten Meers auf die Neuankömmlinge aufmerksam.

Auf dem Floß herrscht zwar Frieden, doch die Angst wächst, als sich die Männer auch hier bewusst werden, dass es nicht nur hungrige Untiere gibt, sondern auch eine scharfe aber bösartige Intelligenz nach ihnen sucht. Bauarbeiter Ryan wird mit einem Phantom konfrontiert, das in der Gestalt eines kleinen Mädchens aus dem 19. Jahrhundert auftritt. Die anderen Männer machen ähnliche Erfahrungen, was sie nicht immer überleben. Stetig nehmen die Attacken aus dem Nebel zu, während die Zahl der Schiffbrüchigen schrumpft. Der Gipfel des Horrors ist erreicht, als die Überlebenden den Friedhof des Teufels erreichen ...

Die Angst in & vor der Fremde

Seit er weiß, wie er sich über Wasser halten kann, befährt der Mensch die Meere. Je robuster seine Schiffe wurden, desto weiter traute er sich hinaus. Die nautischen Fähigkeiten waren begrenzt und wurden durch Wagemut ausgeglichen. Das Wissen um die fremde, feindliche Welt, die man befuhr, konnte erst recht nicht mit der Reiselust (und der Gier) Schritt halten.

Schon über dem Wasser ging es seltsam und oft gefährlich zu. Doch was lauerte unter der Oberfläche? Manchmal tauchten gigantische, unheimliche Wesen auf, die womöglich nur Vorboten wahrhaft höllischer Kreaturen sein mochten, die außer Sicht darauf warteten, heimlich das einsam auf dem Meer dümpelnde Schiff zu entern und über die Besatzung herzufallen!

Seeleute waren (und sind) abergläubisch. Zurück an Land wurden merkwürdige Erlebnisse gern erzählt und dabei übertrieben; atemlos lauschende Landratten zu beeindrucken, bot einen gewissen Ausgleich für erlittene Schrecken. Ein Universum eigene Mythen entstand, wobei nicht wenige Vorstellungen global geteilt wurden: Schließlich verband die Seefahrt weit voneinander entfernte Welten und fremde Kulturen.

Das Leben kann in der Fülle tödlich sein

Die Literatur thematisierte das Meer und seine Wunder & Schrecken ebenfalls früh. Viele Autoren haben ihre Leser mit Geschichten über Stürme, Schiffbrüche, Seeschlangen oder Piratenattacken gefesselt. Dabei fühlten sie sich keineswegs an die Grenzen des wissenschaftlich Bestätigten gefesselt. Selbst nachdem der Mensch die Weltmeere zu ertauchen und besser kennenzulernen begann, blieben mehr als genug weiße Flecken, in die glaubhaft spannende, gruselige Ereignisse projiziert werden konnten.

Im Zeitalter der TV-´Dokumentationen' und Internet-´Spezialisten' schießt das Seemannsgarn sogar kräftiger als denn je ins Kraut. Die Sargassosee als Schreckensort der frühen Neuzeit wurde im 20. Jahrhundert durch das Bermuda-Dreieck ersetzt, in dem nun nicht nur Ungeheuer, sondern auch Außerirdische ihr irrationales Unwesen treiben. (Im Universum der Spinner ist sicherlich auch Meeres-Munkel kartiert, der erst im 21. Jahrhundert aus weichen Hirnen gewrungen wurde, doch für solche Klabautereien ist hier nicht der Platz.)

Wahrscheinlich der Großmeister des "maritimen Horror" ist William Hope Hodgson (1877-1918). Er war selbst zur See gefahren und kannte den Schiffsalltag genau. Als Schriftsteller kehrte er oft in diese Welt zurück. Hodgson schrieb Kurzgeschichten und Novellen, die zum Besten gehören, das die moderne Phantastik zu bieten hat. Er kombinierte bekannte Schrecken mit den Erkenntnissen noch junger Naturwissenschaften. Vor allem die Frage nach der Entstehung des Lebens beschäftigte Hodgson. Bereits zu seinen Lebzeiten kristallisierte sich heraus, dass es auf dieser Welt wohl im Wasser entstanden ist – im warmen, nährstoffreichen Wasser und begleitet von zahllosen Fehlversuchen und bizarren Mutationen.

Meeresschrecken einst und jetzt

Hodgson ging davon aus, dass diese urzeitlichen Lebensquellen weiterhin existierten. Immer wieder spielte er durch, wie Menschen in solche "hot spots" gerieten. Der biochemische Urschleim griff sie nicht einfach an, sondern absorbierte sie. Der Mensch löste sich auf und wurde zum Baustein eines fremden Lebens, das – eine weitere Steigerung des Grauens – womöglich ebenso intelligent wie er war.

Wohl am besten hat Hodgson dies in dem 1907 erschienenen Kurzroman The Boats of the ´Glen Carrig' (dt. Die Boote der Glen Carrig) zusammengefasst: Schiffbrüchige geraten in einen Sturm, der sie zu unbekannten Meeresgestaden führt. Dabei müssen sie sich gegen schleimige, krustige, faulige, stets hinterlistige und gierige Kreaturen behaupten, die ihnen ans Leder wollen. 1909 veröffentlichte Hodgson "The Ghost Pirates" (dt. Geisterpiraten). Hier erweiterte er sein Konzept, indem er darüber spekulierte, ob solche heimgesuchten Orte möglicherweise durch transdimensionale Pforten zugänglich waren, die unsere Welt mit weitaus unwirtlicheren Orten verbanden.

Die Leser von Dead Sea – Meer der Angst werden diese Vorstellungen sämtlich wiederentdecken. Autor Tim Curran macht keinen Hehl heraus, dass er seinen Roman als Hommage an W. H. Hodgson betrachtet. Oder sollte man von einem Reboot sprechen? Curran greift die Vorgaben auf, variiert sie und steigert vor allem die Effekte drastisch. Außerdem zieht er in die Länge, was Hodgson verdichtet und komprimiert hat.

Erfreulicherweise kennt Curran auch die Macht der Andeutung. Dead Sea ist deshalb nicht die übliche Folge sinnloser Grässlichkeiten, auf die sich der moderne Splatter-&-Stammel-Horror viel zu oft beschränkt. Curran selbst hat solche Schlachtplatten geliefert, weshalb es doppelt überrascht, dass er wirklich schreiben = sich ausdrücken kann. Eindrucksvoll stellt er unter Beweis, weshalb man ihn (nach seinem vielleicht berüchtigtsten Werk) den "Leichenkönig" nennt: Über 750 Seiten schwelgt Curran in einfallsreich und detailfreudig beschriebenen Schleimig- und Scheußlichkeiten, bis dem Leser – im positiven Sinn – gemeinsam mit den geplagten Helden übel wird. (Ein Lob verdient der Übersetzer, der mit dem Wörterbuch in Reichweite der Vorlage Paroli bot. Wahrscheinlich taucht jedes Wort der deutschen Sprache, mit dem sich Abscheuliches ausdrücken lässt, in diesem Buch auf!)

Monster und Mensch, Mensch = Monster

In einem Punkt ist Curran zynischer – oder realistischer? – als Hodgson. Dieser ging davon aus, dass Menschen in der Krise zueinanderstehen. Selbst unter dem Druck angreifender Geiferlinge zerbricht dieser Korpsgeist nicht. Die berühmte Oberlippe des englischen Gentlemans bleibt bei Hodgson auch in einem Rettungsboot steif. Es wird geteilt und einander geholfen.

Davon ist in Currans Gegenwart nichts mehr geblieben. Seine Helden sind einander spinnefeind. Die blanke Geldnot hat die Bauarbeiter zur Annahme eines Auftrags gezwungen, der durch allerhand kriminelle Machenschaften zustande kam. Der Bauleiter mutiert zum Lagerführer, der darauf achtet, dass seine Sklaven auf Zeit sich nicht aus dem Staub machen. Auch an Bord der "Mara Corday" ist die Stimmung gereizt. Das riesige Schiff wird von einer Minimalbesetzung bemannt, denn die Reederei spart an den Löhnen. Man geht einander so gut wie möglich aus dem Weg. Als die Katastrophe kommt, ist dies nicht mehr möglich. Nun hockt man aufeinander.

Curran stellt unter Beweis, dass sein Fäkal-Wortschatz seinem Ekel-Vokabular mindestens gewachsen ist. Vor allem Bauführer Saks ist ein nie versiegender Quell entsprechender Reden. Immer wieder droht die Gewalttätigkeit der Männer sich gegen sie zu wenden, während sich aus dem Wasser und der Luft blutgierige Mäuler recken. Die gegensätzliche Reaktion besteht aus Resignation. Statt zu helfen, geben einige Männer auf oder flüchten sich in die Religion. Eigentlich braucht es keine Monster, um diese Gruppe auszulöschen. Sie schaffen das selbst sehr gut.

Aufs Gaspedal abgerutscht?

Während Dead Sea im Mittelteil ein wenig auf der Stelle tritt – so wird beispielsweise aus mehreren alten Logbüchern vorgelesen, ohne dass Neues daraus erwächst –, drückt Curran im letzten Viertel so stark auf die Tube, dass er mehrfach ins Stolpern gerät. Eigentlich beginnt er mit einer neuen Geschichte, statt sich diese für eine Fortsetzung aufzusparen. Dabei hat die Dead-Sea-Welt entsprechendes Potenzial, wie Currans Schwenk vom Horror zur Science-Fiction à la H. P. Lovecraft zeigt. Hier könnte der Verfasser ansetzen.

Stattdessen verlässt Curran die Dead Sea nicht nur allzu hastig, sondern sprengt sie US-typisch mit einer Antimateriebombe (!) in Stücke. Das ist alles andere als eine originelle Lösung. Dennoch ist es dem Autor gelungen, klassischen Grusel und modernen Horror spannend zu verbinden.

Dead Sea - Meer der Angst

Dead Sea - Meer der Angst

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Letzte Kommentare:
31.08.2017 09:19:04
Lukes_Meinung

Bermuda-Dreieck, Sargassosee und andere Flecken der Weltmeere taugen immer für Storys, welche jeder rational erklärbaren Grundlage entbehren. Und genauso unergründlich wie die Tiefen des Ozeans, sind teilweise die Ideen, welche Autoren damit verbinden.
Tim Curran war mir bisher nur aus dem „American Wasteland“ (LINK ZUR REZI) bekannt und dieser Ausflug in die Hirnwindungen des Autors hatte mir gut gefallen. Wusste Curran dort noch keinerlei Füllmomente oder gar Längen aufkommen zu lassen, so ist dies bei „Dead Sea“ leider nicht der Fall.
Curran nutzt das erste Kapitel um seine Protagonisten, welche alle miteinander wieder nicht wirklich sympathisch sind, einzuführen und deren Hintergrund ein wenig mehr auszuleuchten, um deren Reaktionen im nun folgenden Spiel erklärbar zu machen. Dies gelingt ihm auch sehr gut, doch irgendwie will dabei nicht so recht Freude aufkommen, auch wenn man sich wieder in derbstem Slang und wildesten Beschimpfungen unterhält.
So richtig will der Horror und das Mystery jedoch nicht punkten und auch wenn man den Hintergedanken auf die Seitenzahl dieses Buchklotzes legt – deren es da 768 gibt – macht dies dennoch nicht die recht langwierige und umständliche Einführung von allem wett.
Klar, die Mara Corday – das Schiff um das es zuerst geht – befindet sich in einem unergründlich seltsamen Nebel und so langsam nehmen die Bedrohungen zu, und es kommt auch die erste Person ums Leben – aber selbst der Selbstmord eines über die Reling hüpfenden Matrosen, steigert die Spannung nicht wirklich.
Erst als sich Gosling, der erste Offizier der Mara Corday, daran macht das Rätsel des durchgeknallten Relingspringers zu ergründen, nimmt auch das Buch endlich wirklich erstmals Fahrt und Gänsehaut auf. Leider verliert sich diese zu Beginn des zweiten Kapitels sofort wieder und man hat das Gefühl, Curran wolle hier Feeling und Setting von Kapitel Eins ebenfalls auf die neue Handlungsebene übertragen.
Um jetzt noch ein paar Wasseraphorismen zu verbraten, so kann man die Handlung bis zum Schluss als leises dahinplätschern diverser Versatzstücke bezeichnen, denn irgendwie wollte Curran diesmal bei mir nicht zünden.
Seine Protagonisten siedelt Curran auch diesmal wieder vollkommen in der Realität an, denn die komplett geldversessenen Bauarbeiter, welche eine Landebahn in den Dschungel zementieren sollen, sind so wie Otto Normalverbraucher eben ist. Selbst in der ausweglosesten Situation denkt jeder nur an sich und das dezimieren der Protagonisten durch die Umgebung der „Dead Sea“ bringt keinen „Och, schade, der hätte das doch jetzt überleben können!“-Moment mit sich.
Auch wenn meine Recherche ergab, dass es sich bei „Dead Sea““ um ein einziges Buch im Original handelt, so könnte man auch in den Gedanken verfallen, dass es sich um seine Serie handle und die einzelnen Kapitel als einzelne Bücher erschienen wären. Jedes Kapitel wird Anfangs von der Geburt des Neuen überschatten und kommt schwerer ans Laufen als sein Vorgänger, was natürlich den Fluss und die Homogenität des Spannungsbogens ständig abreißen lässt.
Für mich hätte dies alles wesentlich straffer und rattiger abgehandelt werden können, so wie Curran es mir mit dem „American Wasteland“ vorgemacht hat.
Wer Zeit, Lust und Ausdauer hat, der möge sich dem Buch widmen, denn zumindest die Charakterstudien rangen mir den ein oder anderen schallenden Lacher durch deren Konversationen untereinander ab.

22.06.2014 01:52:26
Killing Joke

Ich habe die meisten der Geschichten von William Hodgson gelesen und verstehe warum Curran sein Buch als Hommage verstanden haben will.
Hodgsons Geschichten sind nämlich verdammt gut.

Hier meine subjektive Meinung zu Dead Sea:

Die Geschichte selbst hat ihre Momente, allerdings sind die nicht sehr zahlreich und aufkommende Atmosphäre wird konsequent durch die sprunghaften Handlungen der Hauptpersonen, die viel zu breit getretene Fäkalsprache und die übertriebene Effekthascherei untergraben.

Dazu kommt noch, das die Beschreibungen der diversen Wesenheiten der Dead Sea zwar Fantasievoll und variantenreich ist, sie aber in meist sehr plump geschriebenen Szenen präsentiert werden, die kaum zum gruseln sind. Der sonstige Overkill an Effekten und Geschehnissen ist eher ermüdend, genau so wie der furchtbar langweilige Sprachstil in der die Konflikte zwischen den Seemännern geschrieben sind. Entweder hat der Übersetzer keine gute Arbeit geleistet oder der Autor hat einfach nur Masse über Klasse gestellt. Aber nichts gegen Masse an sich. Brian Lumley, Clive Barker und Dan Simmons zum Beispiel schreiben auch Mengen an Material, sind aber trotzdem erste Sahne.

Seite um Seite um Seite um Seite um Seite empfehlen sie sich gegenseitig Unzucht mit der eigenen Mutter, sich selbst, oder sonstwem zu treiben, drohen einander mit Messern und Pistolen und das auf einem Niveau, das mich denken lässt ich wäre unter 13 jährigen.

Das ist der Spannung abträglich und sorgt dafür, das es lange Zeit gar nicht um die Situation der Schiffbrüchigen oder den Ort geht an dem sie sich befinden, sondern um laues hin- und hergekeife. Spannung geht anders.

Nicht das ich meine Tim Curran hätte biederer schreiben müssen wie zu Hodgsons Zeiten, aber eine Menge mehr an Qualität wäre drin gewesen.
Als ich mich dann durch dieses Quader Papier gequält habe wurde es zwar stellenweise besser, aber schlussendlich ist Dead Sea für mich ein durchwachsenes Buch mit mehr tiefs (Sprachstil, Beschreibungen, "Schock"-Effeckte, 08/15 Charaktere) als hochs (Kreaturen, Setting, gute Recherche, stellenweise trotz allem tolle Atmosphäre).

Wer sich durch die erste Hälfte des Buches gearbeitet hat erlebt übrigens einen leichten Rückgang, des nervigen Geschimpfes vom fiesen aber lächerlichen Saks. Die anderen Figuren allerdings gewinnen mit der Zeit weder an tiefe noch an Glaubwürdigkeit.

Positiv ist auch das man merkt, dass Curran sehr gut recherchiert hat. Das muss eine Menge Arbeit gewesen sein, die merkbar in das Buch einfließt und der Odyssee der Helden/Antihelden Authentizität verleit.

Wenn Curran nicht permanent mit dem Vorschlaghammer gegen die metaphorische Stirn prügeln würde könnte dieses Buch richtig klasse sein.
Ist es für mich aber nicht.

Wer über all diese Sachen hinwegsehen kann, der wird mit diesem Buch aber eine nette Abwechselung von Mainstream Horrormotiven finden und auch gut unterhalten werden. Deshalb: So schlecht ich selbst das Buch auch fand, so gut kann es Ihnen gefallen. Und Dead Sea ist trotz der wenigen Punkte die ich vergeben habe besser als der nächste Vampir-Highschool Roman, der nächste Vampirkrieger Roman oder irgendein christlich angehauchtes Cash-Werk.

Aber lieber nochmal Hodgson. Der Lohnt sich!

26 Punkte.

01.04.2014 09:41:47
Alexi1000

Da ist er wieder...Tim Curran. Auf dem Cover prangt uns der Ausspruch an: von seinen Amerikanischen Fans als sein bester Roman gewertet...

viel Vorschusslorbeeren!

Die Prämisse erstmal gar nicht so ungewöhnlich: das Bermudadreieck und die Saragossasee waren/sind schon immer Material für unheimliche/unerklärliche Phänomene gewesen.

Hier trifft es nun die Besatzung der "Mara Corday"...man fährt in dem Seegebiet in einen unerklärlich dichten Nebel, die Kompassnadeln spielen verrückt...und es beginnt ein wahrer Alptraum!

Wie die Protagonisten der Geschichte wird man langsam in den Sog des Wahn hineingezogen...man kann förmlich mit Ihnen "entgleisen", auch wenn die ein oder andere Person sicher eher austauschbar für bestimmte "Personentypen" steht. Das was dann scheinbar einige Leser zunächst als "Längen" sehen, ist halt dem Umstand geschuldet, das selbst die Zeit im Nebel nicht mehr wirklich konstant ist, und wer hat das nicht selbst schonmal gespürt, wenn sich Nebel für längere Zeit mal nicht gelichtet hat ;-).

Was aber nun (für mich) ganz wichtig ist:

Curran schafft hier so eine schön morbide, gruselige Stimmung, das selbst mir als über viele Jahre erfahrenem Horrorleser ein ums andere Mal die "Nackenhaare" aufstanden...sowas bekommt man dann heutzutage wirklich nur SEHR selten unter.

Schön morbide Fantasien nähren den Boden, den Curran gesäht hat...und ein ums andere Mal fragt man sich tatsächlich: was zur Hölle ist mit den Schiffen/Flugzeugen und vor allem Besatzungen passiert, die nachweislich tatsächlich über viele Jahrzehnte im Bermudadreieck verschwunden sind...

Curran gibt phantasievolle (mögliche?) Erklärungen...und ich kann mit Personen, Länge etc. sehr gut leben...das wichtigste: dieser Roman will "gruseln"...er schafft es, und damit habe ich mich sehr gut unterhalten...an der Blut und Ekelschraube dreht Curran diesmal bis auf wenige Ausnahmen wohltuend wenig, und für mich ist es tatsächlich bis dato sein bester Roman!

..vergebe guten Gewissen superbe 95°.

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