
Ungewöhnliche Verbündete gegen das Ende der Welt
Das Böse kommt aus dem Osten. Der Krieg um die Zwergenmetropole Derok ist vorbei – zumindest vorerst. Der Winter hat Einzug gehalten in und um Derok, die die Zwergenstadt angreifenden Orks haben sich in ihren Zelten eingebuddelt, warten darauf, erneut gegen die Wühler vorzugehen. Dass zu dem Hunger und der beißenden Kälte auch noch hinzukommt, dass die meisten ihrer zauberkräftigen weisen Frauen, der Drûaka vom Wahnsinn dahingerafft wurden, ja, dass eine heimtückische Seuche, der Schwarze Tod oder Blaufäule wie ihn die Orks nennen, ihre Reihen weiter lichtet ist eine Katastrophe. Während sie mit Hilfe willfähiger Menschen versuchen, die Anführer der Zwerge in der Feste zu meucheln, hungert der Rest ihrer Armee.
Ein Trupp um den Broca Kredar, na ja, zumindest das, was von diesem Fähnlein Abenteurer noch übrig ist, macht sich gen Osten auf, um die Quelle des dunklen Unheils, das über die Welt kommt aufzusuchen und auszuschalten. Dass sie dabei dem elenden Wind, der elenden Kälte und den elenden Bergen ausgesetzt sind, könnten sie noch ertragen, aber dass sie nicht alleine unterwegs sind, das schlägt dem Fass den Boden aus.
Gleichzeitig mit ihnen ist auch eine Expedition der Zwerge angeführt von Glond und dem Wolfmann unterwegs in Richtung Donnerberg. Auch sie sind, angeleitet durch einen in Bein geritzten Hinweis auf der Suche nach den in den Dabroghöhen verborgenen Bösen. Schon der Weg in die unwirtlichen Berge hält so manche Fährnisse für die so unterschiedlichen Expeditionen bereit. Beide geraten in Hinterhalte, werden gefangen genommen und müssen herbe Verluste verkraften. Doch es kommt noch schlimmer, weit schlimmer – erneut werden sie gezwungen, zur Bekämpfung des Bösen ihre Kräfte zu vereinen – auch wenn sie eigentlich nichts lieber machen würden, als dem Anderen zu zeigen, wie scharf die Klingen ihrer Äxte und Haumesser sind.- Doch merke – ist der Feind zu mächtig und böse, werden aus Feinden Verbündete ....
Dem totgesagten Völker-Roman wird neues Leben eingehaucht – und dies, auf beeindruckende Art und Weise
Völkerromane sind out, mega-out sogar, glaubt man den Gerüchten im Netz. Erstaunlich, dass ausgerechnet die Publikumsverlags-Lektoren davon noch nichts gehört haben. Lübbe, Piper und Heyne legen munter weitere Völkerromane vor, und anscheinend, glaubt man den Aussagen eines befreundete Buchhändlers, gehen diese Bücher nach wie vor ganz ordentlich über den Tisch.
Erstaunlich ist dabei, dass das Phänomen der Völkerromane vornehmlich im Deutschen Buchmarkt stattfand und nach wie vor stattfindet. Anscheinend sind insbesondere in teutonischen Sprachraum tolkienesque Fantasy-Epen der schlagkräftigen Art besonders beliebt und verkaufen sich, die vornehmlich von heimischen Autoren verfassten Bücher, gut. Neben Markus Heitz (Zwerge und Albae) und Bernhard Hennen (Elfen) haben sich die Gebrüder Tom und Stephan Orgel hier mit ihrer packenden Sage um die Orks und Zwerge eine treue Fangemeinde erschrieben. Dabei haben sie sich erfolgreich bemüht, ihre Darstellung der Völker ein wenig differenzierter, ein wenig anders als gewohnt anzulegen.
Die Orks rund um den Feigling Kredar, vielleicht sollte man ihn zutreffender als besonders intelligenten Vertreter seiner Art bezeichnen, kennen wir inzwischen, und auch ihre Gegenspieler, die Zwerge nebst dem Wolfmann sind uns bekannt.
So bauen die Autoren versiert auf ihrem bisherigen Figurengerüst eine neue Handlung auf, in der sie uns eine weitere, neue Geschichte erzählen. Und dies ist erwähnenswert, bemühen sich die Verfassen doch erfolgreich, nicht immer denselben Plot leicht abgewandelt vorzulegen, sondern ihren Fans eine wirklich frische, überraschende Handlung zu präsentieren. Und das Ergebnis der brüderlichen Zusammenarbeit liest sich nicht nur packend und spannend, verwöhnt mit tollen Kampfbeschreibungen sondern greift auch zwergische Emanzipationsbemühungen auf, überrascht mit Allianzen der besonderen Art und zeigt ganz deutlich, dass Zwerge und Orks weit weniger stereotyp zu agieren wissen, als wir dies von anderen Verfassern gewohnt sind. Wer also an entsprechendem Lesefutter Geschmack hat, der greife zu diesem Band – es lohnt sich!

Orks vs. Zwerge - Der Schatz der Ahnen
- Autor: T.S. Orgel
- Verlag: Heyne
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Die Geschichte ist gut, aber wer war dieser groshakk Korrekturleser.
Eigentlich erst ab der zweiten Hälfte sind doch etliche Tippfehler.
Und hier: Seite 556 unten
“Vermutlich war genau das der Plan. Er wolle die Nol'Ru wohl dringend.“
Dringend was??
Das Lesevergnügen schmälert es nicht. Aber es löst Kopfschütteln aus
Der Ork Krendar und sein Trupp sind auf dem Weg zu den Dobrog-Bergen. Die „dunkle Macht“ scheint noch nicht besiegt und dort hoffen sie deren Quelle zu finden und womöglich zu vernichten. Auch der Zwerg Glond hat das Gefühl, dass die Sache noch nicht ausgestanden ist und macht sich mit dem Wolfsmann und dem alten Zwerg Dvergat in die selbe Richtung auf.
Axt, rechte Hand des Oberbefehlshabers des Zwergenbundes, hat derweil andere Sorgen: Ein Mörder geht um, der Zwerge tötet und die Ermittlungen gestalten sich nicht gerade einfach.
Die Brüder Orgel haben eine stimmige Welt erschaffen, mit tollen Charakteren und einer spannenden Geschichte. Besonders die Charaktere haben es mir angetan, die sind nämlich größtenteils sehr vielschichtig angelegt und nach nun drei gelesenen Bänden hat man sie alle lieb gewonnen. Mir gefällt nach wie vor vor allem, dass die Autoren eine Schwarz-Weiß-Zeichnung vermieden haben. Hier gibt es nicht „die bösen Orks“ und die „guten Zwerge“, nein, jedes Volk hat solche und solche und auch die einzelnen Charaktere kann man nicht ohne Weiteres diesen Kategorien zuordnen – wobei es natürlich schon auch einige gibt, bei denen das problemlos möglich ist, wie im wahren Leben eben.
Auch durch die Perspektivewechsel ist es schwer, sich für eine der Seiten zu entscheiden (wobei das in diesem Band weniger die Frage ist), mal erlebt man das Geschehen aus der Sicht der Orks, speziell aus Krendars Sicht, mal aus der der Zwerge, hier vor allem durch Axt und Glond – und auch die Menschen, die es auch gibt, auch wenn sie eine kleinere Rolle spielen, sind durch den Wolfsmann und die ehemalige Schmugglerfürstin Nyorda vertreten. Den Autoren gelingt es dabei immer, dass man mit der jeweiligen Partei bangt.
Die Geschichte ist sehr spannend und erlaubt weitere tiefe Einblicke in die Welt der einzelnen Völker. Der lebendige und bildhafte Erzählstil bedingt, dass man sich schnell in der Handlung verliert und das Buch kaum noch aus der Hand legen kann.
„Der Schatz der Ahnen“ ist der Abschlussband der Orks-vs.-Zwerge-Trilogie und so las ich ihn mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lachend, weil man nun endlich die ganze Geschichte zusammen hat, weinend, weil es nahe liegt, dass die Geschichte nun eben zu Ende ist und man sich verabschieden muss. Gut, dass das Ende genug Möglichkeiten offen lässt, die auf eine Fortsetzung hoffen lassen, wobei aber durchaus auch ein Schlusspunkt gesetzt worden ist. Lassen wir uns also überraschen, ob wir noch einmal in diese Welt eintauchen dürfen, ich würde mich freuen.
Der Roman ist wieder sehr gut ausgestattet, es gibt neben zwei Karten auch ein Personen- und ein Ortsverzeichnis sowie ein Glossar, das sich aber leider nur mit den Orkbegriffen befasst, hier hätte man sich auch eine Erklärung zu den Zwergenbegriffen gewünscht.
Insgesamt hat mir auch dieser Band wieder sehr gut gefallen. Fantasy-Fans sollten sich diese Trilogie nicht entgehen lassen, sie aber der Reihenfolge nach lesen, auch wenn man die Bände durchaus einzeln lesen kann, ist das Lesevergnügen – und das Verständnis – größer, die Geschichte im Ganzen zu lesen. Von mir gibt es wieder, wohlverdient, die volle Punktzahl.