
Komplex und spannend
Claire Riordan gewöhnt sich allmählich an ihr Leben im Körper Marlene (Lene) Bechsteins. Um sich fit zu halten engagiert sie den Personaltrainer Ares L. Löwenstein, der ihr auch zur Seite steht, als Lenes Mann verschwindet.
Die Judastochter Sia, die nach dem Kontakt mit dem Bernsteinnebel Veränderungen an sich feststellt, ist auf der Suche nach ihrem Geliebten, Eric von Kastell, und ihrer Ziehtochter Elena. Beide sind in den Händen der Organisation Libra, die Versuche mit Seelen macht, um diese zu "reinigen".
Das Leben des Bestatters Konstantin Korff hat sich, seit er einen Schnittering besitzt, zum Besseren verändert, allerdings sehen andere in der Existenz dieser Ringe eine Bedrohung. Und nicht nur das macht Konstantin zu schaffen.
Der Professor würde gerne zurück in seine eigene Welt, doch wie? Und auch der Seelensammler Inverno ist noch aktiv und die dritte Partei im Krieg der Alten Seelen, der immer noch nicht zu Ende ist.
Wer die oben genannten Personen und ihre bisherige Geschichte nicht kennt, sollte Exkarnation - Seelensterben vielleicht noch einmal aus der Hand legen oder es weiter nach hinten auf der Wunschliste schieben und sich erst einmal mit den Romanen vertraut machen, in denen man Sia, Lene, Konstantin und die anderen kennen lernen kann. Ritus und Sanctum, die Judastrilogie und Blutportale, Oneiros und Totenblick, zumindest aber den ersten Band der Exkarnation-Dilogie sollte man kennen, denn nur dann kann man alle Facetten des Romans genießen und wird nicht von den verschiedenen Storylines, den vielen Charakteren und all den Anspielungen überfordert. Alle die, die die oben genannten Romane kennen und mögen, erwartet dagegen ein Roman, der die Geschichten der einzelnen Protagonisten interessant verwebt und spannend weitererzählt. Die Welt, die Heitz erschaffen hat, wird dadurch noch komplexer, die Karten werden neu gemischt, die Handlungsstränge befruchten sich gegenseitig. Und auch wenn dieser Band viele Antworten gibt, sind die Geschichten noch lange nicht zu Ende erzählt, man kann gespannt sein, welche Abenteuer noch auf die Figuren und die Leser warten.
Die Schauplätze der Handlung sind in der ganzen Welt verteilt, neben Deutschland, das den größten und wichtigsten Part einnimmt (hier wieder u. a. Leipzig), trifft man die Charaktere in Österreich, dem Kongo, Japan, den USA und Kanada, nicht ohne, dass die Leserschaft ein bisschen mehr über die einzelnen Orte erfährt (und durchaus zum Weiterforschen angeregt wird, so gibt es z. B. den Cobenzl in Wien wirklich, ebenso wie die Insel Miyajima).
Die Handlung ist sehr komplex. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, u. a. Sias, Konstantins oder Lenes, die einzelnen Erzählstränge sind tatsächlich enger miteinander verstrickt, als man zunächst annehmen würde. Der recht häufige Wechsel der Orte und Charaktere erfordert eine gewisse Konzentration, fördert aber natürlich auch die Spannung. Spannend erzählen kann Markus Heitz sowieso, das zeigt er auch hier wieder, nicht immer kann man sicher sein, dass Charaktere überleben, einige Actionszenen sind regelrecht fingernagelgefährdend. Stellenweise geht es sehr blutig zu, wirklich eklig wird es allerdings nicht.
Die Charaktere sind gewohnt gut ausgearbeitet und es ist schön, alte Bekannte wiederzutreffen. Besonders interessant erscheint mir der (namenlose) Professor, der sehr charismatisch wirkt und der einem, obwohl kein Guter, nicht wirklich unsympathisch ist. Dieses Phänomen gelingt dem Autor häufig, auch einige der anderen Charaktere dieses Romans fallen im Grunde in diese Kategorie (z. B. Sia), auch z. B. bei den Albae-Romanen kann man es beobachten.
Sprachlich ist der Roman manchmal sehr holprig. Ganz besonders ärgerlich empfinde ich den häufigen Nichtgebrauch des Genitivs. Leider scheint das immer moderner zu werden, schmerzt aber sicher nicht nur mich. Auch wenn Sätze nicht zusammenpassen, weil einer offenbar geändert wurde, der zweite, mit diesem zusammenhängende, aber nicht, wie z. B. "Ich fürchte, ich muss sämtliche Ratgeber über Vampire lesen, die es gibt. Und gegen Werwölfe, Magie, Zombies, Drachen, zählte Lene scherzhaft auf ..." (S. 417) irritiert das, ebenso falsche Artikel, es heißt nach Duden "der Kai" und nicht "das Kai" (S. 513). Solche Dinge sollten gerade etablierten Verlagen nicht passieren. Immerhin hat sich die Häufigkeit der Rechtschreibfehler, die ich noch beim Vorgänger bemängelt habe, verringert.
Als Extra ist die Kurzgeschichte "Exemplum" beigefügt, die bereits in der Anthologie Aus dunklen Federn erschienen ist, und einen Handlungsstrang, der im Roman nur am Rande Bedeutung hat, vertieft.
Der Roman schließt die Exkarnation-Dilogie spannend ab, lässt aber viel Raum für weitere Geschichten um die Protagonisten. Zu empfehlen ist der Roman vor allem für Heitz-Kenner, da hier viele Protagonisten seiner anderen Werke aufeinandertreffen, ohne Vorkenntnisse dürfte der Roman überfordern. Wer aber Sia, Eric, Konstantin und/oder Lene schon kennt (und mag), sollte zugreifen.

Exkarnation - Seelensterben
- Autor: Markus Heitz
- Verlag: Droemer-Knaur
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„Atemlose, intelligente Spannung, die es wirklich schwierig macht, das Buch zwischendurch einmal aus der Hand zu legen.“ So schrieb ich am Ende der Rezension zum ersten Teil der Exkarnationsreihe, in dem die Idee von Seelenwanderern in Markus Heitz Erzählwelt um Werwölfe, Dämonen und Vampire bzw. Judaskinder eingeführt wurde. Neben Claire Riordan, die nun als Lene von Bechstein unterwegs ist, betraf dies unter anderem Eric von Kastell, den Vampirjäger, der sich judaskindliche Verwandtschaft zu gelegt hatte und auch einige Judaskinder – sprich Justine und Sia.
Im zweiten Band nun werden noch weitere Charaktere aus dem Heitzversum hinzu gezogen - insbesondere Konstantin Korff, der ehemalige Oneiros, und die Personen, die um ihn herum sind. Dabei hat Korff gerade zwei neue Erkenntnisse über die Welt gewonnen – nämlich, dass zum Einen die anderen Todesschläfer sein Treiben mit überaus großem Misstrauen beobachten und zum Anderen, dass man seinen eigenen Schatten und Spiegelbildern nicht trauen kann, was zum Teil in diesem Roman zu Tragen kommt und außerdem in einer angehängten Kurzgeschichte aus dem Jahr 2014 noch näher erläutert wird. Hier scheint sich eine weitere epische Konfrontation anzukündigen, in deren Mittelpunkt Konstantin Korff stehen wird – obwohl die Einordnung dieser Geschichte am Ende in die Kontinuität des Heitzversums ein wenig problematisch erscheint.
Wie gewohnt geht es in diesem Roman sehr rasant zu und die Heldinnen und Helden sind überaus mode- und technikbewusst und fahren in der Regel hoch-PS-ige Untersätze in meist nicht verkehrsgerechter Art und Weise – und nicht immer aus nachvollziehbaren Anlässen. Ein Wesenszug, der in „Sanctum“ und „Ritus“ noch eine gewisse Originalität hatte, nun aber doch ein wenig zu sehr zu einem Topos verkommt, in dem jemand seine eigenen Fahrträume auf dem Papier auszuleben scheint.
Ein weiteres festes Element der Heitzschen Heldinnen und Helden – aber auch einiger ihrer Widersacher – sind die verschiedenen Schneid- und Stichwaffen, die sie verwenden. Dabei fallen in diesem Roman in erster Linie ein gewisser Professor und einer seiner Mitarbeiter namens Minamoto auf, wobei Ersterer längere Klingen zu bevorzugen scheint, wohingegen Letzterer zunächst primär mit einem Tanto kämpft. Und gerade die Kämpfe, die dieser mit seinem Messer führt, sind nicht von der Art, wie man sie mit dieser Waffe führen könnte. Man wirbelt Tantos einfach nicht im Kampf.
Neben solchen Ungenauigkeiten gibt es regelmäßig erstaunliche Wortwahlen, die einen immer wieder beim Lesen stutzen lasse – so, als wäre der Text ursprünglich auf Englisch geschrieben worden, um dann zwar wörtlich, aber nicht immer richtig, ins Deutsche übertragen zu werden. Das ist einer der irritierenden sprachlichen Momente. Ein anderer sind immer mal wieder auftauchende unverständliche Sätze, oder solche, bei denen anscheinend eine Veränderung eines Teilsatzes nicht zur Anpassung der Pronomina des Hauptsatzes geführt hat, worüber man beim Lesen immer mal wieder stolpern kann.
Die Geschichte hangelt sich – unter anderem durch systematisches Nichtsprechen mit Verbündeten auf Seiten der „Helden“ – durch die ganze Welt und einige Handlungsstränge – wie der um eine Figur namens Inverno – wirken eher wie angefügt, weil sie einem gerade eingefallen ist, als wie ein wirklicher Beitrag zum Geschehen. Alles in Allem nicht wirklich ein Lesevergnügen. Wozu auch die ständigen Wiederholungen in der Gefühlsdarstellung von Charakteren beitragen, die wohl die Spannung an einigen Stellen erhöhen sollen, aber das Lesen eher verzähflüssigen. Keine Leseempfehlung.
Ich mag die Exkarnation Reihe und Onairos sehr gerne und werde mir auch die anderen Bücher die in dieser Welt Spiel holen.
Hoffentlich gibt es bald mehr Bücher die in dieser Welt spielen.
PS: Past auf eure Schatten auf.
[B]Meine Meinung:[/B]
Markus Heitz ist einer meiner Lieblingsschriftsteller, und nachdem ich vor einiger Zeit sein Buch „Exkarnation – Krieg der alten Seelen“ gelesen habe, freute ich mich natürlich auf die Fortsetzung.
Wie beim ersten Teil ist auch hier das Cover wieder sehr dunkel gehalten. Hauptsächlich schwarz, in der Mitte ist ein Ring mit einem eingefassten Stein zu sehen, der scheinbar zerbrochen ist.
Claire lebt nun als Marlene von Bechstein, nachdem ihr ursprünglicher Körper getötet und ihre Seele in eben diesen Körper gefahren ist. Auf einmal ist ihr Mann verschwunden. Sie verdächtigt Gregor Dubois, einen undurchschaubaren Geschäftsmann. Unverhoffte Hilfe bei der Suche bekommt sie von ihrem neuen Fitnesstrainer Ares Löwenstein und dessen Freund Konstantin Korff. Auf ihrer Reise kommen die drei immer näher an eine geheimnisvolle Organisation heran, die sich zum Ziel gesetzt hat, übernatürliche Kreaturen von dem Bösen zu befreien.
Auf der Suche ist auch Sia, die Vampirin. Sie ist den Entführern ihrer Ziehtochter Elena und ihrem Geliebten Eric auf der Spur. Dabei kommt sie in bis dahin nie gekannte Situationen, die ihr Angst und Bange machen.
Ich bin ehrlich, es hat lange gedauert, bis ich die einzelnen Figuren und Handlungsstränge wieder an den Vorgängerroman anknüpfen konnte. Erst nach und nach fielen mir die Zusammenhänge wieder ein, warum dieses und jenes passiert ist und wie es sich jetzt auf die aktuelle Situation im Buch auswirkt. Nicht einfacher wird es dadurch, dass Markus Heitz es bekanntlich immer wieder versteht, Charaktere aus anderen Reihen in neue Romane mit einfließen zu lassen. Es ist zwar interessant, auf einmal wieder über eine altbekannte Figur zu stolpern, aber die Vermischungen sind teilweise so verworren, dass es mir oft schwerfällt, Geschichten und Personen auseinanderzuhalten.
Von allen Charakteren waren mir Ares Löwenstein und Konstantin Korff am sympathischsten. Die beiden kamen mir gleichzeitig auch am authentischsten rüber.
Das Ende hat mich leider auch nicht so wirklich überzeugen können: Auf einmal ging alles sehr schnell, und Lösungen waren plötzlich da, nach denen man zwei Bände lang gesucht hat. Und nach den letzten Zeilen ist auch klar: Es wird noch eine Fortsetzung geben. Wahrscheinlich mit einem anderen Schwerpunkt, aber wie ich Herrn Heitz mittlerweile kenne, wird er auch dort wieder seine Fäden und Verknüpfungen binden.
[B]Fazit:[/B]
Leider konnte mich dieses Buch nicht vollends überzeugen, dafür hatte es zu viele Ecken und Kanten. Trotzdem würde ich aber auch einen Nachfolgeband lesen wollen, dafür bin ich einfach zu neugierig, was auf die Protagonisten noch alles zukommen mag.
Sia, die Vampirin, ist auf der Suche nach ihrer Ziehtochter Elena und glaubt, dass Elena von der Organisation "Libra" gefangen gehalten wird. Claire ist als Seelenwanderer in den Körper der Lene von Bechstein geschlüpft. Sie sucht ihren entführten Ehemann. Ihr Personaltrainer Ares von Löwenstein hat gerade erfahren, dass er Großvater wird und Konstantin Korff wird als Bestatter zu einem mysteriösen Todesfall in einem Hotelzimmer gerufen. Immer wieder kreuzen sich die Wege der Beteiligten.
Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen, wenn… Ja wenn man sich mit Markus Heitz‘ Protagnisten auskennt. Da ich selten Fantasy-Bücher lese und bisher noch kein Buch von Heitz gelesen habe, tat ich mich schwer mit dem Lesen dieses Buches, musste einiges zweimal lesen. Ständig hatte ich das Gefühl, dass mit entscheidende Kenntnisse fehlen. Wie ich inzwischen weiß, liegt es wohl daran, dass die Figuren aus den unterschiedlichsten Büchern von Markus Heitz hier zusammenkommen.
Die Figuren sind interessant und alle etwas ganz Besonderes. Ganz besonders gut gefiel mir der Rocker Ares Leon Löwenstein, der ein harter Typ ist, aber ein sehr weiches Herz hat wenn es um seine Familie geht. Aber auch Sia Sarkowitz, die so rassig wirkt und dabei uralt ist, ist eine interessante Figur.
Auch wenn sich Allianzen bilden, scheint doch jeder der Charaktere seine eigenen Interessen zu verfolgen. Dabei geht es rasant zu und man ist nicht gerade zimperlich im Umgang mit seinen Gegnern.
Immer wieder kommt es anders, als man gerade erwartet und dadurch ist es sehr spannend. Dieses Buch macht auf jeden Fall Lust darauf, auch andere Werke des Autoren zu lesen.
Ein Muss für Fantasy-Fans.