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Michael Drewniok
Mondlicht-Morde im US-Hinterwald

Buch-Rezension von Michael Drewniok Jan 2019

Historiker Dr. Jeremy Logan zieht sich in ein einsames, aber luxuriöses Waldhotel in den Adirondack-Bergen des US-Nordostens zurück, um endlich ein Fachbuch abzuschließen. Im nahen Nationalpark arbeitet ein alter Studienfreund als Ranger. Randall Jessup begrüßt Logan jedoch nicht nur wegen der alten Zeiten herzlich. Er weiß von dessen ‚Nebenjob‘ als „Enigmatologe“, der sich wissenschaftlich mit Phänomenen beschäftigt, die gemeinhin als „übernatürlich“ bezeichnet werden.

Unweit des Desolation Mountain und damit in einem der wildesten Winkel des Nationalparks verschwinden seit einiger Zeit Wanderer, um als buchstäblich in Stücke gerissene Leichen wieder aufzutauchen. Polizisten und Ranger machen einen Wolf oder einen Bären für die Bluttaten verantwortlich, doch Jessup ist skeptisch. Er kennt die seltsamen Geschichten, die sich um den Desolation Mountain und die ihn umgebenen Wälder ranken: Etwas Uraltes, Böses, soll hier umgehen! Als Quelle des Übels nennen die Einheimischen hinter vorgehaltenen Händen die seltsame Blakeley-Sippe. Völlig isoliert hausen sie inzüchtig tief im Wald. Besucher werden rüde in die Flucht geschlagen: Den Blakeleys traut man alles zu.

Da Logan dem Ranger-Freund helfen möchte, geht er das Mordrätsel als Forscher und Fachmann an. Er stellt Fragen und schaut sich die Schauplätze der blutigen Überfälle an. Dabei stößt Logan auf ein kleines Versuchslabor im tiefen Wald. Hier erforscht Laura Feverbridge, Tochter eines von Kollegenspott in den Tod getriebenen Wissenschaftlers, den „Luna“-Effekt, um damit das Werk des Vaters fortzusetzen und zu vollenden: Offenbar löst das Licht des Vollmonds unter bestimmten, auch künstlich zu reproduzierenden Umständen körperliche Veränderungen aus, die an den uralten Werwolf-Mythos erinnern. Wie weit ist Feverbridge Senior bei seinen Versuchen gegangen? Hat er sich wirklich auf Versuchstiere beschränkt …?

Diffus - das Licht und diese Story

Letztere Frage ist natürlich rhetorisch. Gilt das als Spoiler? Dann ist bereits der Moment gekommen, dem hier vorgestellten Werk seine absolute Überraschungslosigkeit zu bescheinigen. „Der Luna-Effekt“ ist ein Roman, dessen Verfasser ausschließlich sattsam Bekanntes zu einer Story verleimt, die sich vor dem geistigen Auge des Lesers zu einem tausendfach gesehenen Mystery-Film formt - zu einem ebenfalls höchstens mittelmäßigen Film übrigens.

Das ist weniger abwertend gemeint, als der Leser dieser Rezension denken könnte: Solides Spannungshandwerk hat seinen festen Platz in der Feierabend-Unterhaltung, die man keineswegs ständig anspruchsvoll gestalten möchte, auch wenn uns Mahner bzw. Tugendwächter auf pädagogischer Mission deshalb ein schlechtes Gewissen einreden wollen. Es gelingt nicht; dem Trivialen geht es in sämtlichen Medien prächtig, und das ist gut so.

Im engen Rahmen seiner selbst gestellten Aufgabe leistet Autor Child anständige Arbeit. Er schreibt durchschnittlich zwei Romane jährlich, weshalb nicht wundert, dass „Der Luna-Effekt“ einerseits sehr routiniert in Worte gesetzt und daher leicht lesbar ist, während andererseits der Plot, auf dem das Werk ruht, wie gesagt aus etlichen Vorlagen zusammengeklaubt wurde: Zeit ist Geld! Eigenständig ist höchstens Childs Bemühen, das entfesselte Grauen ,wissenschaftlich‘ zu erden.

Rätsel-Mann am Werk

Bereits viermal wurde Jeremy Logan in rätselhafte Ereignisse verwickelt. Das Schema ist simpel und  bewährt; es konfrontiert ihn mit Mythen, die sich als handfeste Realität erweisen, die ihm irgendwann ans Leben wollen. Als Mulder & Scully in Personalunion hält Logan jenes Subgenre am Leben, das durch „Akte X“ zwar nicht begründet, aber populär wurde: Was man einst als „übernatürlich“ klassifizierte, gilt heute als „noch nicht erforscht“. Dass realiter die meisten dieser ‚Rätsel‘ keine sind, sondern eine Melange aus Wunschdenken, Irrtum und Spinnerei darstellen, tut dem keinen Abbruch. Das ‚aufgewertete‘ Mysterium wird mit den Spannungsinstrumenten des „Science Thrillers“ durchexerziert.

Logan ist ein erstaunlich flacher = nichtssagender Charakter. Als Held einer Simpel-Serie stellt er damit eine Idealfigur ein. Jegliche Ecken und Kanten werden vom Verfasser behauptet, indem sie Logan flüchtig aufprojiziert werden. Besonders penetrant ist die rührselige Zwiesprache mit der verstorbenen Liebe seines Lebens. Fragen wirft auch Logans Eignung als „Enigmatologe“ auf; was er als ‚Wissenschaftler‘ in Sachen Luna-Rätsel aufbietet, überzeugt nicht einmal den naivsten Laien.

Auch sonst bleiben die Figurenzeichnungen eher flüchtig. Vater und Tochter Feverbridge, der örtliche Fies-und-Feist-Sheriff oder ein Spökenkieker, der sich in dunkel-dummen Andeutungen ergeht; die Liste ist lang und wenig erfreulich, weshalb man die wenigen positiven Ausnahmen hervorheben sollte. So sind die Blakeneys eben nicht die erwartete Horde debil-brutaler Hillbillys, die „Leatherfaces“ u. a. serienmordende Unholde produzieren. Wer tatsächlich in den Wäldern umgeht, ist nach Lüftung dieser Tatsache kein Geheimnis mehr, weshalb Child unverzüglich zum Finale blendet, das wieder dem Schema F unterliegt.

Tiefe Wälder, dunkle Schatten

Während Child als Geschichtenerzähler auf Sparflamme leuchtet, gelingt es ihm erstaunlicherweise, eine Stimmung des Schreckens und der unterschwelligen Bedrohung zu inszenieren, die der dann entfesselte Horror in keiner Weise mit Leben füllen kann. Tatsächlich erwartet man ein Grauen, das wesentlich älter, vor allem jedoch eindrucksvoller ist als der kümmerliche Werwolf, mit dem uns Child konfrontiert. (Auch dies ist kein Spoiler, sondern steht von Anfang an fest.)

Die nordöstlichen USA wurden als „Neu-England“ schon im 17. Jahrhundert europäisch besiedelt. Das gilt in dem noch recht jungen Staat als Urzeit, in der die nordamerikanischen Ureinwohner als zusätzliche Sagengestalten auftraten. Unter den zahlreichen Schriftsteller, die New England als Hort ‚uralten‘ Grauens nutzten, steht Howard Phillips Lovecraft (1890-1937) sicherlich an der Spitze. Wie kein anderer vermochte er (einfallsreich von ihm selbst geschaffene) Mythen zu gruseligen ‚Leben‘ zu erwecken. Eindeutig hat sich Child an Lovecrafts Erzählung „The Dunwich Horror“ (1929; dt. „Das Grauen von Dunwich“) ‚orientiert‘. Aus den Whateleys wurden die Blakeleys.

Doch Lovecraft verankerte ‚echtes‘ Grauen in ‚seinen‘ neuenglischen Wäldern. Hier hausten Schrecken aus dem Cthulhu-Universum, in dem die Erde nur einen der Planeten darstellte, auf denen kosmische Entitäten ihr Unwesen trieben. Gegen diese Brut hat Childs Werwolf keine Chance. Nicht einmal der „Technobabbel“, mit dem seine Existenz ‚erklärt‘ wird, kann erfüllen, was Child in Sachen Horror andeutet. (Namentlich nicht erwähnt, aber zitiert wird übrigens Algernon Blackwood [1869-1951], der wie Lovecraft die nordamerikanischen Urwälder mit nachhaltigem Grusel aufgeladen hat.) „Der Luna-Effekt“ ist und bleibt ein flottes, plattes Garn, dessen Inhalt sich im Leserhirn und im Wust lebenslang genossenen oder erduldeten Klischee-Grusels auflöst, sobald dieses Buch geschlossen wird.

Fazit:

Auch der fünfte Band der Logan-Serie versucht alte Mythen mit moderner Wissenschaft zu kreuzen. Während die Story vor allem routiniert (d. h. überraschungsarm) voranschreitet, lässt der Verfasser sein Grusel-Garn in stimmungsstarken Kulissen ablaufen: anspruchsloses Lesefutter.

Der Luna-Effekt (Ein Fall für Jeremy Logan 5)

Der Luna-Effekt (Ein Fall für Jeremy Logan 5)

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Letzte Kommentare:
24.02.2019 16:16:27
K.-G. Beck-Ewerhardy

Dr. Jeremy Logan ist in erster Linie als Enigmalogist bekannt und hat sich vor Kurzem in Schottland noch mit der Suche nach dem Loch Ness-Monster auseinander gesetzt. Nun hat er sich seiner ur-sprünglichen Ausbildung als Historiker zugewandt und möchte in einem Schreiber- und Künstlerrückzugsgebiet in den Adironback Bergen ein Buch über mittelalterliche Geschichte zu Ende bringen. Alle dort Anwesenden sind dort, um aus dem Licht der Öffentlichkeit zu kommen und in Ruhe arbeiten zu können. Deswegen ist der Leiter der Anlage ein wenig nervös als Dr. Logan kommt – insbesondere, nachdem ein Park Ranger, der zwei mysteriöse Morde im nahegelegenen Wildnisgebiet untersucht gebeten hat, ihn besuchen zu dürfen. Der Leiter möchte nicht die Medienaufmerksamkeit auf seine Anlage ziehen, die Dr. Logans Einsätze sonst so mit sich bringen. Was er ihm bei seiner Ankunft auch ganz deutlich macht.

Die beiden Toten waren Extremwanderer, die in einem sehr abgelegenen Gebiet gefunden worden sind – und zwar auf Grund der Abgelegenheit erst nach längerer Zeit, was die forensische Untersuchung sehr unergiebig gelassen hat. Aber es scheint, als ob beide von einem sehr großen und sehr aggressiven Tier zerfetzt worden sind – was in der betreffenden Gegend für einen Bär sprechen würde. Doch Lieutenant Randall Jessup, der zuständige Rancher glaubt nicht ganz an einen Bären und er findet es aus verschiedenen Gründen seltsam, dass beide Angriffe in Vollmondnächten stattgefunden haben. Er bittet seinen alten Studienkollegen Jeremy Logan sich ein wenig umzuhören bei den Einwohnern der Gegend um der Sache von anderer Seite aus auf den Grund zu gehen.

Etwas unwillig mach sich Dr. Logan ans Werk und stellt bald fest, dass eigentlich niemand der An-wohner an einen Wolf glaubt. Es gibt eine sehr alte verborgene und isoliert lebende Gemeinde im Wald, die Blakeleys, über die die Einwohner eine Menge seltsame Theorien haben – wie etwa, dass sie Lykantropen sein könnten – also Werwölfe, eine Idee, die Dr. Logan bei aller Erfahrung und Of-fenheit doch ziemlich absurd erscheint. Doch dann lernt er Dr. Laura Feverbrigde kennen, die in Angedenken an ihren vor Kurzem verstorbenen Vater an den Einflüßen des Monds auf das Verhalten forscht. Ein sehr seltsamer Zufall in diesem Zusammenhang.

So weit das Tableau. Die Sache entwickelt sich wie eine etwas aufgeklärtere viktorianische Wolfs-menschgeschichte und ist als solche über weite Strecke interessant und unterhaltsam. Aber am Ende, als es um die Auflösung geht wird es unnötig actionlastig und leider genauso sentimental, wie ich es an viktorianischen Wolfsmenschgeschichten nicht mag. Nett – aber auch nicht mehr.

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