
Der 30-jährige Krieg als Kulisse einer Dark Fantasy Handlung
Aenlin Salmé Kane trägt einen großen Namen. Na, da klingelt nichts? Vielleicht haben sie ja schon einmal von Solomon Kane gehört, dem Puritaner, der dem Bösen gezeigt hat, was eine Harke ist.
Ja, genau, Aenlin ist seine Tochter.
Wir begegnen ihr in Hamburg im April des Jahres 1629. Sie ist auf der Suche nach einem Seilmacher, bei dem ihr Vater sein Erbe für sie deponiert hat. Das Schicksal spielt dann mit, als eben jener Seilmacher sich, anlässlich eines natürlich höchst illegalen Duells, eine Musketenkugel einfängt. Die Spur des Erbes führt Aenlin und ihre Begleiterin, ein persische Mystikerin, zu den Toren der West-Indischen Compagnie. Um das Erbe doch noch in Besitz zu nehmen, begleiten sie einen Trupp Briganten nach Bamberg. Hier sollen sie gefangen gesetzte Protestanten befreien und nach Hamburg geleiten. Dass die Gefangenen als Hexen eigentlich auf dem Scheiterhaufen brennen sollen, macht die Queste delikat.
Schon auf dem Weg begegnen ihnen Menschenfresser und Nixen, ein Dämon verfolgt sie ebenso unnachgiebig und auch Untote spielen mit.
Danach wird alles nur noch interessanter - eine Verfolgung quer durchs vom Krieg heimgesuchte Römische Reich Deutscher Nation nimmt in Bamberg ihren Anfang - und unsere Flüchtigen, wie ihre Verfolger, treffen auf allerlei unschöne Wesen ...
Viel historisches Flair
Was ist das für ein in sich abgeschlossener Einzelroman, den uns "Zwergen"-Autor Markus Heitz hier vorlegt?
Nun, zunächst darf und soll man Markus Heitz nicht auf seine „Zwergen“-Reihe reduzieren. Neben der High Fantasy war und ist er immer im Bereich der Urban Fantasy unterwegs gewesen. Er entführte seine Leser gar schon einmal, auf der Spur von Werwölfen, ins historische Frankreich.
Insofern ist vorliegender Roman nicht wirklich unbekanntes Terrain für den Bestsellerautor. Dass er als studierter Germanist und Geschichtswissenschaftler so einiges aus der Ära des 30-jährigen Krieges zu berichten weiß, sorgt im Roman für ein solides Fundament.
Beigefügt hat der Verlag dem Buch auch zwei Besonderheiten - zum Einen auf Hochglanz-Kunstdruckpapier historische Illustrationen von Erich Lessing, zum Anderen Aussagen von Zeitzeugen, die bewusst in der altertümlichen Sprache des 17. Jahrhunderts belassen wurden und für ein gerüttelt Maß an Authentizität sorgen. Im Herbst soll zum Roman ein Musik-Album von Blind Guardian erscheinen.
Der 30-jährige Krieg zählt zu den dunkelsten Kapiteln der europäischen Geschichte. In einem Zeitraum von, wen wunderts, drei Dekaden wurde die Bevölkerung durch Scharmützel, Kriege, Plünderungen, marodierende Söldnertruppen und Pestepidemien dezimiert. Zur Heimsuchung trug auch der Klerus mit den Hexenverfolgungen bei.
In diese wunderbar stimmig aufbereitete Kulisse setzt Heitz nun seine Protagonisten. Unsere Hauptfigur ist dabei schon etwas Besonderes. Eine Frau, noch dazu eine bewaffnete Frau in - skandalös - Hosen, die ihren eigenen Weg geht, die Luzifer anbetet und einen Vater hat, der dem Leser aus den Erzählungen Robert E. Howards bestens bekannt ist… das hat schon etwas.
Doch damit nicht genug, wird eine zarte lesbische Verbindung zu der sie begleitenden Mystikerin angedeutet, gesellen sich gar skurrile Figuren zu unserer Truppe dazu. Ein Jeder dieser Landsknechte ist besonders, wächst uns ans Herz oder aber schürt unsere Abneigung. Dass so mancher Tod hier nicht endgültig ist, trägt zum zunehmenden Gruseleffekt des Plots bei.
Dass unsere Gestalten sich recht modern unterhalten, dass sie über die neue Welt Bescheid wissen ist in sich nicht ganz stimmig, stört aber nicht wirklich.
Fazit:
So legt Markus Heitz eine gelungene Dark Fantasy auf, die - endlich einmal bin ich geneigt zu sagen - in heimischen Gefilden bleibt, den Leser mit jeder Menge Gruselfeeling, sowohl was die tatsächlichen Lebensumstände zu dieser Zeit, als auch was die übernatürlichen Heimsuchungen anbelangt, versorgt und munter und packend unterhält.

Die dunklen Lande
- Autor: Markus Heitz
- Verlag: Knaur TB
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Der Dreißig-jährige Krieg ist eines der dunkelsten Kapitel der europäischen Geschichte. In einem Zeitraum von drei Dekaden wurde die Bevölkerung durch militärische Einsätze, Plünderungen, marodierende Söldnertruppen und immer wieder auftretenden Pestepidemien enorm reduziert – und eine Menge Personen landeten wegen angeblicher Hexerei auf dem Scheiterhaufen.
Das mit der Hexerei ist natürlich Quatsch gewesen … . Aber wo Rauch ist, da ist mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch Feuer. So zumindest ist es in dieser parallelen historischen Welt, die Markus Heitz für diesen Roman – und ein im Herbst erscheinendes Album von Blind Guardian – erfunden hat. Hierbei bedient er sich außer historischer Quellen auch noch einer Figur aus Robert E. Howards Feder, denn Solomon Kanes Tochter Aenlin, die ihren Vater nie kennengelernt hat, ist mit einer persischen Mystikerin namens Tahmina auf dem Weg nach Hamburg, wo sie das Erbe ihres Vaters antreten soll. Und mit einer ausländisch aussehenden Mystikerin durch das Europa der Hexenverfolgung zu ziehen – noch dazu als bewaffnete Frau in Hosen – ist an sich schon mit allerlei Gefahren verbunden.
Vor Ort wird ihr Ansprechpartner in einem Duell vor ihren Augen getötet und nun muss sich Aenlin mit der West-Indischen Compagnie auseinandersetzen, in deren Tresoren das fragliche Erbe liegen soll. Um Zugang dazu zu bekommen soll sie mit einer Gruppe Landsknechte und gerade dem Duellisten, der ihren Kontaktmann getötet hat, nach Bamberg ziehen, um dort fünf Protestantinnen vor den dort eifernden Katholiken in Sicherheit zu bringen.
Die Landsknechte um den Hauptmann Nicolas, den laut Tahmina eine sehr seltsame Aura umgibt, haben selbst diesen Auftrag auf höchst ungewöhnliche Art und Weise bekommen und mit einem gewissen Moritz Müller, einem wahren Riesen mit sehr dicker Haut, der erst vor Kurzem zu ihnen gestoßen ist, dem erfinderischen Jäcklein und dem überaus kriegsgestörten Statius bilden die bunt gekleideten Krieger einen überaus bunten Haufen.
Schon auf der Reise nach Bamberg begegnen die Reisenden allerlei unerwarteten Gefahren, wie etwas Landsknecht-hassenden Dörflern, Kannibalen und bösartigen Flußnixen – nicht wissend, dass eine viel größere Gefahr in ihren Spuren folgt. Und auch in Bamberg ist die Sache nicht so leicht, wie zunächst erwartet, denn die fraglichen Personen sind alle wegen Hexerei festgenommen und inhaftiert worden.
Es wird noch wesentlich schlimmer, bevor es im Endeffekt nur eingeschränkt gut wird.
Die Darstellungen des Lebens in der Zeit des Dreißig-jährigen Krieges – abzüglich der Hexen, Werwesen, Dämonen etc. – ist ziemlich gelungen, wenn auch einige der Hauptcharaktere sich einer überaus modernen Sprache bedienen und Denkmuster zeigen, die in der damaligen Welt nicht unbedingt üblich gewesen sind. Und auch das Wissen, dass einige der Charaktere über die „globale“ Lage der damaligen Zeit zeigen erscheint nach der damaligen Nachrichtenlage nicht unbedingt plausibel – auch wenn es die Geschichte insgesamt nachvollziehbarer und informativer macht.
Neben den direkten Darstellungen in der Geschichte werden die einzelnen Kapitel auch mit Zeitzeugenschriften angereichert, die sich ähnlich lesen, wie die Beschreibung von Gräueltaten aus Kriegsgebieten im 20. Oder 21. Jahrhundert. Und es gibt noch einige auf Hochglanzpapier eingefügte zeitgenössische graphische Darstellungen, die zarteren Gemütern den Schlaf rauben könnten.
Die Idee der „dunklen Lande,“ in denen sich das Böse ausbreitet und die Toten nicht notwendiger-weise tot bleiben hatte Heitz ja schon zu Beginn seiner Karriere ausgiebig in der Zwergen-Reihe verwendet und es ist interessant sie an die europäischen Verhältnisse in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts angepasst zu sehen. Und dass Solomon Kane – eine weitere Figur des Conan-Schöpfers – hier noch einmal eine Würdigung bekommt.