King of Scars - Thron aus Gold und Asche
- Autor: Leigh Bardugo
- Verlag: Droemer-Knaur


Erschienen: August 2019

Es ist (fast) alles Gold, was glänzt
Der Name Leigh Bardugo ist mir durchaus ein Begriff. Hingegen waren Ausdrücke wie Grishaverse, Kräftemehrer oder Juda Parem absolutes Neuland für mich. Mit dem 1. Band ihrer neuen Duologie "Thron aus Gold und Asche" konnte ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Endlich ein Buch von Frau Bardugo lesen und zugleich die Wissenslücken betreffend Grisha-Universum schliessen.
Ein Problem kommt selten allein
Nikolai Lantsov. Zar. Charmant, intelligent, attraktiv, jung... So schön sich diese Auflistung auch liest, sie lösen die vielen Probleme nicht, mit denen sich der junge Herrscher konfrontiert sieht. Der Bürgerkrieg ist zwar seit rund drei Jahren vorbei und der Dunkle besiegt. Doch an Ravkas Grenzen gibt es Unruhen und Nikolai braucht dringend Verbündete, wenn er einen neuerlichen Krieg abwenden will. Auch Nachts findet der Zar keine Ruhe. Ein Dämon hat sich seiner bemächtigt und will die vollständige Kontrolle über Nikolai. Ein Kampf, den er unbedingt gewinnen muss, den das Monster giert nach Blut und Zerstörung.
Zum Glück gibt es Zoya Nazyalensky, Kommandeurin, mächtige Grisha und engste Vertraute des Zaren. Auch wenn die junge Frau mit ihren eigenen Dämonen der Vergangenheit zu kämpfen hat, hilft sie, wo sie nur kann. Und Hilfe tut wahrlich Not. Neben dem Ungeheuer, das den Zaren Nacht für Nacht in ein unberechenbares Monster verwandelt, gilt es noch, eine passende Braut für Nikolai zu finden. Zusätzlich gibt es mehrere Personen, welche den Thron von Ravka für sich beanspruchen und den Zaren als Bastard bezeichnen. Ach ja, als Krönung kursieren Gerüchte, dass sich religiöse Anhängerschaften gebildet haben, welche für die Rückkehr des Dunklen beten. Also genau für denjenigen, welcher Zoya alles genommen hat, was ihr je etwas bedeutete.
Anderer Schauplatz, andere Schwierigkeiten
Nicht nur in Ravka gilt es allerlei Hindernisse zu überwinden. In Fjerda, einem Land nördlich von Ravka, ist Nina Zanik auf Mission. Ihr Auftrag lautet, so viele Grisha wie möglich aufzuspüren und in Sicherheit zu bringen. Doch es läuft längst nicht alles wie geplant. Nina und ihre Freunde finden sich nach einer missglückten Rettung in einem Kloster ein, wo sie einem ungeheuerlichen Skandal auf die Schliche kommt. Nina wäre nicht Nina, würde sie dieses Wissen einfach so auf sich beruhen lassen. Obwohl sie anderweitige Befehle hat, ist sie wild entschlossen, dieses düstere Geheimnis auffliegen zu lassen, koste es, was es wolle...
Knisternder Lesefluss mit gelegentlichen Störungen
Die Geschichte wird fast ausschliesslich aus der Sicht von Nikolai, Zoya und Nina erzählt. Verlaufen die Handlungsstränge des Zaren und der Heerführerin Nazyalensky gemeinsam, ist der von Nina Zanik isoliert. Nikolai und Zoya befinden sich in Ravka, Nina erledigt eine Mission in Fjerda. Nicht nur die räumliche Trennung streut Sand ins Getriebe des Leseflusses, Nina vermag mich auch als Charakter nicht ganz zu überzeugen. Sie wirkt unnahbar und denkt oft nur an ihre eigenen Interessen. Zudem dauert es, bis ihre Geschichte Fahrt aufnimmt. All dies führt dazu, dass ihre Passagen für mich nicht zu den Stärken von "King of Scars" zählen.
Die Geschehnisse rund um Nikolai und Zoya dafür umso mehr. Zwar bestimmen oft Politik, Krieg und strategische Vorgehensweisen ihren Tagesablauf. Leigh Bardugo gelingt es aber spielend, bei diesen ernsten Themen immer wieder witzige und bissige Dialoge einzubauen. Dem sarkastischen und neckisch-fiesen Geplänkel zwischen dem Zaren und Zoya folgt man nur zu gerne. Man weiss nie genau, wieviel Ernsthaftigkeit hinter dem Gesagten steckt und wann sich die knisternde Spannung zwischen den beiden in einem grossen Knall entlädt.
Fazit:
Leigh Bardugo hat mich gepackt. Auch wenn es hier und da noch Verbesserungspotenzial gibt, überzeugt King of Scars. Mit Nikolai und Zoya erhält der Leser zwei interessante und intelligente Figuren, die ihre Dialoge mit Galgenhumor und Wortwitz bestreiten. Die zwei Handlungsstränge der Geschichte dürften noch besser miteinander verbunden werden. Dank dem gesteigerten Tempo gegen Schluss kann man dies jedoch verzeihen. Bardugo schafft es ausserdem, neue Leser wie mich für ihr fantasievoll gestaltetes Grishaverse zu begeistern und "alten Hasen" neues Futter zu bieten. Dies alles in einem optisch äusserst ansprechenden Cover... einfach goldig!
Wem dass alles noch nicht reicht: Netflix ist aktuell dabei, den Stoff der Grishaverse-Trilogie als Serie aufzubereiten. Einen Starttermin gibt es noch nicht, dafür wurde bereits der Cast bekannt gegeben.

King of Scars - Thron aus Gold und Asche
- Autor: Leigh Bardugo
- Verlag: Droemer-Knaur
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„King of Scars“ eine Rezension von Siri Wenig
„Angst ist ein Phoenix. Du kannst sie tausend Mal brennen sehen und doch wird sie wiederkehren.“
Dieses Zitat von Zoya Nazyalensky beschreibt den neuen New York Times Bestseller „King of Scars“, aus dem es stammt, ziemlich gut. Leigh Bardugo, die erfolgreiche Autorin aus Jerusalem, die mittlerweile in Hollywood lebt und schreibt, schuf mit ihrem Grishaverse, dem King of Scars angehört, eine ganz neue Welt für alle Fantasy Fans, in die man eintauchen und sich auch ein Stück weit in ihr verlieren kann. Der Fantasy Roman umfasst 39 Kapitel und 505 Seiten pure Magie. Die deutsche Erstausgabe erschien im August 2019 und wurde vom Knaur Verlag herausgegeben. Der Roman existiert ebenfalls als Hörbuch, hierbei haucht Robert Frank mit seiner angenehmen Stimme den Figuren Leben ein. Das Hörbuch ist eine Produktion des Argon Verlags. Wie schon erwähnt ist das Buch Teil des Grishaverse, zudem auch „Goldene Flammen“, „Eisige Wellen“ und „Lodernde Schwingen“ gehören. King of Scars soll besonders auf den Zaren Ravkas, Nikolai Lantsov, eingehen.
Nikolai ist der perfekte Mann – reich, gutaussehend und mächtig. Zudem ist er auch noch unfassbar charmant, intelligent und charismatisch. Doch in ihm schlummert eine dunkle Macht, die es zu zerstören gilt. Im Kampf gegen diese Macht unterstützt ihn seine treuste Gefährtin, die legendäre Grisha und Anführerin der 2. Armee Zoya Nazyalensky. Zoya ist nicht nur atemberaubend schön, sondern auch eine unglaublich mutige und starke Frau. Trotz ihrer meist sehr ruppigen Art, liegt ihr jeder Mann zu Füßen. Sie tut alles um Nikolais Geheimnis zu bewahren. Während die beiden mit all ihren Mitteln gegen das Monster in Nikolai ankämpfen, ist die 18 Jährige Grisha Nina Zenik, auch bekannt als Mila Jandersdat mit ihren Gefährten Leonie und Adrik im Auftrag der Regierung Ravkas unterwegs um Grisha aus der Tyrannei der Fjerdan zu befreien. Auf ihrer Reise lernt sie Hanne kennen, eine unerfahrene Grisha, der sie beibringt ihre Fähigkeiten zu kontrollieren. Nina ist selbstbewusst und sehr eigenwillig, was ihr schon so manche Schwierigkeiten eingebrockt hat aber gepaart mit ihrem Durchhaltevermögen auch tagtäglich ihr Überleben garantiert. Alle von ihnen verbinden schwere und traumatische Erlebnisse in ihrer Kindheit, die sie bis heute prägen und sie alle haben geliebte Menschen verloren, für die Sie diesen Kampf gegen das Böse bis zum Ende weiterführen werden. Sie sind alle unfassbar mächtig und zugleich so gefühlvoll, so angreifbar – so menschlich.
Das Buch ist durchzogen von wundervollen, geistreichen Dialogen, was aber bei diesen ausgeklügelten Personen mit all ihren Abgründen kein Wunder ist. Besonders die vielen starken Frauen im Buch haben mich sehr beeindruckt, angefangen von meinem Lieblingscharakter Zoya, die unfassbar mächtig ist und eine ganze Armee leitet, hinzu kommt Nina, die nahezu furchtlos erscheint und sich jedem noch so mächtigen und einflussreichen Mann wiedersetzt, und auch ihr neuer Lehrling Hanne hat nachdrücklich Eindruck hinterlassen, in dem sie Tag für Tag über sich hinauswächst und sich in jedes noch so große Abenteuer stürzt. Auch der Stil des Buches hat mir sehr gut gefallen, dass mit jedem Kapitel auch die Perspektiven wechseln finde ich sehr erfrischend und äußerst sinnvoll, da man das Geschehen immer aus der Perspektive der momentan relevantesten Person mitkriegt. Meine Kritik muss ich allerdings an der Spannungskurve des Romans äußern, denn diese baut sich nur sehr schleppend auf. Eigentlich war ich wirklich erst gegen Ende des zweiten Teils von der Geschichte gefesselt und davor hat es sich sehr lang hingezogen, da auch viel über die allgemeine Politik im Land berichtet wurde. Auch die eigentliche Hauptperson, der Zar, kam mir ein wenig zu kurz. Ich hätte mir mehr Details über seine Kindheit gewünscht, diese waren zwar vorhanden, jedoch in sehr geringen Mengen. Dennoch war es ein sehr spannendes und mitreißendes Buch, sowie Hörbuch, und das obwohl ich normalerweise eher zu anderen Genres tendiere. Es hinterlässt sehr viele offene Fragen, was aber auch darauf schließen lässt, das es noch eine Fortsetzung geben wird. Ich spreche also eine eindeutige Lese- bzw. Hörempfehlung aus.