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Nina Pimentel Lechthoff
Toller Einstieg mit sehr unsympathischen Figuren

Buch-Rezension von Nina Pimentel Lechthoff Okt 2019

Eine Welt wie die unsere, nur ein paar Schritte weiter – das wäre meine Erklärung, wenn ich das Genre Science-Fiction in nur wenigen Worten zusammenfassen müsste. Und genauso ist die Welt, die Margaret Atwood in der MaddAddam-Trilogie zum Leben erweckt. Diese neue Welt ist von multinationalen Konzernen beherrscht, die das politische und gesellschaftliche Geschehen fest im Griff haben. Der Wandel hin zum totalen Kapitalismus zusammen mit verheerenden Klimakatastrophen hat die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter verschärfen lassen. Aber nicht nur die Wirtschaft hat sich von Moral und Ethik komplett abgewandt, auch die Wissenschaft fragt nicht mehr nach ob sie sollte, sondern ist nur daran interessiert, ob es möglich ist. Doch dann löscht eine Pandemie beinahe die komplette Menschheit aus. In dieser post-apokalyptischen Welt spielt die MaddAddam-Trilogie.

Die Geister, die ich rief

Der Protagonist des ersten Bands, Oryx und Crake, ist Schneemensch. Er ist der - wie er glaubt - letzte Mensch auf Erden und lebt zusammen mit den Crakern - ein menschenähnliches Volk, das von Crake im wahrsten Sinne des Wortes geschaffen wurde - in einem Labor einer der weltweit tätigen Konzerne. Aber anders als die Craker wurde Snowman nicht gemacht für eine Welt, in der die Menschheit nicht mehr so existiert wie früher. Er hieß früher Jimmy und war Teil der privilegierten Gesellschaftsschicht, die in den modernen und hochtechnologisierten Compounds – die abgeschotteten Städte, die von den Mitarbeitern der Konzerne bewohnt waren – gelebt haben. Doch jetzt lebt er in einem Baum, der etwas Schutz bietet vor den wilden, gentechnisch manipulierten Tieren, und muss sein Essen jagen und sammeln. Kein einfaches Leben, das durch die Geister seiner Vergangenheit noch düsterer und schwieriger wird. Als Schneemensch merkt, dass er langsam aber sicher verhungert, macht er sich auf den gefährlichen Weg zum Compound RejoovenEsense,wo er in seinem früheren Leben mit seinem Freund Crake gearbeitet hat. Doch mit dieser Reise werden die Geister immer lauter.

Survival-Guide für die Post-Apokalypse

Das erste Buch der MaddAddam-Trilogie ist eine Mischung aus Abenteuer, Coming-of-Age und Sci-Fi. In Rückblenden erzählt der Protagonist von seiner Zeit als Jimmy, von seiner Kindheit über seine Teenager- und College-Zeit bis hin zum Zusammenbruch der Gesellschaft. Atwood webt sehr gut diese Rückblenden in die Geschichte ein, sodass aufkommende Fragen sofort beantwortet werden, wenn auch nicht immer direkt. Denn wer Crake und Onyx sind – die titelgebenden Figuren – wird erst relativ spät erklärt. Trotzdem habe ich mich nie verloren gefühlt, zumindest nicht im negativen Sinne. Das macht für mich einen guten Einstieg in eine neue Welt aus, dass man nicht sofort alle Antworten bekommt, aber trotzdem genug von ihr erfährt, sodass die Geschehnisse Sinn machen. Und das macht meiner Meinung nach Oryx und Crake aus: Der Leser wird in eine Welt hineingeworfen, die er nicht versteht, die ihm aber trotzdem vertraut vorkommt.

Achtung, Trigger-Warnung

Oryx und Crake  ist mein Einstieg in die Werke von Margaret Atwood, zumindest auf literarischer Ebene. Die TV-Adaptionen The Handmaid’s Tale und Alias Grace haben mich aber auf die Themen, die Atwood bearbeitet, vorbereitet – dachte ich. Die Welt von MaddAddamist brutal und rücksichtslos, war vor allem an der Figur – die einzige weibliche Figur, die man näher kennenlernt – Oryx bemerkbar ist. Ohne viel vorweg zu nehmen: Oryx hat einen sehr schwierigen Weg, bis sie Crake kennenlernt und zu seiner Partnerin wird. Es geht um Menschenhandel, Kinderpornografie und Ausbeutung. Wer Probleme mit diesen schwierigen Themen hat, sollte sich vielleicht lieber von diesem Buch fernhalten. Das Zuhören ist mir sehr schwergefallen, aber ich bin froh, dass ich durchgehalten habe. Denn Atwood schafft mit der Beziehung zwischen Jimmy und Oryx etwas meiner Meinung nach Seltenes, wenn nicht sogar Einzigartiges: Oryx lässt sich von Jimmy nicht in die Opferrolle drängen. Er will ihre Lebensgeschichte hören und etwas gegen ihre vielen Peiniger tun. Oryx stoppt Jimmys Versuche den Helden zu spielen aber immer wieder. Es wäre sehr leicht gewesen, diese typische Dynamik zu verfolgen und Jimmy zum Helden werden zu lassen. Deswegen hat mir sehr gut gefallen, dass Atwood diesen Weg nicht nur NICHT gegangen ist, sondern auch noch Jimmys Versuche enttarnt hat.

Vielleicht lieber lesen

Obwohl ich mir sehr gerne Geschichten vorlesen lasse, hätte ich Oryx und Crake vielleicht lieber doch lesen sollen. Wenn man nicht 100%ig aufpasst und die ganze Zeit aufmerksam zuhört, fällt das Mitkommen schwer. Vor allem am Anfang, wo man die Welt von MaddAddam noch nicht so genau kennt. Aber nach einer Weile habe ich mich an das Zuhören gewöhnt und konnte die Geschichte gut verfolgen, was zum großen Teil an dem tollen Sprecher Uve Teschner liegt.

Keine einzige sympathische Figur

Genau wie ihre Gesellschaft sind auch die Figuren von Oryx und Crake sehr dystopisch, denn keine Einzige ist im Entferntesten sympathisch. Crake ist ein egoistischer, „verrückter“ Wissenschaftler und Oryx ist so mysteriös, dass man keine wirkliche Verbindung mit ihr knüpfen kann. Der Unsympath unter der Sonne ist aber definitiv Jimmy. Für mich hatte er keine einzige Eigenschaft, die ihn auf irgendeiner Art und Weise hätte reinwaschen können. Ich habe ihm die Einsamkeit nach der Pandemie so richtig gegönnt. Ich konnte nichts mit ihm anfangen, er war mir über die gesamte Geschichte hinweg egal. Aber er ist auch gleichzeitig das perfekte Spiegelbild seiner Gesellschaft.

Fazit:

Deswegen bin ich auch so zwiespältig, wie ich zu Oryx und Crake stehe. Alles in dieser Geschichte passt sehr gut zueinander. Trotzdem hätte ich mir - wenn schon nicht sympathische - wenigstens Figuren, mit denen ich mich ein Stück weit identifizieren kann gewünscht. Auch die Themen, die Atwood im Buch aufwirft, sind nicht alle einfach und man sollte sich von vornherein darüber im Klaren sein. Dafür gefällt ich die Art und Weise, wie Atwood an die Beziehung zwischen Jimmy und Oryx herangegangen ist. Genauso wie zu den Figuren, stehe ich auch der Hörbuchfassung sehr Zwiegespalten gegenüber. Einerseits gefällt mir die Stimme und die Erzählweise von Sprecher Uve Teschner, andererseits hatte ich hin und wieder Schwierigkeiten, beim Zuhören mitzukommen.

Oryx und Crake - Die MaddAddam Trilogie 1 (Hörbuch)

Oryx und Crake - Die MaddAddam Trilogie 1 (Hörbuch)

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Letzte Kommentare:
25.10.2019 14:20:41
K.-G. Beck-Ewerhardy

Die Oryx-Antilope und die Ralle geben diesem Roman seinen Titel und sie sind beide zur der Zeit in der die vorliegende Geschichte spielt ausgestorben. Und viele andere Tierarten auch.

Von den Menschen scheint nur noch ein Einziger übrig zu sein - Snowman - der in einem früheren Leben Jimmy hieß und nun von einer hochgezüchteten Gruppe von Humanoiden, die "Rallianer"genannt werden als eine Art Prophet verehrt, denn er bringt die Gesetze ihres Lebens - von Ralle/Crake ihrem Schöpfer - und erklärt ihnen die Welt - wie Oryx, ihre erste Lehrerin im "Paradice". Und den Umgang mit seltsamen Tieren, wie sie nur der Mensch erdenken konnte.
Während Snowman noch versucht, sich in dieser "schönen neuen Welt" zurecht zu finden :scratch: , beginnen vor seinen Augen Prozesse bei den Rallianern abzulaufen, die ihr Schöpfer abgelehnt hätte, der Snowmans bester und einziger Freund gewesen war.

Dies alles betrachtend erinnert sich der Snowman immer wieder an die alte Welt und daran, wie es zu dem Zustand gekommen ist, in dem er sich jetzt befindet0
.
Religions-, Gesellschafts- und Wissenschaftskritik in massierter Form. Wie immer Margaret Atwood in einer sehr komplexen, mehrfach kodierten Sprache ein überaus eindringliches und beängstigendes Buch geschrieben, dass sich neben Klassikern wie "Brave New World", "1984", "Der Report der Markt" usw. und auch neben neueren Dystopien wie "Matrix" anderen Endzeitvisionen nicht verstecken muss. Anspruchsvoll und gut.

Sci-Fi & Mystery
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