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Marcel Scharrenbroich
Böse gegen Böser

Buch-Rezension von Marcel Scharrenbroich Jan 2020

Einmal Superheld sein…

Träumt nicht jeder davon? Mit strahlendem Lächeln mühelos Gutes vollbringen. Ungeahnte Kräfte zu besitzen. Dem simplen Menschsein zu entwachsen. Über den Dingen zu stehen. Großes zu erreichen und den Rest der Menschheit in den Schatten zu stellen. Ja, schnell können solche Machtgedanken kaum spürbar in den Größenwahn gleiten. Besitzt man dann noch einen narzisstischen Charakter, ist man dem Standpunkt eines Superschurken näher als dem eines heroischen Wohltäters. Hier sind die Grenzen fließend. Der Tag wird zu schwärzester Nacht, ohne übergleitende Dämmerungsphase. Nur noch Hell und Dunkel. Schwarz und Weiß. Gut und Böse. So auch bei den Protagonisten in „Vicious – Das Böse in uns“, die sich beide nicht von selbstsüchtigen Motiven freisprechen können.

Flatrate auf die Flatline

Die Geschichte beginnt mit Victor Vale, der in Begleitung eines zwölfjährigen Mädchens in der Nacht über ein Friedhofsgelände streift. Bewaffnet mit Schaufeln und den bösesten Absichten, verfolgt er nur ein Ziel: Rache. Rache an seinem ehemals besten Freund Eli. Die junge Ausreißerin Sydney, die er wenige Nächte zuvor verletzt auf der Straße aufgelesen hatte, soll ihn dabei unterstützen. Ihn und seinen Begleiter Mitch, mit dem Victor erst jüngst aus dem Gefängnis flüchtete. Denn Sydney besitzt eine besondere Gabe… sie kann die Toten zurück ins Leben holen.

Zehn Jahre zuvor existieren solche übermenschlichen Fähigkeiten für Victor Vale nur in der Theorie. Allerdings ist er felsenfest von deren Existenz überzeugt. So sehr, dass der Medizinstudent an der renommierten Lockland University sich seinem Mitbewohner und Kommilitonen Eliot Cardale anschließt. Eigentlich wollte Victor seine Abschlussarbeit zum Thema „Adrenalinauslöser“ verfassen, die dem ehrgeizigen Studenten und mit Anfragen überhäuften Sohn eines Doktoren-Ehepaars eh nur noch Pluspunkte in der B-Note einbringen würde, doch als er von Elis Wunsch-Thema hört, wird er mehr als neugierig. Eli äußert gegenüber ihrem Professor den Wünsch, über „EOs“ zu schreiben. „ExtraOrdinäre“. Grob gesagt… Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten. Superhelden.

Solche Charaktere kennen wir höchstens aus Comic-Heften oder Filmen, doch im realen Leben? Immer wieder hört man von Menschen, die in Extremsituationen enorme Kräfte entwickeln können. Beispielsweise Personen, die nach einem Unfall ein Auto anheben, um eingeklemmte Personen zu befreien. Quasi im Adrenalinrausch. Comic-Helden werden entweder mit übermenschlichen Fähigkeiten geboren, wie der stählerne „Superman“ vom Planeten Krypton, dem die Sonne seine Kräfte auf der Erde verleiht, und die Mutanten der „X-Men“, die schon begabt zur Welt kamen und ihre Fähigkeiten im Heranwachsen entdecken. Oder es sorgen äußerliche Einflüsse dafür, dass ein Spinnenbiss aus einem normalen Teenager wie Peter Parker einen Wandkrabbler macht, der sich fortan spielend als „Spider-Man“ durch die Häuserschluchten von New York schwingt, oder eine Gammastrahlen-Explosion Bruce Banner zum wütenden „Hulk“ mutieren lässt. Lässt sich hier eine Parallele zwischen Realität und Fiktion, zwischen Theorie und Praxis finden?

Eli ist davon überzeugt und stürzt sich akribisch in die Recherche. Zu Victors großer Überraschung kann er nach den Semesterferien, in denen Eliot Cardale sich voller Tatendrang in den Stoff gestürzt hat, tatsächlich Ergebnisse vorweisen. Er musste tief graben, fand jedoch heraus, dass Personen bestimmte Kräfte nach Nahtoderfahrungen aufwiesen. Eines der großen Rätsel der Menschheit, was nach dem Tode passiert, soll also der Schlüssel zum Mysterium der ExtraOrdinären sein. Man mag mit gesundem Menschenverstand meinen, dass eine Überschreitung dieser letzten Grenze ein Tabu für zwei gewiss nicht dumme Medizinstudenten darstellen würde, doch wie Julia Roberts, Kiefer Sutherland und Kevin Bacon 1990 in „Flatliners“ bereits bewiesen, dass man nicht zwingend dämlich sein muss, um mit dem Tod zu experimentieren, wagen auch Eli und Victor das mehr als riskante Unterfangen.

Vicious (ˈviʃəs) = bösartig, boshaft, grimmig

Tatsächlich gelingt beiden der zweifelhafte Selbstversuch. Zuerst schafft Eli den erfolgreichen Weg zurück aus der Zwischenwelt, was Victor regelrecht auffrisst vor Neid… und nicht unbedingt für seinen Charakter spricht. Generell haben wir es hier mit zwei Persönlichkeiten zu tun, die nicht unbedingt einen Beliebtheitswettbewerb gewinnen würden. Als auch Victor sich nicht von einem erneuten Versuch abbringen lässt, kommt es zum Bruch zwischen den ehemaligen Freunden, bei denen sich der Begriff „Freundschaft“ sowieso seit jeher auf sehr spezielle Art definiert. Auch Elis Beziehung zu Victors ehemaliger Freundin Angie hat einen gewissen Anteil daran.

Eliot Cardale, der sich nach seiner Wiederkehr selbst den Nehmen Eli Ever verpasst, besitzt nun die Fähigkeit sich innerhalb von Sekunden zu heilen, was ihn praktisch unverwundbar macht. Victor Vale hingegen besitzt die Gabe, Menschen ihren Schmerz zu lindern. Ganz wie bei den X-Men-Charakteren Charles Xavier, dessen narzisstische Ansichten im letzten Kino-Abenteuer „Dark Phoenix“ schon für moralische Konflikte sorgte, und seinem ehemaligen Weggefährten Erik Lensherr, alias Magneto, werden aus Freunden Feinde. Gewisse Ereignisse sorgen dafür, dass sich regelrecht Hass aufeinander entwickelt. Eine Feindschaft, die über Jahre andauert und stetig wächst… bis sich im Hier und Jetzt ihre Wege endlich wieder kreuzen.

(Anti-)heldenhafter Auftakt

Ganz wie im Superhelden-Genre, haben wir es mit „Vicious – Das Böse in uns“ mit einer klassischen Origin-Story zu tun. Also einer Geschichte, die zeigt, wie die Hauptcharaktere zu dem wurden, was sie sind. Dieses walzt die amerikanische Schriftstellerein Victoria „V. E.“ Schwab auch nicht in ungeahnten Längen aus, sondern arbeitet es gekonnt in die knackig-kurzen Kapitel ein, die immer wieder in der Zeit hin- und herpendeln. So ergibt sich erst mit zunehmender Lesedauer ein Gesamtbild, was das Erlebnis ungemein intensiviert. Die Autorin der „Weltenwanderer“-Trilogie, die zudem Romane im Young Adult-Bereich verfasst, kreuzt mit ihrem Reihen-Auftakt urbane Fantasy mit Rache-Thriller und Superhelden-Zutaten, die formell an die TV-Serie „Heroes“ erinnern. Ganz wie in Comic-Vorbildern bekommen ihre „Helden“ Sidekicks an die Seiten gestellt, was dem Ganzen noch mehr Dynamik verleiht. So gleitet man quasi wie auf Schienen durchs Buch und vergisst regelrecht die Zeit, was besonders dem Leser-freundlichen Schreibstil von V. E. Schwab zu verdanken ist… vielleicht ist dies sogar ihre extraordinäre Fähigkeit?

Nach 380 spannenden Seiten wartet das Buch noch mit einer mehrseitigen Leseprobe aus „Vengeful“ auf. Der übernatürliche Fantasy-Thriller „Vengeful – Die Rache ist mein“ wird von FISCHER Tor Ende April 2020 veröffentlicht und stellt die Fortsetzung von „Vicious – Das Böse in uns“ dar.

Fazit:

„Vicious – Das Böse in uns“ vollführt einen Genre-Spagat zwischen Rache-Story und düsterer Superhelden-Geschichte und meistert diesen durch wendungsreiche Handlungssprünge mit Bravour. Ständig schwankt man als Leser hin und her, sitzt moralisch zwischen den Stühlen… denn hier bekämpfen sich „Böse“ und „Böser“ bis aufs Blut.

Vicious - Das Böse in uns (Vicious & Vengeful 1)

Vicious - Das Böse in uns (Vicious & Vengeful 1)

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Letzte Kommentare:
21.07.2020 17:05:04
PMelittaM

Die Studenten Victor und Eli forschen über ExtraOrdinäre (EOs), also Menschen, die besondere Fähigkeiten haben. Es stellt sich heraus, dass alle gestorben sind bzw. eine Nahtoderfahrung gemacht haben, offenbar ist das der Grund für ihre Fähigkeiten. Also müssen Victor und Eli sterben, um ihre Forschungen vorantreiben zu können. Zehn Jahre später sind sie Todfeinde.

Die Idee, die hinter die dem Roman steckt, ist spannend – ich hatte Lust, den Roman zu lesen, doch dann entwickelte ich schnell eine sehr ambivalente Beziehung zur Geschichtee und vor allem zu den beiden Protagonisten. Und bis ich den letzten Satz gelesen habe, wusste ich nicht so recht, ob ich den Roman nun mag, oder nicht – ehrlich gesagt weiß ich das immer noch nicht.

Wie gesagt, ich finde die Grundidee gut, die Fähigkeiten, die die EOs entwickeln, von denen man erfährt, sind passend und ihre Entstehung verständlich erklärt. Die Entwicklung, die die beiden Protagonisten durchlaufen, finde ich nachvollziehbar, obwohl sie mir gerade bei Eli etwas suspekt erscheint, aber, man muss eben auch das Setting bedenken. Aber: Beide Protatonisten sind nicht sympathisch, man kann sich mit keinem der beiden identifizieren, eher ist das Gegenteil der Fall.

Natürlich sind die beiden nicht die einzigen Charaktere, da gibt es noch die Schwestern Serena und Sydney, die auf verschiedenen Seiten landen, und von denen wenigstens Sydney, die noch ein Kind ist, einen Sympathiebonus bekommt. Auch die beiden sind EOs mit interessanten Fähigkeiten.

Mein Favorit allerdings war sehr schnell Mitchell der zwar auffällt, aber kein EO ist. Er hat das Herz am rechten Fleck, auch wenn er nicht immer nach Recht und Ordnung handelt. Mir gefällt, dass sich die Autorin Zeit genommen hat, ihren Charakteren Charakter zu geben und auch deren Vorgeschichte nicht unter den Teppich fallen lässt, wodurch manches verständlicher wird. Bei Mitchell hat das gut funktioniert, und so hatte ich wenigstens einen, um den ich mir Sorgen machen konnte.

Die Geschichte selbst hat ihre spannenden Szenen, manche auch sehr blutig und/oder grausam, und gerade gegen Ende wollte ich den Roman nur noch ungern aus der Hand legen. Manchmal fand ich, Eli wurde es zu leicht gemacht, gerade auch durch seine Begleitung. Ich glaube nicht, dass sich der Roman lange einprägen wird, aber für den Moment ist er interessanter Lesestoff. Und den Nachfolgeband werde ich auf jeden Fall auch noch lesen.

Erzählt wird auf mehreren Zeitebenen, die Geschichte springt in den Zeiten hin und her – was passiert gerade, was vor zehn Jahren, was vorgestern usw. Das muss man mögen, ich mag es, für mich wird die Geschichte dadurch lebendiger. Dazu sind die Kapitel kurz und der Schreibstil flüssig, so dass man schnell vorankommt.

Unterm Strich also hat mich der Roman, trotz seiner fragwürdigen Charaktere und seiner Düsternis, doch unterhalten. Auch die interessante Idee, vor allem, was die Entstehung der Fähigkeiten und deren Ausarbeitung angeht, ist anerkennenswert, so dass ich eine Leseempfehlung für alle, die einmal etwas anderes lesen wollen und nicht zimperlich sind vergebe. 74°

20.02.2020 11:28:02
leseratte1310

Victor Vale und Eli Ever sind junge und fähige Medizinstudenten. Sie planen etwas Außergewöhnliches, denn sie wollen sterben, um mit besonderen Fähigkeiten wieder zu erwachen. Dieses Experiment haben sie ganz genau geplant und es funktioniert. Aber dann zerbricht ihre Freundschaft und die Lage spitzt sich zu und löst eine Tragödie aus.
Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen. Die Geschichte ist spannend und ziemlich düster.
Auch die Charaktere sind gut gezeichnet. Victor und Eli sind während ihres Studiums Freunde, auch wenn sie ziemlich unterschiedlich sind. Die Freunde werden zu erbitterten Rivalen. Ich habe ihre Geschichte gerne miterlebt, aber ich könnte nicht sagen, dass mir die beiden sympathisch waren. Irgendwie wusste man nie so genau, woran man mit ihnen war.
Es geht ziemlich gewalttätig und blutig zu.
Eigentlich ist das so gar nicht mein Genre, aber dennoch habe ich das Buch trotz kleiner Schwächen gerne gelesen. Nun bin ich gespannt auf die Fortsetzung.

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