Der Schlüssel der Magie - Die Diebin (The Founders 1)
- Autor: Robert Jackson Bennett
- Verlag: Blanvalet


Erschienen: Oktober 2020

Phantastischer Start in eine neue Fantasy-Welt
Die Meisterdiebin Sancia ist die beste ihres Fachs. Das hat sie zum großen Teil ihrem „Talent“ zu verdanken. Denn Sancia kann die Gedanken von Objekten lesen. So kann sie Risse an Mauern entdecken, um diese schnell und leise zu erklimmen, oder den Grundriss eines Gebäudes erkennen. Doch dieses Talent hat auch seine Schattenseiten, denn sie kann die „Gedanken“ nicht abschalten. Die Kleidung, die sie trägt, die Matratze, auf der sie schläft – alles spricht unentwegt mit ihr. Deswegen will sie dieses „Talent“ so schnell wie möglich wieder verlieren. Dafür braucht sie aber Geld, und eine große Menge davon verspricht sie sich von einem neuen Auftrag. Im hoch gesicherten Hafen eindringen, in das streng bewachte Hauptquartier eindringen und die Beute aus einem der Safes herausholen.
Was Sancia aber nicht weiß, ist, dass ihre Beute ein Instrument von sagenhafter Macht ist und sie in das Zentrum einer Verschwörung katapultiert, die die gesamte Realität auf den Kopf stellen will.
Fantasy-Welt auf Italienisch
„Der Schlüssel der Magie – Die Diebin“ von Robert Jackson Bennett ist eine Mischung aus Steampunk und High Fantasy. Im Laufe des Romans entspinnt der Autor eine Welt, die sehr unter dem Einfluss der italienischen Renaissance steht. Die Handlung spielt in Tevanne, eine Art Stadtstaat in einer nicht näher benannten Region. Dort herrschen Handelshäuser, die im Wettbewerb miteinander stehen und die umliegenden Regionen kolonisiert haben. Diese Handelshäuser erinnern sehr stark an die Eliten der italienischen Republiken in der Renaissance, die für mehr Einfluss und Macht gegeneinander konkurrierten.
Das liegt aber nicht nur an ihrer Struktur, sondern vor allem auch daran, dass alles in Tevanne sehr italienisch klingt. Die Handelshäuser tragen Namen wie Dandolo oder Candiano, das an Tevanne angrenzende Gewässer heißt Durazzo und die Figuren haben Nachnamen wie Ziani oder Grado. Dass eine Fantasy-Geschichte in einer Welt spielt, die von etwas anderes inspiriert ist, als das angelsächsische Mittelalter, finde ich sehr gut. Das macht die Welt zumindest auf der Oberfläche etwas innovativer.
Vielschichtige, nicht immer sympathische Figuren
Aber auch, wenn man tiefer in „Der Schlüssel der Magie – Die Diebin“ schaut, bleiben die Geschichte, die Welt und die Figuren sehr erfrischend. Zum einen gibt es – Achtung, kleiner Spoiler – keine Liebesgeschichte zwischen der weiblichen und der männlichen Hauptfigur. Auch auf eine Dreiecksromanze wird verzichtet. Trotzdem entwickelt sich zwischen den Hauptfiguren eine sehr innige, freundschaftliche Beziehung, die auf gegenseitigem Respekt basiert. Für diese Entwicklung nimmt sich der Autor viel Zeit, denn nur so ist es nachvollziehbar, dass sich eine Freundschaft zwischen einer Diebin aus den Slums und einem Gesetzeshüter und Sohn der Elite etabliert.
Nicht nur für die Beziehungen zwischen den Figuren wird viel Platz eingeräumt, auch die Figuren selbst bekommen Raum, um sich zu entfalten. Vor allem Sancia, aus deren Sicht man den Großteil der Handlung erlebt, finde ich sehr gut ausgearbeitet. Aufgrund ihres „Talents“ hält sie sich so gut es geht von Menschen fern, denn selbst eine kurze Berührung könnte für sie tödlich enden. Menschen – auch Figuren in einer Fantasy-Welt – brauchen aber die Nähe zu anderen Menschen. Weil ihr aber diese Nähe Schmerzen verursacht, ist Sancia eine sehr verbitterte Figur. Auch ihre Vergangenheit hat sie sehr geprägt, was immer wieder durchscheint, sei es in Alpträumen oder in Gewaltausbrüchen. Ähnlich verhält es sich bei den anderen Figuren, auch wenn sie – abstufend nach „Wichtigkeit“ – nicht alle so ausgearbeitet sind wie Sancia.
Magiesystem, mitsamt Wiki
Die Figuren und die Welt von Tevanne sind meiner Meinung nach sehr gut geschrieben. Das Einzige, was etwas holprig daherkommt, ist das Magiesystem von „Der Schlüssel der Magie – Die Diebin“. Ich finde die Idee dahinter sehr spannend, nur die Umsetzung – vor allem am Anfang – ist mehr als holprig. In Tevanne können sogenannte Skriber mithilfe von Sigillen die Realität von Objekten verändern. Sie können einem Schwert weismachen, dass sie mit doppelter Geschwindigkeit geführt werden, oder Rädern einreden, dass sie bergab fahren. Das führt dazu, dass Tevanne hoch technologisiert ist. Dabei funktionieren die Sigillen fast wie eine Programmiersprache, nur dass sie nicht Computer oder Maschinen programmieren, sondern „normale“ Gegenstände.
Diese Funktionsweise von Sigillen wird aber gefühlt in jedem Kapitel über mehrere Seiten von verschiedenen Leuten erklärt, damit ja klar wird, wie das alles funktioniert. Nach der dritten Erklärung, was Sigillen sind und wie sie jedes einzelne Objekt in Tevanne beeinflussen, war ich echt etwas angeödet davon. Dabei ist es eigentlich sehr spannend, wie der Autor alles in dieser Welt ausgearbeitet hat, sodass alles in sich schlüssig ist. Aber wenn das alles sowohl in Dialogen als auch als Erklärung - und das alles zigmal - vorkommt, dann ist es etwas zu viel.
Fazit:
Die Erklärung dazu, wie das Magiesystem in „Der Schlüssel der Magie – Die Diebin“ funktioniert, ist nicht allzu clever gelöst. An zu vielen Stellen von zu vielen Figuren wird immer wieder das Gleiche erzählt, was mir etwas zu langweilig wurde. Das macht Autor Robert Jackson Bennett aber wieder wett, indem er tolle Figuren kreiert, die in einer spannenden Welt verrückte Abenteuer erleben. Für mich ist der erste Band seiner neuen Trilogie echt einen Blick wert!

Der Schlüssel der Magie - Die Diebin (The Founders 1)
- Autor: Robert Jackson Bennett
- Verlag: Blanvalet
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Faszinierend, lehrreich und abgründig
Ich steh auf schicke Cover! Und wenn dann auch noch ein so hübscher Schlüssel drauf ist, muss es gelesen werden. Und hier hat das Cover definitiv nicht gelogen.
Wir lernen Sancia kennen, die alles andere als normal ist und dennoch sympathisch. Sie versucht in einer Welt zu überleben, die egoistisch und ekelhaft ist. Sie lebt in einem Viertel, dass wir als Ghetto betiteln würden, wobei Gosse wohl das passendere Wort wäre. Doch ihr neuer Auftrag bringt sie in eine prekäre Lage und sie muss fliehen und irgendwie überleben.
In die Geschichte hinein zu kommen, fiel mir alles andere als leicht. Die ersten 100 Seiten haben sich für mich gezogen wie Kaugummi, aber es hat sich schwer gelohnt, durchzuhalten, denn dann geht’s ab. Wir fallen direkt in einen Krieg und seine Mysterien. Und wir müssen Verbündete finden. Ich fand es mega spannend, zuzusehen, wie Sancia langsam wieder Vertrauen aufbaut, wurde sie doch so oft hintergangen und verletzt. Und nun findet sie sogar Freunde, wobei ein ganz bestimmtes Teil den Anfang macht.
Ich mochte die Geschichte sehr und ich hoffe wirklich, dass die Reihe fortgesetzt wird, stehen wir doch erst am Anfang der vielen Geheimnisse. Und ich möchte sie alle unbedingt wiedersehen. Sancia Clef sind mir so ans Herz gewachsen. Und ich möchte so gern sehen, wie Sancia die Liebe findet! Hach, es war so schön, obwohl diese Welt einfach nur eklig war…