
Verschworene Freunde im Kampf gegen hinter(n)listige Aliens
Joe „Biber“ Clarendon, Tischler mit Zwangsstörungen; Pete Moore, alkoholsüchtiger Autoverkäufer; Henry Devlin, depressiver Psychiater kurz vor dem Selbstmord, und Gary „Jonesy“ Jones, College-Dozent, der sich von einem schweren Autounfall erholt: Ein unsichtbares Band verbindet die Freunde - buchstäblich, denn das Quartett verfügt über hellseherische Kräfte. Trotzdem sind Biber, Pete, Henry und Jonesy nur Waisenknaben im Vergleich mit Douglas Cavell, genannt „Duddits“, ihren geistig behinderten, telepathisch begabten Freund aus der Kleinstadt Derry im US-Bundesstaat Maine. Ihn hat das Quartett aus den Augen verloren.
Wieder einmal unternehmen Biber, Pete, Henry und Jonesy im Spätherbst einen Ausflug in die Wälder von Maine. Das Vergnügen wird durch einen seltsamen Vorfall getrübt: Aus dem Wald stolpert der Anwalt Richard McCarthy. Er wird seit einigen Tagen vermisst, wirkt desorientiert, geistesabwesend und krank.
Die Wahrheit ist allerdings bizarrer. Unbemerkt hat die US-Nationalgarde den Wald unter Quarantäne gestellt. Seit 1947 führt die Erde einen geheimen Krieg mit Außerirdischen, was streng geheim gehalten wird; dies auch deshalb, weil die einzige ‚Verteidigung‘ darin besteht, in den von Aliens ‚befallenen‘ Gebieten jedes Leben auszutilgen. Die Freunde geraten zwischen die Fronten der „Cleaner“ die vom gnadenlosen, allmählich in den Wahnsinn abgleitenden Abraham Kurtz angeführt werden, und der parasitenhaften Außerirdischen. Den einzigen Weg zur Rettung kennt Duddits, doch der liegt im Sterben ...
Neubeginn unter Schmerzen
Der moderne unheimliche Roman verdankt Stephen King unendlich viel. Sogar die Kritik, die einen erfolgreichen Schriftsteller niemals liebt, hat längst begonnen ihm dies zuzugestehen. Aber die Verfolger holten auf; spätestens in den 1990er Jahren zog eine jüngere Schriftsteller-Generation an King vorbei, die sichtlich verinnerlichte, was er sie gelehrt hatte.
Zudem fuhr im Juni 1999 ein betrunkener Autofahrer den wankenden Meister des Horrors über den Haufen und verletzte ihn beinahe tödlich. Die schwerste Krise in seinem Leben beschrieb King ausführlich in seiner Autobiografie „Das Leben und das Schreiben“ (2000). Der Leser erfuhr von Kings Drogen- und Alkoholsucht, von Depressionen und Selbstmordgedanken, und wunderte sich anschließend nicht mehr, dass vielen späten Romanen das Feuer fehlte.
Der Unfall und die sich anschließenden Monate der Genesung (und des Entzugs) haben King gezeichnet. „Duddits“ ist eine 800-seitige Studie zu den Themen Krankheit, Tod und vor allem Schmerz. Der verunglückte, psychisch und physisch angeschlagene Dozent Jonesy ist eine kaum verhohlene Spiegelung des Autors, aber auch die anderen Figuren tragen seine Züge. Dazu kommt die Geschichte selbst, oberflächlich betrachtet eine Neuauflage von „Das Monstrum“ (1988; auch hierzulande eher unter dem Originaltitel „Tommyknockers“ bekannt).
Eine brutale Lektion
Tatsächlich hat „Duddits“ mit den „Tommyknockers“ wenig gemeinsam. (Allerdings führt der Kontakt mit dem Extraterrestrischen in beiden Fällen zu Zahnausfall.) Die Invasion der grauen Aliens bildet zwar die Grundlage für Kings üblichen Plot vom Einbruch des Grauens in die Alltagswelt ganz normaler Durchschnittsmenschen. Den beherrscht er mit einer Meisterschaft, die im Unterhaltungsroman - zumal im phantastischen - selten ist. Auf der anderen Seite symbolisiert der heimliche Krieg zwischen Menschen und Aliens den Kampf des menschlichen Körpers gegen eine der vielen schleichenden Krankheiten, an die man lieber nicht denkt. Aliens = Krebs, Aids, Alzheimer: Leiden, die scheußlich sind, nicht wirklich geheilt werden können und deren Therapierung meist ebenso drastisch ist wie die Krankheit selbst.
Entsprechende Bilder gibt in „Duddits“ reichlich. Sie schieben sich selten aufdringlich in den Vordergrund. Stephen King zeigt sich in seinem ersten Roman nach dem Unfall in zuletzt seltener Hochform. Ist der Leser zunächst reserviert und vorsichtig, beginnt allmählich der alte, längst verschwunden geglaubte Zauber zu wirken. Ohne dass man es bemerkt, beginnt man sich festzulesen. „Duddits“ ist mehr als 800 Seiten stark, aber das merkt man nicht. Was trügerisch langsam beginnt, legt noch weit vor der Halbzeit an Tempo zu und lässt darin nicht mehr nach.
Spannung und psychologische Tiefenschärfe, dreidimensionale, lebendige Figuren, Sentimentalität und Pathos ohne Kitsch und Peinlichkeit, eine Atmosphäre sich ständig steigernder Bedrohung, der demonstrative Tritt in den Hintern jener Kritiker, die eine ‚gute‘ unheimliche Geschichte daran festmachen möchten, dass sich das übernatürliche Element quasi nur aus dem Augenwinkel erkennen lässt - das ist Stephen King, wie man ihn sich wünscht! Ein weiterer Pluspunkt: Duddits wird nicht zum edlen ‚Vorzeige-Behinderten‘ herabwürdigt. King billigt ihm eine echte Persönlichkeit zu, die einige weniger angenehme Züge einschließt.
Ein wirklich schmutziger Krieg
Mit sicherer Hand bohrt King auch wieder den „Political-Correctness“-Nerv von Zeitgenossen an, die sich als Streiter für Anstand und Ordnung fühlen. Drastischer Horror und Splatter-Effekte, gepaart mit rüdem Humor, sind seit jeher ein Kingsches Markenzeichen. Ist es nicht typisch, dass sich in Literatur und Film Monster, die parasitenhaft im Körperinneren eines Menschen nisten („Ripleys“ nennt King sie - eine seiner gelungenen Anspielungen), stets aus der Kehle oder notfalls aus dem Brustkorb ihres Opfers hervorbrechen, wo es doch eine sehr viel näherliegende Schlupfmöglichkeit gibt? King spielt diese Option durch - konsequent und ohne Rücksicht auf den guten Geschmack!
Auch sonst darf man staunen: Aliens als nicht unbedingt bösartige oder überlegene, sondern in ihrer Fremdheit unerbittliche, undurchschaubare und entschlossene Invasoren - fast hatte man sie vergessen. Dabei taugen sie weiterhin als Bösewichter, wie King eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Natürlich übertreibt es der Meister hier und da; dies kann bei einem Werk dieses Umfangs kaum ausbleiben. Die Figur des irrsinnigen, aber mächtigen und dadurch doppelt gefährlichen Abraham Kurtz (der eigentlich „Coontz“ heißt - kleine Spitze gegen einen erfolgreichen Kollegen) ist zu holzschnittartig geraten. Zwar tritt King mutig die Flucht nach vorn an: Er gibt seiner Figur denselben Namen wie dem direkten Vorbild in Joseph Conrads „Herz der Finsternis“ und natürlich im Film „Apocalypse Now“ (1979).
Luftverlust im Spannungsreifen
Auf den letzten zweihundert Seiten beginnt die Geschichte ihren Schwung zu verlieren. Das eigentlich als Höhepunkt gedachte Finale zieht sich als banale Verfolgungsjagd in die Länge und mündet in einen wenig aufregenden Showdown. Das heißt allerdings nicht, dass man sich langweilen würde; noch jeder King-Roman hat seine Helden schließlich an den Rand des Berges Orodruin ins Land Mordor geführt.
Anzumerken bleibt, dass King auch „Duddits“ in das dicht gesponnene Gefüge seiner imaginären Geschichte Maines einpasst. Aus anderen Werken bekannte Figuren geben sich an ebenfalls bekannten Orten ein Stelldichein, doch diese Cameos und Crossovers zu identifizieren und aufzulisten überlässt der Rezensent den Hardcore-King-Fans. (Aus Derry kommt übrigens ein Gruß vom bösen Clown Pennywise.)
„Duddits“ ist noch immer der von Stephen King bescheiden-kokett als Ziel seines schriftstellerischen Bemühens apostrophierte „Burger mit Fritten“. Aber das Fleisch ist wieder saftig, die Fritten sind kross, und es gibt Krautsalat und ein Glas Rotwein dazu. Von einem Comeback mag man auch nicht sprechen, denn King war nie verschwunden, aber er hat Boden gut gemacht.
„Dreamcatcher“ - der Film
Schon 2003 wurde „Duddits“ verfilmt. Lawrence Kasdan, der sich mit Filmen wie „Silverado“ (1985), „Die Reisen des Mr. Leary“ (1988) oder „Wyatt Earp - Das Leben einer Legende“ (1994) einen Namen gemacht hatte, inszenierte den Film nach einem selbst geschriebenen Drehbuch. In der Rolle des größenwahnsinnigen Colonel Curtis bot Morgen Freeman eine gute Leistung. Dennoch war „Dreamcatcher“ weder ein Meisterwerk noch ein Blockbuster, sondern vor allem Hollywood-Mainstream: handwerklich perfekt, aber schematisch; spannend, aber nie originell.
Fazit:
Spannende Mischung aus Grusel- und Science-Fiction-Story, die King-typisch Durchschnittsmenschen in eine existenzielle Krise wirft und weder an Emotionen, noch an drastischen Effekten spart: lesenswert.

Duddits
- Autor: Stephen King
- Verlag: Heyne
Deine Meinung zu »Duddits«
Hier kannst Du einen Kommentar zu diesem Buch schreiben. Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer, respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Danke!
Ich war noch beim lesen des Buches als der Film dann imm Fernsehn kam. Und ich muss sagen, dass ich super entäuscht von dem Film war. Aber das Buch habe ich verschlungen wie sonst was, Eigentlich mag ich ja gar kein Science-Fiction-Horror, aber das Buch ist einfach nur zu EMPFEHLEN, und wer den Film noch nicht geguckt hat, sollte es auch dabei belassen. Ich war nicht von begeistert.
naja, ich kann buch und film immer gut auseinanderhalten, im film geht es nicht unbedingt darum, dem buch nahe zu kommen, sondern darum, der welt seine vorstellung des buches in einem bezahlbaren vormat rüber zu bringen, wobei das buch dann eher nur als vorlage dienen kann.
Natürlich vergleicht man dennoch immer film und buch und da muss ich sagen, dass der film gegen das buch nicht anstinken kann, aber mal ehrlich? welcher film kann von sich behaupten gleichgut oder sogar besser als sein literarisches schwesterchen zu sein?
Ich fand den film aber als film dennoch gelungen, auch wenn mir das ende zu sehr abweicht.
da es hier aber um das buch geht.
Das buch ist spitze und verdient es auf jeden fall gelesen zu werden.
Also, ich versuche es immer, Bücher mit Filmen zu vergleichen. Es sind nunmal völlig unterschiedliche Medien und über 800 Seiten lassen sich eben nicht in 90 Minuten pressen... zumindest nicht ohne gewaltige Abstriche. Dennoch hat mir der Film gut gefallen... das Buch allerdings ist fantastisch!
Freundschaft war bei King ja schon häufig ein Thema. Aliens auch. Also, nichts Neues?
Und ob: Als Kingfan fühlt man sich sofort an Tommyknockers (Das Monstrum) erinnert- aber beide Bücher haben nichts miteinander zu tun.
In einem Satz gesagt, geht es bei Duddits um die Eroberung unseres Planeten durch Aliens... und es ist nicht der erste Versuch.
Es geht aber auch um Freundschaft, Faschismus, Regierungskritik und und und...
eben ein echter King-Roman.
Vor allem aber schlafraubend spannend!!
Duddits hat mich von der Story her etwas an Tommyknockers erinnert. Auch hier dreht es sich um gestrandete Aliens.
Allerdings sind diese im Gegensatz noch Quicklebendig, und stellen für die Menschen eine starke Bedrohung dar.
Im Grunde geht es in diesem Buch aber um Freundschaftsbande, die über das Erwachsenwerden hinaus bestand hält. Das hat King sicher schon öfter beschrieben, aber das kann er auch wie kaum ein zweiter!
Tolle Charaktere, gute Storyline, gute 80°.
Obwohl das Buch (meine Ausgabe) 824 Seiten hat, erschien es mir nicht langatmig. Außer vielleicht an ein, zwei Stellen, aber welches Buch hat die nicht?
Mir hat es sehr gut gefallen, denn seine Form von Außerirdischen ist mir wahrlich nicht nie untergekommen. Kreativ, cool, spannend... geeignet für jeden, der eine neue Theorie der Allians hören will!
Habe das Buch gelesen und mir dann den Film angeschaut und wie es eigentlich immer ist, ist das Buch um Längen besser, es ist teilweise echt fies, aber auch ein Buch von Gemeinschaftsgefühl, bin nach Es und The Stand aber besseres von ihm gewohn, dennoch gebe ich 80° weil das Buch ja bewertet wird und nicht der Film, sosnt müsste ich noch einge Abzüge vornehmen!
Ich habe das Buch vor 6 Jahren gelesen und als zartbesaitete 14-jährige hat es mir des öfteren den Schlaf geraubt.
Nach einem zweiten Lesedurchgang hab ich zwar keine schlaflosen Nächte mehr aber die Geschichte fesselt mich immer noch.
Ich konnte das Buch fast nicht aus der Hand legen!!!
Sehr starkes Buch. Zu Beginn des Buches tat ich mich sehr schwer zu verstehen und musste die ersten 10 Seiten dreimal lesen. Dieses Buch, muss ich zugeben, war schon eine kleine Herausforderung, denn ich musste teuflisch aufpassen, dass ich folgen konnte. Auch die Länge des Buches ist enorm, denn die Seiten sind sehr klein bedruckt und jede Seite ist vollgepackt mit Informationen.
Es fällt mir äusserst schwer, dieses Buch zu beschreiben, ohne etwas zu verraten. Ich meine sogar, dass eine ausführliche Rezi dem Lesevergnügen und dem Aha-Effekt schadet. Mir war nur der spärliche Klappentext bekannt und ich schlitterte unverhofft in einen Science-Fiction / Roadmovie / Abenteuerroman Mix.
Kings Interpretation von den Goonies mit einem Schuss Alien und ein wunderbares Buch über Freundschaft.
naja bei stephen king is das eh immer sone sache mit verfilmungen :)
wie willst du seine schwehr auf die psyche gehenden sätze so gut in bilder umsetzten das kann unser gehirn am besten un nur so ensteht angst oder wie ich es nene das stephen king feeling :D
fand den film auch schwach gegen das buch aber da gabs schon echt schlimmere ausrutscher was sie aus meinem lieblingsbuch ES gemacht haben werd ich denen nie verzeihn!
peace leute
das muss ich allerdings auch sagen! zwar habe ich den film zuerst gesehen und leider erst anschließend das buch gelesen, was man eigentlich andersrum machen sollte, und ich fand den film auch nicht schlecht, aber als ich dann das buch las dachte ich: "der film ist ja echt schwach gegen das buch" also: buch ein MUSS!
film ein GRAUEN!
oje, dreamcatcher...was wurde das buch durch den film entehrt... kaum zu glauben... also wer den film gesehen hat, der sollte so schnell wie möglich in die nächste buchhandlung rennen und sich das buch holen!!
echt wahr!!
es ist nicht zu glauben...
*kopfschüttel*
nenene....
schlimm...
also ich war schockiert, als ich den film gesehen habe... und ziemlich enttäuscht... *schnief*
ich habe lange vorher das buch gelesen und als der film raus kam, dachte ich mir: "den musst\'e sehen. is\' bestimmt gut!!" und ich hab mich auch drauf gefreut...aber dann kam das erwachen...
naja...kann man nichts machen.
*gg*
bücher sind immer besser als die filme!
bücher enthalten viel mehr fantasie!
in filmen wird einem diese fantasie von jemanden vorgegeben...das ist nicht ok!
*gg*
bye