
Der letzte Mensch auf einer Welt voller Feinde
Vor knapp einem halben Jahr wurde die Zivilisation ausgelöscht. Eine weltweit wütende Epidemie hat die Menschen in geistlose, blutgierige Vampire verwandelt, die im Schutz der Nacht durch die leeren Städte streifen. In New York scheint nur Robert Neville überlebt zu haben. Er hat sich in seinem Haus verbarrikadiert, denn die Vampire wissen von seiner Existenz. Allabendlich versammeln sie sich um Nevilles Festung und versuchen einzudringen, denn sie gieren nach seinem Blut. Außerdem wollen sie Rache, denn tagsüber, wenn sie hilflos in düsteren Verstecken liegen, macht Neville Jagd auf sie, um sie zu pfählen und zu töten.
Obwohl er sich seiner Haut zu wehren weiß, beginnt Neville unter dem Stress und der Einsamkeit zusammenzubrechen. In seiner Verzweiflung beginnt er sich abzulenken, indem er die Seuche zu entschlüsseln versucht. Viele Rückschläge machen ihm zu schaffen, aber allmählich erkennt er die Natur seiner Gegner. Kann er womöglich ein Gegenmittel entwickeln und die Vampire in Menschen zurückverwandeln?
Als seine Forschungen das theoretische Stadium verlassen, muss Neville sich unter den Vampiren nach geeigneten 'Versuchskaninchen' umschauen. Seine Aktivitäten bleiben keineswegs unbemerkt, denn nicht alle Untoten haben ihre Intelligenz verloren, und sie sind es Leid, sich jagen und töten zu lassen ...
Vampire: Ein Mythos wird 'Wirklichkeit'
Gestalt und Wesen des Vampirs waren seit 1897 quasi in Stein gemeißelt. Bram Stoker hatte in "Dracula" das 'Wissen' um die blutrünstigen Wiedergänger aus Jahrhunderten zusammengetragen und scheinbar das letzte Wort gesprochen. An seiner Darstellung orientierten sich die Autoren, die nach ihm Vampirgeschichten schrieben. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts wurde die Erscheinung eines untoten transsilvanischen Edelmanns im Frack und samtrot gefütterten Umhang zunehmend anachronistisch. Zwei Weltkriege stellten nicht nur für Vampire eine Zäsur dar: Vor allem nach 1945 wurde auch das literarische Grauen ungeschminkt und schmutzig.
Richard Matheson versuchte Anfang der 1950er Jahre den Vampir-Mythos zu aktualisieren. Er war damit weder der erste noch der einzige Autor, aber er war so erfolgreich, dass "Ich bin Legende" zu einem Klassiker wurde, dessen Rang mit "Dracula" vergleichbar ist. Es mag blasphemisch klingen, doch Matheson ist womöglich der bessere Schriftsteller. Während Stokers Roman sich bei aller Unterhaltsamkeit als strukturschwach erweist, ist "Ich bin Legende" ein ökonomisch durchkomponiertes Werk ohne Abschweifungen und Ballast. 200 Seiten genügen Matheson, das gesteckte Ziel zu erreichen. Sogar Stephen King, der dem Mythos 1978 mit "Salem's Lot" (dt. "Brennen muss Salem") erneut neues Leben einhauchtet, benötigte mehr als den doppelten Seitenumfang.
Die Handlung ist spannend, obwohl Matheson anders als in den Verfilmungen von "Ich bin Legende" (s. u.) kein besonderes Gewicht auf die Darstellung einer verödeten, menschenleeren Welt legt. Das Geschehen spielt sich vor allem in und um Nevilles zur Festung umgebauten Haus ab. Geschickt bringt Matheson den Untergang der Menschheit in eingeschobenen Rückblicken zur Sprache. Diese bleiben Fragmente, aus denen sich der Leser sein eigenes Bild von den Ereignissen schaffen muss.
Große Mühe macht sich Matheson damit, den Vampir-Mythos 'wissenschaftlich' zu begründen. Er verhehlt dabei nicht die Schwierigkeit, möglicherweise biologische Aspekte - Blutdurst, Sonnenlicht-Phobie, relative Unverwundbarkeit - mit eher psychologischen Elementen - Angst vor dem Kreuz und vor Spiegeln, Tod durch Pfählen, Schlaf in Graberde - in Einklang zu bringen. Mit einigen Tricks gelingt es, doch stellt sich - typisch für Matheson - heraus, dass Neville seine Kenntnisse rein gar nichts nützen.
Mensch gegen Monster?
"Ich bin Legende" bleibt vor allem auch deshalb im Gedächtnis haften, weil die Vampire die meiste Zeit nur eine Nebenrolle spielen. Im Mittelpunkt steht die Geschichte des letzten Menschen auf Erden. Auch das ist kein Sujet, das Matheson erfunden hätte; schon Mary W. Shelley, die den "Frankenstein" schuf, schrieb 1826 den Roman "The Last Man" (dt. "Verney, der letzte Mensch"). Die Leiden und Erlebnisse des Robert Neville wurden durch die ernüchternden Erfahrungen des II. Weltkriegs geprägt. Er droht nicht nur an der Einsamkeit zu zerbrechen: Ihn bedrückt auch die 'Schuld' des Überlebenden, der sich fragt, wieso gerade er verschont blieb.
Deutlich angesprochen wird auch der sexuelle Notstand. Er bringt Neville mehrfach in Situationen, die ihn ganz und gar nicht wie einen klassischen Helden wirken lassen; nicht umsonst betont der Verfasser seine seltsame Vorliebe für das Pfählen. Auch fragt sich sogar Neville selbst, wieso er für seine Untersuchungen und Versuche stets weibliche Vampire wählt.
Generell scheut Matheson nie davor zurück, die inneren Nöte Nevilles deutlich werden zu lassen. Er ist ein Mensch mit Schwächen, der sich der Herausforderung stellt, wenn und weil ihm keine Alternative bleibt. Das gelingt nur allmählich. Zunächst benimmt sich Neville zunehmend irrationaler, verfällt zeitweise dem Alkohol, zeigt selbstmörderische Tendenzen. Eine der anrührendsten Szenen zeigt ihn im unermüdlichen Versuch, die Freundschaft eines streunenden Hundes zu gewinnen. Sein Überlebenswille ist letztlich siegreich, aber Neville zahlt einen hohen Preis.
Wer ist das wahre Monster?
Mathesons Roman umfasst einen Zeitraum von drei Jahren. In dieser Spanne entwickelt sich Neville deutlich weiter. Er überwindet seine Trauer, seine Ängste und seine Einsamkeit, lernt sich mit seinen Seelennöten zu arrangieren. Scheinbar findet er seinen Frieden und seine Nische in der veränderten Welt. Tatsächlich ist dies seine größte Täuschung. Die Natur heilt sich selbst, was den Menschen einschließt. Neville verfügt nicht über die intellektuelle Potenzial, um zu erkennen, dass die Vampire die Zukunft der Menschheit darstellen, weil sie sich ebenfalls verändern, sich anpassen und den Grundstein einer neuen Zivilisation legen. Plötzlich ist Neville der Anachronismus - der 'Mensch', hat die Rolle des "Vampirs' eingenommen, der die Gemeinschaft heimsucht. Neville wird zur gefürchteten Legende, die dem Neubeginn im Weg steht: Dies ist das starke, weil konsequente, das übliche Happy-End aussparende Finale.
"Ich bin Legende" im Film
Obwohl Richard Matheson zu den Großmeistern der Phantastik gehört, wird sein Werk in Deutschland schmählich vernachlässigt; ein Schicksal, das er mit viel zu vielen anderen Autoren teilt. Seine klassischen Titel werden manchmal aufgelegt, wenn eine Neuverfilmung ansteht. Glücklicherweise ist das oft der Fall, da zumindest in den USA Mathesons Qualitäten als Erzähler spannender Geschichten mit Niveau gewürdigt wird.
"I am Legend" wurde bereits dreimal verfilmt. "The Last Man on Earth" war 1964 ein eher trashiger Streifen, inszeniert vom nicht weiter bekannt gewordenen italienischen Regisseur Ubaldo Ragona. Dieser Film kann durch die Besetzung der Hauptrolle mit dem wie üblich hervorragend aufspielenden Vincent Price einen gewissen Unterhaltungswert beanspruchen.
Das Remake von 1971 gehört zu den Klassikern des phantastischen Films: Charlton Heston spielte unter der Regie des Routiniers Boris Sagal den "Omega Man". Vor allem die grandiosen Szenen in einem menschenleeren New York blieben im Gedächtnis. Sie inspirierten sichtlich die Neuverfilmung von 2007, die einen in seiner Rolle nicht unbedingt bemerkenswerten Will Smith präsentierte und Tragik mit Pathos gleichsetzte, was beides offenkundig den Geschmack des aktuellen Publikums traf; "I Am Legend" gehörte zu den Blockbustern des Jahres und führte - hier schließt sich der Kreis auf erfreuliche Weise - zur Neuausgabe der gedruckten Vorlage.
Das Buch mit dem Bonus
"Ich bin Legende" ist nicht das übliche "Buch zum Film". Erfreulicherweise griff man für die Übersetzung auf die Fassung von 1995 zurück, die nicht nur den Roman, sondern zehn Kurzgeschichten enthält:
- Verborgene Talente ("Buried Talents", 1987), S. 208-217: Sein Leben lang hat der alte Mann auf dem Rummelplatz seine Kunden betrogen - jetzt legt er sich mit dem Falschen an ...
- Der unlängst Verschiedene ("The Near Departed"), 1987), S. 218-220: Ein umsichtiger Mörder regelt die Bestattung des Opfers, bevor er zur Tat schreitet ...
- Beute ("Prey", 1969), S. 221-239: Die dämonisch beseelte Puppe eines afrikanischen Jägers bringt erst Schrecken und dann Tod in eine amerikanische Durchschnittsfamilie ...
- Hexenkrieg ("Witch War", 1951/1979), S. 240-247: In einem zukünftigen Krieg werden die Schlachten unter Einsatz magischer Kräfte geschlagen ...
- Totentanz ("Dance of the Dead", 1954/1982), S. 248-269: Manche Zombies können tanzen, aber gewisse unschöne Angewohnheiten legen sie deshalb keineswegs ab ...
- Ein weißes Seidenkleid ("Dress of White Silk", 1951/1979), S. 270-276: Mama ist nicht ganz von dieser Welt, und ihre Tochter kommt sehr nach ihr ...
- Irrenhaus ("Mad House", 1952/1980), S. 277-323: Dieses Haus ist eine Batterie des Bösen, und sein Bewohner, ein Wüterich, lädt es auf - bis zum Bersten ...
- Die Bestattungsfeier ("The Funeral", 1955/1983), S. 324-336: Geschäft ist Geschäft, und so arbeitet Bestatter Silkline auch für Vampire und andere Kreaturen der Nacht ...
- Aus dem Schatten ("From Shadowed Places", 1960/1988), S. 337-368: Wer den Fluch eines bösartigen Zauberers zu brechen versucht, riskiert mehr als das eigene Leben ...
- Von Mensch zu Mensch ("Person to Person", 1989), S. 369-398: Ist es klug ein Gespräch entgegenzunehmen, wenn das Telefon nur in deinem Kopf existiert ...?
Sternstunden der modernen Phantastik
Diese Storys zeigen Matheson als professionellen Geschichtenerzähler, der sich wenig um Genregrenzen kümmert und dessen kurze Werke erstaunlich oft ein erstaunliches Niveau erreichen. "Der unlängst Verschiedene" und "Die Bestattungsfeier" sind strikt auf die Schlusspointe ausgerichtet - gelungene Späße, die auch heute noch ankommen. "Beute" und "Aus dem Schatten" bieten klassische Action voller Spannung und Tempo. Diese Storys sind zeitlos und werden immer ihre Leser finden, auch wenn sich über Mathesons Interpretation der weiblichen Psyche inzwischen eine ordentliche Staubschicht gelegt hat ...
Die verbleibenden sechs Geschichten sind kleine Meisterwerke des Mysteriösen. Sie lassen auch dem Laien deutlich werden, dass es ohne Richard Matheson womöglich keinen Stephen King geben würde. "Ein weißes Seidenkleid" oder "Von Mensch zu Mensch" klingen wie von King verfasst und sind doch schon vor vielen Jahrzehnten entstanden. Tatsächlich prägte Matheson ganze Generationen junger Schriftsteller, die genau erfassten, was sein Werk auszeichnet: Bemerkenswerte Ideen werden nicht von Figuren durchgespielt, sondern von Menschen aus Fleisch und Blut durchlebt und durchlitten.
Matheson beeindruckt durch seine Fähigkeit, Gefühle wie Angst, Zorn oder Verzweiflung förmlich greifbar werden zu lassen. "Irrenhaus" ist ein einziger Parforceritt durch Seele und Hirn eines haltlosen Cholerikers, der den eigenen Launen ebenso hilflos ausgeliefert ist wie seine Mitmenschen. Ähnlich genial ist "Von Mensch zu Mensch", wenn Matheson uns über die gesamte Distanz in derselben Angst und Unsicherheit schweben lässt wie seinen unglücklichen Protagonisten. "Hexenkrieg" lebt von dem Kontrast zwischen detailliert geschilderten Gräueln und den 'unschuldigen' Mädchen, die diese mit der unbekümmerten Grausamkeit ihrer Jugend entfesseln.
"Verborgene Talente" gehört zu denjenigen Geschichten, die ihre Leser ratlos zurücklassen und langes Nachdenken erfordern, um den Subtext zu entschlüsseln. Die endgültige Interpretation bleibt ihm überlassen. In "Totentanz" setzt Matheson trügerisch vordergründige Gruseleffekte ein und lässt den eigentlichen Schrecken fast zwischen den Zeilen verschwinden.
Klappt man dieses Buch nach der Lektüre zu, weiß man genau, wieso Richard Matheson in der Phantastik einen Spitzen- und Ehrenplatz einnimmt: als Schriftsteller und als Quelle der Inspiration für viele andere Autoren, die sein Werk studiert und verinnerlicht haben, um es fortzusetzen und weiterzuentwickeln.

Ich bin Legende
- Autor: Richard Matheson
- Verlag: Heyne
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Vorneweg:
Ich habe den Roman in einer alten Version aus dem Heyne-Verlag (ISBN 3-453-30803-4) gelesen, welcher mittlerweile vergriffen ist. Dieser enthält nicht die Kurzgeschichten des hier angezeigten Buches...
Der amerikanische Autor Richard Matheson legte mit seinem Roman 'Ich bin Legende' ein sehr knappes, kompaktes und doch fesselndes Werk hin. Durch eine faszinierenden Mischung aus Science Fiction und Horror gelang es ihm, eine bedrückende Dystopie auf Papier zu bringen; ich glaube aber, Endzeit-Horror trifft es als Bezeichnung am Besten. Die Geschichte um den einsamen Robert Neville, welcher Tag für Tag um sein Leben kämpft und kaum einen Ausweg findet, bot vielen Autoren - unter anderem Stephen King oder jüngst Justin Cronin - eine Inspiration für ähnlich gelagerte Romane. Auf den nicht gerade vielen Seiten führt uns der Autor in die verzweifelte Gedankenwelt von Neville mit der zentralen Frage, ob er tatsächlich der letzte Mensch auf Erden sei und rundet das Bild mit informativen Rückblicken sowie einigen überraschenden Geschehnissen ab. Dies gelingt Matheson ziemlich gut, denn das Gelesene hing mir doch immer noch im Kopf,sobald ich das Buch mal beiseite gelegt hatte. Ich grübelte darüber nach, was der tragische Held am Besten als nächstes machen sollte. Selbst die Forschungen nach den Ursachen dieser Vampir-Plage fand ich spannend und ziemlich logisch nachvollziehbar aufgebaut. Die dramatische Wandlung gegen Ende des Romans, welche stark an den Tugenden von Vertrauen und Misstrauen herumzerrt sowie verschiedene Perspektiven aufdeckt, sind mehr als beeindruckend. 'Ich bin Legende' ist gerade wegen seiner wenigen Seiten ein großer Roman, in dessen fiktiven Endzeit ich gerne verweilte!
82°
Ich bin dabei das Buch zu lesen und kann nur bis zur Geschichte "Die unlängst verschiedene" etwas sagen.
Der Film mit Will Smith ist einer meiner absoluten Lieblingskracher, letztlich ist er aber einfach nur eine mögliche Vorlage, eben an das Buch angelehnt. Der Name des Protagonisten bleibt der selbe, ein Hund kommt drin vor usw.
Die Geschichte ist jetzt nicht so wahnsinnig überzeugend geschrieben, ganz nett und so, liest sich halt durch. Literarisch geht anders.
Den Kniff in "Verborgene Talente" habe ich schlicht nicht kapiert. Weshalb trifft der Mann im Anzug jetzt immer wieder ins Glas? Und warum ist das wichtig?
"Die unlängst Verschiedene" hätte auch als Vorspann von "Six Feet Under" durchgehen können - womit ich beim Fernsehen angelangt bin.
Ich habe gelesen, dass Matheson inzwischen u.a. Drehbücher schreibt. Kommt wohl hin. Ganz nette Ideen hat er ja wohl um die Massenkompatible Umsetzung kümmern sich andere.
Soll heißen: Auf den Film kommt mir nichts!!!
Der letzte Überlebende einer katastrophalen Seuche vegetiert inmitten von Ruinen dahin. Bei Tag ist das schon schlimm genug, doch das Grauen beginnt mit Sonnenuntergang. Denn die Seuche hat ihre Opfer nicht getötet, sondern in vernunftlose Wesen verwandelt, die kein Sonnenlicht vertragen ...
Nach und nach entwickelt Robert Matheson das beklemmende Szenario einer Welt, in der kein Platz mehr für Menschen ist. Bald wird auch der letzte Überlebende der Seuche Legende sein und der Leser klappt ein Buch zu, das so nüchtern wie eindringlich den Untergang der Menschheit beschreibt.
Hin und wieder braucht es einen Hollywood-Kracher um ein gutes altes Buch wieder aus der Versenkung auftauchen zu lassen – auch wenn der „Kracher“ im Endeffekt nur m Rande mit dem Buch zu tun hat. Richard Mathesons Werk ist den meisten Menschen sowieso in erster Linie über dessen Verfilmungen bekannt, wie etwa die Titelgeschichte dieser Sammlung, die Geschichte um den schrumpfenden Mann, „Somewhere in Time“, Steven Spielbergs „Duel“ und „Burn, Witch, Burn!“ Dabei ist Richard Matheson immer noch unter den Lebenden und wird immer mal wieder mal neu entdeckt. Und dann werden auch einige seiner Texte wieder neu aufgelegt.
Der titelgebende Roman erzählt die Geschichte des Kaukasiers Robert Neville, der sich nach dem Ausbruch einer Vampirseuche, wohl in Folge eines gerade beendeten nuklear-biologischen Krieges heftig ausgebrochen, in seinem Haus verbarrikadiert die Nacht verbringt und der tagsüber durch die Gegend zieht um sich zu versorgen und um möglichst viele Vam-pire in ihren Schlafstätten aufzuspüren und zu vernichten. Er muss sich in diesem Zusammen-hang allerlei Wissen aneignen und das besonders, seitdem die Seuche seine kleine Tochter und später seine Frau geholt hat.
In vier Abschnitten die den Zeitraum eines Jahres beschreiben sehen wir zunächst Roberts eher hilflosen Kampf, dann das Erwachen einer kurzen Hoffnung auf Gesellschaft, die einen relativ natürlichen Gang geht und ein eher etwas unübliches Zusammentreffen, das ihm eine ganz neue Perspektive gibt, bevor dann das auf den Titel bezogene Ende kommt.
Der Roman ist erzählerisch, psychologisch und auch philosophisch wesentlich komplexer und anspruchsvoller als der Film mit Will Smith in der Hauptrolle, der trotz des Titels dann eher wie eine Variante von „28 Tage später“ wirkt.
Die folgenden Kurzgeschichten sind jede für sich überaus eigen und gehen vom kurzen satiri-schen Thriller(„Die unlängst Verschiedene“), über die Geschichte einer mörderischen Puppe („Beute“), zum Absurd-Erschreckenden („Hexenkrieg“, „Totentanz“, „Ein weißes Seiden-kleid“), bis hin zum magisch-psychologischen („Von Mensch zu Mensch“, „Irrenhaus“, „Verborgene Talente“ und „Aus dem Schatten“) und zum Grotesk-Amüsanten („Die Bestat-tungsfeier“).
Ein buntes Potpourri von Geschichten über mehrere Jahrzehnte, die auch ohne den Roman den Kauf des Buches bereits lohnend machen. Richard Matheson ist ein Meister seines Faches und nicht umsonst sehen ihn Personen wie John Shirley und Stephen King als nacheiferwertes Vorbild.
Dadurch, das es schon mehrmals verfilmt wurde stellt dieses Buch wohl etwas wie Mathesons bekanntestes Werk dar.
Die Literarische Vorlage unterscheidet sich aber stark von den Verfilmungen.
Der Roman spielt sich eher Kammerspielartig hauptsächlich in Nevilles Haus ab, das für Ihn zur "Isolierstation" in einer feindlichen Umwelt geworden ist.
Als letzter "normaler" Mensch (wahrscheinlich) auf Erden, ist er umringt von Vampierähnlichen Wesen.
So verkehrt sich das ganze dann auch, und Neville wird zum "Andersartigen", zur Bedrohung!
Wer auf heutige "schnelle" Vampir-Romane steht, könnte mit der etwas antiquierten Schreibweise seine Probleme bekommen, aber wenn man sich drauf einlässt, wird man mit einem konsequenten und absolut düsteren Meisterwerk belohnt...
eines meiner Alltime - Faves!
Hallo alle sammt!!!
Vorab muss ich schreiben das ich zuerst den Film und dan das Buch gelesen habe!
Ich weiß nicht ob meine Meinung dadurch getrübt ist, trotzdem eine Meinung habe ich!
Will Smith hat in dem Film eine fantastische Darstellung geleistet! Er kann sowiso super emotionen spielen und in dem Film hat er sich mal wieder selbst übertoffen!
Das Buch war eine reine Chatasstrophe, denn die Hauptfigur spielte eine recht "dumme" Person, die in seiner kleinen Welt lebte und nicht mal richtig etwas brauchbares wusste!
Im Film war die Hauptfigur ein selbstopfernder Mann der zum Wolhe der Menschheit sein leben ließ!
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Filme um alle male spannender war als das Buch!
LG
War froh, es endlich lesen zu können. Das Buch ist im Gegensatz zu den mehr als mangelhaften Verfilmungen ein Hammer und schlägt Stoker, King und Rice um Längen. Die sind beileibe nicht schlecht, aber Matheson ist eine andere Liga. Die Leiden des Robert Neville kann man förmlich nachfühlen. Auch hier : völlig eigenständig, keine Vampirromantik, kein Goth. Ein Buch, von dem man viel lernen kann, auch ethisch -moralisch. Es ist auch eine Warnung. Wer weiss, was noch kommt und Biowaffen anrichten können. Zurecht ein Klassiker
Lange war dieser, bereits im Jahr 1954 erschienene Roman in Deutschland in Vergessenheit geraten, der Name des Autors aus den Regalen der Buchhandlungen verschwunden. Bis Anfang des Jahres 2008. Da erschien mit „I am Legend“ eine neue Verfilmung des literarischen Stoffs in den deutschen Kinos. Bereits die dritte nach „The Last Man on Earth“ mit Vincent Price und „Der Omega-Mann“ von Charlton Heston. Der Inhalt des Buches ist schnell erzählt: Robert Neville ist der einzige überlebende Mensch in einer Welt von Vampiren. Verbarrikadiert in seinem Haus leistet er des Nachts den anstürmenden Horden Widerstand und versucht verzweifelt ein Gegenmittel gegen die sich wie eine Epidemie verbreitende Krankheit zu finden. Will Smith hat in der Rolle des Neville durchaus überzeugt. Und die Aufnahmen des entvölkerten New York haben ihr übriges zur apokalyptischen Stimmung beigetragen. Die Story war jedoch letztendlich ein wenig zu sehr auf Hollywood gebürstet. Grund genug sich das Buch näher zu Gemüte zu führen. Richard Mathesons Novelle ist kein klassischer Vampirroman. Vielmehr schafft er es Science-Fiction mit Horrorelementen zu vereinen, den klassischen Roman alla Bram Stoker auf eine neue Ebene zu bringen. Wie im Film, so nimmt auch das Buch bereits nach wenigen Seiten gefangen, wird die drückende, klaustrophobische Stimmung auf den Leser übertragen. Allerdings werden auch sofort Unterschiede deutlich. Neville ist in der literarischen Vorlage alles andere als eine mit Hightech-Waffen ausgestattete Kämpfernatur. Im Gegenteil: Einsam und verlassen nachdem Frau und Kind an der Epidemie zugrunde gegangen sind, kämpft er sich verzweifelt durch jeden einzelnen Tag, stets mit dem Gedanken hadernd sich einfach den Vampiren hinzugeben und seiner sinnlosen Existenz ein Ende zu machen. Große Ausflüge macht er nicht. Die gerade mal ein bisschen mehr als 200 Seiten lange Novelle spielt sich größtenteils in der Nähe des Hauses ab, das des Nachts durchgängig von Blutsaugern belagert wird. An der Spitze Nevilles ehemaliger Nachbar, der ihn mit lockenden Rufen in den Wahnsinn zu treiben droht. Einen Hund als Partner, wie im Film, hat Neville nicht. Zwar nimmt er Kontakt zu einem abgerissenen Streuner auf. Bevor er ihn jedoch zu seinem Gefährten heranziehen kann, erliegt dieser seinen Verletzungen. Ein weiterer Beleg für die Aussichtslosigkeit des Unterfangens, einen Hoffnungsschimmer in der Düsternis der von Vampiren beherrschten Erde zu finden. Auch das Ende hat schließlich nichts mit dem Hollywood-Happyend des Films gemeinsam. Insgesamt ist „Ich bin Legende“ ein sehr lesenswerter Vampirroman, der sich, obwohl er sich sehr auf Nevilles Innenleben konzentriert und weniger auf Action, erstaunlich kurzweilig und beklemmend liest. Ein Buch, das man aufgrund seiner für das Genre wegweisenden Elemente gelesen haben darf, aber nicht muss. Die aufgewertete Neuauflage vom Heyne Verlag enthält zusätzlich noch zehn Kurzgeschichten aus Mathesons Feder, welche allerdings in keinerlei Zusammenhang zur eigentlichen Geschichte stehen, aber einen weiteren Einblick in das Schaffen des Autors geben. Sie sind allerdings, bis auf wenige Ausnahmen wie „Irrenhaus“ oder „Von Mensch zu Mensch“, eher nicht lesenswert.