
Zombies kommen langsam aber gewaltig!
Das Ende der Welt kommt aus buchstäblich heiterem Himmel und in Gestalt eines Virus', der die Kehlen der betroffenen Menschen so gründlich zuschnürt, dass sie binnen Minuten ersticken. Zu Milliarden sinken sie so zu Boden und bilden ein Leichenfeld, über das die wenigen Überlebenden voller Grauen irren.
Die Not schweißt sie keineswegs zusammen, denn nicht einmal im Angesicht der Apokalypse finden die Menschen zueinander. Uneinigkeit droht in offene Gewalt umzuschlagen. Wenn sie nicht streiten, lähmen Trauer und Fassungslosigkeit die Überlebenden. Das Ende der Zivilisation hinterlässt unzählige stinkende Leichen und eine zerfallende Infrastruktur. Der Herausforderung eines Neuanfangs sind längst nicht alle gewachsen.
Die mühsam gewahrte Ordnung zerbricht, als das Unerwartete geschieht: Die Toten erwachen, sie stehen auf und laufen durch die Straßen. Anfänglich nehmen sie keine Notiz von den Lebenden und scheinen jegliche Intelligenz eingebüßt zu haben. Dennoch beschließt das Trio Michael, Emma und Carl die Stadt zu verlassen und sich auf dem Land zu verschanzen, wo erwartungsgemäß weniger Leichen wandeln.
Ein einsam gelegener Bauernhof scheint der ideale Zufluchtsort zu sein, als sich neues Unheil ankündigt: Die Toten zeigen Anzeichen einer instinkthaften Intelligenz. Sie werden auf den Hof aufmerksam, belagern ihn und reagieren zunehmend aggressiv. Bald ist es grausige Gewissheit: Sie werden zu Zombies mit enormem Appetit auf Menschenfleisch.
Im Inneren des Hofes liegen die Nerven blank. Soll man die neue Heimat verteidigen oder flüchten? Die Gruppe spaltet sich und verliert den Zusammenhalt genau dann, als ein Großangriff der Zombies bevorsteht ...
Eigentlich alles wie immer im Zombie-Reich
Nichts grundsätzlich Neues im Zombie-Genre: So lässt sich "Herbst: Beginn" nüchtern charakterisieren. Die Welt geht unter bzw. die Menschheit stirbt, und die Leichen stehen wieder auf. Was es über ein solches Ereignis zu spekulieren gibt, hat George A. Romero in seinen Zombie-Filmen seit 1968 erschöpfend beantwortet. Das Erwachen weniger Überlebender auf einer katastrophenbedingt menschenleeren Erde ist als Plot sogar noch älter.
Wären die wandelnden Toten die einzige Schwierigkeit, mit denen besagte Überlebende zu kämpfen hätten, könnte es sogar langweilig werden, denn Zombies sind (oder waren) im Grunde Kreaturen, deren Gefährlichkeit sorgfältig inszeniert werden muss. Der klassische Untote entwickelt zwar Appetit auf Menschenfleisch, ist jedoch langsam und schlurfig; entweder muss er in Massen auftreten, oder seine Opfer sind gezwungen, sich aufgrund persönlicher Dämlichkeit in Bedrängnis zu bringen. Seit der Neuverfilmung von "Dawn of the Dead" gibt es auch recht rasante Zombies. David Moody bedient sich in "Herbst: Beginn" allerdings der guten, alten Torkelmänner, die zudem durch Zeit und Witterung ziemlich brüchig werden.
Sie wachen nicht als Menschenfresser auf, sondern kommen erst allmählich zu Bewusstsein - ein kluger Zug des Verfassers, denn es gibt ihm bzw. der kleinen Gruppe der Überlebenden die Zeit, sich ihrer Situation bewusst zu werden. Noch bevor die Leichen aufstehen, hat sich eine für das Zombie-Genre unverzichtbare Situation eingestellt: Zwischen den Lebenden brechen Konflikte los. Sie sind eigentlich banal, schwächen in dieser Krise jedoch die Gruppe, sorgen für Ablenkung, verhindern planvolles Handeln und lassen die Zombies erst auf diese Weise zur echten Gefahr werden.
Moody treibt es förmlich auf die Spitze: In "Herbst: Beginn" herrscht zwischen den Lebenden permanent Hader. Er stellt dies einerseits als typisch menschlich hin und versucht es in dieser Zuspitzung andererseits durch den Stress zu erklären, in die das Ende der Zivilisation die wenigen Überlebenden gestürzt hat.
"Variatio delectat" gilt nicht immer
Das daraus resultierende Geschehen ist aus vielen anderen Zombie-Romanen und Filmen bekannt aber schlüssig. Trotzdem wirkt die Story beliebig. Es gibt viele Zwischenfälle aber keine echten Höhepunkte. Die Protagonisten bewegen, verschanzen und trennen sich, finden erneut zueinander und irren erneut durch eine lebensfeindlich gewordene Welt. Moody mag damit die Rat- und Ziellosigkeit seiner Figuren unterstreichen zu wollen, doch den Leser beschleicht der Verdacht, der Autor habe einfach geschrieben, was ihm gerade in den Kopf kam, und die Auflösung begonnener Handlungsstränge auf die Zukunft in Gestalt möglicher Fortsetzungen verschoben. Nur als Ouvertüre zu einem Zombie-Epos betrachtet, lässt "Herbst: Beginn" den Kritiker erst einmal vorsichtig urteilen; vielleicht kommt die Story ja noch in Gang.
Ein weiterer Schwachpunkt dieses Romans liegt in der Figurenzeichnung. Moody investiert sichtlich Mühe in die Gestaltung glaubhafter Charaktere, die dennoch klischeehaft bleiben. Er beschränkt sich nie darauf, Michael, Carl und Emma mit den Zombies raufen zu lassen, sondern gönnt ihnen immer wieder die Zeit, über den Verlust ihrer Familien, Freunde und letztlich ihrer Welt zu trauern. Diese Trauer in bewegende und überzeugende Worte zu fassen, ist Moody nicht gegeben. Er behauptet Gefühle, weiß sie aber nicht zu vermitteln.
Das beste Beispiel bildet die merkwürdige Episode, in der Moody Carl unvermittelt aus dem ländlichen Exil ausbrechen und in die Stadt zu seiner toten Familie zurückkehren lässt. Als er dort angekommen ist, besinnt er sich plötzlich anders und beschließt, sich zu dem Bauernhof zurückzukämpfen, in dem sich noch Michael und Emma verborgen halten. Dabei stellt er sich so ungeschickt an, dass die Zombies den Hof überrennen, verfällt dem Wahnsinn, und zwingt Michael und Emma dazu, ihr Domizil in wilder Flucht zu verlassen. Hier zwingt Moody eine Figur viel zu offensichtlich zu Handlungen, die das im letzten Drittel stecken gebliebene Geschehen neu in Gang bringen sollen.
Auch Michael oder Emma hätten durchdrehen können. Sie plus Carl sind austauschbare Figuren, an deren Schicksal der Leser kaum Anteil nimmt; dafür ist ihr Verhalten zu sprunghaft und kaum nachvollziehbar. Daran ändern auch jene Kapitel nicht, in denen Moody seine Protagonisten in der Ich-Form erzählen lässt, was ihnen die Möglichkeit gibt, tief in die eigene Seele zu blicken und Auskunft darüber zu geben, was dort vorgeht. Leider fördern sie nur Allgemeinplätze ans Tageslicht.
Die Form gefällt besser als der Inhalt
"Herbst: Beginn" ist kein Höhepunkt der Phantastik und ganz sicher kein "Kult", wie auf dem hinteren Deckel behauptet wird. Nicht einmal in der Zombie-Nische kann es diesbezüglich einen vorderen Rang beanspruchen. Dass dieser Roman nicht in einem 'richtigen' Verlag erschien, darf dafür freilich nicht als Indiz gewertet werden - die großen Verlage werfen permanent Trash auf den Buchmarkt, zu dem Moodys Werk nicht zu zählen ist. Er liefert auf nicht gar zu niedrigem Niveau solide Unterhaltung. Ob er in diesem Job besser wird, bleibt abzuwarten. In England läuft Moodys "Autumn"-Reihe gut; es gibt also ein Publikum, das - gewiss nicht grundlos - die Fortsetzungen goutiert.
Die deutsche Ausgabe von "Autumn" gefällt als gut übersetztes, mit nur wenigen Druckfehlern behaftetes, hübsch düster gestaltetes, preisgünstiges Taschenbuch. Für das Cover wurde kein anonymes Banalfoto aus einem Billig-Bildstock verwendet, sondern eine stimmungsvolle Zeichnung angefertigt. Die Bindung ist robust und flexibel gleichzeitig. Dies sind Aspekte, die den Durchschnittsleser vermutlich weniger interessieren, Bücherfreunde und Sammler hingegen registrieren und zu schätzen wissen.

Herbst Beginn
- Autor: David Moody
- Verlag: Otherworld
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Der Einstieg in einen Mehrteiler gestaltet sich oft etwas zäh. Personen und Hintergründe müssen vorgestellt werden. Hier war das auch so, wobei die Hintergründe der Pandemie nicht erläutert werden und die Beschreibung der Personen auch in wenigen Seiten abgehakt wurde.
Den Grossteil vom „Beginn“ fand ich langweilig, weil es emotionslos geschrieben ist. Die Einsamkeit und Stille in einer toten Stadt, die vielen Leichen (egal in welchem Zustand) und auch die Reorganisation der Überlebenden wird mir zu nüchtern erzählt. Teilweise fast wie in einem Zeitungsartikel. Die Dialoge und die Beziehung der 3 Protagonisten zu einander fand ich auch eher schwach geschrieben und ohne Pfeffer.
Innovativ fand ich Moodys Idee, den Untoten eine Evolution angedeihen zu lassen - sie von bewegungsfähigen Toten zu organisierten Meuten wachsen zu lassen, denn so ist der Leser immer im ungewissen, was bei der nächsten Begegnung mit den Zombies geschehen wird. Haben sie wieder dazu gelernt?
Wäre das Buch dicker gewesen, hätte ich wohl aufgegeben, aber diese Seitenzahl verführt zum Weiterlesen, sofern man auf irgendeine Weise motiviert wird. Bei mir ist das hauptsächlich die Frage nach dem Grund der Pandemie und darum werde ich wohl auch den zweiten Teil lesen.
So, ganz kann ich mich der Begeisterung nicht anschliesen. Dafür war das Buch dann doch zu langatmig. Bis da mal was passiert, vergehen einige Seiten und erst zum Schluss kam die Story in Schwung.
Ich tat mich sehr schwer mit dem Buch. Die Charakter waren mir zu blass und wirkliche Spannung kam erst gegen Ende des Buches auf. Dafür fehlten einige Informationen und Taten um das Ganze glaubwürdiger zu machen.
Werde mi trotzdem den Rest der Serie zu legen, einfach nur um zu sehen wie sich die Untoten weiter entwickeln und sich dann auch mal benehmen wie Zombies. Ein netter Einstieg in die Serie, mehr war das nicht.
Ich habe den Beginn dieser Serie in einem Tag verschlungen und kann nur sagen ich bin begeistert. Besonders gefallen hat mir Moody Sinn für Sprache und wie er in meinem Kopf damit Bilder wie in einem Film entstehen lässt!
Die Geschichte ist grundsätzlich einfach erklärt: Ein gemeiner Virus tötet binnen Stunden fast alle Menschen in der Umgebung einer mittleren Großstadt. Was dahinter ist weiß niemand, man vermutet das gleiche Bild.
Ein paar Menschen überleben wie durch ein Wunder und der Leser kann nun mit Gänsehaut verfolgen was sie aus dieser Situation machen.
Ich will hier nicht zu viel erzählen aber der Autor hat hier meines erachtens nicht die 08/15 Standart - Amerika - Horrorstory in Version 7 gebracht sondern eigene und neue Elemente einfliessen lassen.
Lesenswert!!!!
Ich habe David Moody gerade erst für mich entdeckt!
Ich kann nun die Rezension auch nicht ganz zustimmen. Ich habe das Buch angefangen und war direkt gefesselt davon.
Es ist spannend zu lesen, wie die Protagonisten überhaupt in diese "Situation" kamen. Wie sie den Beginn erlebt haben, hat mich besonders gefesselt!
Klar, von Zombies erwartet man nicht viel neues, denn Zombies sind nun einmal Zombies. Aber ich finde, dass David Moody das sehr gut umgesetzt hat. Die Atmosphäre finde ich düster und überaus gelungen. Ich kann es mir mehr als bildlich vorstellen. Und auch auf den Film bin ich mehr als neugierig!
Ich konnte nicht anders, als direkt die anderen Teile zu ordern. David Moody gefällt allemal und wer gerne aus diesem Genre liest, wird ihn sicherlich mögen. 90 Grad gibts von mir
ich habe gerade "zombie & endzeit wochen": david wellington, brian keene, stephen king, max brooks, george orwell - steht gerade auf meinem speiseplan. david moody's herbst passt ziemich gut rein. habe gerade heute morgen mit "läuterung (der 3. band)" begonnen. und ja, ich möchte gerne wissen wie es weiter geht. und ja, ich freue mich auf die verfilmung. wenn jemand etwas mit mehr tiefe lesen möchte, dann ist das vielleicht nicht das richtige buch. um sich aber mit zombies zu unterhalten und genug zeit hat, das buch in einem zug durchzulesen, dem würde ich herbst empfehlen. wenn jemand "bessere" zombie bücher kennt, dann sagt mir das bitte.
Tja..ich kann der Rezension auch nicht wirklich zustimmen.
Innerhalb kürzester Zeit wird fast die gesamte Menschheit ausgelöscht, nur eine Handvoll Überlebender bleibt zurück. Umgeben von Tod und Zerfall versammeln sich einige der Zurückgebliebenen in einem mehr oder weniger geschützten Gebäude.
Doch damit nicht genug, die Toten fangen nach einer Zeit an wieder aufzustehen + nach einer Phase des Desinteresses und der Lethargie weisen sie Verhaltensweisen auf, die der klassische Zombie nun mal so hat. Moody lässt sich in diesem ersten Band viel Zeit um die Geschichte zu entwickeln, er fokussiert sich auf die Auswirkung des Geschehenen auf seine drei Hauptprotagonisten - die Zombies selbst werden erst im letzten Drittel des Buches aktiv. Und auch dann bleibt es erstaunlich unblutig. Die Atmosphäre des Verfalls und der Resignation darzustellen gelingt ihm gut, auch die Charakterzeichnung (insbesondere von Michael) weiß zu gefallen. Sicherlich hat die Geschichte Längen, was aber halt daran liegen mag, dass es sich um den Einstieg in einen Zyklus handelt. Mir hat es sehr gut gefallen (90%) - Band zwei habe ich soeben begonnen.
Die Meinung des Reviews kann ich nicht bestätigen, definitiv eines der besseren Zombie Bücher. Gerade die etwas andere herrangehensweise ist erfrischend. Natürlich ist das Buch nicht der Weisheit letzter Schluß, dazu ist es dann doch zu sehr Zombie Literatur aber dennoch unterhält es sehr gut und man ist gespannt wie die Geschichte weiter geht. Die Handlungen der Charaktere konnte ich durchaus nachvollziehen und das Menschen Fehler machen ist auch klar. Alles andere wäre dann doch unrealistisch. Gutes Buch!