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Holger Schmidt
Leicht angestaubter Klassiker

Buch-Rezension von Holger Schmidt Feb 2008

"Was würden sie auf eine einsame Insel mitnehmen?" Jeder kennt wohl diese Frage, hat sie bereits einmal einem Freund gestellt oder musste sich selbst Hände ringend eine angemessene Erwiderung einfallen lassen. Dabei sind die möglichen Antworten so vielfältig wie die Menschen selbst. Auch die Story des Flusswelt-Zyklus ist ein solches Thema, das, schon von vielen Autoren bearbeitet, immer neue Variationen bereit hält. Schnüren Sie also die Wanderstiefel und schlüpfen Sie in ihre Kakihose für eine fantastische Reise auf dem Fluss der Zeit.

Odysseus auf Zeitreise

Für Sir Richard Burton, einen Globetrotter des 19. Jahrhunderts, hält der Tod nicht die erhoffte Antwort auf alle Fragen bereit. Nein, vielmehr findet sich der Arme - nach einigen traumatischen Erlebnissen - in einer fremden Welt wieder, die voller Geheimnisse steckt. Zusammen mit unzähligen anderen Verstorbenen aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte erwacht Burton in einer Welt, die geprägt ist von einem großen Fluss. Wie der Nil, zu dessen Quelle sich einst Burton aufmachte, durchquert der unbekannte Fluss diese Welt.

Dass eine fremde Macht hier am Werke war, ist außer Frage. Doch das Paradies haben sich die Menschen anders vorgestellt. Zwar ist für die grundlegenden Bedürfnisse all der Millionen Menschen in Form merkwürdiger Vorrichtungen, die in einem kleinen Zylinder Nahrung erzeugen können, gesorgt, doch eine Erklärung für all dies erhält niemand. Und so begibt sich Burton mit einer illustren Gruppe ebenso verwirrter Menschen auf die Suche nach dem Ursprung des großen Flusses, um eine Antwort zu erhalten. Auf seiner Reise trifft er auf viele menschliche Kulturen, ihre Genies und auch ihre Tyrannen, wie den Nazioffizier Hermann Göring.

Ein langer Weg

Wenn der Leser diesen Roman in Händen hält, hat die Geschichte schon einen langen Weg hinter sich. Ursprünglich 1952 für einen Kurzgeschichtenwettbewerb geschrieben, kramte Farmer die erste Flussweltgeschichte erst Jahre später wieder aus der Schublade. Sein Roman hatte den Wettbewerb damals zwar gewonnen, wurde daraufhin aber nicht veröffentlicht. In den 60er Jahren wurden dann Flussweltnovellen in verschiedenen Anthologien gedruckt, aus denen letztlich dieser erste Roman des Zyklus entstand.

Gerade erst vom Verlag neu aufgelegt ist "Die Flusswelt der Zeit", ein immer noch gefragter Klassiker des vor kurzem verstorbenen Philip Jose Farmer. Auch Meldungen, der amerikanische Science-Fiction-Kanal habe eine Miniserie geordert, die auf dem Flusswelt-Zyklus basiert, kamen kürzlich auf.

Der grundlegende Plot der Geschichte, eine Person, die sich plötzlich in einer fremde Welt vorfindet, ist beileibe nichts Neues. Dieses Thema kommt in jedem zweiten Roman von Science-Fiction-Visionär Philip K. Dick vor. Ein zeitgenössischer Literat, der ebenfalls solche Plots bevorzugt, ist Sergej Lukianenko. Reichlich Variationen sind also vorhanden, hier ist nun der Autor gefragt, daraus einen interessanten Roman zu stricken.

Hippies, Viktorianer und der Fluss

Farmer wählt in seinem Buch die Sicht eines viktorianischen Abenteurers und Reisenden. Andere Figuren, die eine wichtige Rolle im Buch spielen, entstammen zeitnahen Epochen. Da alle Personen nackt in der fremden Welt auftauchen und die Zivilisation erst neu aufgebaut werden muss, ergeben sich einige Konflikte darüber, was anständig und "sittsam" ist. Auch fließen viele politische Themen der frühen Sechziger in die Geschichte ein: Freie Liebe, Drogenkonsum, usw.

Der Roman ist beinahe durchweg actiongeladen. Gerade am Anfang vermisst man eine Reflektion der wichtigsten Frage: Wie und warum sind all diese Menschen überhaupt hierher versetzt worden? Stattdessen strapaziert Farmer den Leser mit Fragen der Moral und den erwähnten Themen der Entstehungszeit, der zweiten Flussweltnovelle. Nicht alle diese spezielleren Themen der 60er Jahre sind heute interessant - kurzum, irgendwann ist der Leser der Sexorgien, Gewaltszenen und viktorianischen Prüderie überdrüssig - Nackichsein ist eben doch kein so großes Ding, dass man damit ein Drittel eines Romans füllen könnte.

Zwar werden einige Rätsel der Flusswelt mit der Zeit gelöst, das Ende des Buches ist jedoch offen und lässt den Leser etwas unbefriedigt zurück. Weniger Action, etwas mehr Tiefgang, zeitlosere Themen und eine spannendere Auflösung wären gut gewesen. So ist "Die Flusswelt der Zeit" zwar eine abenteuerliche Reise in eine fremde Welt, von der aber nur wenige Erinnerungen im mentalen Fotoalbum des Reisenden zurück bleiben.

Die Flusswelt der Zeit

Die Flusswelt der Zeit

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Letzte Kommentare:
20.02.2012 15:58:51
Beverly

Gibt es ein Leben nach dem Tode? Von all den Antworten auf diese, die ich sowohl von den Religionen als auch diversen Autoren der Phantastik kenne, gibt Philip José Farme in "Die Flusswelt der Zeit" eine der interessantesten.
Es gibt ein Leben nach dem Tode, allerdings spielt sich das nicht in einem nebulösen "Jenseits" ab und es ist auch kein Gott, der die Toten wieder auferstehen lässt. Die Toten kommen in unserem Universum wieder zu sich, jung und mit allem zum Leben Notwendigen versorgt. Allerdings entspricht die Flusswelt weder Himmel noch Hölle, sondern sie gibt den Menschen die Chance, es in einem neuen Leben besser zu machen als beim ersten Mal.
Wenn alle wieder ins Leben geholten Verstorbenen brav diese Chance nutzten, so hätte Farmer allenfalls Stoff für eine Novelle oder einen kurzen Roman gehabt.
Damit es für einen Zyklus von fünf Romanen reicht, führen sich angefangen von Hermann Göring über einen japanischen Fürsten des 17. Jahrhunderts bis zu einem Wikinger mit dem schönen Namen Erik Blutaxt einige Verstorbene so auf, wie sie es schon in ihrem ersten Leben getan haben. Glaubten nicht die Wikinger, sie könnten sich in Walhall jeden Tag totschlagen und am nächsten aufwachen, um ... auf Dauer etwas langweilig, doch für Erik Blutaxit dürfte die Flusswelt Walhall recht gut entsprechen. Nun ja, ob seine Vorstellungen vom schönen Leben nach dem Tode auch denen der Erbauer der Flusswelt entsprechen, ist eine andere Frage.
Für Konflikte und Spannung auch im nächsten Leben ist gesorgt und so hat Farmer vier spannende Romane geschrieben:

Die Flusswelt der Zeit
Auf dem Zeitstrom
Das dunkle Muster
Das magische Labyrinth

In "Die Götter der Flusswelt" stoßen die Protagonisten zum Kern der Flusswelt vor und beschließen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. So weit, so gut, aber danach ... hä?
Habe ich das richtig gelesen, dass sie alle wieder ganz kleine mickrige Sterbliche ohne Wiedererweckungen und Essen aus Gralen sein wollen? Weder ein zünftiges Walhall noch nach einem zweiten Leben Aufstieg zur Transzendenz?
Dieses Ende wird dem Zyklus nicht gerecht.

05.02.2011 15:55:21
Dracon

Gibt es ein Leben nach dem Tod? Auf der Flusswelt ja.
Philip Jose Farmer lässt alle Menschen die je auf der Erde gelebt haben an einen Tag wieder Auferstehen.Nur zu welchem Zweck? Sogenannte Gralsteine versorgen die Menschen mit allen Lebens notwendigen Sachen, aber auch mit Drogen Tabak und Luxusartikel. Krankheit und Alter sind ausgerottet.Trotzdem Werden auch hier die Menschen von einigen Niederträchtige Charaktere unterjocht.Machtgelüste Gier und Boshaftigkeit sind auch hier präsent.
Philip Jose Farmer läuft hier zur Bestform auf Schreibweise und Story ziehen einen sofort in ihren Bann.
Bin mal auf Teil 2 gespannt.

21.05.2009 11:01:56
Zeitreisefan

Der Grundgedanke des Flusswelt-Zyklus ist eigentlich ganz interessant, bietet er doch mal eine ganz neue Idee, was man sich unter dem Leben nach dem Tode vorstellen kann: Außerirdische verbringen alle jemals gelebten Menschen auf einen künstlich geschaffenen Planeten, versorgen sie dort täglich mehrmals mit Nahrung und Genussmitteln (Zigaretten, Alkohol, Marihuana, eine bewusstseinserweiternde Droge usw...), ebenso mit Kleidung, und überlassen sie ansonsten vollkommen sich selbst.
Die daraus entstehenden Probleme und Konflikte aufzulösen, neue Wege im Zusammenleben vollkommen unterschiedlicher Menschen aus unterschiedlichen Zeitepochen zu finden, Sprachbarrieren zu überwinden und den Erfindergeist der Menschheit neu zu beleben, all das hätte ein wunderbares Werk entstehen lassen können.
Philip José Farmer gelingt es aber leider nicht, neue und interessante Visionen zu entwickeln, Stattdessen lässt er mehr oder weniger berühmte Persönlichkeiten auftreten, verzettelt sich allzu oft in langatmige Beschreibungen dieser Figuren, scheitert im Versuch, diesen Figuren neue Charaktereigenschaften zuzuweisen, bringt zum Beispiel Hermann Göring mit einer ziemlich falschen realgeschichtlichen Darstellung als sich vom Saulus zum Paulus wandelnden Sympathieträger ins Spiel (was mir offen gesagt während des gesamten Zyklus immer wieder Zahnschmerzen bereitet hat), startet jeden neuen Band mit teilweise endlosen Wiederholungen, wobei man dann oft erst nach gut der Hälfte des Buches endlich bei neuen Handlungsabschnitten ankommt.
Kurzum: man hätte diese 4 Bände mit ihren über 1500 Seiten locker auf ein Drittel kürzen können ohne Handlungsverlust. Mag sein, dass Göring als Sympathieträger nur uns Deutschen unangenehm aufstößt, mir wäre es dennoch lieber gewesen, von einem weniger widerlichen „Helden“ durch das Buch begleitet zu werden. Vielleicht wäre dann das Urteil etwas besser ausgefallen.

27.09.2008 10:21:32
SordisPretiosa

Um mal eine subjektive Meinung voran zu stellen: Ich liebe dieses Buch.

Es ist erstaunlich, wie nüchtern, aber unglaublich spannend Farmer diese Geschichte erzählt. Die Ideen der Handlung und die Tatsache, dass ein Großteil real existenter Menschen darin vorkommen (bzw. sogar Hauptcharaktere darstellen) macht das Ganze umso reizvoller für den Leser.

Zugegebenermaßen war auch ich am Anfang fehlgeleitet, weil das Buch dort, wo ich es gekauft habe, im Fantasyregal stand, was es eigentlich nicht ist - aber wer braucht schon Magie, wenn er eine wunderbare Flusswelt haben kann?

Dieses Universum fand ich so innovativ, wie selten ein Buch. Und die restliche Reihe geht genauso gut weiter, wie es hier angefangen hat.

01.07.2008 09:33:08
oneiroi

Das innovativste Buch, was ich in letzter Zeit gelesen habe.
Voller interessanter Charakter und mit einem wunderbar nüchternen (aber nicht trockenen!) Erzählsstil, der mal nicht immer so übertreibt, wie in so vielen anderen Fantasybüchern.

Farmer versteht es ausgezeichnet, eine spannende Geschichte zu erzählen, die einen von Anfang an mitreist.
Auch die Hauptpersonen sind keine Mary oder Gary Sues, sondern haben (glaubhafte) schlechte oder nervige Merkmale, was mir sehr wichtig ist bei einem Buch.

Es ist absolut empfehlenswert für alle, die gerne mal eine neue Idee lesen und keine Magie oder der gleichen erwarten.

21.05.2008 09:54:24
Janne

Dieses Buch beantwortet die Frage, was nach dem Tode kommt, mit einer fesselnden Geschichte, von der man, einmal angefangen, sie zu lesen, nicht die Finger lassen kann. Jeder Mensch erwacht verjüngt und von allen Krankheiten genesen, nackt am Ufer eines viele Millonen Kilometer langen Flusses. Früherer Status oder Reichtum zählen nicht. Jeder fängt von vorn an. Nazi-Verbrecher trifft dabei auf Orient-Forscher; Adelsangehörige auf primitive Frühmenschen und und und...! Unter ihnen erwacht auch ein Außerirdischer. Alle zusammen wollen herausfinden, wieso sie wiedererweckt wurden, denn dass sich dahinter ein ganz bestimmtes Vorhaben verbirgt, ahnen sie bereits!

01.04.2008 10:47:05
Bernhard

Geniales Buch, geniale Story. Die Flusswelt der Zeit ist ein - in einer wunderbaren Sprache geschriebenes - Buch, wie ich schon lange nicht mehr das Vergnügen hatte eines zu lesen. Alle Menschen die jemals auf der Erde lebten werden in der Flusswelt wieder erweckt. Richard Burton und seine Begleiter machen sich auf, den Lauf des Flusses zu erforschen und treffen dabei auf real existierende Cahraktäre wie z.B. Mark Twain oder Feldmarschall Göring.

Farmer hat eine wunderschöne, malerische Welt in diesem Buch erschaffen und theoretisiert über den Niedergang unserer Zivilisation ohne dabei fantastisch Abzuschweifen. Er spricht ganz konkrete Probleme wie Überfischung, globale Erwärmung und politische Konflikte an und lässt sie geschickt in den Romanverlauf einfließen. Alles in allem eine äußerst klug erdachte Welt, und eine Sprache die abseits von "...sagte, sagte, sagte dann..." noch sehr viel mehr zu bieten hat.

Sci-Fi & Mystery
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