
„Brutal und tierisch - die Vampire des David Wellington
Laura Caxton hat eine schwierige Zeit hinter sich. Nicht genug damit, dass sie als Polizistin nicht eben den einfachsten und stressfreiesten Beruf für sich ausgewählt hat, ihre lesbische Neigung und die damit verbundenen Vorurteile ihrer Vorgesetzten und Kollegen haben ihre Spuren hinterlassen. Gezeichnet aber hat sie die im Roman „Der letzte Vampir" (Piper Verlag) geschilderten Erlebnisse. Eher unfreiwillig wurde sie vom Marshall Jameson Arkeley damals rekrutiert, ihm bei seiner Jagd nach dem letzten Vampir zur Seite zu stehen. Doch von gleichberechtigtem Miteinander konnte damals keine Rede sein. Sie fungierte als Lockvogel, auch wenn die Presse und Hollywood im Nachhinein ihre Rolle glorifiziert haben. Seit dem Kino-Blockbuster und der Verstümmelung ihres alten Partners gilt sie landauf, landab als die Koryphäe schlechthin was die Nosferatu betrifft. Zum Glück gibt es bis auf die untoten Überreste der mehr als 300-jährigen Malvern ja keine blutsaugenden Kampfmaschinen mehr, und die Überbleibsel hütet Arkeley wie seinen Augapfel - das zumindest dachte sie bisher.
Dann aber erreicht Laura eines Tages ein Hilferuf. Auf den Schlachtfeldern des Sezessionskrieges nahe Gettysburg, Pennsylvania hat man - eingeschlossen in einer Höhle - bei archäologischen Grabungen 99 Särge mit den Skeletten von Vampiren entdeckt. Die Herzen der Nosferatu fehlen, so dass eine Auferstehung einer ganzen Vampirarmee wohl nicht zu befürchten ist. Doch Laura findet die Überreste eines zertrümmerten Sarges. Kurz darauf begegnet sie einem zunächst höflichen Vampir - ein Untoter, der Rache nehmen will. Während die örtlichen Behörden ganz auf Schadensbegrenzung bemüht sind - schließlich will man den sprudelnden Tourismus nicht abwürgen -, bemüht sich Laura mit Unterstützung durch Arkeley, den flüchtigen Vampir zur Strecke zu bringen, bevor dieser auf den Gedanken kommt, die erste Vampireinheit des amerikanischen Bürgerkrieges wieder aufzuwecken und mit dieser unschlagbaren Armee über die Menschen herzufallen ...
Blut, Ehre und Vampire - eine explosive Mischung
David Wellingtons Vampire sind keine chemisch reinen, höflichen und kulturell interessierten Unsterblichkeiten, die sich um ihre Seele oder ihre Libido Gedanken machen. Anders als viele der blutsaugenden Wesen beschreibt der Autor seine Nosferatu als bestialische Killer, deren Wesen ganz auf die Nahrungsaufnahme ausgerichtet ist.
Plakativ, temporeich und gewaltbetont geht es deshalb zu in dem zweiten von insgesamt drei zusammenhängenden Vampir-Romanen aus seiner Feder. Mit der Ansiedlung der Handlung im historischen Gettysburg hat er ein glaubwürdiges historisches Grundgerüst gebaut, auf dem er seine Auseinandersetzung, die letztlich natürlich wieder auf einen brutalen Kampf der Menschen gegen die Blutsauger hinausläuft, stützt. Fiktive Tagebuchaufzeichnungen aus der Zeit des Sezessionskrieges, die sich mit den Szenen aus der Jetztzeit abwechseln, verleihen der Handlung größere Authentizität.
Wie von Auftaktband gewohnt reihen sich die Actionszenen nahtlos aneinander, erwartet den Leser eine Tour de Force voller Gewalt, Tempo und Cliffhangern. Es ist nicht so sehr das „ob", sondern mehr das „wie wird es den Menschen gelingen, die drohende Katastrophe aufzuhalten", das dem Werk sein rasantes Tempo verleiht. Verbunden mit jeder Menge bleihaltiger Luft und einprägsamen, aber auch ein wenig flachen Charakteren drängt sich das Buch wie sein Vorgänger für eine Verfilmung als B-Movie förmlich auf. Dabei wirkt der Text an einzelnen Stellen ein wenig unstrukturiert, gibt es Widersprüche und Ungereimtheiten. Das ist geradlinig geschriebene Action voller Kämpfe und Gewalt. Wer diese Art von Horror-Roman mag, der bekommt einiges für sein Geld.

Krieg der Vampire
- Autor: David Wellington
- Verlag: Piper
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Nachdem Arkely im 1. Teil von den Vampiren zum Krüppel verstümmelt wurde, muss Caxton ohne ihn eingreifen, als erneut Vampiraktivitäten auftreten.
Bei Ausgrabungen im Bürgerkriegsgebiet um Gettyburg wird eine Gruft mit 99 Särgen gefunden, jeder bestückt mit einem Vampirskelett ohne Herz. Also noch mal Glück gehabt. Dennoch beginnt gleich darauf ein Langzahn sein blutiges Werk und als festgestellt wird, dass die 99 fehlenden Herzen aufgetaucht sind beginnt der Wettlauf. Caxton muss die Skelette bergen, bevor die Herzen eingesetzt werden können, doch als sie zur Gruft zurückkehrt, sind die Särge samt Skeletten weg. Es bleibt der Zeitraum eines Tages, die Zusammenkunft der Herzen mit den Knochen zu vereiteln.
Wellington schadet sich in meinen Augen selbst durch den Plot. Der Vorgängerroman kennt in der Dramaturgie kein Erbamen. Hier wird Ermittlungsarbeit verlangt und das ist nicht die Stärke eines solchen Autors. Es sind also langatmige Abschnitte zu bewältigen, ständig unterbrochen von Tagebucheinträgen aus den Zeiten des Bürgerkrieges.
Aber bald 100 Seiten Showdown haben mich besänftigt. Auf dem Schlachtfeld von Gettysburg treffen erneut zwei Armeen aufeinander und es kommt zu einem blutigen ungleichmässigen Gemetzel, mit einer Wendung, die mich auf die Fortsetzung freuen lässt.
Wow - dieses Mal bekommt es Caxton mit 100 Vampiren zu tun und Arkley steht ihr nicht wie gewohnt zur Seite.
Und das heißt jede Menge "heißes Blut"...
David Wellingtons Fortsetzung zu "Der letzte Vampir" ist flüssig, sehr gut recherchiert und spannend erzählt. Eines der seltenen Werke der Unterhaltungsliteratur, welche mir spontan in keinster Weise negativ in Erinnerung bleiben. Bin gespannt, wie es nun nach der Schlusswende weitergeht...
Hallo!
Ich hab das Buch in einem Zug gelesen. Es ist vielschichtiger und komplexer als der letzte Vampir und beginnt relativ ruhig. keine Angst, dafür schlägt der Hammer nacher umso härter zu. Miss Malvern ist wirklich ausserordentlich gerissen. Die Spannungskurve steigt erst langsam, dann aber rapide. Zum Schluss gibts auch ne Bombenüberraschung, mit der ich so nicht gerechnet hätte. Absolute Empfehlung und Ergänzung zum Erstling, da auch Malverns Vergangenheit etwas näher beleuchtet wird.