
Die Vampir-Vertraute im Einsatz bei den Werwölfen
Einige Monate sind vergangen, seitdem die langsam erblindende Detektivin Vicky und ihr Freund, der Bestseller-Autor Henry - seines Zeichens nicht nur Spezialist für glaubwürdige historisch-romantische Wälzer, sondern auch als Langzahn für die Verfolgung von Vampirkollegen zuständig - ihren ersten Fall gemeinsam gelöst haben. Inzwischen sind sie einander näher gekommen, Vertrauen wurde aufgebaut, als ein doch ziemlich ungewöhnlicher Hilferuf Henry Fitzroy erreicht. Ausgerechnet die Werwölfe, die sich sonst ach so viel auf ihre Unabhängigkeit und ihre Rudelmentalität einbilden, suchen um Hilfe nach. Die Jagdsaison ist eröffnet. Ein unbekannter Jägersmann ist auf der Pirsch, und das mit Silberkugeln.
Kaum auf der Farm der Heerkens angekommen, den Geruch der Schafherden in der Nase, kommt es zum ersten Kulturschock. Die Werwölfe hassen beengende Kleidung. Kein Wunder, dass sie auch in ihrer menschlichen Gestalt nackt herumlaufen - was trotz eingeschränktem Sichtfeld für unsere Heldin doch zunächst sehr verstörend ist. Während Vicky tagsüber die Ermittlungen leitet, muss des Nachts, wenn es dunkel ist, der Vampir in die Rolle des Detektivs schlüpfen. Als dann Vickys Ex-Lover Mike Celluci auch noch am Tatort auftaucht, wird die Luft blei- pardon, silberhaltig ...
Urban Fantasy der klassischen Sorte
Schon lange vor dem gegenwärtigen Boom der lasziven Beißerchen, den sexuell gut bestückten Werwölfen und den dominaten Hexern gab es Autoren, die sich entsprechende Geschichten haben einfallen lassen. Tanya Huff gehört zu den Vorreitern dieses Sub-Genres. Bereits 1992 veröffentlicht, besaß der Roman bereits all das, was diese Werke bei Lesern und Leserinnen überall auf der Welt so beliebt macht. Da wird mit der Gefahr des wilden Tieres in einem veränderlichen Körpers kokettiert, geht von den Kreaturen der Nacht nicht nur etwas Faszinierendes aus, sondern sie verbreiten auch ihr Sexappeal. Verbunden wird das Spiel mit uralten Ängsten der Menschheit mit einer spannend und abwechslungsreichen Handlung. Die Suche nach dem Täter erinnert an einschlägige Krimis und lässt den Leser miträtseln und mitfiebern.
Doch Huff setzt noch einen drauf. Um den Leser nur ja nicht vom Haken zu lassen, erblindet unsere Protagonistin. Nicht genug damit, dass sie von zwei Männern, Alpha-Geschöpfen jeder auf seine ganz eigene Art, beeindruckend umgarnt wird, sie bekommt auch noch den Mitleidsbonus des unheilbar Kranken. Die Anpassung an die Freikörperkulturanhänger übt dabei einen unfreiwillig komischen Zug aus, portraitiert es doch einmal mehr die Verklemmtheit, die in Nordamerika, der Heimat der wildesten Pornos, aber auch der bibelfestesten Prediger, nach wie vor präsent ist.
Alles in allem ein munter zu lesender Roman, spannend, abwechslungsreich und ein wenig origineller, als viele der modernen Nachahmer.

Blutspur
- Autor: Tanya Huff
- Verlag: Feder & Schwert
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Ein paar Monate sind vergangen, seit Vicki Nelson, Expolizistin und nun Privatdetektivin, zum ersten Mal in Kontakt mit übernatürlichen Wesen kam. Damals lernte sie Henry Fitzroy, seines Zeichens 450 Jahre alter Vampir und unehelicher Sohn Heinrich VIII, kennen. Nun bittet sie Henry um ihre Mithilfe bei einem neuen Fall. Die Familie Heerkens betreibt in Ontario eine Schafszucht, im letzten Monat wurden 2 Hunde der Familie von einem Unbekannten erschossen. Besondere Brisanz erhält der Fall dadurch, das es sich bei den Heerkens um keine normale Familie handelt, es sind Werwölfe, die ihr Geheimnis schon Jahrhunderte lang gehütet haben. Nun scheint jedoch jemand hinter das Geheimnis der Familie gekommen zu sein.
Auch der zweite Teil der Blood Ties Reihe ist mehr oder weniger wie ein Krimi aufgebaut, nur das hier eben noch die übernatürliche Komponente in Form der Werwölfe dazu kommt. Vicki begibt sich zunächst mit Henry auf die Farm der Heerkens und beginnt zu ermitteln, dabei stellt sich allerdings schnell heraus, das sich die Heerkens auch in ihrer menschlichen Gestalt nicht gerade menschlich benehmen. Kleidung engt sie ein und behindert zudem die Wandlung in einen Wolf, so das sämtliche Mitglieder der Familie eher spärlich bis gar nicht bekleidet herum rennen und auch die üblichen Verhaltensregeln die Vicki erteilt, stoßen nur auf Unverständnis.
Die Familienmitglieder der Heerkens sind wirklich sehr liebenswert geschildert, die Lebensumstände der Werwölfe und ihre Integration in die menschliche Welt hat die Autorin sehr glaubhaft geschildert, hier ist ihr eine wirklich interessante Variante des Werwolf Mythos gelungen.
Nachdem Vicki nun mit Henry in die Wildnis von Ontario entschwunden ist, kann Mike Celluci, Vickis Ex Partner und Gelegenheitsgeliebter es nicht auf sich sitzen lassen und stellt Nachforschungen über Henry an, dessen ganze Existenz ihm suspekt erscheint. Das dabei auch eine ganze Portion Eifersucht dabei ist, merken alles außer ihm selbst und die Ergebnisse die Celluci bekommt, lassen nur einen Schluß zu, Henry Fitzroy ist in das organisierte Verbrechen verwickelt ist. Also reist er Vicki nach und verkompliziert deren Nachforschungen erheblich.
Da Vicki sich auch zu Henry hingezogen fühlt, wird die Beziehung zwischen den 3 Hauptfiguren deutlich verkompliziert, im Lauf der Geschichte kommt es zu einer Reihe amüsanter Szenen, die recht launig geschrieben sind und für reichlich humorige Unterhaltung sorgen. Allerdings hatte ich hier auch den Eindruck, das der Fokus der Autorin mehr auf ihren Charakteren liegt, denn der Krimifall ist doch ein wenig enttäuschend. Recht frühzeitig weiß man als Leser, wer der Täter ist, daher ist man als Leser den Ermittlern immer ein paar Schritte voraus und möchte sie am liebsten in die richtige Richtung schubsen. Die Spannung die dann am Ende aufkommt, zieht sich dann auch nicht aus der Entlarvung des Täters, sonder eher aus der Tatsache, wie alle Beteiligten zum großen Finale zusammen treffen. Hier gibt es am Ende noch eine interessante Auflösung, die ein wenig für den etwas einfallslosen Krimifall entschädigt.
FaziT: die Autorin hat hier eine interessante Version des Werwolfmythos geschaffen, ihre 3 Hauptfiguren werden weiterentwickelt, was sehr unterhaltsam geschrieben ist, lediglich der Krimifall ist ein wenig enttäuschend, weil er sehr vorhersehbar ist!