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Michael Drewniok
Aufbruch in neue Welten der Galaxis Schema F

Buch-Rezension von Michael Drewniok Dez 2008

Im Dezember des Jahres 2379 (alter Kalender) steht das romulanische Imperium vor dem Abgrund. Nachdem der größenwahnsinnige Praetor Shinzon den gesamten Senat ermorden ließ, bevor er endlich gestoppt werden konnte (vgl. „Star Trek - Nemesis"), kämpfen diverse Fraktionen erbittert um die Macht. Die Föderation stellt sich offiziell auf die Seite der neuen Praetorin Tal'Aura, unterstützt aber auch die Bestrebungen des berühmten Botschafters Spock, der im Untergrund des Planeten Romulus seit Jahren auf eine Wiedervereinigung von Romulanern und Vulkaniern hinarbeitet. Weiterhin mischen der gefürchtete romulanische Geheimdienst, die geknechteten Remaner und weitere Gruppen in diesem Kampf mit.

Die Föderation ist an einem Zusammenbruch des Imperiums nicht interessiert; aus dem entstehenden Machtvakuum könnte ihm ein schlimmer Gegner erwachsen. Eine diplomatische Mission wird gen Romulus und Remus in Gang gesetzt. Vulkanische Verhandlungsspezialisten unterstützen die Föderationsdelegation. Nicht ablehnen konnte man ein ‚Hilfsangebot‘ der Klingonen, die bei diesem wichtigen Unternehmen keinesfalls außen vor bleiben wollen.

Angeführt wird die kleine Flotte von der neuen „U.S.S. Titan", ein Forschungsschiff, das sich noch in der Erprobungsphase befindet. Für William T. Riker, den ehemaligen 1. Offizier des Sternenflotten-Flaggschiffs „Enterprise", ist dies sein erstes eigenes Kommando. Unter Riker dienen 350 Besatzungsmitglieder, wobei Menschen in der Minderzahl sind. Die sogar für die Sternenflotte ungewöhnlich heterogene Zusammensetzung führt zu Missverständnissen und Reibungen, die der ohnehin komplizierten Mission wenig förderlich sind.

Die Schwierigkeiten beginnen sogar noch vor der Ankunft auf Romulus. Intrigen und Hinterlist lassen schon den Plan echter Verhandlungsgespräche utopisch erscheinen. Die Friedensdelegation kommt einigen Usurpatoren denkbar ungelegen. Doch was wäre, wenn man ihre Mission ins Gegenteil verkehrt, indem man zum Beispiel einen Krieg auslöst, in dem die Karten neu gemischt werden ...?

Relaunch statt Neubeginn

„Franchise": Das ist - vereinfacht ausgedrückt - ein Geschäftsmodell, das aus einer Idee soviel Profit wie möglich herausholt, wobei diese Idee möglichst ohne Aufwand so abgewandelt wird, dass sich mit ihr ständig neue Käuferschichten erschließen lassen. Auf diese Weise ist aus dem ursprünglichen „Star Trek", einer mäßig erfolgreichen TV-Serie, die nur drei Jahre lief, ein Multi-Milliarden-Unternehmen geworden, das „Star-Trek"-Filme, Fernsehserien, Romane, Comics, Merchandising-Artikel und viele weitere Devotionalien auf den Markt wirft.

Wobei der sich seit einiger Zeit als übersättigt bzw. nicht mehr so langmütig erweist wie noch in den 1990er Jahren, als unter dem Label „Star Trek" wirklich alles losgeschlagen werden konnte. Das Scheitern der TV-Serie „Star Trek: Enterprise" und der Schiffbruch des 10. Kinofilms „Nemesis" belegten eindrucksvoll, dass sich auch hartnäckige Fans nicht mehr mit dem immer wieder aufbereiteten Einheitsbrei zufriedengaben, mit dem das faul gewordene Franchise seine ‚Kunden‘ abzuspeisen gedachte.

„Back to the roots" lautet zumindest im Kino die Devise. Während besagtes Franchise mit "Star Trek XI" ängstlich in die glorreiche, hoffentlich den größten gemeinsamen Nenner aller Trekker darstellende Ära Kirk & Spock zurückkehrt, bleibt die eigentliche Zukunft dem Taschenbuch vorbehalten, einem Medium, mit dessen Hilfe sich ein Neubeginn wesentlich kostengünstiger und risikoärmer realisieren lässt. Wer also wissen möchte, wie es nach „Star Trek: Nemesis" weitergeht, greife zum ersten Band der „Titan"-Serie, der die „ST"-Chronik offiziell, d. h. mit dem Segen (und unter der Kontrolle) des Franchises fortsetzt. (Wobei diese Chronik so offiziell auch wieder nicht ist, da sich die ‚Realität‘ der „ST"-Filme nicht nach den Büchern zur Serie richtet.)

Wieder einmal dorthin, wo schon oft ein Mensch war

Man tausche die Namen des Raumschiffs und seiner Besatzung aus und landet dort, wo man schon mindestens zweimal gewesen ist: Die „Titan" ist sowohl Kirks „Enterprise" als auch Picards „Enterprise", und im Grunde ist sie auch Janeways „Voyager" und Archers „Enterprise" (oder Calhouns „Excalibur", aber wer kennt die schon?). Das Konzept der Reise ins Unbekannte wurde nur einmal aufgeweicht, als man es mit der Raumstation „Deep Space Nine" quasi im Weltraum fixierte.

Die Ähnlichkeiten zwischen dem ersten Aufbruch der „Enterprise-D" (unter Captain Jean-Luc Picard) und der „Titan" sind bemerkenswert - oder bestürzend. Dies negierend (oder ignorierend) schildert das Autorenduo Martin & Mangels über viele - sehr viele - Seiten Schiff und Besatzung. Das ist verständlich, gilt es doch die „Titan" und ihre Besatzung als Schauplatz bzw. Identifikationsfiguren einzuführen; mit an Bord ist schließlich auch das Franchise, das auf Nummer Sicher gehen möchte, soll doch die „Titan"-Serie möglichst lange laufen.

Man darf zudem nicht ungerecht sein: Martin & Mangels bemühen sich, diese Auftaktsequenzen in den parallel anlaufenden Hauptplot - den Romulus-Handlungsstrang - zu integrieren. Außerdem verknüpfen sie durchaus geschickt die ‚Gegenwart‘ des Jahres 2379 mit der „Star-Trek"-Vergangenheit: dem Kanon, den jeder Trekker kennt. Darüber hinaus scheuen die Autoren sich nicht, lose Fäden aufzugreifen, die das „ST"-Universum vor allem den Filmen und TV-Episoden verdankt. So werden wir u. a. über die wichtigsten Ereignisse im Alpha-Quadranten informiert, erfahren, was nach dem Shinzon-Desaster aus Picard und der „Enterprise-E" wurde, werden von Will Riker und Deanna Troi auf der „Titan" empfangen und bangen um Spock auf Romulus.

Martin & Mangels gehen in Details noch wesentlich weiter; womöglich nur der die inzwischen monumentale „ST"-Geschichte verinnerlichende Leser wird die zahlreichen Anspielungen auf frühe Randfiguren oder beiläufige Episoden erkennen. Die in schwerkraftfreier Umgebung geborene Melora Pazlar trat zum Beispiel in der 2. Staffel der Serie „Deep Space Nine" 1993 erstmals auf.

Auf der anderen Seite steckt allzu deutlich Absicht hinter der Methode: Auf der „Titan" soll sich der Trekker möglichst umgehend ‚wie zuhause‘ fühlen. Die Reminiszenzen an das „ST"-Universum und die Gastauftritte bekannter Figuren sind vor allem Köder. Sie locken den Leser, der genau das scheut, was dem Trekker gern nachgesagt wird: das wirklich Neue. Dass sich an Bord der „Titan" reichlich bizarre Intelligenzwesen tummeln, ist kein Ersatz, denn die daraus resultierenden, viel zu ausführlichen, mit saurem Moralin und angemotteter ‚Komik‘ gleichermaßen aufgeladenen Mensch-trifft-Alien-Szenen gehören zum Inhalt der „ST"-Klischeekiste.

Viel Wind um eigentlich nichts

Die „ST"-Historie ist längst ebenso Anker wie Klotz am Bein. Eine Fortsetzung der Saga konnte die Shinzon-Episode nicht ignorieren, obwohl sie sicherlich nicht zu den besten oder beliebtesten Einfällen der „ST"-Schöpfer gehört. Martin & Mangels machen aus den Not indes eine Tugend. Sie lassen das lachhafte Vater-Sohn-Drama um Picard und seinen Klon-‚Sohn‘ Shinzon beiseite und konzentrieren sich auf die wesentlich interessantere Hintergrundgeschichte, die sich unter den Titel „Krise im Romulanischen Imperium" setzen lässt.

Die ist von ähnlichem Kaliber wie der Kampf mit den Borg oder der Dominion-Krieg und eignet sich deshalb durchaus als Schablone für ein groß angelegtes Drama. Erneut nutzen die Autoren die Möglichkeiten, die ihnen das Medium Roman bietet; sie schaffen den Ereignissen einen dicht geknüpften Hintergrund, der die politische Lage innerhalb der Föderation, des Romulanischen Imperiums und des Klingonischen Reiches berücksichtigt, was in Film und Fernsehen so nicht möglich ist.

Solche Einbettung produziert viele Worte. „Titan 1" ist nicht nur aufgrund der komplizierten Namen manchmal schwer zu verfolgen. Wie in der Realität ist Politik kein simples Geschäft. Schon die Konstellationen der sich auf Romulus befehdenden Fraktionen bedürfen der gesteigerten Aufmerksamkeit. Dazu kochen die Vulkanier und erst recht die Klingonen eigene Süppchen, ganz zu schweigen von den Ego-Trips verschiedener Einzelpersonen. Gene Roddenberrys Visionen einer konfliktfreien Zukunft sind zumindest in außenpolitischer Hinsicht definitiv ad acta gelegt!

Soll „Star Trek" mit solchem ‚Realismus‘ zu ‚richtiger‘ Science Fiction aufgewertet werden? Diese Rechnung geht nur bedingt und oft genug gar nicht auf. Über endlosen Intrigen und das sich über Seiten hinziehende Diskutieren wird vernachlässigt, was „Star Trek" auch oder vor allem ist (oder war?): eine abenteuerliche SF-Serie, die mit Action nicht geizt. Action muss nichts Negatives sein. Hier vermisst man sie viel zu lange geradezu schmerzlich. Erst im letzten Viertel stellt sie sich (kurz) ein und sorgt für die ersehnte Belebung der Handlung.

Schieben wir das ganze ‚literarische‘ Beiwerk zur Seite, finden wir darunter ohnehin nur die üblichen Bausteine des typischen „Star-Trek"-Abenteuers. Man kann oder will nicht auf Bewährtes verzichten. Böse ausgedrückt: Man schafft es nicht, endlich Ballast abzuwerfen. Dazu gehören auch Rikers und Trois „Imzadi"-Faseleien, Tuvoks endloses Barmen um und über den vulkanischen Ehren- und Verhaltungskodex, der ausgelaugte Running-Gag vom klingonischen Gagh-Wurm-Fressen oder Sankt Spocks transzendentales Wandeln durch die Katakomben von Romulus.

So lässt sich das Geschehen trotz ständiger Perspektivenwechsel im Halbschlaf verfolgen, hat man sich erst einmal eingelesen. Da Martin & Mangels ihr Handwerk immerhin beherrschen, folgt man ihnen trotzdem und überspringt nur dann ganze Seiten, wenn die oben beschriebenen „ST"-Automatismen gar zu sehr nerven. „Titan 1" ist halt nur behauptet „Eine neue Ära" und stattdessen viel Routine unter einer blank polierten Oberfläche.

Das Ende ist keines und wirkt herbei gezwungen. Die „Titan" wird durch eine Raumspalte als „deus ex machina" in die Kleine Magellansche Wolke und unter neue unfreundliche Weltraumwesen versetzt, wodurch das „ST"-übliche Hin und Her erneut durchexerziert werden kann.

Roman mit Features

Wie schon im ersten Band der „Vanguard"-Trilogie spendiert der Cross-Cult-Verlag der deutschen Ausgabe von „Titan 1" verschiedene (pseudo-) dokumentarische Hintergrundinfos. Ins Auge sticht vor allem eine vierteilige Ausklapptafel, die - sogar farbig - Aufrisszeichnungen des Raumschiffs „Titan" von allen Seiten zeigt, was dem Leser die Orientierung erleichtert.

Weitere Informationen liefert Jörn Podehl: „Wie Rikers eigene Serie entstand", S. 360-364. Dem folgen Datenprofile der „Titan" („Ein neues Schiff", S. 365-367) sowie der „Drei an der Spitze" - gemeint sind William T. Riker, Christine Vale und Deanna Troi (S. 368-374) -, eine historische Bestandsaufnahme der „Krise um Romulus - Das Jahr 2379" (S. 375-378) und Kurzbiografien der Autoren (S. 379).

Eine neue Ära

Eine neue Ära

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Letzte Kommentare:
05.07.2012 17:53:04
Hagane-Kotetsu

Titan markiert für den gemeinen Star-Trek-Roman-Leser tatsächlich den Beginn einer neuen Ära, in der gleichermaßen Handlungsstränge aus vorangegangenen Romanen und Episoden sowie Filmen der verschiedenen Star-Trek-Serien verknüpft wurden. Diese Vorgehensweise, die meiner Meinung nach in der Vanguard Reihe ihren Höhepunkt erreichte (zugegeben: Vanguard erschien zwar in Deutschland früher, Titan ist jedoch im englischen Original älter), belebte nicht nur die hierzulande tief im Dornröschenschlaf gefesselte Star-Trek-Bücher-Landschaft neu; weg von sich gegenseitig widersprechenden Büchern die zusätzlich dazu auch noch oft genug mit dem offiziellen Kanon unverträglich waren.

Aus der Serie und den Filmen stößt, abgesehen von vielen nur genannten Personen (z.B. Saavik, M’Ret, Admiral Janeway, Admiral Batanides usw.), auch eine ganze Reihe „Gaststars“ dazu, die beim Leser ein gewisses Gefühl der Vertrautheit erwecken. So begegnet man beim Lesen zusätzlich zu solchen aus Star Trek Nemesis bekannten Gestalten wie Tal’Aura, Commander Donatra oder Commander Suran auch anderweitig bekannten Figuren wie Captain Picard, Worf, Geordi LaForge, Spock, Admiral Ross, Tomalak oder Senator Pardek. Daneben erhielten andere Charaktere, wie der auf dem Boden des romulanischen Senats zerschellte Praetor, einen Namen und geschickt verstanden es die Autoren, die Motive und Ziele der verschiedenen Interessengruppen innerhalb des romulanischen Reiches zu schildern und die multiplen Geschehnisse des Romans selbst mit Folgen, die dem letzten TNG-Kinofilm vorangingen, wie etwa dem TNG-Zweiteiler „Wiedervereinigung“ oder der DS9-Folge „Unter Waffen schweigen die Gesetze“ zu verknüpfen.
Darüber hinaus gibt es auch ein Wiedersehen mit altbekannten Sternenflottenoffizieren, die im Verlaufe des Buches ein Teil der Titan-Crew sind: Melora Pazlar (DS9, „Das Melora-Problem“), Krankenschwester Alyssa Ogawa, Adm. Leonard James Akaar (TOS „Im Namen des jungen Tiru“) und schließlich sogar Tuvok, dessen Identität zu Beginn des Romans noch zurückgehalten wird.

Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass „Eine neue Ära“ von all den verschiedenen Charakteren, die an Bord des Föderationsschiffes Titan arbeiten, lebt. Der Mix der verschiedenen Kulturen (nur etwa 15% der Crew sind Menschen) und die daraus resultierenden Möglichkeiten bieten eine Menge Potential. Endlich befreit sich Star-Trek vom Image eines Homo-Sapiens-Clubs und bietet auch den anderen Mitgliedern der Föderation Platz auf einem Raumschiff. Denn mal ehrlich: Dass es eine Föderation mit mehr als hundert Mitgliedern gibt, aber auf allen Föderationsschiffen fast nur Menschen zu sehen sind, ist doch reichlich unglaubwürdig. Titan räumt damit auf, und besonders der neue Chefarzt Dr. Ree, ein gelber Dinosaurier, ist äußerst gelungen, da er wie kein zweiter so symbolisch für die Problematik einer so unterschiedlichen Crew steht, dazu ragen besonders aus der Besatzung, ein kleiner blauer Bär, eine scheue Spinne (erinnert mich an Hohlbeins Charity-Reihe) und fischähnliche Wesen, raus.
Wie diese Crew mit den normalen Dienstabläufen und den kleinen Alltagsproblemen an Bord fertig wird, ist gleichsam interessant; egal ob es sich um die Umweltverhältnisse in den einzelnen Quartieren, den Umgang mit den ehemaligen Feinden oder ungewohnten Problemen während einer Kampfsituation handelt. In diesem Zusammenhang sollte auch erwähnt werden, dass ich die Idee des „blauen Tischs“, an dem sich die Wissenschaftsoffiziere zum Essen und Austauschen treffen, nur logisch finde.

Aber auch andere logische Zusammenhänge fallen bei der Lektüre auf.
Die Tarnanzüge aus Star Trek: Der Aufstand für einen Geheimeinsatz zu nutzen, liegt auf der Hand, auch wenn sich schon mal die Frage stellt, warum vorher noch nie jemand auf die Idee gekommen ist. Auch dass Worf die Pflege Spots übernimmt, passt, trotz der in der Zukunft sicherlich heilbaren Katzenallergie des Klingonen, in die allgemeine Chronologie. Doch nicht nur Fragen, die sich aus dem Kanon ergeben, werden beantwortet. Die gleich zu Beginn geschickt angebrachte Lösung für das Dilemma, welche der beiden in verschiedenen Büchern verwendete Bezeichnungen für die Hauptstadt des romulanischen Reiches die richtige ist, beweist, dass Romane durchaus in der Lage sind, die Lücken zwischen den Informationen aus Serien und Filmen zu schließen, ohne unglaubwürdig zu werden.
Die Eigenarten der Trill kennen die Leser aus DS9 wohl weitgehend, aber dennoch ist der Sicherheitschef der Titan, Ranul Keru, ein Trill. Keru ist ein unvereinigter Trill. Interessant ist vielleicht, dass dieser Charakter ein Abbild von Autor Andy Mangels sein soll. Wie auch Mangels trägt der Charakter Keru einen Bart und ist homosexuell.
Bei all den Charakteren habe ich einen "vermisst". In einer herausgeschnittenen Szene in "Nemesis" erklärte Wesley Crusher, dass er fortan auf der Titan dienen wird. Wesley wurde in dem Roman mit keiner einzigen Silbe erwähnt. Schade. Mich hätte interessiert, ob er auch in Romanen eine solche Nervensäge sein kann, wie in der TV-Serie.
Besonders an einer gelungenen Integration der Figur Christine Vales in den Roman zweifelte ich mehrere Male. Zum einen bereitete mir ihre Blitzbeförderung Bauchschmerzen: Vor einigen Wochen erst zum Lieutenant Commander befödert, wird ihr dank Rikers Abwerbungsversuchen auch noch der Rang eines Commanders verliehen! Wie lange mussten Worf, Data, Geordi, Sisko oder die gesamte Voyager-Crew auf Beförderungen warten, während diese Frau die Rankpins hinterhergeworfen bekommt, als wären es Wertpapiere der Telekom?

Generell ließen mich aber auch die Klingonen mit einigen Fragezeichen zurück. Sprechen sich Englisch, bzw. Deutsch? Oder springt der Universalübersetzer ein, um die klingonische Grammatik und das klingonische Vokabular in verstehbare Sätze zu übertragen? Egal welche Variante der Fall ist, warum zum Teufel spricht Khegh immer wieder von „PetaQs“? Entweder hätte der Klingone von allein gewusst, dass der Plural „PetaQpu“ lautet, oder der Computer hätte es ohne lange darüber zu reflektieren mit "Nichtsnutze" oder zur Not sogar mit „Feiglinge“ übersetzt!
Und was ist mit der guten alten Miranda-Klasse geschehen? Während sie im Dominion-Krieg noch an wirklich jeder verdammten Front in erster Linie kämpften, zieht sie Riker, obwohl ihm drei dieser Schiffe zur Verfügung stehen, wie ein elender PetaQ aus dem Gefecht heraus!
Ebenfalls unklar ist mir, warum Deanna Troi einen Counselor-Stab von vier Personen für ein Schiff mit 350 Besatzungsmitgliedern beantragte, obwohl sie auf der Enterprise den gleichen Job für eintausend Personen allein verrichtete.
Negativ finde ich die Übersetzung des deutschen Titels „Eine neue Ära“, dass ist schlecht gewählt von Cross-Cult, weil der englische Originaltitel „Taking Wings“ eine besondere Bedeutung bei Riker haben sollte. Endlich übernimmt Will Riker ein Kommando, nachdem er mehrere Angebote mehrfach abgelehnt hat, so verdient er sich nun seine ersten eigenen Flügel beziehungsweise wird flügge.

Der erste Roman der Titan Serie glänzt mit sauber recherchiertem Wissen, seinen Charakteren und den Gimmicks, die mit in dieses Buch gegeben wurden. Andererseits neigt es zur Überzeichnung von Charakteren, und erfindet sich, entgegen der Erwartungen, nicht neu.
Für Neustarter ist dieses Buch weniger interessant, weil es viele Bezüge auf englische Star Trek Novels bezieht, die bisher leider noch nicht auf Deutsch erschienen sind, wie die „A Time to ...“, „Lost-Era“-Reihe.
Trotzdem ist es die Fortsetzung der Star-Trek-Geschichte unter einem gut getroffenen Captain Riker; sicherlich einer der sympathischsten Figuren der gesamten Serien und Filme. Gut und spannend geschrieben erweckt sie, trotz aller vorhandenen Mängel, die Begierde, mehr zu erfahren und den kommenden, hoffentlich innovativeren, Geschichten zu folgen. Gesamtwertung deswegen von mir 84 Grad!

Sci-Fi & Mystery
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