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Michael Drewniok
Das Menschenhirn als Quelle wahren Horrors

Buch-Rezension von Michael Drewniok Apr 2006

Dr. John Montague ist ein Psychologe mit einer geheimen Leidenschaft: Er jagt schon lange dem Übernatürlichen hinterher, das er unbedingt wissenschaftlich nachweisen möchte. Jetzt hat er womöglich einen kapitalen Spukfisch an der Angel: Hill House wurde vor acht Jahrzehnten vom düsteren Hugh Crain erbaut. Eine Kette mysteriöser Ereignisse hat dazu geführt, dass die riesige, verwinkelte, eigenartige öde Stätte seither als verflucht gilt. Niemand lebt in Hill House - jedenfalls niemand, mit dem man es zu teilen wünscht.

Wie spürt man einen Spuk auf? Montague wählt sich zwei parapsychisch auffällig gewordene Frauen: die exzentrische, lebenslustige, telepathisch begabte Theodora und die unsichere, nervöse, feinsinnige Eleonore Vance. Außerdem zum Team zählt der junge Zyniker Luke Sanderson, dessen Familie Hill House besitzt. Gemeinsam wird man sich einige Zeit in dem verrufenen Haus einquartieren und registrieren, was dort geschieht.

Montague wird nicht enttäuscht. Hill House lässt sich wenig Zeit, seine Kraft unter Beweis zu stellen. Die seltsamen, zunehmend beunruhigende Intensität erreichenden Phänomene scheinen sich dabei auf Eleonor zu konzentrieren. Das Haus hat die psychisch angeschlagene junge Frau als idealen Kristallisationspunkt entdeckt. In seinem Übereifer bemerkt Montague die daraus resultierende Gefahr erst viel zu spät: Hill House will Eleonor - oder ist es umgekehrt Eleonor, die Hill House mit schauerlichem 'Leben' erfüllt?

Die Spukerscheinungen werden beängstigend handfest. Noch immer versucht Montague verzweifelt seine Forschungsmission zu erfüllen. Sie hat sich längst zur Expedition in ein fremdes, gefährliches Land verwandelt, das nicht alle Teilnehmer wieder lebendig verlassen werden ...

Grimmige Lektion für allzu sorglose Ghostbusters

"Spuk in Hill House" gehört zweifellos zu den grandiosen Höhepunkten der phantastischen Literatur. Mit einer im Genre gern behaupteten, aber selten unter Beweis gestellten Meisterschaft gelingt Shirley Jackson das Kunststück, nicht nur der strengen Kritik zu geben, was sie verlangt, sondern auch ihre Leser zu fesseln: mit einer Spukgeschichte, die ohne 'richtige' Gespenster auskommt, sondern in der menschlichen Psyche wurzelt und dort Nachtmahre gebiert, die Freddy Krueger, Leatherface & Co. dorthin verbannen, wo sie am besten aufgehoben sind: in die Rummelplatz-Geisterbahn.

Dabei fasziniert nicht nur Jacksons Sprachgeschick, das mit wenigen, fast sparsamen Worten eine ebenso dichte wie anschauliche und zunehmend bedrohliche Atmosphäre entstehen lässt. Hier kann sich hinter jedem Wort und zwischen den Zeilen eine verborgene Bedeutung verbergen. Man muss schon aufmerksam lesen. Es fällt leicht.

Bewundern muss man Jackson außerdem für ihr Geschick, die Geschichte letztlich völlig in der Schwebe zu lassen. Ist Hill House ein Spukhaus? Ist es 'nur' ein 'parapsychischer Katalysator', der Eleonores übernatürlichen Fähigkeiten 'zündet'? Ist es ein ganz gewöhnlicher, von abergläubischen Zeitgenossen verrufener Ort, der ausschließlich von Eleonors zerrüttetem Hirn mit allerlei Unheimlichem bevölkert wird? Sämtliche Interpretationen sind möglich und 'logisch'.

Sie schaffen einen Sog, dem sich der Leser von Anfang an nicht entziehen kann. Wobei dieser Anfang trügerisch langsam einsetzt und zunächst irritiert. Wieso die lange Einleitung, bis Eleonore endlich in Hill House eintrifft? Weil wir sie auf ihrer Fahrt dorthin kennen lernen und bereits einen schwer fassbaren, aber deutlichen Eindruck von der Gefahr bekommen, die diese Frau für sich und ihre Mitmenschen darstellt.

Die Frau, die nicht mehr funktionieren möchte

Die Geschichte vom Spuk in Hill House ist eigentlich die Geschichte von Eleonor bzw. ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Kraft unbewältigter Gefühle. Eleonor ist eine vom Leben enttäuschte und betrogene Frau. Das war sie offenbar immer. Schon als Kind wurde sie von ihrer dominanten, lieblosen Mutter unterdrückt, die sie als alte, kranke, böse Frau pflegen musste, während sich die Schwester drückte. In diesen Jahren zog das Leben an Eleonor vorbei. Sie blieb ohne Mann, ohne Beruf, sogar ohne eigenes Heim: Als Untermieterin muss sie unter der Fuchtel ihrer zänkischen Schwester bei deren unfreundlicher Familie hausen.

Eleonor will endlich 'raus. Viel hat sich in ihr angestaut - dies buchstäblich: In früher Jugend war aus heiterem Himmel ein Steinschauer auf ihr Elternhaus niedergeprasselt, als es 'daheim' wieder einmal besonders unerträglich war. Da ist also eine innere Kraft, die sich aus Eleonores unerfüllten Wünschen und Sehnsüchten speist. Sie ermöglicht ihr einerseits den Ausbruch aus dem Alltagstrott, als sich endlich eine Möglichkeit ergibt. Doch ungewollt hat Dr. Montague eine wesentlich tiefere Grube geöffnet. Eleonores Frustration, ihr Zorn, ihre Schuldgefühle brechen sich ebenfalls Bahn.

John Montague ist ein kluger Mann mit Doktortitel, ein Forscher, doch gleichzeitig ein blinder Trottel, der keine Ahnung von den Mächten hat, die er heraufbeschwört. Er baut nicht wie Dr. Frankenstein ein Monster, aber auch er ist bereit, ";für die Wissenschaft”, aber letztlich wohl für sich selbst, schwer kalkulierbare Risiken einzugehen. Als Psychologe merkt er durchaus bald, wie es seelisch um Eleonore steht. Aber er kann nicht widerstehen: So ein Versuchskaninchen wird er nie wieder finden!

Und genau das ist Eleonore für ihn. Sie verehrt den freundlichen, zuvorkommenden Doktor, der ihr so viel Aufmerksamkeit widmet. Ihr fehlt die Erfahrung, seine wahren Motive zu erkennen. Als diese endlich offenbar wird, leiten die Folgen direkt die finale Katastrophe ein.

Theodora scheint auf den ersten Blick das genaue Gegenstück von Eleonore zu sein. Sie reist, ist selbstständig, unabhängig, verfügt über eigenes Vermögen. Grundsätzlich verkörpert sie alles, was Eleonore gern sein möchte. Aber Theodora ist auch sprunghaft, launisch und egoistisch. Für Eleonore ist sie keineswegs die Freundin, die sich diese wünscht, und noch weniger die weltkundige Begleiterin für die Zeit nach Hill House. So trägt auch Theodora durch ihr Verhalten zum Spuk in Hill House bei.

Luke Sanderson ist der Rationalist unter den Anwesenden. Weder verfügt er über einen Draht zum Übernatürlichen, noch will er es rational erforschen. Klug ist er, aber faul und ein kleiner Schurke, der sich langweilt, ständig in Geldnöten steckt und in Skandale verwickelt ist. In unserer Geschichte vertritt er den skeptischen Leser, der nicht an Spuk und Geister glaubt. Luke muss sich eines Besseren belehren lassen, auch wenn das in seinem Fall bedeutet, dass er seinen zynischen Tunnelblick auf die menschliche Natur verliert.

Bis das Blut gefriert

So geht es weiter. Seite für Seite, Zeile für Zeile zieht Jackson die Schraube an. Wie brillant ihr Werk gelang, verdeutlicht uns der seltene Genuss einer Verfilmung, die dem literarischen Vorbild absolut angemessen und gewachsen ist. "The Haunting" (dt. "Bis das Blut gefriert") wurde 1963 von Robert Wise inszeniert. Er hielt sich klug über weite Strecken außerordentlich eng an Jacksons Buch und schuf ein intensives Meisterwerk, das bis heute rein gar nichts von seiner Wirkung verloren hat.

Wie gut Wise gearbeitet hat, 'bewies' unfreiwillig 1999 Jan de Bont mit seiner lächerlichen, von überbordenden Spezialeffekten erdrückten Neuverfilmung, die in Deutschland als "Das Geisterschloss" für Hohn & Spott sorgte. Doch der Roman von Shirley Jackson und der Film von Robert Wise bilden eine Einheit, die kein Gruselfreund jemals vergessen wird, der (oder die) sie gelesen und gesehen hat. Tatsächlich übertrifft Wise das Vorbild vor allem im letzten Drittel bei weitem. Hier bringt Jackson in Gestalt der überdrehten Mrs. Montague und ihres tumben Begleiters unangemessenen Klamauk ins Geschehen, das indes bis zum Finale wieder auf die rechte Bahn einbiegt.

Spuk in Hill House

Spuk in Hill House

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Letzte Kommentare:
28.11.2014 13:23:16
basssopran

Ein Doktor der Anthropologie widmet sich der wissenschaftlichen Erforschung von Spukhäusern. Er geht ganz sachlich davon aus, dass manche Menschen psychische Wahrnehmungen haben, die anderen abgehen. Nach der Untersuchung einiger vielversprechender Häuser macht er sich in Hill House breit, über das man im nächstgelegenen Dorf keinerlei Auskunft erhält. Er lädt psychisch Empfindsame in das Haus ein, um seine Phänomene näher zu erforschen.

Die 32-jährige Eleanor gehört zu den Auserwählten. Sie scheint ein bisschen labil zu sein, verliert sich in Tagträumen, quält sich mit Selbstvorwürfen. Als sie bei Hill House ankommt, wird sie von einem abscheulichen Hausmeisterehepaar in Empfang genommen. Nach und nach treffen die anderen Bewohner und der Doktor ein, und bereits in der zweiten Nacht tritt das Haus in Aktion.

Der Roman ist geschickt aufgebaut, der Grusel subtil, man weiß nicht, ob Eleanor sich das alles nur einbildet. Andererseits weiß ich auch nicht, ob die ganze Geschichte nicht von Anfang an ihre Wahnvorstellung ist, denn sie ist glücklich, wenn sie traurig sein sollte, lacht an den unpassendsten Stellen, streitet sich mit der anderen Frau aus nichtigem Grund, wünscht sich unsinniges Zeug. Das ist mir zu unlogisch und undurchsichtig, auch ist die Gefühls- und Konventionswelt fünfzig Jahre alt und damit nicht mehr nachvollziehbar. Allerdings werden manche Charaktere sehr bissig und auch feinfühlig dargestellt, und das Ende ist ein Kracher.

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