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Carsten Kuhr
Für Freunde der etwas defitigeren Fantasy

Buch-Rezension von Carsten Kuhr Mai 2009

"Was lassen wir schon zurück abgesehen von ungesagten Worten, unvollendeten Dingen? Leere Kleider, leere Zimmer, eine große Leere in den Menschen, die uns gekannt haben" (Seite 155)

Willkommen zurück in der etwas anderen Fantasy-Welt des Joe Abercrombie. Nach seiner triumphalen Rache-Trilogie kehrt der Autor mit vorliegendem Roman zwar in seine Welt zurück, siedelt seine Handlung allerdings außerhalb der bisherig bekannten Länder an.

Styrien, ein Land, das mit seinen verfeindeten Stadtstaaten in seiner Ausgestaltung an das Italien während des Wechsels zwischen Altertum und Renaissance erinnert, befindet sich seit Jahrzehnten im Krieg. Städte und Fürstentümer bekämpfen und belagern sich, Heere werden ausgehoben, in den Kampf geworfen und vernichtet. Eine ideale Zeit für Söldner also. Monza Murcatto und ihr jüngerer Bruder Benna führen die erfolgreichste und größte der Söldnertruppe an. Im Dienst des Großherzogs Orso, der König Styriens werden will, eilen sie von Schlacht zu Schlacht, von Sieg zu Sieg. In der Bevölkerung ist die Heerführerin beliebt und geachtet, wie sonst niemand im Reich. Doch merke, zu hohes Ansehen und Beliebtheit beim Volk trägt nicht unbedingt dazu bei, die hohen Herrschaften an der Tafel der Macht zu beruhigen.

Das Buch beginnt damit, dass die Geschwister Murcatto im Herrschaftssaal Großherzog Orsos gemeuchelt werden. Während Benna ein Messer in den Hals gestoßen bekommt, wird seiner Schwester in den Rücken gestochen und sie dann aus dem Fenster den Berg hinunter geworfen - Müllentsorgung auf styrisch. Dumm nur, dass die Kämpferin nicht ganz tot ist und von einem mysteriösen Heiler gerettet und mühsam zusammengeflickt wird. Danach beherrscht nur ein Gedanke das peinvolle Dasein der verkrüppelten Monza - Rache. Sie sucht und findet Helfer und Verbündete, und macht sich an die unlösbar scheinende Aufgabe, die sieben Männer, die ihren Bruder und sie abservieren wollten, zu ermorden.

Der Nordmann Espe kam nach Styria, um ein besserer Mensch zu werden. Nicht länger wollte er sein Geld mit dem kalten Stahl in den Fingern verdienen. Der Hunger veranlasste ihn, das Angebot Monzas anzunehmen, und ihr auf ihrer Queste beizustehen. Zu ihm gesellen sich mit Morveer und seinem ständig essendes Lehrmädchen Day die besten Giftmischer der Landes, Vitari gehört zu den erfahrensten Folterknechten der Reiche, Freundlich saß als Serienkiller im Gefängnis, bevor er, der mit seiner Manie für Zahlen allen gehörig auf den Keks geht, sich der Gruppe anschließt. Und auch ein heruntergekommener Hurenbock, ehemals ein Lebemann und beeindruckender Schwertkämpfer, der Trunkenbold Cosca, ist mit von der Partie.

Es geht wie schon erwähnt darum, sieben der mächtigsten Männer des Reiches über die Klinge springen zu lassen - ein Vabanque-Spiel, das eigentlich nicht gelingen kann...

Rache um der Rache willen - brutal, blutig und real

Sword und Sorcery verband sich in der Klingentrilogie gekonnt und überraschend mit einer etwas anders aufgezogenen Rollenspielfantasy zu einem der intensivsten Zyklen der letzten Jahre. Einprägsame Gestalten und eine abwechslungsreiche, nie vorhersehbare Handlung verwöhnte selbst erfahrene Leser. Insoweit war die Erwartungshaltung hoch, als ich mich an die Lektüre des neuen Romans machte. Auffällig zunächst, dass der Autor uns dieses Mal eine weibliche Protagonistin präsentiert. Monza, eine verkrüppelte, von Hass und Rachsucht getriebene Frau ist nun nicht unbedingt übliches Heldenfutter oder gar eine für den Leser angenehme Hauptperson. Ähnlich wie Mary Gentles "Ash" (dt. Bastei-Lübbe) ist sie eine kompetente, pragmatische, ehrgeizige und ich-bezogene Person, die sich in einer absoluten Männerdomäne durchgesetzt hat. Innerlich hart geworden, öffnet sie sich nur dem geliebten Bruder. Als sie diesen aufgrund falscher Anschuldigungen und Neid dahingemeuchelt am Boden liegen sieht, hat sie, für den Leser durchaus nachvollziehbar, nur einen Gedanken: Rache an den sieben Schuldigen zu nehmen, auch wenn ihr dies keine innere Ruhe bescheren wird. Rache also um der Rache willen, das sind dunkle Gefühle statt Intellekt. Um so erstaunlicher, dass der Plot durchgängig in sich überzeugend und realistisch bleibt. Um nur ein Beispiel zu nennen - Monza und Espe werden gefangen genommen und gefoltert. Statt nun aber, wie in Fantasy-Romanen sonst weitgehend üblich ihren Peinigern ins Gesicht zu lachen, brechen sie beide psychisch wie physisch zusammen, versuchen sie alles, um die Folter zu vermeiden. Das atmet den Geruch der Wahrheit, die Realität ist oftmals schonungslos brutal, das überzeugt, auch wenn das Gebotene nur allzu oft die Grenze zur Brutalität streift. Die blutigen Auseinandersetzungen sind markant und deutlich ausgeführt, da werden schon einmal Gliedmaßen aus den Gelenken gerissen, quellen Gedärme aus dem Bauch, entleeren Adern ihren roten Lebenssaft auf die Kämpfer.

In seiner Massierung fast ein wenig zu dominant lebt das Buch neben den Figuren von diesen Auseinandersetzungen. Dabei fallen auch immer wieder Sympathieträger, oder was man dafür halten könnte, dem Schwert zum Opfer, da gibt es keine gute oder böse Seite, sondern nur Menschen, die aus eigennützigen Motiven handeln.

Faszinierend, wie es dem Autor dabei gelingt, immer wieder kleine Geschichten in seinen Plot einzubauen. Insbesondere der Giftmischer und seine Gehilfin haben es mir hier angetan. Mit einigen wenigen Sätzen entsteht hier das Bild eines stolzen, ja überheblichen Meisters seiner Zunft, der sich um Motiv oder Gewissen keinen Kopf macht, der selbstverliebt in seine Kunst von und in dieser schwelgt. Wie alle Auftretenden ist das keine Figur, mit der der Leser sich gerne identifiziert. Aber es ist eine interessante Gestalt, die sich uns hier offenbart. Neben aller Egozentrik ist er eben auch ein wahrer Meister seines Metiers, dessen Kreativität und Einfallsreichtum verblüfft.

Insgesamt gesehen ist dies kein Buch für schwache Gemüter. Es fließt viel Blut, es wird gelitten und gestorben, wobei sich die Verzahnung mit der Trilogie erstaunlich unauffällig präsentiert. Auch Leser, die diese nicht goutiert haben, werden sich ohne Mühe im Roman zurechtfinden, werden fasziniert einen beispiellosen Rachefeldzug verfolgen und sich am Ende zusammen mit der Heidin fragen, ob das Ergebnis die Opfer wirklich wert war - das Buch auf jeden Fall ist seine Zeit für Freunde der etwas deftigeren Fantasy wert.

Racheklingen (Die Klingen-Romane 4)

Racheklingen (Die Klingen-Romane 4)

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Letzte Kommentare:
09.02.2019 16:00:10
Mabel

Nicht so großartig,wie die Trilogie (Kriegs-, Feuer, Königsklingen), aber es spielt im gleichen Universum, hat einen Hauch des großartigen Witzes der ersten drei Bücher bewahrt und ist für Fans unbedingt lesenswert: 90°

06.06.2014 16:10:37
LucreciaBorgia

Ich hab alle Bücher von Joe A. gelesen, weil ich den Stil absolut liebe - keine Geschwalle und Gesülze, keine schwarz/weiß-Malerei, Humor, Ironie, Sarkasmus und Realität. Kein Charakter scheint wirklich eine alleinige Hauptperson zu sein, was ich auch toll finde, weil ich nichts langweiliger finde, als ein ganzes Buchu von einer einzigen ach so tollen Romanfigur zu lesen, um die sich alles dreht! Aber nun hab ich das Problem;: woher krieg ich mehr solchen Lesestoff?! Hat jemand Tipps?????

10.04.2010 21:16:22
Chris

Ich kann mich nur der Meinung von Pellaeon anschließen. Ein gutes Buch, das aber wahrscheinlich erst richtig Spaß macht und verständlich ist, wenn man die Klingentrilogie ( die andren drei ;-) ) zuvor gelesen hat. Wieder einmal gibt es bestimmte Wandlungen bei Personen und auch ein "fragwürdiges" ende, über das ich zumindest noch einige Zeit nachgedacht habe.

14.07.2009 00:40:51
Pellaeon

Ich war begeistert- neuer Roman von Abercrombie! Die ersten 3 habe ich verschlungen, die Charaktere sind einfach genial!
Auch der neue setzt auf das gleiche Rezept: Plastische Charaktere, unterschiedliche Blickwinkel, schwarzer Humor.
Das Rezept geht auch auf, auch wenn der Roman nicht mit den anderen 3 mithalten kann. Das liegt hauptsächlich daran, dass viele alte Charaktere mitspielen, und die Neuen wie verworfene Prototypen wirken.
Shivers (habe es nur in Englisch gelesen) verhält sich genauso wie Logen, und Monza wirkt wie ein Prototyp für Ferro, gemischt mit etwas Glokta.
Trotzdem ist das Buch definitiv empfehlenswert, besonders für Leute, die "the first Law" gelesen und gemocht haben.

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