
Eine Geschichte über die Suche nach dem Ich
"Hast Du Dich schon einmal gefragt, wer in den Löchern in der Menge geht" (S. 71)
Brooklyn, New York. Hier mitten im Big Apple wuchsen die Geschwister Zoe und Rosa zusammen mit ihrer Mutter auf. Während ihre Mutter von der Familie ihres Mannes nichts mehr wissen will, reiste die ältere der Schwestern schon vor zwei Jahren nach Italien, um von ihrer Tante in die Mysterien der Mafia-Clans eingeführt zu werden.
Als Rosa ein persönlicher Schicksalsschlag ereilt, sucht sie Trost und Unterstützung bei ihrer Schwester. Schon auf dem Flug lernt sie einen jungen Mann kennen, der wie sie aus den USA nach Hause reist. Dass es sich bei Alessandro um den Erben des kürzlich verstorbenen Capo einer verfeindeten Mafiosi-Familie handelt, vermehrt nur ihr Interesse an dem charismatisch-geheimnisvollen Jungen. Trotz des erbitterten Widerstandes beider Familien fühlen sich die beiden zueinander hingezogen. Gemeinsam kommen sie einem uralten Geheimnis auf die Spur, einem Geheimnis, das die Familien der Arkadier um jeden Preis zu hüten trachten. Dass sie zudem von Mafiajägern bedrängt, von skrupellosen Mafiosi bedroht und angegriffen werden, dass sie immer tiefer in die finsteren Geheimnisse der Cosa Nostra eindringen, ist beileibe noch nicht das Beängstigende - auch sie selbst beginnen sich zu ändern. Ihre Einstellung zu Gewalt und Familientradition beginnt sich ebenso zu wandeln wie ihre Körper. Während sich Alessandro bereits auf der Universität das erste Mal in einen schwarzen Panther wandelte, setzt bei Rosa erst nach und nach die Fähigkeit zur Morphose in eine Riesenschlange ein. Während rund um sie herum ein blutiger Mafiakrieg ausbricht, Verrat und Gewalt um sich greifen, müssen sie sich entscheiden, ob sie dem alten Weg aus falsch verstandener Ehre und Gewalt folgen oder die verstreut über das Mittelmeer angesiedelten Überlebenden der Gestaltwandler zu neuen Ufern führen.
Neue Handlungsorte und Zeiten
Der neue Kai Meyer ist da, so raunte es auch auf der kürzlich zu Ende gegangenen Buchmesse. Wie schon seit Jahren erscheinen die Bücher Meyers bei unterschiedlichen Verlagen. Im Erwachsenenbereich legte Lübbe zunächst phantastisch angehauchte historische Romane auf, bevor vor gut anderthalb Jahren seine Dschinn-Trilogie um die Sturmkönige auf die Büchertische gebracht wurde. Das ist beste Abenteuer-Fantasy auf Meyer'schen Wegen. Im Jugendbuchbereich blieb er lange Zeit dem Loewe Verlag verbunden. Hier erschienen seine preisgekrönte Merle-Trilogie, der er die Wellenläufer- und die Wolkenvolk-Trilogien folgen ließ.
Mit all diesen Werken erwies er sich nicht nur als bestechender Stilist, sondern auch als wortgewaltiger, immer auf eigenen Pfaden wandelnder Phantast. In seltenem Ideenreichtum unterhielt er seine Leser zumeist in einer realen oder fiktiven Vergangenheit, setzte für das Sub-Genre des phantastischen Abenteuerromans neue Maßstäbe.
Dieses Mal aber ließ er das erfolgsgewohnte Rezept hinter sich, suchte und fand neue Handlungsorte und Zeiten. Schon die bestechende äußere Gestaltung mit der kongenialen Titelbildgestaltung legt beredt Zeugnis davon ab, dass hier etwas Besonderes auf den Leser wartet. In einprägsamen Bildern entführt er uns ins Sizilien der Jetztzeit. Minutiös recherchiert - auf seiner Internetseite kann man Fotos von vielen der Handlungsorte des Romans betrachten - entwirft er ein sehr realistisch anmutendes Bild einer kargen Insel, die von Armut, Furcht und erpresstem Schweigen regiert wird.
Man mag dem Autor nun vorwerfen, dass das Grundgerüst seiner Geschichte, die verfeindeten Liebenden, die auf unterschiedlichen Seiten stehend nicht zueinander kommen dürfen, nicht eben neu ist. Die West-Side-Story oder Shakespeares Romeo und Julia kommen dem Leser hier unwillkürlich in den Kopf. Auch die Darstellung der Mafiastrukturen baut auf Bekanntem auf. Doch genau hier erweist sich, welch großer Erzähler Kai Meyer ist. Ausgehend von seinen beiden Hauptpersonen besticht der Autor mit einem Text, der den Leser förmlich an die Seiten zwingt. Die Beschreibung der innerlich verzweifelten Rosa, die aus ihrer Einsamkeit und ihrem Leid heraus impulsiv und aggressiv handelt, ist schlicht grandios. Mit jeder neuen Erkenntnis über ihr Leben und ihre Vergangenheit, die sich uns erschließt, wird ihr Verhalten erklärbarer, in sich logischer und damit auch überzeugender. Das ist ein zutiefst vereinsamtes Mädchen im Körper einer erwachsenen Frau, die sich nach Halt, Zuneigung und Liebe sehnt. Gleichzeitig ist sie misstrauisch gegenüber ihrer Umwelt, verschreckt und aufbrausend und rebelliert gegen jede Art von Bevormundung. Sie ist es gewohnt, Entscheidungen alleine zu treffen, und für Fehlentscheidungen einen oftmals teueren Preis zu bezahlen. Um so erstaunlicher, dass sie sich einem Unbekannten öffnet. Natürlich reizt sie das Neue, das Spiel mit der Gefahr und auch das Verruchte, das von dem designierten Capo eines der Mafia-Clans ausgeht. Dass die Ablehnung durch ihre Familie ihr Interesse nur verstärkt, dass sie gerade zum Trotz die Nähe Alessandros sucht ist verständlich und gut nachvollziehbar. Erschwerend kommt hinzu, dass sie die erhoffte und eigentlich dringend benötigte Hilfe und moralische Unterstützung nicht bekommt. Nicht nur, dass ihre eigene Mutter sie im Stich lässt, auch die Schwester, auf die sie große Hoffnungen setzte, enttäuscht, ja verrät sie. Dass sie hier panisch und impulsiv reagiert, ist nachvollziehbar, zumal sie bei Alessandro auf Verständnis und Mitgefühl trifft.
Und letztlich ist diese Reise auch eine Suche nach ihren Wurzeln. Wer waren ihre Vorfahren, wer war ihr Vater, wie ist dessen Verwicklung in die dunklen Geschäfte der Cosa Nostra zu erklären, und wie wird sie selbst durch ihre Abstammung genötigt, Position zu beziehen?
So ist dies in erster Linie eine Geschichte über die Suche nach dem Ich, nach den Wurzeln, aber auch - und das ist dem Autor sehr wichtig - nach der Selbstbestimmung des Lebens. Cora kann und wird in eigener Regie über ihre Zukunft entscheiden, stellt sich mutig ihren Herausforderungen, auch wenn die Enttäuschungen sie schwer treffen. Hier packt der Autor seinen Leser mit den ergreifenden Schicksalen, berührt sie mit seiner atmosphärisch dichten Erzählung und verzaubert sie mit seinen Anklängen an die griechische Mythologie.

Arkadien erwacht
- Autor: Kai Meyer
- Verlag: Carlsen
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Erwartungen übertroffen!
Mal wieder eine tolle Serie von Kai Meyer. Er hat es auf aus neue geschafft mich schon mit den ersten Seiten zu fesseln. Eine Story die Realität und Phantasy auf unnachahmliche Art und Weise mit einander verwebt ohne dabei in Klischees oder 08-15 Handlungen abzurutschen, die man schon von zu vielen Autoren kennt. Ich bin begeistert und werde mir gleich den zweiten Teil vornehmen.
Rosa kommt nach Sizilien zu ihrer Tante, fühlt sich nicht wohl dort, dann trifft sie Alessandro, der sie zu verstehen scheint, blöd nur, dass er der Spross des verfeindeten Mafiaclans ist...Das klingt irgendwie nach Romeo und Julia
Aber dieses buch zeichnet sich , meiner Meinung nach, nicht durch die Handlung aus, die manchmal etwas übertrieben und unlogisch ist, sondern durch den Schazuplatz des Geschehens, die Charaktere , komplizierte Beziehungsgeflechte und die Schilderungen über die Mafia.
Man wird hineingerissen in Rosas Welt, durchlebt ihr Trauma und ihre Selbstheilungsversuche. Rosa ist eine sehr interessante Persönlichkeit. Sie versucht ihrer Vergangenheit zu entfliehen und zu vergessen, dabei stelle sie sich allerdings nicht sonderlich geschickt an, wirkt sehr unfreundlich, geradezu assozial. Doch es hat auch etwas, aus Sicht einer Peron zu lesen, die immer sagt was sie denkt und kein Blatt vor den Mund nimmt, man empfindet Respekt für ihre innere Stärke.
Schade finde ich, dass Alessandros Rolle etwas untergeht, er scheint nicht viel mehr als der gutaussehende, leicht geheimnisvolle "Fremde", der versucht die Macht über seinen Mafia-Clan zu erlangen. Aber vielleicht ändert sich das noch in den Fortsetzungen.
EIGENE MEINUNG:
Whow....ich muss erst mal wieder runterkommen, von einem Trip, der mich dermaßen mitgerissen hat, dass ich immer noch ganz begeistert und euphorisch bin.
Ich mochte „Arkadien erwacht“ von der ersten Seite an. Von der ersten Seite an faszinierte mich Rosa, die mutig und stark ist. Tapfer, aber auch ein wenig gleichgültig gegenüber ihrer Welt, ihren Mitmenschen. Was hat sie dazu gebracht so zu werden? Welches Geheimnis verbirgt sie?
Während einer Flugreise in die Heimat ihres Vaters, trifft sie auf Alessandro, der Rosas Interesse weckt. Zum ersten Mal seit langem weckt überhaupt etwas ihr Interesse. Doch auch er lässt sie im Dunkeln, darüber, was er in Sizilien eigentlich will. Denn auch an ihm ist seine Mafiafamilie nicht das Geheimnisvollste...
Kai Meyer ist es gelungen eine unglaublich spannende Geschichte zu schreiben, die den Hass zweier Familien, dunkle Mafiageschäfte, Action, Liebe und düstere Geheimnisse genial in sich vereint. Sein Buch zu lesen war nicht nur einfach lesen, es war wie ein Sog, der mich mitgerissen hat in einen Strudel aus Machtgier und Hass. Es ist ihm nicht nur unglaublich gut gelungen seine Charaktere so zu formen, dass sie lebendig werden, sondern auch Fäden zu weben, die ein Netz spinnen, dass den Leser gefangen nimmt, wie die Familenoberhäupte der Mafiaclans ihre Opfer. Skrupellos lässt Kai Meyer Kinder entführen und Menschen erschießen, um damit die Gefahr noch deutlicher in den Kopf des Lesers zu bringen und das Buch damit zu einem wahren Pageturner zu machen.
Ich konnte Rosas Zweifel und Unsicherheiten ebenso spüren wie ihre Skepsis gegenüber allen Menschen die ihr begegnen, denn in diesem Buch weiß man nie, wer auf welcher Seite steht. Bis zum Schluss schlingert der Leser im Ungewissen darüber, wem Rosa vertrauen kann und wem nicht. Dennoch kann sie sich nicht gänzlich vor dem verschließen, was Alessandro zu sein scheint. Der Nachwuchs zweier befeindeter italienischer Familien, die nicht nur leidenschaftlich lieben, sondern auch leidenschaftlich hassen. Dass das nicht gut gehen kann ist die einzige Tatsache, die in diesem Buch kein Geheimnis ist.
FAZIT: Ich hätte nie geglaubt, dass mich ein Buch über die sizilianische Mafia so in seinen Bann zieht. Aber Kai Meyer, ist es dank seines wunderbaren Stils und einer fesselnden, dramatisch-spannenden Geschichte, mehr als gelungen. Zum Glück geht es in „Arkadien brennt“ weiter...
Ein sehr empfehlenswertes Buch.
Meiner Meinung nach, wurden die Orte und die Mafia (Arkadysche Dynastien ) sehr gut beschrieben. Die Handlung ist sehr spannend und ich hab es vorerst nicht geschafft das Buch aus der Hand zu legen... -Wie auch immer, ein gelungenes Buch !!!
Viel Spaß beim Lesen ! :- )
Gerade erst angefangen und schon ausgelesen. Man merkt gar nicht, wie einem die Seiten durch die Finger gleiten.
Kai Meyer hat es mal wieder geschafft ein sehr brisantes und aktuelles Thema in ein Jugendbuch zu verpacken, ohne das es trocken und öde wirkt. Er hat das Thema der Mafia und ganzer Dynastien in eine Fantasiewelt einziehen lassen. Meiner Meinung nach sehr gelungen.
Rosa muss plötzlich nach Sizilien und soll bei ihrer Tante leben. Sie weiß nicht warum und was sie da erwarten wird, aber es kann ja nur gut werden, da plötzlich Alessandro in ihr Leben tritt. Iregndwie zieht er sie magisch an, nur was Rosa nicht weiß, dass dies nicht sien darf. Denn Alessandro gehört zu den Feinden ihrer Familie, welche schon seit Jahren Waffenstillstand geschlossen haben. Nur droht dieses plötzlich zu wanken und auch Alessandros Stellung ist gefährdet. Diese aktiongelandene Spannung spickt Kai Meyer nun auch noch mit Fantasie, indem er den Mafia-Familien gewisses typisches Verhalten verschiedener Tierarten zuschreibt, so dass zum Beispiel Rosa den Schlangen nicht ganz so abgeneigt ist, aber was dies auf sich hat, lest selbst.
Ich finde es ist ein sehr gelungenes Buch, abslout stimmig und Liebe mit Spannung perfekt gemsicht.
Fazit: Einfach nur empfehlenswert!
arkadien erwacht ist ein sehr gelungenes, und sehr spannendes Buch. Ich konnte es kaum noch aus der Hand legen, als ich einmal angefangen hatte. Allerdings mag ich die Hauptrolle Rosa nicht, allein schon der Name gefällt mir nicht... allerdings hat sie eine sehr mitnehmende Vorgeschichte. Manchmal wirds ein bisschen unlogisch, aber die ganzen infos über die mafia beispielsweise sind wirklich interessant. ich kann dieses Buch nur empfehlen!