
Eine Geistergeschichte
Der junge Anwalt Arthur Kipps aus London wird von seinem Chef Mr. Bentley beauftragt, den Nachlass von Alice Drablow zu sichten und die Kanzlei bei der Beerdigung zu vertreten. Alice Drablow, verwitwet und kinderlos, starb in hohem Alter in Eel Marsh House, einem düsteren Anwesen, das auf einer kleinen Insel an einer sumpfigen Flussmündung im Nordosten Englands liegt und nur bei Ebbe über den Nine Lives Causeway erreichbar ist. Arthur quartiert sich im Pub der nahegelegenen Ortschaft Crythin Gifford ein. Mr. Jerome, der sich vor Ort um Alice Drablows Geschäfte gekümmert hat, begleitet ihn zu der Beerdigung. Dort bemerkt Arthur eine in Trauer gekleidete junge Frau mit ausgemergeltem Gesicht sowie eine Gruppe von Kindern, die stumm die Zeremonie hinter einem Zaun beobachten. Als Arthur sich über die Frau erkundigt, reagieren die Bewohner abweisend und angsterfüllt. Arthur hält sie für abergläubische Hinterwäldler, doch in Eel Marsh House beginnt er an Geister zu glauben. Eine Begegnung mit der mysteriösen Frau auf dem Friedhof der überwucherten Klosterruine, merkwürdige Geräusche aus einem verschlossenen Zimmer und die Todesschreie eines Kindes aus dem Sumpf lassen ihn beinahe den Verstand verlieren. Mit Hilfe von Samuel Daily, seinem einzigen Verbündeten am Ort, kommt er dem Geheimnis der Frau in Schwarz auf die Spur.
"Die Frau in Schwarz" ist im Stil des gotischen Schauerromans geschrieben. Die Handlung spielt jedoch nicht im Mittelalter, sondern Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Eine genaue Zeitangabe fehlt, aber man reist mit der Eisenbahn, und selbst in dem abgelegenen Crythin Gifford hat mancher schon Automobil und Telefon. Ansonsten jedoch wartet die Novelle mit den klassischen Motiven und Themen der Gothic Novel auf: ein abgelegenes Haus, vollgestopft mit Papieren und Erinnerungen, eine Klosterruine, ein verfallener Friedhof, wallende Nebel, unheimliche Schreie, eine alte Dame mit einem dunklen Geheimnis und die späte Rache ihrer unglücklichen Schwester.
Erzählt wird die Geschichte rückblickend von Arthur Kipps, der das Geschehen überlebt hat, doch nach über zwanzig Jahren immer noch unter dem Eindruck der Schreckensereignisse steht, die sein Leben verändert haben. Arthur vermittelt dem Leser das Grauen ungefiltert, ohne dabei überspannt zu wirken. Seine rationalen Überlegungen, seine ablehnende Haltung gegenüber dem Geisterglauben und nicht zuletzt seine Anwaltstätigkeit, eine eher phantasielose Angelegenheit, weisen ihn als glaubwürdigen Erzähler aus. Am Anfang wundert er sich über die Reaktionen der Menschen, wenn er Alice Drablow oder die Frau in Schwarz erwähnt, doch dann will er wissen, was vor rund fünf Jahrzehnten in Eel Marsh House geschah.
Susan Hill zeigt in ihrer fesselnden Parabel über Verlust, Rache und das Wunder des Glaubens einmal mehr, dass sie eine der besten englischen Erzählerinnen der Gegenwart ist. "Die Frau in Schwarz" wurde 1983 erstmals veröffentlicht und ist ein Dauerbrenner am Theater. 2011 wurde der Roman mit Harry-Potter-Darsteller Daniel Radcliffe in der Hauptrolle verfilmt.
Elegant geschriebene Geistergeschichte in der Tradition des englischen Schauerromans, spannend und von düsterer Atmosphäre.
(Almut Oetjen, März 2012)

Die Frau in Schwarz
- Autor: Susan Hill
- Verlag: Droemer-Knaur
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Die Frau in Schwarz“ ist im Stil des gotischen Schauerromans geschrieben. Die Handlung spielt jedoch nicht im Mittelalter, sondern Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Eine genaue Zeitangabe fehlt, aber man reist mit der Eisenbahn, und selbst in dem abgelegenen Crythin Gifford hat mancher schon Automobil und Telefon. Ansonsten jedoch wartet die Novelle mit den klassischen Motiven und Themen der Gothic Novel auf: ein abgelegenes Haus, vollgestopft mit Papieren und Erinnerungen, eine Klosterruine, ein verfallener Friedhof, wallende Nebel, unheimliche Schreie, eine alte Dame mit einem dunklen Geheimnis und die späte Rache ihrer unglücklichen Schwester.
Erzählt wird die Geschichte rückblickend von Arthur Kipps, der das Geschehen überlebt hat, doch nach über zwanzig Jahren immer noch unter dem Eindruck der Schreckensereignisse steht, die sein Leben verändert haben. Arthur vermittelt dem Leser das Grauen ungefiltert, ohne dabei überspannt zu wirken. Seine rationalen Überlegungen, seine ablehnende Haltung gegenüber dem Geisterglauben und nicht zuletzt seine Anwaltstätigkeit, eine eher phantasielose Angelegenheit, weisen ihn als glaubwürdigen Erzähler aus. Am Anfang wundert er sich über die Reaktionen der Menschen, wenn er Alice Drablow oder die Frau in Schwarz erwähnt, doch dann will er wissen, was vor rund fünf Jahrzehnten in Eel Marsh House geschah.
Susan Hill zeigt in ihrer fesselnden Parabel über Verlust, Rache und
Geist