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Elmar Huber
Mehr Detektivroman als Science-Fiction-Thriller

Buch-Rezension von Elmar Huber Feb 2010

"Dieser Fall erforderte a) eine unmögliche Untersuchung, b) auf feindlichem Gebiet, c) ohne den Schutz eines offiziellen Status, d) bei der jedoch die Rechtsstellung einer ganzen Spezies auf dem Spiel stehen mochte, e) die eine praktisch endlose Anzahl nicht greifbarer Verdächtiger mit sich brachte, (...) im Dienst an einem Fall, bei dem mir im Voraus gesagt wurde, das ich den Hauptverdächtigen der Tat nicht beschuldigen dürfe."

Um den Mord an einem Menschen aufzuklären, wird die diplomatische Ermittlerin Andrea Cort nach One One One - ein nachgebildetes Ökosystem, geschaffen von künstlichen Intelligenzen - entsandt. Schon kurz nach ihrer Ankunft in dieser fremdartigen Welt erhält sie selbst Todesdrohungen.

"Es ist schwer, ein Verbrechen zu untersuchen, wenn man die Welt nicht versteht, in der es sich ereignet hat."

Gemeinsam mit Andrea Cort muss man sich beim lesen zunächst in der fremdartigen Anordnung von One One One zurechtfinden. Es handelt sich um eine gigantische, zylindrisch geformte Hohlwelt, in der mit künstlichen zentralen Lichtquellen Hell- und Dunkelphasen simuliert werden. In dieser Welt ist das Unterste nach oben gekehrt. Das Leben findet in einem pflanzlichen Überwuchs statt, alles ist hängend angeordnet. Die Fortbewegung erfolgt dementsprechend affenartig über Brücken, Vorsprünge und Seile. Darunter befindet sich offener Luftraum, der in erheblicher Tiefe von Wolken ausgefüllt wird. Noch tiefer lauert das Verderben in Form eines schier endlosen Nichts, bevor die untersten Schichten beginnen, die ein Säuremeer und den herabgefallenen Abfall jeglicher Art enthalten.

Die Schöpfer von One One One, ein Konglomerat künstlicher Intelligenzen, den Kiquellen, das als kollektives Bewusstsein auftritt, residieren dort wie allgegenwärtige Könige. Diese omnipotenten Herrscher haben in One One One eine neue Art Lebewesen, die Brachiatoren gezüchtet. Diese sind perfekt an die Anforderungen der Station angepasst. Eine Gruppe Menschen, die die Brachiatoren erforscht, ist auf One One One geduldet.

"Das Tragische an der Sache ist, dass wir dazu neigen, andere nach Maßgaben zu beurteilen, die aus unserer Sicht absolut sinnvoll sind."

Schon bald nach ihrer Ankunft muss Andrea Cort erkennen, dass sie in einem politischen Spannungsfeld ermittelt. Innerhalb der Menschengruppe auf One One One bestehen gewachsene Hierarchien, die nichts mit dem offiziellen Status der einzelnen Personen zu tun haben. Auch Andrea Corts Vorgesetzte versuchen, die Ermittlungen in passende Bahnen zu lenken. Die KIquellen sind aufgrund ihrer schieren Allmacht unantastbar. Ein unpassender Übergriff könnte weitreichende diplomatische Folgen haben.

Unter dem Science-Fiction-Gewand ist "Halbgeist" also ein Detektivroman, der weniger von Action als vielmehr mehr von Beobachtung, Deduktion und der Interpretation von Aussagen lebt. Dabei kann die Ermittlerin die gesammelten Informationen nicht einfach als gegeben annehmen. Mindestens ebenso wichtig sind die persönlichen Interessen der befragten Personen, die sich maßgeblich auf deren Aussagen auswirken. Beides im Zusammenhang zu interpretieren ist die Kunst, die Andrea Cort anwenden muss ("Ich fand interessanter, was die Leute nicht gesagt haben.").

Damit steht "Halbgeist" eher in Tradition klassischer Detektivkrimis, wie etwa der einer Agatha Christie, als das auf dem Cover genannte "Das Schweigen der Lämmer" ("wie Larry Niven es geschrieben hätte"). Die Ähnlichkeit zur Grande Dame des Detektivromans geht sogar so weit, dass Andrea Cort irgendwann einen Kreis an Verdächtigen versammelt, um in deren Mitte ihre Theorie darzulegen.

"Sie sind also die Großinquisitorin?"

Freilich haben wir es bei Andrea Cort mit einer Miss Marple 2.0 (mindestens) zu tun. Die Ermittlerin hat selbst in ihrer Kindheit Furchtbares erlebt und wurde durch die schlichte Notwendigkeit, eine geliebte Person zu töten, selbst zu einem "Monster". Auch das will uns der Klappentext weismachen. Die Wortwahl ist dabei absolut übertrieben. Doch durch dieses Trauma erklärt sich die generelle Abneigung der Ermittlerin gegen Menschen und die Unfähigkeit, Vertrauen aufzubauen. Eigentlich prädestiniert sie diese Eigenschaft zu einer unbestechlichen Ermittlerin im Dienste des Diplomatischen Corps. Natürlich macht Andrea Cort im Lauf der Handlung eine Wandlung durch. Ihr Panzer wird durchbrochen und am Ende sehen wir eine Frau, deren tiefstes Inneres berührt wurde und die dadurch selbst wieder in der Lage ist zu fühlen.

"Das einzige Problem war im Grunde, dass das Verbrechen nach wie vor keinen Sinn ergab."

Mit großem Anspruch präsentiert uns Adam-Troy Castro den ersten Fall der "introvertierten, aber absolut tödlichen Ermittlerin" (wieder der Klappentext) Andrea Cort. Die ersten Seiten faszinieren aufgrund des exotischen Schauplatzes, an den man sich zuerst gewöhnen muss. Die exotischen Eindrücke von One One One strömen förmlich auf den Leser ein, bevor sich "Halbgeist" zu einem Detektivroman entwickelt, der ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit erfordert. Ab der Hälfte etwa beginnt allerdings ein Schlingerkurs, der sich immer weiter aufschaukelt. Der Autor scheint alle Bestandteile seines Romans unbedingt gleichberechtigt behandeln zu wollen; das Ambiente, den Fall und Andrea Corts Läuterung. Die Handlung wirkt dadurch nicht mehr fortlaufend, sondern sprunghaft und büßt einiges an Zugkraft ein. Besser wäre gewesen, sich auf den Fall zu konzentrieren und die anderen Aspekte flankierend mitlaufen zu lassen. Zu allem Überfluss presst der Autor auch noch eine Enthüllung mitten in die Handlung, die ein Brücke schlägt zu den Ereignissen in Andrea Corts Kindheit. Auch diese Facette der Handlung bleibt irgendwie unfertig stehen und wird in keinem Maße ausreichend abgerundet. Was die Aufklärung des Mordfalls angeht, wildert der Autor ebenfalls in der klassischen Kriminalliteratur. Das muss nicht schlecht sein. Das Finale gerät jedoch so unspektakulär, dass es kaum zu fesseln vermag.

Das Lübbe-Paperback kommt mit der denkbar schönsten Ausstattung daher. Klappcover, erhabener Glanzdruck von Titel und Autorenname auf dem Cover und nicht zuletzt das äußerst stimmungsvolle Covermotiv von Arndt "Painting Jack" Drechsler, von dem auch 6 ganzseitige Farbtafeln im Buch enthalten sind. So kann man sich ein gutes Bild von One One One machen.

Der Hinweis auf die Auszeichnung mit dem Philip K. Dick-Award als bester Roman des Jahres klingt gut, ist aber eine zweischneidige Sache. Mit diesem Award werden Taschenbucherstveröffentlichungen ausgezeichnet, also Bücher, deren Erstauflage gar nicht in gebundener Form erschienen sind. Im allgemeinen sind das solche, denen die Verlage keine großen Chancen einräumen, in der höherpreisigen Klasse ihr Publikum zu finden.

 

Halbgeist

Halbgeist

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Letzte Kommentare:
30.03.2017 13:01:10
PhS

Das ist geschwätziger, pseudo-fantasievoller SF-Quark. Alles dermaßen an den Haaren herbeigezogen, dass es zunehmend ärgerlicher wird. Die Story ist dünn, dieses ständige Gerede von "Die Frau ist ein Monster" nicht nachvollziehbar und die Geschichte so verworren, dass man keine Lust mehr hat, zu erfahren wie sie ausgeht.

19.12.2014 11:18:23
kuef

Man sollte das Buch wohl eher als Krimi an einem ungewöhnlichen Ort auffassen und auf einmal erscheint es viel plausibler. Der sonst so bekannte in die Jahre gekommene charakterlich schwierige Detektiv ist diesmal nur eine Frau, die einer problematischen Vergangenheit ein paar eher hinderliche Charactereigenschaften verdankt und sich an das System verraten und verkauft fühlt, während sie erneut einen komplizierten Mehrfachmord aufklären soll, während ihr die politischen Vorgaben ihres Chefs den Lösungsspielraum einschränken. Das ganze erlebt man aus der Ich-Perspektive und kann sich dadurch wunderbar die gebrochene Stimme aus dem Off vorstellen. Der Mordfall ist komplex und verworren und würde ich mehr Krimis lesen, könnte ich vielleicht auch etwas dazu sagen ob die Geschichte nur anspruchsvoll scheint oder es sogar ist.

Aber zusätzlich zu diesem Krimi ist man mit einem SF Setting konfrontiert, mit künstlichen Intelligenzen, einem gigantischen Habitat und mit allen möglichen Konsequenzen die sich daraus entstricken. Zwar ist dieser SF Teil durchaus interessant, aber er entfaltet und entwickelt sich nicht. Er spielt vor allem als Rahmen für den Krimi eine Rolle, ist und bleibt damit aber ein sehr ungewöhnlicher Rahmen.

In der Geschichte kommen einige Aspekte der Psyche von Detektivin, Zeugen und Tätern vor, die teilweise sehr interessant sind und auch ein klein wenig Erotik kommt nicht zu kurz. Dennoch bleiben für mich viele Wendungen interessant, sind aber schwerlich vorhersehbar. Somit ist es kurzweilige Unterhaltung eines Films der vor einem abläuft, abgesehen davon, dass man irgendwann mal wissen will wie sich der ganze Fall eigentlich auflöst.

Am Ende erscheint es recht stimmig und glaubwürdig und die Rätsel entknoten sich durchaus zufrieden stellen. Es bleiben auch ein paar interessante existenzielle Fragen zurück und der Aspekt von sehr alten mächtigen kooperativen künstlichen Intelligenzen wird näher beleuchtet. Das ist auch der stärkste Anknüpfungspunkt an sonstige SF Literatur. Andere Aspekte von SF, Fantasy oder gar Military SF wird man hingegen vielleicht vermissen.

Ich fand das Buch alles in allem durchaus lesenswert, bin aber weniger ein Krimi Fan und konnte mit einigen Bereiche damit nur bedingt etwas anfangen, obwohl sie eine nette Abwechslung waren.

Sci-Fi & Mystery
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