
Die Erwählten gegen Nazimonster
Jack Chambers, ein hoch dekorierter Kriegsheld, wird von Albträumen geplagt. Während des zweiten Weltkriegs kämpfte er auf Seiten der Allierten im Hürtgenwald. Er schickt seinen Enkel Sean nach Deutschland, um ein altes Tagebuch und eine Karte an einen Freund auszuliefern. Auf dem Weg nach Heidelberg trifft Sean einen ehemaligen Kampfgefährten seines Großvaters. Rabbi Goldstein versucht mit allen Mitteln, Sean von der Übergabe des Tagebuches an General Briggs abzuhalten. Chambers Enkel lässt sich nicht beirren und begleitet den Oberbefehlshaber der amerikanischen Streitkräfte zu einem kleinen Friedhof.
Dort wurden 1944 die gefallenen Kameraden von Jack Chambers Zug begraben. Nach über 60 Jahren sollen deren sterblichen Überreste auf Veranlassung von Chambers endlich in ihre Heimat überführt werden. Währenddessen vertieft Sean sich in das Tagebuch seines Großvaters und erfährt so von der selbstmörderischen Mission und einem grauenvollen Geheimnis, das niemals ans Licht der Welt gelangen darf.
Reales Grauen ist nicht genug
Über eine Rahmenhandlung aus der Gegenwart führt Brian Moreland den Leser zu den eigentlichen Geschehnissen im zweiten Weltkrieg. Die Schlacht im Hürtgenwald zählt zu den erbittertesten und verlustreichsten Kämpfen im Gedächtnis der Amerikaner und gilt als eines der letzten Mythen des zweiten Weltkriegs. Drachenzähne genannte Betonhöcker zur Panzerabwehr, der von den Alliierten als Siegfriedlinie bezeichnete Westwall und der ´Höllenwald', wie das dichte, unwegsame Waldgebiet in der Eifel auch genannt wird, erinnern an altdeutsche Mythen und an das Nibelungenlied. Solche Begriffe animieren förmlich und das nutzt der Autor. Aber das reale Grauen des monatelangen, furchtbaren Abschlachtens ist Moreland nicht genug, er fügt dem Ganzen übernatürliche Elemente hinzu.
In ´ewigen Nebel gehüllt' gebiert der ´bloody Huertgen' dunkle Schattensoldaten, die die GIs gnadenlos abschlachten und eine verlassene Kirche birgt ein grauenhaftes okkultes Geheimnis der Nazis.
Nebelmaschinen los
Die furchtbaren Zustände an der Front, die beklemmende Ausweglosigkeit und die schiere Brutalität der Grabenkämpfe werden glaubhaft geschildert und können niemanden kalt lassen. Als das Gesuch um Fronturlaub von Jack Chambers und seinen Männern abgelehnt wird, möchte man am liebsten dem arroganten Major Powell in den Hintern treten. Insoweit gelingt es dem Autor, zu überzeugen. Aber sobald die Handlung mehr und mehr ins übernatürliche abrutscht, schlagen die Schwächen des Buches zu. Der Autor bedient etliche Klischees, am Bild der Guten und Bösen wird keinen Deut gerüttelt und der Gegenspieler des Hauptprotagonisten wird sowohl von seinem Äußeren wie auch von seinen Eigenschaften eindeutig als Fiesling dargestellt. Die überzeichnete Figur des Lieutenant Fallon ist einfach nur ärgerlich, seine Entpuppung ist wenig überraschend. Mehr wiegt dagegen, dass es Moreland nicht gelingt, eine schaurige Atmosphäre zu erzeugen, trotz ausgiebig eingesetzter und detailreich beschriebener Horror- und Splattereinlagen. Zu sehr stört eine plakative Wortwahl bei einem begrenzten Wortschatz und die eingesetzten Mittel entsprechen mehr einem Drehbuch.
Zur Untermalung der düsteren Stimmung wird ständig die große Wetterkeule herausgeholt. Wie Versatzstücke einer Bühnendekoration werden Blitz, Donner, Nebel, Wind und Regen eingesetzt. Völlig unrealistische Wetterszenarien führen dazu, dass man sich automatisch wie beim Drehen einer Filmszene vorkommt, wo der Regisseur lautstark noch mehr Nebel einfordert oder um kräftigen Donner bittet. Dazu kommen unlogische Kleinigkeiten, die den Lesefluss stören und einer aufkommenden Stimmung einen Dämpfer versetzen.
Von Gott erwählte Krieger
Auch übertreibt Moreland das Einfügen von zu vielen Elementen. Man nehme von jeder Religion etwas, rühre ein wenig jüdische Kabbala, ein bisschen heidnische Runen hinein, packt die immer gern genommenen Freimaurer und typisch amerikanisches Pathos dazu und hat am Ende eine tolle Verschwörungstheorie, in der von Gott erwählte Männer gegen Nazimonster aus der tiefsten Hölle ankämpfen. Das wirkt arg überzogen, und dass sich die Protagonisten an manchen Stellen unverständlich blöd verhalten, zieht eine an sich dramatische Szene schnell ins Lächerliche.
Aber wer über all das hinweg lesen kann, bekommt mit "Schattenkrieger" eine trashige Horrorstory mit harter Action und reichlich Splattereinlagen. Der Stil ist einfach, mit kurzen Sätzen, und lässt sich flüssig lesen. Abgesehen von der Rahmenhandlung, die nichts wirklich zum Geschehen beiträgt, ist das Handlungstempo hoch.
Wer Tiefgang oder psychologisches Feingespür für das Grauen dieser historischen Schlacht sucht, sollte besser die Finger von "Schattenkrieger" lassen.

Schattenkrieger
- Autor: Brian Moreland
- Verlag: Otherworld
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Fetzig geschriebener Mystery-Horror vor glaubhaft-drastisch dargestelltem Kriegshintergrund. Der Spannungsbogen wird konstant aufgebaut und bis zum Finale aufrecht erhalten.
Moreland versteht es die nebelverhangene, regennasse, düstere Handlungsumgebung des Hürtgenwaldes für seine Zwecke zu instrumentalisieren und verzichtet zum Glück auf die häufig anzutreffende Schwarz/Weiss-Charakterisierung des "guter Ami vs teuflisch-böser Nazi"-Schema.
Die Horror- Bzw. Gewaltdarstellungen sind gut platziert und teilweise sehr derbe...
Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem bereits erwähnten "Wolfenstein"-PC-Spiel ist unübersehbar, was meinem persönlichen Lesevergnügen allerdings keinen Abbruch tat, da mich diese Nazi-Okkultismus-Thematik bereits damals schon faszinierte...
Einzig die teilweise schlechte Übersetzung und die massenhaften Rechtschreibfehler fallen etwas negativ auf, was aber eher dem Übersetzer bzw. dem Lektor zuzuschreiben ist!
Der mittel-schlechten Rezension von Fr. Helmers kann ich mich nicht anschließen und vergebe gerne 85 Punkte!
Hm, da stimme ich aber mehr mit dieser Rezension überein .... mir hat das Buch gefallen. Ich finde die klassischen Elemente, Nebel usw. eigentlich recht gut eingesetzt ... vielleicht das Buch von Anfang an weniger Ernst nehmen, dann macht es mehr Spaß ...
http://www.kultplatz.net/content/brian-moreland-schattenkrieger
Himmlers okkulte Naziabteilung hat etwas gefunden, dass zur Geheimwaffe gegen die Alliierten eingesetzt werden kann.
In einem düsteren undurchdringlichen Wald, nahe den Ardennen, im Dauerregen und Schlamm, der Feuchtigkeit und der Nässe ausgesetzt, kämpfen einige Soldaten im dichten Nebel, der die Sichtweite auf wenige Meter begrenzt, um die Besetzung einer Stadt. Jeder Meter den die Soldaten zurücklegen müssen ist hart umkämpft.
Chambers Zug, der um die Eroberung der Stadt kämpft, schliesst sich in Erwartung eines Heimaturlaubes dem X-2 Zug an, der in einer Geheimoperation vor Ort ist.
Zuerst fand ich es erschrecken, wie wenig der Autor aus diesen Vorraussetzungen gemacht hat. Eigentlich unfassbar, denn die Umstände sind doch eigentlich ein Selbstläufer für einen Horrorthriller. Die Tatsache, dass der Autor keine andere Möglichkeit hat, als wiederholt eine MG Salve mit „rat-rat-rat-rat“ zu beschreiben, sagt auch sehr viel über sein schriftstellerisches Talent. Auch die Zeitsprünge zu Beginn haben mich ständig aus dem Takt gebracht.
Als sich dann aber die Story irgendwann eingependelt hat und der Autor den Plot in der Vergangenheit beliess, wurde ich bestens unterhalten. Es ist natürlich ein anspruchsloses Buch, aber denjenigen Lesern, die eine Schwäche für „Kriegsschauplätze mitbringen, kann ich dieses Buch wärmstens empfehlen. Moreland hat früher wohl auch „Return to castle Wolfenstein“ auf dem PC gespielt, denn diesen frühen Egoshooter hatte ich immer vor Augen, wenn sich die Soldaten durch alte Gemäuer bewegen und mit wenig Munition einem zahlenmässig weit überlegendem Gegner verzweifelt gegenübertreten. Die Mischung aus Kriegs-Aktion, Horror und Mystik finde ich sehr gut dosiert, nur hätte Moreland darauf verzichten sollen, auf den Dan-Brown-Freimauerer-Zug aufzuspringen.
Die 55 Grad von der Couch sind definitiv zu wenig. Von mir gibt es 80.
Ich hatte zunächst auch erwartet, das sich die Geschichte mehr im "Heute" abspielt, da war der Klappentext wohl etwas verwirrend.
Im großen und ganzen haben wir es mit einem Mystery - Thriller zu tuen, der uns am Kampf um den Hürtgen - Wald im 2. Weltkrieg teilnehmen lässt.
Das Kriegsgeschehen wird eindringlich und derbe geschildert.
Hinzu gesellt sich aber immer mehr eine übernatürliche Komponente, die sowohl die Amerikanische als auch die deutsche Seite bedroht.
Sehr atmosphärisch beschrieben, wird die unheimliche "Stimmung" im Nebelverhangenen Wald.
Die Charaktere sind zwar etwas Reissbretthaft, aber man fiebert jederzeit mit.
Die Schreibweise von Moreland ist eingänglich; sicher kein literarischer Höhepunkt, hat es mir aber gut gefallen und war mir 85° wert.