
Im Karussell der Realitäten
Dimitri Alexejewitsch fristet in Moskau als freiberuflicher Übersetzer ein kärgliches aber zufriedenes Dasein. Die Kenntnis der spanischen Sprache bringt ihm aktuell einen lukrativen Auftrag: Ein unbekannt bleibender Auftraggeber lässt einen obskuren Text übersetzen. Er erzählt von einer mysteriösen Expedition, die spanische Soldaten und Missionare im April des Jahres 1562 in den Dschungel der mittelamerikanischen Halbinsel Yukatan führte. Im Auftrag des Franziskanerordens sollte sie Schriftstücke, Idole und andere ´heidnische´ Heiligtümer des einst herrschenden Maya-Volkes beschlagnahmen. Besonders begehrlich wartete Franziskanermönch Diego de Landa auf die mysteriöse "Chronik des Künftigen", die verlässliche Angaben über das Ende der Welt enthalten sollte.
Zunehmend fasziniert verfolgt Dimitri, wie die Konquistadoren auf eine Mission ohne Wiederkehr gehen. Attacken feindlicher Indios, Sumpffieber und Strapazen lassen die Gruppe zusammenschmelzen. Die einheimischen Führer murmeln düster von einem Fluch. Unruhe breitet sich aus, Meuterei liegt in der Luft, während die Männer sich durch die Wildnis zum Tempel von Calakmul vorkämpfen.
Während er Kapitel für Kapitel übersetzt, wird Dimitri von Albträumen heimgesucht. Immer wieder endet er als Menschenopfer auf einem Altar der Maya-Priester. Eine unmenschliche Kreatur verfolgt ihn. Das Übersetzungsbüro wird nach der grausigen Ermordung des Leiters von der Miliz geschlossen. Zudem fallen dem weltfremden Dimitri endlich die aktuellen Schlagzeilen auf, die von gewaltigen Naturkatastrophen aus der ganzen Welt berichten. Als er die Zusammenhänge erkennt, ist es zu spät: Die Lektüre des Expeditionsberichts machte keineswegs ihn zum Mitwisser eines uralten Geheimnisses. Was tatsächlich geschieht, hätte er sich in seinen kühnsten - oder schrecklichsten - Träumen nicht ausmalen können ...
Die Realität als Illusion
Einleitend eine gute Nachricht - sie wird nicht die einzige bleiben: Dmitry Glukhovsky gesellt sich nicht zu jenen Sensations-Schreibern, die ideenarm auf die jeweils aktuelle und publikumswirksame Mystery-Torheit setzen. In unserem Fall wäre dies die Munkel-Mär vom ´geheimen´ Maya-Kalender, der angeblich das Ende der Welt für den 21. Dezember 2012 ansetzt. Was dann geschehen soll, hat bereits Roland Emmerich für eines seiner krawallbunten & dummen Kino-Spektakel ausgeschlachtet. Eine Flut dem qualitativ entsprechender ´Bestseller´ ergießt sich zeitgleich über unruhige Leser, die indes am Stichtag die gleiche Erfahrung erwarten wird, der sich ihre Vorfahren bereits im Jahre 1000 (oder sie selbst Anno 2000) ausgesetzt sahen: Diese Welt wird sich weiterdrehen.
Zwar spielt besagter Kalender auch in "Sumerki" eine Rolle, aber es läuft eben nicht auf eine Apokalypse der plumpen Art hinaus. Lange sieht es zwar so aus, aber im Finale schwenkt Glukhovsky um - dies nicht unbedingt originell aber überraschend und einfallsreich. An dieser Stelle kann darauf nur andeutungsweise eingegangen werden; schließlich will dieser Rezensent kein Spielverderber sein. Ohnehin beantwortet auch der Verfasser nicht jede Frage.
Schon vor dem Finale hat er unsere Erwartungen mehrfach unterlaufen. So soll es sein, denn dies ist die Definition für eine gute, d. h. spannende Geschichte, der man gern die Zeit widmet, die es braucht, eine 500-seitige Lektüre hinter sich zu bringen. (Eifrig hilft dabei der Heyne-Verlag, dem wir die eingedeutschte Fassung verdanken. Sie wird zum Paperback aufgeblasen, was literarischen Mehrwert suggeriert und die Augen der Leserschaft schont, die weder mit Klein-Buchstaben noch Engdruck-Zeilen behelligt wird.)
Glukhovskys Dämmerung = Borges light
Der Autor nennt ihn selbst beim Namen: Jorge Luis Borges (1899-1986), den zu Recht verehrten argentinischen Großmeister der Phantastik, der so geschickt wie kaum ein anderer Schriftsteller die Realität mit der Fiktion zu verweben wusste und auf diese Weise belegte, wie brüchig die Grenze zwischen beiden Sphären ist, falls sie überhaupt voneinander zu trennen sind. Borges´ Weltbild basierte nicht auf einer einzigen Realität, sondern ging von unterschiedlichen Realitätsebenen aus.
An diesem Prinzip richtet Glukhovsky die Handlung von "Sumerki" aus: Die Realität ist nicht unbedingt eine Täuschung, sondern in erster Linie so komplex, dass der menschliche Verstand sie nicht wirklich in ihrer Gesamtheit zu erfassen vermag. Angebliche Fakten symbolisieren komplizierte Wahrheiten, die durch den Filter des Gehirns nur ansatzweise erkannt oder höchstens interpretiert werden können.
Dass "Sumerki" keine simple Weltuntergangs- oder Horrorgeschichte erzählt, deutet Glukhovsky schon früh an. "Dimitri Alexejewitsch" nennt er seinen Ich-Erzähler. Dies ist sein Alter Ego; Dmitry Alexejewitsch Glukhovsky macht sich selbst zur Hauptfigur seines Romans. Die Welt des Übersetzers Dimitri unterscheidet sich freilich von der Welt des Schriftstellers Glukhovsky. Scheinen diese Differenzen zunächst nur auf unabsichtliche Flüchtigkeitsfehler zurückzugehen, werden sie allmählich so offensichtlich, dass die Irritation des Lesers wächst. Genau dies ist der Effekt, den Glukhovsky anstrebt. Gemeinsam mit Dimitri Alexejewitsch soll er den Boden unter den Füßen verlieren.
Mystery als Mittel zum Zweck
Ein Bücherwurm ist Protagonist einer spannenden Geschichte: Was zunächst paradox wirkt, kann Glukhovsky mit Leben füllen. Die Mühen und vor allem den Zeitaufwand, den die Entzifferung eines alten Manuskriptes erfordert, rafft oder unterschlägt er. Übrig bleibt, was den Leser wirklich interessiert: Die Geschichte einer historischen Expedition, die der eigentlichen Handlung als Subtext dient. Scheinbar trennen viele Jahrhunderte und ein Ozean Dimitri Alexejewitsch und den Konquistadoren Luis del Lagarto. Tatsächlich überschneiden sich ihre Leben auf eine Weise, die der Autor bis zur Enthüllung geschickt zu verbergen weiß, was die Neugier des Lesers mächtig schürt.
Wieder orientiert sich Glukhovsky an Borges. Figuren wie der Mönch und Wissenschaftler Diego de Landa (1524-1579) oder der Historiker und Maya-Spezialist Juri Knorosow (1922-1999) haben tatsächlich gelebt. (Daniels Drevs, der sehr engagierte Übersetzer, liefert diese u. a. interessante Hintergrundinformationen in einem ausführlichen Nachwort.) Der Verfasser bedient sich ihrer Personen und Viten, die er mit den bereits erwähnten Verfremdungen anreichert und in den Dienst seiner Geschichte stellt. Man verlasse sich daher nicht darauf, dass sie sich so verhalten, wie es in den Geschichtsbüchern fixiert ist.
Dies schließt das Maya-Rätsel ein. Es scheint lange das Geschehen zu dominieren. Doch erneut dreht Glukhovsky seinem Publikum mit dem finalen Twist eine lange Nase. Die Täuschung gelingt ebenso wie die Aufklärung. Dennoch sei die Frage gestattet, ob Glukhovsky das Maya-Rätsel nicht allzu kräftig strapaziert.
Russische Gegenwart auf sowjetischen Fundamenten
Während er seine ostentativ naive Hauptfigur durch Mysterien und Martyrien taumeln lässt, nimmt sich Glukhovsky immer wieder Zeit für Blicke auf ein postsowjetisches Russland, das nicht wirklich im 21. Jahrhundert angekommen ist. Kritisch äußert sich der Verfasser über zaristoide Regierungsbonzen und neureiche ´Geschäftsleute´, über schmucke Fassaden, hinter denen sich seit dem Untergang der UdSSR nicht wirklich Fortschrittliches ereignet hat, über vordergründigen Pomp und verdrängtes Alltags-Elend. Der nicht wirklich mit den Verhältnissen vor Ort vertraute Leser muss entscheiden, ob er dies für kluge Wahrheiten oder altkluge Phrasen hält. Der sonst stringent wirkenden Geschichte werden diese Passagen jedenfalls aufgepfropft.
Überhaupt mag Glukhovsky "der neue russische Kultautor" sein, wie der "Stern" dröhnend auf dem rückwärtigen Cover zitiert wird. Dies setzt freilich eine eher ökonomisch geprägte Definition von "Kult" voraus. "Sumerki" ist kein besonders anspruchsvoller oder gar origineller Roman. Der Verfasser erzählt primär eine spannende Geschichte. Dies gelingt ihm, aber die Handlung weist Längen auf und verzichtet nicht auf Klischees. Als die Katze aus dem Sack ist, vermittelt die "düster phantastische Weltenschöpfung", von der im Klappentext schwadroniert wird, höchstens Dramatik aus zweiter Hand. Das Finale sorgt für die zufriedenstellende Auflösung der meisten Rätsel. Einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt es nicht. Allerdings spürt der Leser nie jenen schwärenden Ärger, den die Machwerke der eingangs erwähnten Mystery-Munkler erzeugen.

Sumerki - Dämmerung
- Autor: Dmitry Glukhovsky
- Verlag: Heyne
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Sumerki ist eines dieser seltsamen Bücher, bei denen man sehr leicht einen großen Fehler machen kann, indem man das Buch vorzeitig aufgibt und abbricht…auch ich hätte diesen Fehler fast begangen und würde, mit dem Wissen von jetzt, eine Buch-Perle weniger haben.
Dabei muss gleich gesagt werden, dass dieses Buch definitiv nichts für Leser ist die ständige Action, Entwicklungen oder Erklärungen brauchen. Dieses Buch ist zu 90% Lethargie und pure Langeweile. Auf 450 Seiten von etwa 500 ist dieses Buch einfach nur frustrierend. Nichts passiert außer die ständige Wiederholung von Abläufen.
Ein Übersetzter überträgt kapitelweise ein historisches Dokument, welches die spanische Inquisition der Maya beschreibt, aus dem spanischen ins russische. Dabei erleben wir einerseits die Sichtweise des Übersetzenden, welche sich ausschließlich auf seine Wohnung und den Gang zum Übersetzungsbüro beschränkt. Auf der anderen Seite erlebt man die Geschichte aus eben dieser Übersetzung aus der Sicht der spanischen Inquisitoren. Beide Erzählstränge habe ich als extrem langatmig, repetitiv und langweilig empfunden. Der einzige Lichtblick sind die ab und zu eingestreuten Vermischungen dieser beiden Welten, wobei der Übersetzer nach und nach beginnt an seinem Verstand zu zweifeln (leichter Lovecraft-Vibe). Dies zieht sich wie gesagt über nahezu 450 Seiten und ich habe bis zu diesem Punkt mehrfach den Drang verspürt das Buch abzubrechen.
Aber dann kommt der große Twist mit dem ich zu keinem Zeitpunkt gerechnet habe und der in meinen Augen einfach fantastisch ist. Mit einem mal ergibt alles vorangegangene einen Sinn und es lässt einen nicht mehr los.
Es ist also wie es ist…ich muss dieses Buch auf Grundlage von ungefähr 50 Seiten unbedingt empfehlen. Aber bis zu diesem Punkt ist es schlichtweg anstrengende Lesearbeit. Also unterm Strich kein Buch für jedermann aber in meinem Augen am Ende großartige Literatur die auch Tage später noch zum Nachdenken anregt.
Glukhovskys Werk ist ein Roman zwischen den Genres der Fantastik und des Kriminalromans mit philosophisch-dramatischen Passagen. Hier verschmilzt die Grenze zwischen Realität und Fiktion immer mehr und das macht den Reiz des Buches aus. Man bekommt viele Andeutungen und Hinweise und wird als Leser geradezu in akribischer Feinarbeit zum Detektiv bevor einem der ungewöhnliche Schluss präsentiert wird.
Die Geschichte ist rasch erzählt: Ein Übersetzer gerät an Teile eines mysteriösen Tagebuches, das eine spanische Expedition zur Maya-Zeit beschreibt, bei der nach einem mysteriösen Schatz gesucht wird und immer mehr Teilnehmer sich in Komplotte verstricken, dem Wahnsinn verfallen oder in seltsamen Unfällen ihr Leben lassen. Gleichzeitig gerät auch die moderne Welt des Übersetzers aus den Fugen: Er erfährt von dem mysteriösen Verschwinden seines Vorgängers, ein Mittelsmann von ihm wird ermordert, seine ahnungslose Nachbarin wird Opfer einer nächtlichen Attacke. Ihn Plagen mysteriöse Träume, nächtliche Besuche seltsamer Kreaturen und er entdeckt unerforschte Passagen mitten in der Moskauer Innenstadt. Je weiter der Übersetzer sich wagt, desto mehr zweifelt er an seinem Verstand.
Das Buch ist in höchstem Masse experimental geraten. Es ist geradezu so, als ob ein David Lynch, ein Stanley Kubrick oder ein David Cronenberg ins Autoren-Metier gewechselt wäre. Deswegen ist dieser Roman künstlerisch wertvoll, ansprechend und ungewöhnlich, aber gewiss nicht für jeden geeignet.
Der Autor hat Tendenz zu langen Bandwurmphrasen. Er hat Tendenz zu ausschweifenden Detaillierungen. Nach Kapiteln, in denen geradezu nichts gescheht, kommen andere Kapitel, in denen sich Ereignisse geradezu überschlagen. Die Übersetzungspassagen des Schriftsückes, welches der Protagonist studiert, sind ungewöhnlich verfasst mit seltsamen Satzstrukturen und mal sehr altertümlichen, dann fast schon jugendhaften Passagen.
Man braucht eine Weile sich an diesen Stil zu gewöhnen, aber die Geduld wird mit der Entdeckung eines ungewöhnlichen Rohdiamanten belohnt, der gegen Ende immer mehr zu glänzen scheint.
80/100
Mit keinem Buch habe ich mehr Höhen und Tiefen erlebt, wie mit diesem.
War ich teilweise kurz davor, es in die Ecke zu schmettern, konnte ich 20 Seiten später nicht mehr aufhören zu lesen.
So kann man das Buch auch im Allgemeinen bewerten: Auf und Ab!
Einige Passagen sind zu schwerfällig, eh die Geschichte richtig in die Gänge kommt, braucht man Ausdauer. Gewöhnungsbedürftig auch die Passagen der Übersetzungen, aber nach ein paar Seiten kommt man rein.
Sehr gut gefallen hat mir, dass der Autor sehr geschickt Wissen eingeflochten hat, ohne dass man das Gefühl hatte, jetzt schlägt der Lehrer auf das Pult "Achtung, Wissen im Anflug!". Ich hoffe auch, dass dieses Gelernte authentisch ist. Hilfreich auch das Nachwort des Übersetzers, vor dem ich meinen Hut ziehe, so viel Leidenschaft treibt einem Tränen der Bewunderung in die Augen.
Das Beste und atmospärisch Unglaublichste waren die Passagen, in denen der Protagonist von imaginären Feinden bedroht wird, dieser halslose Klotz im Spion und diese Schreie! Ich hab mich selten so gegruselt!
Das Ende war schwer, nette Idee, aber für mich unbefriedigend und etwas zu verkrampft ausgedacht, der geplante Paukenschlag ist dann doch auf dem Kochtopf gelandet.
Zu einem richtigen Ergebnis komme ich nicht. Zwiegespalten, gut und schlecht, aber beides nicht tendenziell. Vielleicht reizt das. Am besten lest ihr es selbst!
cheers, co
Die beiden vorangegangenen Veröffentlichungen des Autors habe ich verschlungen, dieses Buch hat sich mir leider nicht vollständig erschlossen, es war zu zäh und die Geschichte dümpelte eher dahin als dass sie floss.
Prinzipiell ist die Geschichte leicht erklärt, ein Übersetzer wird durch zufall (oder ist es keiner?) in einen Job verwickelt aus dem er nicht wieder herausfindet, so sehr er es auch versucht, er soll die fantastische Geschichte eines Abenteurers zur Zeit der Eroberung Südamerikas durch die Spanier übersetzen und wird daraufhin von seltsamen Ereignissen heimgesucht.
Die Passagen in welchen die Geschichte in der Geschichte (also jene des Abenteurers) beschrieben wird habe ich wirklich genossen und verschlungen, leider haben die Passagen des Protagonisten sich oftmals dahingezogen. Alles im allem ist es ein sehr durchwachsener Roman, welcher bei weitem nicht an die Metro-Romane herankommt. Die postapokalyptische Endzeitstimmung kann der Autor wesentlich besser darstellen als fantastische Ereignisse im heutigen Russland.
Dämmerung
Wo befindet sich in Moskau eine Straße, die ihren Namen zu Ehren der Maya-Gottheit Itzamna trägt?
Mit dieser Frage beginnt das neue Buch von Dimitri Gluchovsky, das eine Mischung aus Krimi und Fantasy darstellt. Hauptperson ist ein arbeitsloser Hochschulabsolvent im Moskau gegen Ende der 1990iger Jahre, der sich mit Übersetzungen seinen Lebensunterhalt verdient; keine Festanstellung natürlich; Bezahlung pro Auftrag, wenn es einen gibt. Spanisch gehört eigentlich nicht zu seinem Repertoire, aber da er eine Weile schon keinen Auftrag hatte und die Miete trotzdem bezahlt werden muss, wie er es so schön ausdrückt, nimmt er einen Auftrag zur Übersetzung aus dem Spanischen an. Der Auftraggeber bringt kapitelweise ein in spanischer Sprache gedrucktes Buch ins Übersetzungsbüro, erklärt ihm der Schreiberling im Büro. Unser Held erhält Kapitel 2 des besagten Buches, Kapitel 1 hat „unser Spanier“ noch nicht zurückgebracht, ergänzt der Schreiberling. Das zu übersetzende Buch ist das Tagebuch eines Teilnehmers einer spanischen Expedition in die Tiefen der Halbinsel Yucatan kurze Zeit nach der Eroberung durch Spanien. Der Text fesselt unseren Übersetzer, genau wie mich auch, vom ersten Satz an. Bedauerlicherweise fehlt das erste Kapitel, aber unser Übersetzer findet heraus, dass einige Teilnehmer der Expedition wirklich existiert haben. Das macht die Sache noch interessanter. Ich war versucht, den Titel mit „Zwielicht“ zu übersetzen, aber ich denke, „Dämmerung“, wie der deutsche Titel jetzt ja heißt, trifft es besser. Das Buch ist sehr gut, die immer stärker werdende Verquickung des Geschehens im zu übersetzenden Tagebuch mit der Realität, in der der Übersetzer lebt, hat mich sehr gefesselt. Dass das alles vor dem Hintergrund des wirklichen Moskauer Lebens spielt, wie ich es selbst auch kennen gelernt habe, gibt dem Buch einen zusätzliche Dimension, die ich persönlich sonst nur bei ein paar deutschen Büchern habe. Das Ende, das ich hier natürlich nicht auflösen werde, hat mir nicht gefallen, aber trotzdem ist das Buch sehr lesenswert: 85 Punkte.
ich spamme hier jetzt einfach mal ein bisschen rum, kann hinterher auch gerne gelöscht werden (ein Schreiben an die macher würde wohl an anderer Stelle nichts bringen).
Der Roman erscheint erst in Kürze das erste mal in deutscher Sprache; aber hier hat schon mal jemand das Buch eben so mit 100° bewertet...sollte dieser Leser tgatsächlich die Russische Originalversion gelesen haben (staunt!), dann ist es wohl trotzdem nicht zuviel verlangt evtl. mal ein paar Zeile zu schreiben, und nicht einfach "nur" auf Buch bewerten (und dann auch noch 100, das ist zu offensichtlich) klicken...
da ich mich oft (entgegen einiger Meinungen sogar positiv) erfolgreich an Gradbewertungen halten konnte, würde ich mir wünschen, das sowas nicht so offensichtlich verzerrt wird!
lieber 100er, schreib mir doch mal bitte ne PN, der Roman interessiert mich nämlich wirklich...