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Sanja Döttling
Leichte Mädchen und schwerwiegende Ermittlungen

Buch-Rezension von Sanja Döttling Mai 2010

"Die Frauen von Nell Gwynne's" ist ein unterhaltsames Steampunk-Werk mit als Prostituierten getarnten Spionen, einem soliden Kriminalfall und liebenswertem Schreibstil.

Als die totgeglaubte Lady Beatrice aus Indien zu ihrer Familie nach England zurückkehrt, gibt es keinen freudigen Empfang für sie. Stattdessen soll sie in ein Kloster geschickt werden. Doch Lady Beatrice nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand, verdingt sich als Freudenmädchen und erregt irgendwann die Aufmerksamkeit der blinden Mrs. Corvey. Die anscheinend anständige Dame führt nämlich ein exklusives Bordell namens Nell Gwynne's, in das nur eingeweihte Männer kommen dürfen. Doch das Bordell ist nur eine Tarnung für ein viel delikateres Geschäft: Die Damen gehören zur Schwesterorganisation der Spekulativen Gesellschaft der Gentlemen. Als ein Mitglied der Gesellschaft nach einem Spionage-Einsatz vermisst wird, treten die Damen, getarnt als unwissende Gespielinnen einer Privatparty der Mächtigen, in Aktion.

"Die Frauen von Nell Gwynne's" von Kage Baker ist eine kurzweilige Steampunk-Erzählung. Sie wurde mit dem Nebula Award 2009 und dem Locus Award 2010 jeweils für die beste Erzählung ausgezeichnet, nachdem die Autorin schon früh an Krebs gestorben war. Der mit 160 Seiten sehr kurze Roman ist eigenständig, gehört jedoch in das Universum des Zeitstürme-Zyklus, welcher das Hauptwerk Kage Bakers darstellt.

Die Erzählung ist Steampunk vom feinsten. Das viktorianische Zeitalter ist mit viel Liebe dargestellt, die Figuren sind delikat gezeichnet und die Sprache der Zeitperiode mehr als angemessen gewählt. Lady Beatrice als ohne Schuld verstoßene Frau, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt, dafür aber ihren Körper verkaufen muss, ist eine ebenso tragische wie liebenswerte Hauptfigur. Sie ist zurückhaltend höflich, aber ebenso ehrlich und erfrischend intelligent. Denn nur zu oft sind Frauen kreischende, unselbständige Nebenfiguren, die sich nicht einmal selbst das Frühstück machen können. Von diesen heben sich Beatrice, Mrs. Corvey und die anderen Frauen des Nell Gwynne's positiv ab.

Wie in jedem Steampunk-Roman dürfen auch hier die zahllosen mechanischen Erfindungen nicht fehlen. So wird nicht nur Mrs. Corveys Augenlicht elektronisch wieder hergestellt, auch die Mädchen des Bordells sind mit sprengbaren Knöpfen am Mieder auf alle Eventualitäten vorbereitet. Das müssen sie auch sein. Der Auftrag auf dem Anwesen Lord Basmonds ist nämlich äußerst kompliziert, und ein Mord macht die Ermittlungen für die Frauen nicht leichter. Die Lösung des Buches ist überraschend und unerwartet und fügt der erfreulich positiven Story noch ein i-Tüpfelchen hinzu.

Die Autorin schafft mit der Erzählung "Die Frauen von Nell Gwynne's" einen stimmigen und kurzweiligen Steampunk-Roman, dessen einziges Manko die Kürze ist. Die Welt, in der die Geschichte spielt, ist ebenso filigran ausgearbeitet wie die Figuren selbst. Dabei achtet die Autorin vor allem auf harmonisch gestaltete Frauenfiguren, die mit den oft geschriebenen weiblichen Nervenbündeln nicht viel zu tun haben. Sie sind gestandene, intelligente Frauen. Prostituierte wie in diesem Buch als Spioninnen einzusetzen, ist zwar keine ganz neue Idee, aber verknüpft mit einem federleichten Schreibstil, sympathischen Charakteren und einem überraschenden Fall wird die Erzählung zu wirklich guter Unterhaltung.

(Sanja Döttling, April 2013)

Die Frauen von Nell Gwynnes

Die Frauen von Nell Gwynnes

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Letzte Kommentare:
05.08.2013 16:44:18
tassieteufel

Lady Beatrice, eine Tochter aus gutem Hause, begleitet ihren Vater, einen britischen Offizier nach Indien. Als ihr Vater in einem Hinterhalt getötet wird, verschleppt und vergewaltigt man die junge Frau. Als die Totgeglaubte nach längerer Zeit endlich nach London zurückkehrt, erwartet sie bei ihrer Familie alles andere als freudige Überraschung. Viel mehr ist man empört, das sie mit all ihren Erlebnissen nun Schande über die Familie gebracht hat und will sie ins Kloster abschieben. Doch Lady Beatrice läßt sich nicht unterkriegen, heimlich verläßt sie das Haus ihres Onkels und verdingt sich ab sofort als Prostituierte. Eher durch Zufall erregt sie die Aufmerksamkeit der blinden Mrs. Corvey, die das Edelbordell „Nell Gwynne’s“ führt, das nur eine ganz ausgesuchte Klientel bedient. Doch das vordergründige Geschäft mit der käuflichen Liebe ist nur der Deckmantel für ein ganz anderes Metier. Die Damen von Nell Gwynne’s sind quasi eine Nebenabteilung der „Spekulativen Gesellschaft“, einer geheimen Spionageorganisation und schon bald wird Lady Beatrice in ihren ersten aufregenden Einsatz geschickt.

Kage Baker ist hier eine nette kleine Steampunkgeschichte gelungen, die mit nur 160 Seiten leider ein wenig knapp bemessen ist. Der viktorianische Hintergrund mit seiner verlogenen Doppelmoral ist der Autorin sehr gut gelungen und bietet einen perfekten Rahmen für die Steampunkgeschichte, in der natürlich eine ganze Reihe von mechanischen Erfindungen nicht fehlen dürfen. Da gibt es Mrs. Corveys mechanische Okularaugen, eine winzige Pistole in einem Medaillon und die Damen haben an ihren Kleidern Knöpfe die mit Schlafmitteln und Wahrheitsdrogen gefüllt sind.
Hauptaugenmerk der Autorin liegt aber auf ihren weiblichen Protagonisten, die sehr detailliert und liebevoll charakterisiert sind und ihre diversen Aktivitäten routiniert und professionell ausführen.
Der Auftrag der Damen führt sie auf das Anwesen von Lord Basmond, wo bereits ein Agent der Spekulativen Gesellschaft verschwunden ist. Lord Basmond hat angeblich eine ganz besondere Maschine konstruiert, die er nun an den Höchstbietenden verkaufen will. Zu diesem Zweck organisiert er ein orgiastisches Wochenende, an dem die Damen von Nell Gwynne’s seine Gäste unterhalten sollen.
Doch bevor die Damen ihren eigentlichen Auftrag ausführen können und Erkenntnisse über die geheimnisvolle Maschine erlangen, geschieht ein Mord. Der Krimifall ist ganz gelungen konstruiert und spannend, leider hapert es hier an der Auflösung, denn die ist allenfalls dürftig. Zwar wird das Problem, wegen dem die Damen ausgeschickt wurde, zur Zufriedenheit der Spekulativen Gesellschaft geklärt, für einen Mord kann man sich auch noch die Lösung denken, aber bei einem zweiten Opfer gibt es einfach keine plausible Erklärung oder Auflösung und das Ende insgesamt war wirklich sehr abrupt! Hier hätten dem Buch 50 Seiten mehr gut getan, denn so gelungen zu Anfang die Figurenzeichnung ist, so knapp bemessen und etwas dürftig ist das Ende.

FaziT: sehr nettes Setting, der viktorianische Hintergrund ist glaubwürdig, die Figurenzeichnung sehr stimmig und ausgefeilt, nur das Ende und die Auflösung der Mordfälle ist etwas zu kurz geraten.

Sci-Fi & Mystery
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