
Ein Supernatural-Klon?
New York, the Big Apple, der Melting-Pot schlechthin. Hier, in den engen Häuserschluchten findet man jede Art von Menschen. Menschen, die abgerutscht sind, die ihr Leben verpfuscht haben, aber auch Leute, die es geschafft haben, die mit Fleiß und Fortune ihr Glück gesucht und gefunden haben.
Die Brüder Cal und Niko aber gehören weder zu den einen noch den anderen. Sie versuchen nur eines, zu überleben. Seit Cal vor Jahren entführt wurde, und es ihm erst nach rund zwei Jahren gelang zu entkommen, sind die beiden auf der Flucht. Wer nun aber denkt, dass das organisierte Verbrechen oder ein Drogenring hinter Cal her ist, der sieht sich getäuscht. Nein, keine simplen Verbrecher hetzen sie, sie verbergen sich vor ganz besonderen Augen.
Unerkannt von der Mehrzahl aller Menschen leben in New York City ganz besondere Wesen. Da gibt es taxifahrende Ghoule, Werwölfe, die sich als Türsteher verdingen, Trolle unter der Brooklyn Bridge und Vampire, die des Nachts den Parties der High Society Glanz und Gloria verleihen. Und es gibt Gremlins.
Vor fünfzehn Jahren hat Cals Mutter allen Instinkten abgeschworen und ihren Körper verkauft. Nicht etwa einem Mann, sondern ein Auphe, ein Dämon, in der Sagenwelt auch unter dem Begriff Elf besser bekannt, hat die Frau geschwängert und einen Bankert - Cal - gezeugt. Mit dessen Hilfe, so der Plan, soll ein Tor geöffnet werden, das die grausame Herrschaft der Elfen über die Menschheit erneuern soll. Dass Cal und sein wehrhafter Bruder da nicht so ganz einverstanden sind, stört die Auphen nur unwesentlich. Cals Körper wird einfach von einem Banshee übernommen, und schon scheint die Zeit der Menschheit vorbei zu sein. Doch vor dem Armageddon hat das Schicksal noch Cals Bruder Niko und einen Puk, den letzten der alten Pan-Götter, gesetzt ...
Düster-realistische Übernatürliche und ein genervter Held
Einmal mehr liegt der Start einer neuen Urban-Fantasy-Saga hinter mir. Bei Rob Thurman aber geht es ungleich tempo- und actionreicher zu, als bei vielen der Konkurrenten. Hier stehen einmal nicht waschbrettbauch-gestählte Körper, laszive Verführungskünste und romantische Intrigen, sondern schlicht das Überleben im Mittelpunkt des Buches.
Entsprechend realistisch hat der Autor seine Welt ausgestaltet. Das ist weit entfernt von den durchgestylten Welten aus "Moderner Wohnen", das atmet mehr den Hauch des Überlebenskampfs in den Slums urbaner Moloche. Entsprechend wurden auch die Personen angelegt.
Nicht nur unserer Ich-Erzähler Cal, der zunächst aus Sicht des gejagten Wilds, später dann, nach seiner Übernahme durch den Dunkling als willfähiger Helfer der glaubwürdig böse gezeichneten Elfen agiert, auch seine Verbündeten, aber auch die Gegner sind von ganz besonderem Korn. Sie alle treibt ein dunkles Geheimnis, das es unter allen Umständen aufzuklären gilt. Für Romantik ist hier - bislang zumindest - ebenso wenig Platz wie für malerische Orte oder falsche Sentimentalität. Alles ordnet sich dem Kampf gegen die Bedrohung unter. Dabei nutzt der Autor bekannte Wesen, stellt diese aber ein wenig anders, nicht so idealisiert dar, wie wir dies mittlerweile gewöhnt sind. Die Elfen sind böse Wesen, denen es Freude bereitet, ihre Opfer zu quälen, die sich an keinerlei Abkommen halten, und nur ihr eigenes Wohl im Auge haben. Ähnlich sieht es mit den Ghoulen und dem Troll aus. Auch diese agieren außerhalb des verklärten menschlichen Verhaltenskodex, sind animalisch gezeichnete Wesen.
Die Darstellung des sich aufopfernd um seinen Bruder kümmernden Niko, den man als einzig auftretende Person eventuell als Held bezeichnen könnte, wirkt auf den erste Blick ein wenig unglaubwürdig. Würde ein Mensch, noch dazu für seinen Halbbruder wirklich sein gesamtes eigenes Leben sausen lassen und sich einzig auf den Schutz Cals konzentrieren? Die Glaubhaftmachung des entsprechenden Motivs bleibt uns der Autor noch schuldig. Dafür sucht er mit einem bewusst genervten Tonfalls, in dem der Ich-Erzähler von den Geschehnissen berichtet, seine Leser für diesen und seine Sichtweise einzunehmen. Dies gelingt überraschend gut, überbrückt gewisse Längen im ersten Teil des Buches und sorgt dafür, dass der Leser am Plot klebt.
Wer die TV-Serie "Supernatural" kennt, der wird gewisse Parallelen finden, obwohl Cal und sein Halbbruder nicht auf Dämonenjagd gehen, sondern mit dem eigenen Überleben genug um die Ohren haben. Als Auftakt einer neuen Reihe bietet der Roman gerade wegen seiner ungewohnt düsteren Zeichnung der übernatürlichen Wesen als echte Bestien Potential, das der Autor in seinen folgenden Titeln allerdings noch mit mehr Details ausschmücken sollte.

Nachtgeister
- Autor: Rob Thurman
- Verlag: Piper
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In Cals Haut möchte ich definitiv nicht stecken.
Cal und Niko sind Brüder, die sich durch etwas Entscheidendes unterscheiden. Während Niko in Anführungsstrichen nur ein „Mensch“ ist, ist Cal zur Hälfte ein Dämon, die Ausgeburt eines Monsters, mit dem ihre Mutter ein Verhältnis hatte.
Seit Cal im Teenageralter für eine gewisse Zeit von der Verwandtschaft seines Vaters verschleppt wurde, sind er und sein Bruder Niko ständig auf der Flucht und immer in Alarmbereitschaft, wenn sich etwas in ihrem Alltag auch nur in geringem Masse ändert.
Als eine dunkle Macht von Cal Besitz ergreift, hat dieser nur zwei Ziele: Den Tod seines Halbbruders und die "Weltherrschaft" für die Dämonen.
Und dieses Wesen, das Besitz von Cal ergreift, stellt eine Menge Unheil an und bringt Niko dazu, etwas ziemlich abgefahrenes zu tun ...
Zwei Brüder die nicht unterschiedlicher sein können. Cal, um den es eigentlich ging, stellte ich mir als den kleinen Bruder und Lausbub vor. Lässig nimmt er es mit jedem neuen Zustand der Ereignisse auf und es kam mir so vor, als ob er nicht immer die Dramatik der Lage ernst nahm. Niko hingegen ist diszipliniert für zwei, beherrscht mehrere Kampfkunstarten und kann mit jeglichen Waffen umgehen. Sein Lebensinhalt, das merkte ich mit jedem Wort über ihn, ist der Erhalt von Cals Leben. Ohne seinen kleinen Bruder würde er auch nicht mehr leben wollen.
Cals Erzählungen strotzen nur so vor Sarkasmus. Diese waren ab und zu überspitzt, aber größtenteils einfach nur klasse. Dadurch wurde die Dramatik der aktuellen Situationen immer etwas entschärft.
Auch die Idee dieser Story kam mir bislang noch in keiner ähnlichen Weise unter, was mich sehr freute.
Durch die Erklärungen, was es mit den beiden Brüdern auf sich hat, wie sie leben und was sie ausmacht, war der Anfang nicht ganz so packend und dementsprechend auch nicht spannend. Das änderte sich mit der Zeit und durch einzelne Figuren, die in Laufe der Geschichte hinzukamen. Dadurch wurde es immer interessanter. Besonders der Mitstreiter und Puck namens Robin war mir dabei äußerst sympathisch!
Die Autorin hat einen Schreibstil, der mich neugierig auf den nächsten Schritt ihrer Protagonisten machte, mich aber gleichzeitig zögern ließ, da ich manchmal das Gefühl hatte, durch den sprunghaften Szenenwechsel nicht immer hinterher zu kommen.
Der Roman ließ sich deshalb nicht durchgängig flüssig lesen, was ich wegen der interessanten Thematik sehr schade fand.
Mir wurde die Geschichte aus Cals Sicht in der Ichform erzählt, aber durch eine sehr bewegende Veränderung, die ich absolut nicht nachvollziehen konnte, wurde das unvollständige Gefühl das ich eh schon hatte, leider noch schlimmer. Ich wusste durch diese neue Modifikation nun noch weniger, wer im Roman gerade zu mir spricht: Cal oder die Macht in ihm. Das brachte mich zuerst so durcheinander, dass ich fast die Lust am Weiterlesen verloren hätte.
Fazit:
Leider überwogen für mich die langweiligen Momente und daher werde ich diese Serie nicht weiterverfolgen. Echt schade, die Geschichte hatte gute Ansätze!
Cal und Niko Leandros-Reihe:
1. Nachtgeister
2. Mondgeister
3. Schattengeister