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Andreas Kurth
Ohne Computer herrschen Angst und Schrecken

Buch-Rezension von Andreas Kurth Jul 2010

Was würde passieren, wenn ohne Vorwarnung die Stromversorgung auf der ganzen Welt ausfällt und alle Computer zeitgleich zusammenbrechen? Schließen sich die Menschen solidarisch zusammen und helfen einander durch die schweren Zeiten? Oder regieren plötzlich Egoismus und Selbstsucht? Diese überaus spannenden Fragen beantwortet Michael Tietz schonungslos und offen. Und der Autor geht in seinem Erstlingswerk keineswegs zimperlich mit den Menschen und ihren Reaktionen auf das überraschende Desaster um. Es gibt spontane Lynchjustiz an arglosen Polizisten, massenhafte Plünderungen in Banken und Geschäften, Mord und Totschlag greifen anarchisch um sich - die Menschen leben plötzlich in Angst und Schrecken. Tietz präsentiert seinen Lesern zeitweise ein Actionfeuerwerk - und nicht nur der beschauliche Südschwarzwald wird dabei zur Mördergrube. Aber es gibt auch individuelle Horror-Erlebnisse oder Folge-Katastrophen, die fast beiläufig erzählt werden.

Trauma und Ungewissheit

Wie jeden Morgen fährt die Krankenschwester Eva Seger zur Arbeit in das 30 Kilometer entfernte Donaueschingen. Ihr Mann ist in der Nacht zuvor zu einer seiner regelmäßigen Dienstreisen nach Schweden aufgebrochen. Als um Punkt 7 Uhr der Strom ausfällt, glauben alle an ein regionales Phänomen. Dabei haben alle Computer weltweit ihren Dienst eingestellt. Ursache ist ein Virus, den zwei Schüler in das Computersystem ihrer Schule eingeschleust haben, um ihre schlechten Noten zu kaschieren. Die Aktion hat fatale Folgen, denn durch einen Fehler der beiden aktiviert sich der Virus nach 400 statt 40 Tagen - und ist so bereits weltweit verbreitet. Über Evas Heimatdorf Wellendingen stürzen - wie überall auf der Welt - Flugzeuge vom Himmel. Die öffentliche Ordnung bricht komplett zusammen, was in Städten und Ballungsräumen zu katastrophalen Zuständen führt.

Auf dem Lande kehren die neuen Verhältnisse bei vielen Menschen ungeahnt Gutes hervor, aber auch überaus dunkle Charaktereigenschaften. Eva erlebt den Zusammenbruch im Krankenhaus als traumatische Erfahrung. Nach Tagen versucht sie in einer völlig aus den Fugen geratenen Welt endlich in ihr Heimatdorf zurückzukehren. Sie hat 30 Kilometer ungewisse Wegstrecke vor sich. Anders geht es da ihrem Ehemann Hans, der nicht nur die Ostsee überqueren muss, um wieder zu Frau und Kind zu kommen. In Wellendingen schottet sich die Gemeinschaft - wie in allen kleinen Städten und Dörfern - nach außen ab. Aber im Innenverhältnis ist Solidarität für viele ein Fremdwort. Und so nehmen die Ereignisse ihren Lauf - und mehr soll hier nicht verraten werden.

Auch wenn der Roman ein paar Längen hat und etliche Seiten kürzer sein könnte, ist das Erstlingswerk von Michael Tietz ein spannender Endzeit-Thriller. Die Figur des geistesgestörten Thomas Bachmann, der im Krankenhaus-Fahrstuhl eingeschlossen wird und später eine wichtige Rolle spielt, ist hochinteressant. Allerdings könnten seine Wahnvorstellungen ruhig ein paar Seiten kürzer ausfallen. Überhaupt hat sich der Autor an der einen oder anderen Stelle festgebissen, wo die Schilderung knapper sein dürfte. 200 Seiten weniger als die vorgelegten 800, hätten es auch getan. Nicht jeder kann gleich - wie Altmeister Stephen King - 1200 Seiten mit Spannung füllen. Überhaupt scheint King das Vorbild des Autors zu sein, allerdings erreicht er nicht annähernd die sprachliche Virtuosität des Altmeisters. Positiv fallen die kurzen Abschnitte ins Gewicht, in denen - immer wieder eingestreut - mit lapidaren Worten Ereignisse irgendwo auf der Welt geschildert werden, die dank mangelnder Kommunikation keine Beachtung finden. So gibt es beispielsweise in Japan ein Erdbeben mit Tausenden von Toten, aber niemand bekommt es außerhalb des Landes mit.

Breite Palette an Charakteren

Tietz präsentiert höchst unterschiedliche Charaktere, was letztlich den Reiz des Romans ausmacht. Da sind die Pflichtbewussten, die sich selbstlos in den Dienst der Gemeinschaft stellen. Da sind die Gleichgültigen, die erst zur Mitarbeit gezwungen werden. Da sind die Machtgeilen, die aus der neuen Situation vor allem eigenen Macht- und Bedeutungszuwachs ziehen wollen. Und da sind die Skrupel- und Hemmungslosen, die jeglichen Anstand über Bord werfen, und ohne Rücksicht rauben und töten. Manche erleiden still die Katastrophe und verhungern schließlich unbeachtet am Straßenrand, andere werden überfallen, vergewaltigt, ausgeraubt und ermordet. Allein schon der Facettenreichtum des alltäglichen Horrors macht das Buch lesenswert.

Vor allem aber führt die Lektüre dazu, dass der Leser über den Realitätsgehalt des Buches nachdenkt. Wie abhängig sind wir tatsächlich von der Computersteuerung unseres täglichen Lebens? Was geht noch ohne die elektronischen Gehirne? Was passiert, wenn Strom und Kommunikation plötzlich dauerhaft ausfallen? Der Rückfall in archaische Agrargesellschaften könnte in der Tat so ähnlich ablaufen, wie von Tietz geschildert. Und so kann sich jeder Leser ausmalen, wie ihn ganz persönlich der alltägliche Horror treffen würde.

Rattentanz

Rattentanz

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Letzte Kommentare:
21.12.2014 15:12:32
Lars Kockskämper

Ich finde auch, dass das Szenario, dass nach dem Ausfall der Computer die Erde für immer ohne Strom, Kommunikation und z.B. Wasser bleiben würde einfach unrealistisch ist. Was ist mit Autos? Fahren die nicht mehr? Gibt es keine Batterien oder Generatoren? Gibt es keine Funkgeräte, die ohne Computer laufen? Kann man nicht einfach neue Computer z.B. in Kraftwerken anschließen, die keine Viren enthalten oder einfach die Festplatten austauschen? Sicher würde einige Zeit Chaos herrschen aber es würde sicher weiter eine staatliche Ordnung geben und auch nach ziemlich kurzer Zeit würde alles wieder wie vorher sein.

03.11.2010 15:50:16
lenchen_196

Ein postapokalyptischer Katastrophenthriller

Zwei Schüler planen einen Computergag, um ein persönliches Desaster bei einer anstehenden Prüfung zu vermeiden. Das Ergebnis fällt aber weitaus katastrophaler aus, als geplant.
Im Katastrophenthriller „Rattentanz“ wird die gesamte Welt in den Urzustand versetzt. Internet- und Handynetze brechen zusammen, was heutzutage für beinahe jeden Menschen eine kleine Katastrophe bedeuten würde. Es kommt aber viel schlimmer, denn auch Strom und Wasserversorgung werden infolge des Computervirus lahmgelegt. Nicht nur die heimischen PC-Systeme lassen sich nicht mehr starten, die ganze moderne digitalisierte Welt funktioniert nicht mehr – inklusive verheerender Folgen wie beispielsweise Flugzeugabstürze.
Vor dem Hintergrund der globalen Katastrophe wird die Geschichte einer Familie explizit beleuchtet, die während dieser Katastrophe getrennt wird und deren Mitglieder sich wiederfinden und vereinen wollen.

Mir schien das Buch insgesamt gesehen zu irreal, alleine die Idee, dass ein einziger Computervirus das komplette Leben in allen Ebenen zerstören kann. Allein schon vor dem Gedanken, dass es schließlich unterschiedliche Betriebssysteme gibt, erscheint der Auslöser beinahe lächerlich.
Andererseits ist für einen SciFi-Roman dieser Gedanke vielleicht akzeptabel, handelt es sich doch um einen postapokalyptischen Katastrophenthriller, der genre-getreu sowieso mit Sciencefiction-Elementen geschmückt wird.

Umso weniger hat mir aber gefallen, dass der Autor alles zu schwarz sieht, selbst angesichts der verheerenden Katastrophe zu pessimistisch.
Alle Ärzte lassen ihre aufgeschnittenen schwerverletzten Patienten im OP liegen, auch die Polizisten gehen einfach nach Hause zu ihren Familien. Die Regierung funktioniert nicht mehr, nicht mal auf kommunaler Ebene, weil alle nach Hause gehen. Es gibt von keiner Seite Bestrebungen alles wieder einigermaßen in Ordnung zu bringen, weder die Polizei noch die Bundeswehr bemühen sich, die Lage einigermaßen unter Kontrolle zu bringen. Im Hinblick auf den Handlungsort in Deutschland (Schwarzwald) wäre so eine Situation selbst nach einer Katastrophe eher unvorstellbar, da man immer versuchen würde irgendwie alles in den Griff zu bekommen, zumindest irgendwo einen Ansatz zu machen. Dafür werden alle Menschen auf einmal böse und egoistisch, rauben Geschäfte und Banken aus, klauen gar Pilzkonserven aus herrenlosen Haushalten.
Dabei ist alles zu ausführlich beschrieben, manche Charaktere, die nur einmal in der kompletten Handlung auftauchen, werden von allen Seiten beleuchtet, quasi von der Geburt an. Deswegen ist der Roman teilweise schwer zu lesen, da er mir an manchen Stellen zu detaillastig scheint.

Die Geschichte der Familie Seger selber habe ich dagegen ziemlich interessant gefunden. Insgesamt ist der Roman in meinen Augen durchaus empfehlenswert, sofern man vom Umfang nicht abschreckt wird. Die Sprache ist flüssig, der Roman liest sich trotz der Länge leicht.
Gerade für die Freunde von SciFi-Romanen insgesamt also eine durchaus empfehlenswerte Lektüre.

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