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Michael Drewniok
Menschen streiten - Zombies fressen

Buch-Rezension von Michael Drewniok Aug 2010

Eines unschönen Tages hielt es die Toten weltweit nicht mehr in ihren Gräbern. Als hungrige Zombies kehrten sie zurück und fielen über die entsetzten Hinterbliebenen her. Die menschliche Zivilisation brach binnen weniger Tage zusammen. Während die Zahl der Zombies stetig wuchs, weil nicht allzu heftig angefressene Opfer zu ihnen stießen, wurden die Lebenden zur bedrohten Art. Wer den Untoten entkam, schloss sich schwer bewaffnet zusammen und zog in festungsartig gesicherte Refugien.

"Eden" nennen die Bewohner ironisch den von einer hohen Mauer geschützten Komplex, den sie sich im New Yorker Stadtteil Queens buchstäblich erkämpft haben. Hier fristen sie inmitten notdürftig angelegter Gärten und Felder ein mühseliges Dasein. So selten wie möglich wagen sie Ausbrüche ins zombieverseuchte Stadtgebiet, um Medikamente und andere Güter zu bergen, die sie nicht selbst herstellen können.

Die Präsenz der unmenschlich geduldig lauernden Untoten und private Tragödien haben die Überlebenden gezeichnet. Alkohol- und Drogensucht sind verbreitete Übel, aber auch Endzeit-Despoten wittern Morgenluft. Ex-Lehrer Harris fällt einem perfiden Mordanschlag zum Opfer: Wohl weil ihn seine schöne Gefährtin Julie nicht verlassen will, lässt ein Nebenbuhler nachts Zombies in sein Haus eindringen. Zwar können die Untoten gestoppt werden, aber Harris wurde gebissen. Binnen 24 Stunden wird er sich verwandeln. Harris schweigt, denn die ihm verbleibenden Stunden will er zur Rache nutzen, seinen Mörder entlarven und ihn strafen.

Die Zeit drängt, denn erste Zeichen der Infektion werden bald sichtbar. Aber Harris nimmt sich die Zeit, Abschied zu nehmen, an die Zeit vor und nach der Epidemie zurückzudenken und eine Todesfalle auszutüfteln, die mindestens so grausam ausfallen soll wie das Schicksal, das ihn erwartet ...

Once bitten, twice shy

Erstens: Der zwar variierte aber grundsätzlich identische Plot ist vielen Lesern quasi heilig: Sie hassen Überraschungen und das damit verbundene Risiko der Irritation, sondern wünschen in ihrer knappen Freizeit bewährte Zerstreuung. Von dieser Haltung - die der Kritiker gern "Denkträgheit" nennt - profitieren zahlreiche Autoren, die genau dieses Gewünschte und nicht mehr zu liefern in der Lage sind.

Zweitens: In der (ungerecht wertend) als "trivial" bezeichneten, primär der Unterhaltung dienenden Literatur gibt es (Sub-) Genres, die durch eng gezogene Grenzen definiert sind. Zu ihnen gehört der Zombie-Horror, der nicht nur im Buch, sondern auch im Film grundsätzlich derselben Storyline folgt: Die Toten kehren als hirnlose Kannibalen zurück und lassen durch ihre schiere Überzahl die Zivilisation enden. Statt sich möglichst wirkungsvoll zu organisieren, arbeiten sich die Überlebenden an den mannigfachen Möglichkeiten der zwischenmenschlichen Zwietracht ab und zerstören sich selbst; den Rest übernehmen die Zombies.

"Eden" entspricht diesem Schema exakt. In einer merkwürdigen Mischung aus Fiktion und Vorwort - angeblich wurde dieser Roman von einem unkonventionellen Weltenbummler namens Tommy Arlin verfasst, und Tony Monchinski ist nur sein literarisches Sprachrohr - macht der Verfasser bereits einleitend deutlich, dass er Neues gar nicht anstrebt. Die "Eden"-Zombies sind ausdrücklich als ´Klassiker´ und hässliche Zerrbilder des Menschen gestaltet. Sie reden nicht, sie jagen und fressen nur. An eine Verständigung mit ihnen ist nicht zu denken.

Der Zombie hält den Spiegel

Nur in Details mochte Monchinski auf Neuerungen nicht verzichten. Im apokalyptisch verheerten New York treiben nicht nur die üblichen Torkel-Zombies à la Romero ihr Unwesen. Die Überlebenden klassifizieren vier Arten: "Schlurfer", "Hetzer", "Heuler" und "Hirne". Monchinski erkannte, dass langsame, dumme Untote selbst in der Überzahl keine Spannung garantieren. Also erweitert er ihren Handlungsspielraum, indem er die Reihen der trägen Stolper-Leichen durch spurtstarke Läufer und tückisch schlaue Hinterhalt-Jäger ergänzt.

Diese Konstellation sorgt für die übliche Splatter-Action, wenn Mensch und Zombie in dunklen Kellergängen, nur scheinbar verlassenen Lagerhallen oder an ähnlich unübersichtlichen Orten unvermutet aufeinandertreffen. Dazu kommen die beliebten Massenaufmärsche unterschiedlich verwester Untoter, die detailfreudig beschrieben für angenehme Schauer sorgen.

Doch der Zombie fungiert nicht nur als direkte Schreckensgestalt. Er dient in der Masse als gesichtslose Gefahr, der sich die lebendig und damit Individuum gebliebene Rest-Menschheit stellen muss. In dieser Funktion ist die Anwesenheit der Zombies sogar überflüssig. Viele Seiten füllt Monchinski deshalb mit Schilderungen, die sich auf die lebenden Bewohner von Eden konzentrieren. Sie stehen mit dem Rücken so glatt an der Wand, dass die üblichen Beschwichtigungs- und Vertuschungsmechanismen nicht mehr greifen. Die Menschen müssen zueinander finden oder untergehen: An diesem Punkt wird es für den Schriftsteller interessant, denn hier wird er zum Schöpfer eigener Gesellschaftsentwürfe.

Viele fühlen sich berufen, nur wenige sind auserwählt ...

99 von 100 Apokalyptikern sind Kulturpessimisten. Monchinski gesellt sich zu ihnen, indem er die von außen belagerte Gruppe inneren Zerreißproben aussetzt. In der Not fällt die Maske, der Mensch kehrt in die Regelwelt der Steinzeit zurück, die angeblich durch das Primat des Stärksten und Rücksichtslosesten (aber nicht unbedingt des Klügsten) gekennzeichnet war. Monchinski arbeitet mit bekannten Klischees, lässt Cäsarenwahn, religiöser Fanatismus und feigen Opportunismus wüten, die er durch ostentative Tapferkeit, Pioniertugenden oder einfach Resignation konterkariert.

Die daraus resultierenden Konflikte versucht er kurzweilig abzuwandeln, setzt dabei jedoch erneut auf Klischees: Hauptfigur Harris ist "DOA", "dead on arrival"; nicht mehr Mensch, aber noch nicht Zombie und ein Opfer, das in den ihm verbleibenden Stunden den eigenen Mörder jagt. Dies ist kein innovatives Konzept, zumal Monchinski sich nicht auf Harris konzentriert, sondern ständig abschweift.

"Eden" ist kein Roman mit straff gespanntem Handlungsfaden, sondern ein Mosaik kapitelkurzer Schlaglichter auf das Ende der Welt. Wie sein (im Vorwort gelobtes) Vorbild Quentin Tarantino in "Pulp Fiction" bricht Monchinski mit der Chronologie der Ereignisse, verlässt die Gegenwart, springt in die Zeit vor und zurück, sucht dabei Orte außerhalb der Eden-Festung auf, führt Figuren ein, die sang- und klanglos wieder verschwinden. Die dennoch simple Story vermag der Leser mühelos in die korrekte Reihenfolge zu bringen - und dabei als vordergründig entlarven.

In seinem Debüt-Roman will Monchinski dem ´dreckigen´ Horror der 1970er und 80er Jahre spannend seine Reverenz erweisen. Was ihm immerhin gelingt, ist ein unterhaltendes Zombie-Garn der schnell konsumierten und vergessenen Art. (Die zahlreichen Druckfehler der deutschen Übersetzung bleiben dagegen ebenso lange im Gedächtnis haften wie die - rhetorische - Frage, ob es nötig war, ein im Original gerade 268 Seiten zählendes Buch zum 480 Seiten starken und entsprechend teuren Paperback aufzublasen.)

P. S.: Selbstverständlich geht die Schlacht weiter; "Eden: Crusade" erschien 2010.

Eden

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Letzte Kommentare:
11.01.2011 20:58:26
Drangheta78

Ich habe dieses Buch eigentlich sehr genossen. Als krankhafter Viel-Leser greife ich immer dann zu Horror Büchern, wenn ich mich weit weit weg von Realismus und Alltag tragen lassen will und das hat dieses Buch geschafft. Es hält einen ungewohnt langlebigen Spannungsfaden und wird, anders als andere Werke, nie durch epische Konversationen gebremst. Fakt ist auch, dass kein Mensch, der sich intelektuell berühren lassen will, zu so einem Buch greifen wird, in dem Unseresgleichen von sabbernden, verwesenden Nachbarn verfolgt werden. Die wichtigen Charaktere haben eine ausrecihende Tiefe wobei die Nebenpersonen, für meinen Geschmack zu oberflächlich beschrieben sind.
Wie von Herrn Drewniok richtig kritisiert nerven die massigen Schriftfehler.

25.09.2010 21:32:32
Michael Drewniok

"Vordergründig" oder auch "trivial" sind für mich keine zwangsläufig negativ besetzten Begriffe; ich schätze triviale Romane und besonders Filme sehr, wenn sie - und dies ist der Knackpunkt - gut gemacht sind. Ein diesbezügliches Scheitern versuche ich ebenso deutlich wie ein Gelingen herauszustellen. Leider fühlen sich viele Rezi-Leser persönlich angegriffen, wenn man Böses über \'ihr\' Buch schreibt, das ihnen so gut gefällt, obwohl ich auch ein negatives Urteil keinesfalls als Aufforderung sehe, sich den Spaß an der Lektüre verderben zu lassen oder sich gar als Dummkopf bezeichnet zu fühlen. Deshalb freue ich mich, wenn ein Leser zu differenzieren und dies zu erkennen weiß.

25.09.2010 15:15:41
Alexi1000

Die Couch Rezi von Herrn Drewniok ist wieder sehr strikt (das muss aber auch so sein, denn es stimmt alles soweit)...

sicher nichts neues an der Zombi - Front; Zitate aus besagten Film - Vorbildern ohne Ende etc. etc....

und trotzdem gehöre ich zu den genannten Leser, die es "vordergründig" mögen...

ich erwarte bei Zombies nun wirklich keine hochtrabende Literatur, vielmehr kommt es mir dabei um Spannung und natürlich "Blut" an...

und die zumindest schafft "Rätselhafter" Autor bei mir zu erzeugen...

OK, Keene ist um Längen besser (meiner Meinung nach); aber es hat mir trotzdem soviel Spaß gebracht, das es mir 90° wert war...

das mit dem "Aufblasen" der Seiten fand ich allerdings auch eine Frechheit!

Hallo Heyne, so kann man auch Geld verdienen...*augenroll*

hätte ich das vorher gewusst, hätte ich es nicht bestellt...das hat aber wie gesagt nichts mit dem Roman an sich zu tun.

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