
Die Moral des Dämonenjägers
"Ich will Dich nicht töten" ist nun das letzte Buch der "John Cleaver" Trilogie von Dan Wells, die besonders in Deutschland eine beachtliche Leserschaft gewann. Der Amerikaner macht als unterhaltsamer und nachdenklicher Schreiber auf sich aufmerksam - nicht nur in seinen Büchern, sondern auch in seinem hervorragenden Blog, der immer einen Blick wert ist. Nach den zwei spannenden Bänden "Ich bin kein Serienkiller" und "Mr. Monster" dürfte die Erwartungshaltung der John Cleaver Fans an das Finale "Ich will Dich nicht töten" ziemlich hoch sein.
Gute Zeiten für Bestattungsunternehmer
"Warum erzählst Du mir das?" fragte die Frau. "Weil Sie die nächste sind", antwortete ich. "Ich bin der Dämonenjäger" Kommt und holt mich, wenn ihr Euch traut."
[aus "Mr Monster"]
Und die Dämonen kommen nach Clayton-County und bescheren John Cleavers Mutter, die dort ein Bestattungsunternehmen führt, eine glänzende Auftragslage. Dreiundsechzig Tage nach den letzten Morden schlägt erneut ein Dämon zu und John Cleavers Jagd auf "Niemand" beginnt. Das erste Mordopfer ist Pastor Olsen. Aus seinem Rücken ragen zwei lange Stöcke, ihm wurden Hände und Zunge abgeschnitten und zahlreiche Stichwunden versetzt. Kurz danach erwischt er den Bürgermeister. Auch er wird mit Pfählen gespickt aufgefunden, an denen dieses mal blutige Plastikstreifen wie Flügel wehen. Auch diesem Toten fehlen Zunge und Hände.
John Cleaver, der Dämonenjäger, holt sich Unterstützung von Marci, der hübschen und beliebten Klassenkameradin. Unerwarteterweise sieht sie in John einen Held, interessiert sich für seine Ermittlungen und verbringt gern Zeit mit ihm. John ist nicht länger der "Freak" seiner Schulklasse, sondern ein geselliger Kumpel. Zudem ist Marcis Vater Polizist im County, der seiner Tochter inoffizielle Details anvertraut, die John wiederum wertvolle Hinweise auf den Täter liefern.
Die Morde entsprechen dem Tatprofil des sogenannten "Handlangers", einem bereits bekannten, zuvor in Georgia mordenden Serienkiller. John weiß nun, dass dieser die Dämonin sein muss, die er gerufen hat. Doch gepfählte Mordopfer sind nicht die einzigen Toten, die Clayton-County zu beklagen hat. Gleich mehrere jugendliche Mädchen bringen sich um. Sind das wirklich Selbstmorde, oder sind auch sie Opfer der Dämonin? Oder ist gar ein zweiter Dämon im County unterwegs?
John Cleaver ist kaum wieder zu erkennen
Nachdem Brooke John abserviert hat, scheint er in Marci eine perfekte Partnerin gefunden zu haben. Sie schreckt nicht vor seinem obskuren Hobby zurück und holt ihn sogar aus der selbstgewählten Einsamkeit heraus. John hat mit seinen in den ersten Bänden allgegenwärtigen Regeln nichts mehr am Hut. Selbstbewusst erklärt er sich zum Dämonenjäger und sieht darin ein Ventil für seine seltsamen Gelüste. Es ist gut, dass der Autor seine Hauptfigur konsequent weiter entwickelt. Doch tut er das in dieser Form auch glaubwürdig? In "Mr Monster" wurde Johns innerer Dämon zur zweiten Hauptfigur, in "Ich will Dich nicht töten" wird dieser dagegen nur einmal kurz erwähnt und darüber wundert man sich. Eine bewusste Auseinandersetzung mit "Mr Monster", wie im zweiten Teil, fehlt. Dennoch wirkt der innere Dämon immer dominanter auf John Persönlichkeit ein. Täuschen und lügen macht ihm nichts mehr aus, für sein Ziel, den Dämon zu stellen, scheint ihm fast jedes Mittel recht. Allzu leicht instrumentalisiert John den Pfarrer Erikson, der gern ein zweiter Dr. Neblin sein möchte. Im Gegensatz zu dem Psychologen, agiert er aber nicht nur ungeschickt, sondern auch unfassbar naiv und gibt somit eine recht schwache Nebenfigur ab. Am Ende wird John allerdings schonungslos mit dem Bild seines möglichen zukünftigen Selbst konfrontiert, was zu den Höhepunkten des Romans gehört.
Auf Beschaulichkeit folgt Horror
Dem Tempowechsel, mit dem Dan Wells schon in den ersten beiden Bänden den Spannungsaufbau erzeugt hat, bleibt der Autor auch im Finale treu. Immer wieder streut er alltäglich wirkende Passagen, in denen John mit seiner neuen Freundin zusammen ist, oder die üblichen pubertären Streitgespräche mit seiner Mutter führt, ein. Um unvermittelt umso brutalere und beängstigendere Szenen folgen zu lassen.
Eine weitere Neuerung des Finalbandes ist, das der Autor zwei Handlungsstränge verfolgt. Das bringt mehr Action in das Geschehen, allerdings verzettelt sich Dan Wells in Details, die die Geschichte nicht wirklich weiter bringen. Als ein Beispiel sei das vermeintliche Bombenattentat genannt, viel Dramaturgie, mit vergleichsweise wenig Bedeutung. Auch die "Dämonen"-Gespräche mit dem Pfarrer sind entbehrlich. Stattdessen hätte man gern etwas mehr über die Zusammenhänge der beiden Verbrechensserien und den Nachhall von Johns Blick in den Spiegel seiner Persönlichkeit erfahren.
Wie in den beiden Vorgängerbänden, hat es vor allem das letzte Drittel des Romans in sich. Und doch ist es dem Autor gelungen, in diesem letzten Band noch eins drauf zu setzen. Was Dan Wells hier inszeniert, geht wirklich unter die Haut und soll daher auch nicht näher erläutert werden. Das überwältigende, emotionale Finale entschädigt für kleine Unstimmigkeiten - und lässt ein Hintertürchen für weitere Dämonenjagden offen. Ob eine neue Serie folgen sollte, lasse ich mal dahin gestellt. Manchmal stimmt das Sprichwort: "Man sollte aufhören, wenn es am Schönsten ist"

Ich will dich nicht töten
- Autor: Dan Wells
- Verlag: Piper
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Der Roman 'Ich will dich nicht töten' stellt den Abschlussband der 'Serienkiller-Trilogie ' von Autor Dan Wells dar, welcher mit seinem gefühlsarmen Charakter John Cleaver eine sehr eigenwillige Figur erschaffen hat. Auch in diesem Roman sind die Gedankengänge des Sechszehnjährigen sehr ungewöhnlich, man muss wirklich alle eigenen Empfindungen und Meinungen beiseite schieben, um diesen verständlich folgen zu können. Das mindert den Lesespaß jedoch nicht im geringsten, ist es einfach eine andere Art von Thrillern mit Mystery-Einfluss, die mit diesem Buch in die dritte Runde geht. Und das ist doch ein Reiz bei der Leidenschaft des Schmökerns, oder? Auf jeden Fall kann man behaupten, dass sich in diesem Roman nochmal das bisherige Erlebte von der Figur des soziopathischen Jungen getoppt wird. Durchlebt der Leser anfangs noch die Ermittlungsarbeiten von John, steigert sich mit fortlaufender Seitenzahl die Action bis hin zu einem mehr als dramatischen Finale, dass einem dem Atem raubt! Dan Wells hat wirklich ein tiefgründiges und fesselndes Werk hingelegt. Eigentlich ein würdiges Finale für diese 'Serienkiller-Reihe' - doch heute weiß man ja, dass es noch über diese Trilogie hinaus geht. Ich freue mich schon auf den nächsten Band!
84°
John, ein sechzehnjähriger Junge ist anders als die anderen Jugendlichen. Er jagt Serienkiller, Dämonen. Und er ist erfolgreich damit. Nur jetzt steht er vor einem unlösbaren Problem. Es sieht so aus, als ob jetzt zwei Killer ihr Unwesen treiben. Und außerdem ist er jetzt mit Marci, der Tochter des Polizisten, befreundet. Mit ihr kann er fast über alle seine Probleme reden.
Mein erstes Buch von Dan Wells (wußte nicht, dass es eine Triologie ist) und ich bin hellauf begeistert. Er reisst einem völlig mit, von Anfang an, man stellt Vermutungen an und lässt sie wieder fallen. Man fiebert mit John mit, lässt sich auf seine Gedanken ein und entdeckt aber Fehler hinter seinen Folgerungen. Man lebt einfach mit dem Geschehen mit. Und der Schluß ist einmalig. Unvorhersehbar.
Ein MUSS für alle Thriller-Mysterie-Fans.
Ich habe alle 3 Bänder der John-Trilogie gelesen und war besonders vom ersten und nun auch von diesem Band beeindruckt. Das Buch ist wie von Dan Wells geohnt SUPERspannend und aufregend!!!Es lohnt sich das Buch zu lesen. Und das Finale ist es auf alle Fälle wert!!!Schade dass es keine Fortsetzung gibt...
„Ich will dich nicht töten“ ist der Dritte und hoffentlich nicht letzte Teil der John Clever Reihe. Nach dem sehr guten, horrorziösen zweiten Teil ist der Dritte leider, oder aber auch zum Glück, nicht so. Dieses Mal geht es weniger um Folter und Gemetzel, sondern mehr um den inneren Gewissenskonflikt von John. Er jagt natürlich weiterhin die Dämonen wobei es einige Tote gibt.
Das Ende ist sehr überraschend, aber die Handlung seiner Mutter nachvollziehbar, was mir sehr wichtig ist.
Der Autor hat wieder einmal ein offenes Ende gelassen, welches auf ein weiters Buch hoffen lässt.
Durch die hohen Erwartungen aus dem zweiten Buch bekommt die Bewertung einen Punktabzug, aber dennoch ein gutes Buch!
„Ich will dich nicht töten“ ist nach dem ersten Teil „Ich bin kein Serienkiller“ und dem Folgeband „Mr. Monster“ der Abschluss der Trilogie um den 16-jährigen Soziopathen John Cleaver.
Ich habe dieses Buch ohne Kenntnis der ersten beiden Bücher gelesen und es hat dem Lesevergnügen gar keinen Abbruch getan. Der Ich-Erzähler (John Cleaver) stellt sich und sein Leiden ausreichend vor und auch seine familiäre Situation wird so geschildert, dass ich in das Buch einfach hinein gefunden habe. Die vorangegangenen Ereignisse und die sich daraus ergebenden zwischenmenschlichen Beziehungen zu anderen Charakteren wurden ebenfalls wiederholt, so dass ich auf dem Laufenden war. Da mir das Buch sehr gut gefallen hat, ist dies nun allerdings schade, da ich vermute, dass ich nun etwas zu viel weiß, wenn ich die anderen Teile noch lese, und das habe ich vor.
In diesem abschließenden Teil begibt sich John, der mit seiner Mutter über der Leichenhalle wohnt und ihr bei den Einbalsamierungen hilft, auf die Suche nach einer mordenden Dämonin, die er Niemand nennt. Dabei ist er selbst hart an der Grenze ein Serienmörder zu werden... Nur weiß er noch nicht, ob sie schon in seiner Heimatstadt angekommen ist – er hat sie absichtlich angelockt um auch ihr, wie die Dämonen aus den vorangegangen Büchern den Garaus zu machen. Man lernt ihn aufgrund der Erzählperspektive recht gut kennen und erlebt seine Strategien, wie er sich das Leben leichter macht um nicht immer nur an Gewalt, Tod und Mord denken zu müssen. In diesem Fall: Dämonen jagend. So kommt es ihm zu gute, dass die Mordopfer des Serienkillers, der bald die Stadt heimsucht, bei seiner Mutter auf dem Tisch der Leichenhalle landen und er so an hilfreiche Informationen kommt. Doch auch eine Serie von Selbstmorden geht in der Stadt um...
Der Autor schafft es mit einem zackigen Erzählstil das Tempo und die Spannung stets aufrecht zu halten. Kurze Kapitel erleichtern das Lesen. Mir hat das Lesen viel Vergnügen bereitet und auch das Ende, das zwar dann ganz schnell kam und dann auch schnell vorbei war, ist in sich schlüssig und – so macht es den Eindruck auf mich – auf passend für den Abschluss der Trilogie. Gut fand ich auch, dass hier übernatürliches eine Rolle spielt. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass es in den ersten Teilen ausführlicher darum geht.
Fazit: Wer Thriller in Ich-Perspektive mag und einen Eindruck in die Psyche eine Soziopathen erlagen will, ist diese Serie sicher genau richtig! Ich würde nur raten tatsächlich mit dem ersten Teil anzufangen. Diese Trilogie gehört für mich eindeutig zu den besseren Thrillern!