
Der Absturz der Vampir-Henkerin
Anita Blake hat schon in jungen Jahren ihre Berufung gefunden. Bereits als Teenager manifestierte sich ihre Gabe, mit den Toten zu sprechen, kurz darauf begann sie, Vampire zu pfählen und sich einen Ruf als Vampirjägerin zu erarbeiten. Nun aber hat sich ihr Leben entscheidend gewandelt. Nicht nur, dass sie über die Vampirmale mit Jean-Claude, dem Meister der Stadt St. Louis, verbunden ist, auch mit Richard, dem Anführer des Werwolfrudels, verbinden sie die Zeichen.
Damit nicht genug, ist sie gegenwärtig auch noch die Anführerin der Werleoparden und damit die Hüterin ihres Clans. Als einer ihres Rudels in einem obskuren Sado-Maso-Club gefangen gehalten wird, muss sie, um ihn zu retten, die Verbindung zu dem Vampirherrscher und dem Alpha der Werwölfe ganz aktivieren. Doch der Prozess, den sie damit anstößt, verändert ihr innerstes Wesen. Von Jean-Claude übernimmt sie einen Teil seines Sukkubus-Erbes, der versehentliche Biss eines Werleoparden könnte sie endgültig infiziert haben. Nicht länger kann sie sich als Mensch maskieren, sie ist gezwungen, sich selbst als die zynische Bestie, die sie ist, zu akzeptieren, zumal sie ihre mit der Verwandlung einhergehende, zwanghafte Lust auf Sex zusätzlich ablenkt - und das zu einem Zeitpunkt, da sie ihre ganze Kraft auf die Rettung eines ihrer Rudelkinder, das die Werwölfe zum Tode verurteilen wollen, konzentrieren sollte...
Nur die Karte dreckiger Sex ist zu wenig um den Leser an die Seiten zu fesseln
Was sich in der Zusammenfassung noch recht kurzweilig und interessant anlässt, das bietet sich in der Lektüre, nun nennen wir es einmal etwas verwirrend an. Zum einen ist zu erwähnen, dass uns der Verlag einmal mehr nur die erste Hälfte des Originalromans präsentiert, Teil zwei folgt nach. Dann aber rieb ich mir verwundert die Augen. Boten die bisherigen Anita-Blake-Titel immer packende, gewalt- und actionbetonte Abenteuer um unsere Vampirpfählerin, so verschiebt sich der Fokus zusehends.
In dem Roman geht es fast ausschließlich um Sex. Nun ist dies per se nichts wirklich Verwerfliches oder Anrüchiges. Vorliegend aber kokettiert die Autorin mit, nun bezeichnen wir es einmal anrüchigen Sexpraktiken in Hinsicht auf Unterwerfung und Dominanz, Schmerz und Blut, Erniedrigung und Brechen des Willens. Das tangiert die geistige wie körperliche Vergewaltigung, nutzt Sado-Maso-Praktiken ebenso wie das Animalische der besinnungslosen Lusterfüllung. Wenn sich dies als notwendiger Bestandteil der Handlung anbieten würde, hätte ich damit wenig Probleme. Mir kommt es aber eher so vor, als ob die Autorin rein auf die Show- und Schockeffekte setzt, sich die Handlung - welche Handlung? - ganz den Beschreibungen unterordnen würde. Im Grunde geht es um die Rettung eines Werleoparden aus einem S/M-Club. Statt das Augenmerk auf die Rettung zu legen aber, nutzt Hamilton diese nur als Aufhänger, um ihre Leser mit dem Reiz des Verbotenen, des Verrufenen zu ködern. Dass sie das überhaupt nötig hat, verwundert mich. Wo bleibt ihre Fähigkeit, packend und temporeich zu fabulieren, wo die seltene Intensität der Auseinandersetzungen, die die bisherigen Titel ausgezeichnet haben? Stattdessen versucht sie mit vordergründigen, sexuellen Gewaltspielen zu punkten - und versagt dabei. Es bleibt abzuwarten, ob und wenn ja, wie sie im zweiten Teil des Romans noch die Kurve kriegt. Bleibt es beim bislang Gebotenen, ist die Zeit der Lektüre verschwendet, der Inhalt unappetitlich und abturnend und nicht im geringsten faszinierend.

Jägerin des Zwielichts
- Autor: Laurell K. Hamilton
- Verlag: Bastei-Lübbe
Deine Meinung zu »Jägerin des Zwielichts«
Hier kannst Du einen Kommentar zu diesem Buch schreiben. Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer, respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Danke!
Anita Blake hat sich eine Auszeit genommen und sechs Monate keinen Kontakt zu ihren beiden „Geliebten“, dem Vampir Jean-Claude und den Werwolf Richard. Als sie wiederkommt, geht der Ärger gleich wieder los, in der Zwischenzeit ist eingies passiert, was nicht unbedingt positiv ist. Und dann werden auch noch zwei der Werleoparden des Rudels, das sie – vorübergehend – unter ihre Fittiche genommen hat, entführt. Bei dem Versuch, sie zu befreien, wird Anita schwer verletzt. Und dann überschlagen sich die Ereignisse und am Ende ist Anita nicht mehr die, die sie einmal war.
Anita Blake macht hier eine ziemliche Veränderung durch. Ich finde das gut, denn damit wird die Serie neu gemischt und es ergeben sich ganz neue Möglichkeiten. Auch der vorliegende Band endet offen und findet seine Fortsetzung erst im darauffolgenden Band. Man sollte diesen also möglichst schon parat liegen haben, da es hier zu keiner wirklichen Auflösung kommt.
Ich lese die Anita-Blake-Serie von Anfang an und es gab schon einige Veränderungen, doch Anita blieb eigentlich immer dieselbe. Hier bahnt sich nun eine grundlegende Veränderung an, deren Auswirkungen schon in diesem Band zu bemerken waren. Ich bin sehr gespannt, wie sich Anitas Leben und ihr soziales Umfeld dadurch verändern werden.
Ich bin ein großer Fan der Reihe und war froh, dass es bei den vorherigen Bänden "Obsidian Butterfly" endlich wieder um das Wesentliche ging und die Autorin etwas weg vom Sex und wieder hin zu Horror und Thriller fand.
Das hat sich mit "Jägerin des Zwielichts" leider wieder geändert.
Ich habe absolut nichts gegen Sex-Szenen, wenn sie zur Handlung gehören und nicht die Handlung beherrschen. Dies ist aber leider hier der Fall. Und es ist ja nicht nur einfacher Sex.
Mal sehen, wie der "zweite Teil" wird.
Das Buch ist gut wie alle Anita Blake Romane ... ich habe alle Bände, die bisher erschienen sind und ich habe sie nicht nur einmal gelesen ;-)
Allerdings ist Jägerin des Zwielichts in einer Hinsicht mehr als ärgerlich: die Geschichte wird nicht zu Ende geführt und der nächste Band erscheint erst im Herbst 2011! Wer kann sich denn sowas ausdenken?
Erst wird nur ein Band pro Jahr übersetzt, und jetzt traut sich Bastei Lübbe damit zu protzen, dass Zwei pro Jahr erscheinen. Nur das man jetzt einfach das englische Original gesplittet hat. "Ganz toll!"
Die Geschichte selbst ist gelungen wie eh und je, nur das abrupte Ende ist mehr als nur mühsam.
Langsam aber sicher überlege ich wirklich aufs englische Original zu wechseln.