
Die Totenflüsterin wird mit ihren Wurzeln konfrontiert
Harper Connelly kann, seit sie als Kind von einem Blitz getroffen wurde, die Toten besuchen. An dem Ort, an dem deren Leichen vergraben sind, sieht sie, wie und warum sie starben. Nach einer traumatischen Kindheit, die von ihren drogensüchtigen Eltern geprägt wurde, reist sie mit ihrem Stiefbruder Tolliver durch die USA und verdingt sich und ihr Talent. Gegen Bares hilft sie Familien, das Rätsel um den Tod ihrer Anverwandten aufzuklären.
Nach ihrem letzten Fall um einen Serienkiller, der Anhalter meuchelte, wollen die beiden ein wenig ausspannen. Nach einem Routineauftrag in Texas besuchen sie ihre Geschwister, die bei ihrer Tante aufwachsen. Was als Vergnügungsausflug beginnt, das entwickelt bald eine ganz eigene Dynamik. Tollivers Vater ist aus dem Gefängnis entlassen worden und sucht Kontakt zu seinen Kindern. Dass er damit, mit Ausnahme des ältesten Bruders, auf keine Gegenliebe stößt, scheint ihm egal zu sein.
Kurz darauf wird Tolliver angeschossen. Motiv und Täter bleiben zunächst ein Rätsel. Damit nicht genug, scheint es erstmals seit Jahren einen Hinweis auf Harpers entführte Schwester zu geben. Ein anonymer Hinweis an die Polizei führt zu einem Überwachungsvideo, auf dem eine Frau zu sehen ist, die ihrer verschollenen Schwester ähnelt. Wer aber hat den Tipp gegeben, und was wollte der Tippgeber damit erreichen? Muss Harper auch im Fall ihrer eigenen Schwester ihre besondere Gabe nutzen, und wird sie eines Tages am noch unbekannten Grab ihrer Schwester miterleben, wie diese zu Tode kam?
Ein Familiendrama überschattet die Paragabe derer, die mit den Toten redet
Nachdem wir in den letzten drei Romanen um die Totenflüsterin Harper Connelly jeweils verfolgt habe, wie diese Gewaltverbrechen aufklärte, geht es dieses Mal zwar vordergründig wiederum um einen Mord, tatsächlich aber nutzt Charlaine Harris die Gelegenheit, ihre Reihe mit mehr Hintergrund zu füttern.
Schon in den bisherigen Titeln erfuhren wir von den traumatischen Umständen, in denen die Familie aufwuchs. Beide Elternteile, die jeweils eigene Kinder aus ersten Beziehungen in die Ehe mitbrachten, waren schwer drogensüchtig und vernachlässigten und missbrauchten ihre Kinder. So mussten die älteren für die jüngeren Geschwister Verantwortung übernehmen, sich nur zu oft aktiv gegen die eigenen Erziehungsberechtigten stellen, um ihre Geschwister zu schützen.
Vorliegend lebt diese Zeit in all ihrer Bedrohlichkeit wieder auf, werden verdrängte Erinnerungen wieder präsent. Schonungslos zeichnet die Autorin hier das Bild einer Familie, die der Sucht ausgeliefert ist. Dass Tolliver und Harper ihrem Vater nicht verzeihen können, ist dabei ebenso glaubwürdig, wie ihr Versuch, die jüngeren Geschwister nicht mit der Aufarbeitung der damaligen Erlebnisse zu belasten. Gleichzeitig reißt der Annäherungsversuch des Vaters vernarbte Wunden wieder auf. Die entsprechenden Beschreibungen sind sehr gelungen und ermöglichen dem Leser, in die chaotische Gefühlswelt der Protagonisten einzutauchen.
Das übernatürliche Element tritt vorliegend ein wenig in den Hintergrund. In erster Linie geht es um die Aufarbeitung verdrängter Erinnerungen, die Aufklärung des Verschwindens der Schwester und der Neufindung Harpers und Tollivers. Als solches legt das Buch seinen Schwerpunkt auf die Krimi- und Familiendramaelemente, ist die Fähigkeit Harpers zwar präsent, aber eher Beiwerk, als dass sie im Mittelpunkt stehen würde.

Grabeshauch
- Autor: Charlaine Harris
- Verlag: dtv
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Ich habe das Buch gelesen und ich fand es super.Das das Familienleben etwas mehr als der Krimi zu geltung kam fand ich okay .
Sie mußte ja ihrgendwann Ihre Schwester finden Tot oder Lebendig.
Jetzt kann Sie sich auf neue\'\' Tote\'\' konzentrieren .
Und ich hoffe für jeden Harris Fan das er nicht so lange auf den Nächsten Fall warten muß !!!
Ihr vierter Fall führt Harper Conelly und ihren Bruder Tolliver zurück nach Texas,dort sollen
sie für eine reiche Rancherin Licht in den Tod ihres Goßvaters bringen. Der Fall kommt
ihnen ganz gelegen, denn dort in der Nähe leben ihre beiden kleinen Schwestern, mit denen sie etwas mehr Zeit verbringen wollen. Was zunächst wie ein recht einfacher Fall aussieht, entpuppt sich zunehmend als Reise in die Vergangenheit, denn Harper und Tolliver werden mit ihrer schwierigen Kindheit konfrontiert. Harpers Schwester Cameron wurde hier vor 8 Jahren entführt und Harper hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, ihre ihre vermißte Schwester zu finden. Plötzlich taucht auch Tollivers Vater wieder auf, der inzwischen clean, wieder in Kontakt zu seinen Kindern treten möchte. Dann wird auf
Tolliver geschossen und ein anonymer Anrufer behauptet, Cameron in einem Einkaufszentrum gesehen zu haben.
Insgesamt hat mir der vierte Teil wieder besser gefallen als der Vorgänger. Der Anfang zieht sich zwar etwas in die Länge, weil hier wieder ausführlich die komplizierten Familienverhältnisse von Harper und Tolliver beschrieben werden, für Quereinsteiger in die Reihe oder für jemand der die Bücher in großem Abstand gelesen hat, ist das sicher ganz hilfreich, wenn man allerdings alle Teile recht zeitnah gelesen hat, kann es schon ein wenig ermüdend wirken. Auch liegt hier der Schwerpunkt nicht so sehr auf Harpers Gabe, Tote zu finden, sondern ehr in der Auflösung des Familiendramas und der Klärung von Camerons Verbleib. Die Verknüpfung von Harpers Fall mit ihrer eigenen Geschichte fand ich allerdings ein wenig arg konstruiert, am Ende wird dann zwar alles ganz schlüssig geklärt und aufgelöst, so daß man da schon drüber hinwegsehen kann. Harper ist eine recht interessante Person, deren schwierige Vergangenheit und wie sie die gemeistert hat, sie für den Leser um so sympathischer gemacht hat. Ich weiß nicht, ob es noch weitere Fortsetzungen gibt, aber im Prinzip ist mit diesem Band die Geschichte abgeschlossen.
Fazit: Harpers und Tollivers Vergangenheit wird hier ausführlich geklärt, der eigentliche
Krimifall ist ehr unspektakulär und mehr Beiwerk, alles in allem ein netter Abschluß, ich persönlich brauch hier keine weiteren Teile.