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Elmar Huber
Kunstvoll aber substanzlos

Buch-Rezension von Elmar Huber Dez 2010

"Deswegen waren sie gekommen, wegen dieses rostigen gigantischen Dings. Trotz seiner Bewegungslosigkeit; trotz der Wunden seines zeitlupenhaften Verfalls, trotz der Schorfflocken, die die Lösung trübten, in der es schwamm; trotz der verschrumpelten und nicht mehr vorhanden Augen; trotz seiner abstoßenden Farbe; trotz des verdrehten Gewimmels seiner Gliedmaßen, als würde es von einer gigantischen Hand ausgewrungen. Trotz all dem war es dieses Ding, weshalb sie hier waren."

Der präparierte Riesenkalmar Archie ist in seinem Formalintank die Attraktion des Londoner Darwin Instituts. Eines Tages muss der Kurator Billy feststellen, dass der gewaltige Körper des Oktopoden spurlos verschwunden ist. Ein Ding der Unmöglichkeit, bedenkt man die Größe und das Gewicht des Tieres. Als in den Kellern des Instituts ein menschlicher Leichnam gefunden wird - auf ebenso unmögliche Art in ein Glas gepresst - treten die Ermittler des "Dezernats für fundamentalistische und sektenbezogene Verbrechen" auf den Plan. Schließlich wird der Kalmar von einer Sekte als Gottheit verehrt. Auch Billy sieht sich bald zwischen den Fronten der paranormalen Ermittler, Kalmargläubigen und den Schergen eines lebenden Tatoos, das den achtarmigen Gott ebenfalls in seinen Besitz bringen will.

"Dieser Tage trugen sich in der Stadt alle möglichen verschiedenen Dramen zu: Intrigen, Verrat, Unterstellungen und Missverständnisse zwischen Gruppen, die individuelle, einander überlappende Interessen verfolgten. In den Büros, Werkstätten, Laboratorien und Büchereien zorniger Wissenschaftler und freischaffender Theoretiker-Manipulatoren kam es zu lautstarken Streitereien untereinander und auch mit jenen nichtmenschlichen Genossen; die immer noch da waren. "Wie kannst du mir das antun?", lautete der am häufigsten geäußerte Satz. Gefolgt von: "Ach, fick dich.""

Ein Riesenkalmar als Gottheit? Cthulhu, ick hör´ dir trapsen. Was nicht nur für Lovecraft-Fans durchaus brauchbar beginnt, entwickelt sich allerdings schon bald zu einem überladenen Urban-Fantasy-Abenteuer, in dem sich der Autor sichtlich mehr bemüht, möglichst viele schräge Ideen unterzubringen als seine Charaktere zu entwickeln. Dass der Erzählfluss damit gehörig gebremst wird und man als Leser nur noch schwer den Überblick behält, scheint zweitrangig. Der passive Billy wird von einem bizarren Höhepunkt zum nächsten gehetzt und dreht sich doch nur im Kreis, ohne dass es mit der Geschichte merklich vorangeht. Obwohl Miéville unbestreitbar über eine kunstvolle und ausdrucksstarke Schreibe verfügt, verliert man aufgrund der ständigen Wiederholungen mehr und mehr das Interesse am Geschehen.

Dabei bringt sein Ideenreichtum Miéville zu Recht regelmäßig Vergleiche mit Neil Gaiman ein. Doch wo Gaiman auch seine skurrilsten Charaktere ernst nimmt, hat man hier stets das Gefühl, dass die Protagonisten nur aus Sensationslust vorgeführt werden.

China Miéville gehört zu einer losen Gruppe Autoren, die mit der Stilrichtung "Weird Fiction" der Fantasy neues Leben einhauchen wollen. Den größten Schritt in dieses Richtung machte sein wohl bekanntestes Werk Perdido Street Station", von dessen Erfolg Miéveille immer noch zehrt. Gemessen an "Der Krake" ist es nicht zu nachzuvollziehen, warum der Autor in seiner englischen Heimat nahezu kultisch verehrt wird.

"Der Krake" will irgendwie etwas Besonderes sein und ist doch nur die x-te Urban-Fantasy-Variante, die noch dazu gut 200 Seiten kürzer hätte ausfallen dürfen. Für Fantasy-Anhänger stellenweise ziemlich brutal, für Horrorfans zu überladen.

(Elmar Huber, Februar 2012)

Der Krake

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Letzte Kommentare:
26.03.2015 09:24:42
M. Rath

Die 20-Grad-Bewertung durch den redaktionellen Rezensenten ist für mich so wenig nachvollziehbar wie für den Vorkommentator "drakul".

Ob ich "Der Krake" Leserinnen und Lesern empfehlen würde, die Schwierigkeiten damit haben, sich beispielsweise die - jedenfalls für mich - oft neuen Spielarten magischer Fähigkeiten zu erschließen, Miéville scheint einen besseren Zugang zu Fremdwörtern zu haben als Elmar Huber und nutzt ihn zur Beschreibung der Magie, sei einmal dahingestellt.

Nehmen wir aber beispielsweise ein Element wie die Polizeieinheit, die hier in magischen Angelegenheiten ermittelt. Natürlich bedient sich Miéville hier eines Topos, der in mehr als einer Phantastikgattung auftaucht. Aber er zeichnet die Figuren ungewohnt, für meinen Geschmack greifbarer als etwa Ben Aaronovitch in den "Rivers of London". Dass Miévilles Para-London plausibler wirkt als die etwas kindischen "Flüsse" bei Aaronvitch, ist vielleicht keine große Kunst, erklärt aber vielleicht, "warum der Autor in seiner englischen Heimat nahezu kultisch verehrt wird" (Huber).

Eigentlich richtet sich eine Rezension wie die Hubersche, die ausgerechnet für ein Werk der fantastischen Literatur das Fazit "Kunstvoll, aber substanzlos" zieht (welche Substanz darf es denn sein?) und die wahrlich elaborierte Kunstform in die 20-Grad-Tonne tritt, sich selbst.

Das Unwerturteil, die x-te Variante des Genres zu sein, hat "Der Krake" jedenfalls nicht verdient.

31.03.2012 00:24:37
darkul

Erstaunlich, wie man genau umgekehrter Meinung sein kann, was Gaiman und Miéville betrifft. Für mich führt Gaiman oft nur seine Protagonisten ein, um etwas Sensationelles mit ihnen anzustellen. Miéville will insgesamt etwas schreiben, was noch kaum behandelt wurde.
Gaiman wird überbewertet, meiner Ansicht nach. Wesentlich mehr gehypet als Miéville. Was Gaiman anfasst, wird zu Gold verarbeitet. Aber auch er liefert nur Geschichten, nicht mehr, nicht weniger. American Gods war eigentlich das Werk seinerseits, das mich überzeugen konnte.
Gaiman und Miéville kann man zwar vergleichen, aber der weitaus politischere Miéville will eben oft mehr als nur eine Geschichte erzählen.

Miéville zehrt nicht von PSS, sondern von seiner ganzen Bas-Lag-Reihe. "Die Narbe" ist noch ein Stück besser als PSS, "Der Eiserne Rat" vielleicht zu politisch geraten.
Aber gerade The City & the City war ein mutiger Versuch in Orwellsche Bereiche vorzudringen, auch wenn nicht so gut ausgearbeitet. Die letzten Werke Miévilles gaben einem immer das Gefühl einer guten Idee, die aber nicht zu Ende gebracht wurde. Er sollte wieder Bas-Lag-Romane schreiben, wo er sich für alles genug Zeit nahm.

"Der Krake" war für mich etwas verwirrend auf Englisch, da Miéville wie stets sehr viele Eigenwortschöpfungen einbringt und er nie einen einfach Stil hatte. Dazu ist Einiges auch wirklich nicht klar einleuchtend, sei es die Bildsprache, sei es die verzwickte Story an sich. Man muss viele Sätze und Abschnitte dreimal lesen, bevor man wirklich erkennt, was vorgeht. Sicher nicht gerade geeignet, um sich Fans zu verschaffen. Ich bin gespannt, wann er sich besinnt, wieder die Romane zu schreiben, die ihn groß gemacht haben. Dennoch hat der Krake keine 20/100 im negativen Sinne verdient. Da gibt es höher bewertete Bücher, die 10mal schlechter sind. Allen voran die "Gewinner" des Buchs des Jahres hier. Grausame Auswahl. Völlig verquere Vorstellungen, was wahrlich gute Phantastik-Bücher im letzten Jahr waren. Ich betone, wie in einer Mail an die Redaktion, dass die Auswahl zu gering war und die Schwergewichte der Szene nichtmal erwähnt wurden. Sowas ist einfach schwacher Stil.

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