
Die Hexe, ihre drei dämonischen Lover und viel plakativer Sex
Die Welten sehen sich einer ungeheuren Bedrohung ausgesetzt. Schattenschwinge, der Dämonenfürst will über die Erde seine Invasion aller Welten vorantreiben. Doch dazu muss er zunächst die Erdwelt, die seit Jahrtausenden von den anderen Welten - allen voran ihrem Zwilling, der Anderwelt - abgeschnitten war, erreichen. Diesem Ziel gilt all sein Handeln. Nachdem die drei attraktiven und lebenslustigen D´Artigo-Schwestern seinen General, wenn auch mühsam und unter großen Opfern, zur Strecke gebracht haben, hat er eine neue Anführerin auf die Erde entsandt - eine Lamie und Nekromantin. Die Jagd um die Geistsiegel, die die Grenze zwischen den Welten bewachen, geht in die nächste Runde.
Kein Wunder, dass der AND, der Anderwelt Nachrichtendienst, dem die drei lasziven Halbfeen angehören, über Arbeit nicht zu klagen hat. Zombies und Dämonen sind eine Sache, widerwärtige, despotische Schwiegerväter eine ganz andere. Nicht genug damit, dass Camille in die Anderwelt reisen muss, um ihren dritten Ehemann heimzuholen, und dabei auch noch das schwarze Einhorn töten darf, auch Smokey, ihr Drachenmann, sorgt nicht eben für Entspannung. Selbst eine ménage à droit kann die Begegnung mit Smokeys Vater, der zudem noch dessen Verlobte im Gepäck hat, nicht aufwiegen.
Kaum in die Erdenwelt zurückgekehrt, wird Camilles Buchhandlung angegriffen, ihr väterlicher Freund erliegt seinen dabei erlittenen Verletzungen. Jetzt ist endgültig Schluss mit lustig, zumal auch die unterschiedlichen Feenhöfe jeweils ihr ganz eigenes Süppchen kochen ...
Plumpe Bettszenen aus der untersten Schublade lassen Stimmung und Spannung nicht aufkommen
Was als peppige, tempo- und abwechslungsreiche Urban Fantasy seinen Anfang nahm, das gleitet, zumindest in der ersten Hälfte des Buches in eine plump wirkende Aneinanderreihung pornographischer Szenen ab.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich habe überhaupt nichts gegen Romance Fantasy oder stimmungsvolle Schilderungen des Aktes, auch mit mehreren Partnern gleichzeitig. Doch was uns Galenorn dieses Mal präsentiert, lässt die Verbindung mit der Handlung vermissen. Die Sexszenen wirken eher wie Fremdkörper in dem Plot, fügen sich nicht ein oder tragen wirklich zur Handlungsfortsetzung bei. Statt dessen erwartet uns ein buntes Ringelreihen mit mehr als anfassen, unsere Erzählerin treibt es wild und ungezügelt mit mehreren Männern. Dabei nähert sich die Verbalerotik dem aus Pornos bekannten Niveau an, überschreitet die entsprechende Ausgestaltung meines Erachtens die Grenze zur Pornographie. Hier wird der Akt als Selbstzweck geschildert, nicht mehr als sinnvolle Ergänzung oder gar Bestandteil der eigentlichen Handlung.
Dabei hätte es die Autorin gar nicht nötig, bietet die Handlungsfortsetzung doch faszinierende Anknüpfungspunkte genug. Die Verlagerung in die Anderwelt, die in der erste Hälfte des Buches stattfindet, gibt ihr die Möglichkeit, eine faszinierend andere Umgebung in das Zentrum zu rücken - allein, sie lässt die Chance ungenutzt. Die Kapitel in der Anderwelt wirken aufgesetzt, die Autorin macht schlicht zu wenig aus ihren Möglichkeiten. Erst als Camille wieder auf die Erdenwelt zurückkehrt, wird der Plot wieder interessanter und überzeugender.
Natürlich weckt das Jeder-mit-jedem mit den Verwicklungen, Eifersüchteleien und Anfeindungen Erinnerungen an bekannte Daily Soaps, dennoch bot die Autorin mit ihrer in Seattle angesiedelten Handlung bislang eine recht gelungene Mischung aus packender Handlung mit vielen unerwarteten Wendungen, einer deftigen Prise Sex und der Verbindung mit Feen, Elfen und Dämonen. Vorliegend aber überschreitet sie meiner Meinung nach die Grenzen des guten Geschmacks, verliert das Ziel, ihre Leser mit einer echten Handlung zu fesseln, zumindest im ersten Teil des Buches aus dem Auge und hat mich damit enttäuscht.

Hexenzorn
- Autor: Yasmine Galenorn
- Verlag: Droemer-Knaur
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Hat die Autorin eine Zutatenliste von einem Fastfoodhersteller bekommen, die auf denkbar primitive Weise, die gerade noch veröffentlichungsfähig ist, abgearbeitet wird? Früher wurde so etwas in Groschenheftchen gepackt und billig verkauft. Heute bläst man es auf Romanlänge auf und verkauft es für das, was geboten wird, viel zu teuer. Aber solange sich Abnehmer finden, wird es auch literarischen Schrotthandel geben. Keine Bewertung.