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Thomas Nussbaumer
Fünf Freunde und die Offenbarung der Hölle

Buch-Rezension von Thomas Nussbaumer Mai 2011

Alan, Donald und Rick, allesamt desillusionierte Enddreissiger, leben das Leben wie es kommt. Das unbedeutsame Potter's Cove, eine typische amerikanische Kleinstadt mit ehemaligem Schwerpunkt Textilindustrie unweit von Boston, macht ihnen auch gar keine Hoffnungen, dass sich je etwas zum Bessern wendete. Außergewöhnlich ist nur die Freundschaft, die die Männer auch Jahre nach ihrer Schulzeit noch miteinander verbindet. Und als sie eines Tages die Nachricht vom Selbstmord ihres Freundes Bernard erreicht, wissen sie längst: Das Leben kann es nicht gut mit ihnen meinen. Als ihnen ihr toter Freund im Traum, - im dreimal identischen Traum! - erscheint, merken sie, dass Bernard möglicherweise nicht der war, den er zu sein vorgab. Und er scheint über seinen Tod hinaus mit Kräften in Verbindung zu stehen, die jede dunkle Vorstellung übersteigen. Die Suche nach dem Grund für Bernards Selbstmord und dem gemeinsamen Albtraum schweisst die drei Freunde letztlich noch enger zusammen.

Es beginnt mit einem Tonband...

Alan, der Erzähler der Geschichte ist verhinderter Schriftsteller und jobbt seit Jahren als Wachmann bei einem Sicherheitsunternehmen. Es reicht gerade so für ein sorgloses Leben und eine nette Wohnung im Zentrum von Potter's Cove. Doch Alan weiss, dass er damit seiner Frau Toni auf Dauer nicht bieten kann, was sie von ihm zu erwarten scheint. Langsam und fast unmerklich haben sich Probleme eingeschlichen, an denen ihre bis jetzt glückliche Ehe zu zerbrechen droht.

Der schüchterne Donald ist der Intellektuelle des Trios, ein verkappter Schwuler, der allein in einem Cottage am Strand lebt und immer häufiger dem Alkohol zuspricht. Er ist das pure Gegenstück zu Rick, dem Sportsfreund. Der war schon zu Highschoolzeiten ein Heisssporn. Eine Schlägerei um einen Parkplatz, bei der er seinen Gegner fast zu Brei schlug, hat ihm letztlich ein Jahr Knast eingebracht. Ein Jahr, in dem all seine Hoffnungen auf eine Karriere als Sportler segeln gingen.

Die beiden gegensätzlichsten der ehemals fünf Freunde weilen allerdings nicht mehr unter den Lebenden. Ihr damaliger ´Anführer´ Tommy starb noch zu Schulzeiten bei einem Autounfall. Auch Jahre später bewahren die drei gute Erinnerungen an ihr Vorbild, das gewissermassen die besten Eigenschaften aller in sich vereinte. Etwas anders verhält es sich mit Bernard, der noch nicht lange tot ist: der war schon als Kind merkwürdig. Obwohl er in den Augen der anderen ein harmloser Verlierer war, hatte er öfters durch Lügengeschichten oder verstörende Bemerkungen Aufmerksamkeit erregt. Etwa, als Bernard Alan von seinen sexuellen Gewaltfantasien erzählte, die er an der joggenden Stadtschönheit ausleben wollte. Alan hatte das damals nicht ernst genommen und als grosses Gerede abgetan. Niemand schien den beinahe unsichtbaren Bernard je ernstgenommen zu haben. Ein Fehler, wie sich bald herausstellen wird.

Als der auf ein Trio zusammengeschrumpfte Freundeskreis den ´Tatort´ besucht, wo sich Bernard erhängt hatte, bleiben die Fragen vorerst dieselben. Im Keller seines Cousins, wo Bernard die letzten Monate gewohnt hatte, finden sie lediglich ein paar unbedeutende Habseligkeiten. Wieso hatte sich Bernard umgebracht? Und weshalb hinterliess er nicht mal einen Abschiedsbrief?

Wenig später taucht dann ein Tonband auf, worauf sich der Verstorbene an seine Freunde wendet. Bernard offenbart ihnen, dass er nach der Schule nicht, wie er damals angab, ein Jahr zu den Marines ging, sondern dass er diese Zeit in New York verbracht habe. Und einige Andeutungen Bernards weisen darauf hin, dass er dort Menschen tötete.

Die Toten in der Erde

Wer war dieser Bernard gewesen, der ihr Freund war? Hatten sie ein falsches Bild von ihm gehabt? Falsch wie die vielen kleinen Lügengeschichtchen, die er seinen Mitmenschen auftischte? Auf Band macht Bernard seinen Freunden schliesslich eine düstere Prophezeiung: Dass der Frühling Tote bringe.

Tatsächlich tauchen in Potter's Cove bald mehrere Frauenleichen auf, die alle schon länger in der Erde gelegen haben mussten. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren und die drei Freunde stehen vor einem Dilemma: Sollen sie das Tonband der Polizei übergeben? Hatte Bernard gemordet? Geschah alles im Zeichen der dunklen Mächte, mit denen er in Verbindung stand? Doch keiner der drei möchte in die Ermittlungen der Polizei oder gar in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Womöglich dem Vorwurf ausgesetzt werden, die krankhaften Neigungen Bernards nicht erkannt zu haben. Es gilt: warten, bis sich die Wogen wieder gelegt haben und die Normalität einkehrt. Und doch kann es Alan nicht lassen, dem ´anderen´ Leben Bernards auf die Spur zu gehen. Die Suche mündet in die morbiden Abgründe seiner eigenen Albträume, wo er letztlich die Dämonen aus seinem Inneren niederringen muss.

Die Hölle in uns

Trotz des Untertitels "fantastischer Thriller" geht es in ´Blutiges Frühjahr´ weniger um ´reale´ Dämonen, die sich durch die Seiten metzeln, als um die größtmögliche Angst, die einen Menschen ausfüllen und sich auch auf sein Umfeld übertragen kann. Gifune beschreibt eine Realität, die in die Irre geht und zu einem sprichwörtlichen Albtraum wird. Ein Albtraum, der zuletzt körperlich und spürbar wird. Dafür braucht es keine(n) Teufel. Es ist ein gestaltloses Böses, das Schlechte in und am Menschen, das in jedem schlummert und unter ´günstigen´ Umständen ´erwacht´, ihn durchdringt und sein Handeln bestimmen kann. Das geschieht bei Gifune besonders in sozial schlecht bestellter Umgebung. Überhaupt sind freundliche Zeitgenossen seine Sache nicht. Gifune lässt in seinem höllischen Puppentheater mit Vorliebe Randständige, Asoziale, Junkies und Desillusionierte auftreten. In den Dialogen wird kein Wort für unnötige Freundlichkeit verschwendet, sondern man spürt in jeder Zeile den harten Wind, dem die Figuren in ´Blutiges Frühjahr´ ausgesetzt sind. Von den Gepiesackten dieser kaputten Welt erfährt Alan, dass es nicht viel braucht (und dass es oft eine Kette von Kausalitäten ist) um einen Menschen zu verderben. In dieser Hinsicht ist das Buch eine moralische Keule in der Geschenkverpackung eines Horrorthrillers. Gifunes Stil verfügt dabei über ein dunkles, pathetisches Timbre, das möglicherweise nicht jeden Geschmack trifft. Er gibt seinen Figuren viel Raum für Gedanken und Interpretationen und über weite Teile spielt sich die Handlung in den Köpfen der Protagonisten ab. ´Blutiges Frühjahr´ erzählt dabei keine originelle Geschichte, aber dennoch ist es ihrem Autor gelungen, den Leser in einen glaubwürdigen bösen Traum zu verwickeln, einen Traum, von dem man fürchtet, nicht mehr daraus zu erwachen. In diesem Sinn entwickelt das Buch einen negativen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann.

Blutiges Frühjahr

Blutiges Frühjahr

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Letzte Kommentare:
03.07.2011 10:03:09
Konrad Wolfram

Ich möchte hier nicht wirklich nochmals auf den Inhalt eingehen, denn der ist oben ja bestens beschrieben.
Für mich ist BLUTIGES FRÜHJAHR eher ein tiefer Einblick in das Seelenleben seiner Protagonisten, dass zuweilen auch wirklich Angst verströhmt. Die Handlung mag hier oder da einige Längen aufweisen (der Mittelteil wurde ja schon genannt), doch Gifune weiß auch hier seine Leser weiterhin durch die Untiefen menschlicher Probleme wie auch dunkelster Abgründe mit zu nehmen.
Ein Buch also, dass es lohnt, in die Hand genommen und gelesen zu werden, auch wenn der Spannungsbogen mal etwas nach unten entgleiten mag. Dafür bekommt der Leser als Ausgleich ganze Passagen geboten, die selbst abgebrühten Fans der Horror-Literatur noch eine Gänsehaut verschafft, ganz einfach, weil sie düsterer kaum be- und geschrieben werden könnten.
Insgesamt gesehen also ein Roman, den ich uneingeschrenkt empfehlen kann und der mir wieder einmal zeigt, wie wichtig auch der Verlag von Frank Festa ist, ohne den wir von diesem Autor wohl auf dem deutschen Markt noch nichts gehört, geschweige denn gelesen hätten!

02.06.2011 21:27:51
Buboter

Vier Männer sind seit ihrer Schulzeit befreundet. Die Charaktere der vier könnten unterschiedlicher nicht sein. Eines Tages nimmt Bernard sich das Leben. Er erscheint den Anderen in ihren Träumen und sie finden schließlich ein Tonband. Die verbliebenden Freunde beginnen seinen Tod und vor allem auch sein Leben und seine Geheimnisse zu hinterfragen und drohen immer tiefer in diese, sich auftuenden, Abgründe hinuntergerissen zu werden.

Gifune hat es geschafft mich ziemlich schnell an das Buch und seine Personen zu binden. Die Charaktere der drei Freunde waren trotz ihrer Fehler oder sogar evtl. wegen ihrer Fehler sofort sympathisch. Die Gedankengänge und Handlungen durchaus nachvollziehbar. Es waren ganz normale Menschen, ohne "Superkräfte", mit ganz normalen Problemen und Zweifeln an sich selbst.

Äußerst geschickt wird hier vom Autor "Ermittlungsarbeit" mit übernatürlichen Elementen, Träumen und Erscheinungen verwoben. Der Leser muss immer wieder selbst überlegen ob der Protagonist, die Ereignisse wirklich erlebt oder ob er sich diese nur einbildet.

Der Umstand, dass man hin und wieder im Dunkeln tappt, wird nicht jedem gefallen. Mich persönlich hats nicht gestört. Mit kleinen Abzügen für den Durchhänger im Mittelteil: 85°

02.06.2011 18:35:20
Alexi1000

Jetzt habe ich ein kleines Problem, leider liegt es schon etwas länger zurück, das ich BLUTIGES FRÜHJAHR gelesen habe; der Autor Gifune war zu dem Zeipunkt noch nicht auf der Couch eingepflegt...

wie soll man dem geneigten Leser das jetzt schmackhaft machen, ob so einer doch relativ "komplexen" Story?

ich versuch anderweitig Neugier zu wecken. Beim Lesen ist mir gut in Erinnerung geblieben, das Gifune gerade am Anfang eine sehr düstere Stimmung aufbaut, des öfteren hatte ich (als eigentlich "Horrorerprobter" Leser) eine Gänsehaut...

die Story entwickelt sich, und in einigen Grundzügen ist Sie nicht mal so unähnlich eines Stephen Kings - Strickmusters (was jetzt mal eher eine Huldigung des Meisters ist).

Gifune schafft es "fast" über die komplette Länge, den Leser bei der Stange zu halten, nur im Mittelteil geriet es dann zwischendurch ab und zu mal etwas zäh...dafür leichten Abzug.

Am Ende steuert das ganze dann aber auf einen Höhepunkt zu, der glatt aus dem Universum eines Clive Barker entsprungen sein könnte, hier verdichtet sich das ganze dann zu einer wahrhaft Alptraumartigen Atmosphäre, aus der man am liebsten schnell aufwachen möchte...

alles in allem ein sehr spannender, düsterer Thriller mit übernatürlichem Einschlag, ich vergebe guten Gewissens 82°.

Greg Gifune ist in den USA längst kein Unbekannter mehr, hat dort schon Romane im zweistelligen Bereich veröffentlicht; das wir hier in den Gnuss kommen, sei mal wieder Herrn Festa gedankt, mit seinem "Gespür" für "exquisites" Futter...

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