
Köstliche Horror-Persiflage
Nach der dämonischen John Cleaver-Trilogie und dem Horror-Thriller "Du stirbst zuerst" kommt nun etwas ganz anderes von dem Autor Dan Wells, nämlich eine Horror-Komödie. Ob sich der Amerikaner auch auf diesem schwierigen Gebiet behaupten kann? Wer manch witzigen Beitrag aus Dan Wells Blog kennt, ahnt es bereits - er kann.
Betrüger oder Vampir? - das ist hier die Frage
Es ist nicht Oliver Beard, der im Gefängnis von Bath sitzt, sondern Frederick Withers. Wie auf dem Cover beschrieben, flüchtet dieser im Sarg aus dem Gefängnis, um eine Erbschaft über 90000 Pfund zu ergaunern. Auf dem Friedhof erwarten ihn getreue Gefolgsleute, Vampire, die ihn für den Erhabenen halten. Doch richtig los geht es erst, als Frederick John Keats begegnet. Ja genau der, der englische Dichter. Er wird zu seinem wichtigsten Begleiter auf dem Weg nach London und zurück nach Bath, über Friedhöfe in Frankensteins Manufaktur und überhaupt durch ein wahnwitziges Abenteuer. Und auch er hält seinen neuen Freund für den Führer der Vampire:
"Ich bin nicht Oliver Beard, ich bin Frederick."
"Ach richtig, der Vampir."
"Ich bin auch kein Vampir. Ich bin eine entflohener Sträfling." [...]
"Es ist doch gar nichts dabei, ein Vampir zu sein" beruhigte mich John, [..] "etwas Besseres kann einem doch gar nicht widerfahren."
Dennoch, oder gerade deswegen steht John Frederick in jeglichem Schlamassel bei. Es geht gegen die betrügerische Ex-Freundin und ihren Bruder, gegen einen Pfähle schwingenden Vampirjäger und gegen misstrauische Bestatter. Auch noch, als sie dem Ghul von Bath auf die Spur kommen und immer mehr Tote, Untote und leere Särge hinter sich zurück lassen, kritzelt der Dichter begeistert Poesie dazu auf seine Ärmel.
Weder romantisch noch beängstigend, sondern urkomisch
Die Vampire. Ursprünglich waren sie in der Phantastischen Literatur als gefährliche blutrünstige Monster konzipiert, in den letzten Jahren kamen sie häufig geheimnisvoll und verführerisch daher. Zum Verdruss der Liebhaber des klassischen Grusels, zum Entzücken eines vornehmlich weiblichen Lesepublikums.
"Sarg niemals nie" spielt in England im Jahr 1817, also zu Beginn der Zeit der Gothic Novel oder des Schauerromans. Dan Wells nimmt ausgiebig Bezug auf die englischen Literaten des frühen 19. Jahrhunderts. Neben John Keats tritt Mary Shelley als wichtigste Nebenfigur auf, die im Jahr 1818 ihren ersten Frankenstein-Roman veröffentlichte. Wie sich das für eine Parodie gehört, stellt der Autor seine Charaktere überzeichnet dar, und doch erfahren wir ein wenig über die Gesinnung dieser Literaten. Über die Melancholie, mit der Keats seine unkonventionellen Gedichte über die Vergänglichkeit schrieb und über Shelleys radikale politische Haltung.
Vor allem aber genießen wir in "Sarg niemanls nie" köstliche Dialoge und brillant inszenierte Situationskomik. Dan Wells schreibt in einem etwas antiquiertem Stil, aber von leichter Hand und mit einem komödiantischen Talent, das sich sehen lassen kann. Satirisch, schwarzhumorig und mit einem guten Schuss Selbstironie erzählt Wells eine absurde Geschichte und verzerrt dabei so ziemlich jedes Klischee des Genres. Antiheld Frederick Withers, der seine Geschichte aus der Ich- Perspektive erzählt, stolpert von einer bizarren Szenerie in die nächste und nimmt zahlreiche skurrile Wegbegleiter mit. Dabei verfolgt er allerdings hartnäckig sein Ziel, die Erbschaft des Oliver Beard anzutreten und sich in Rom zur Ruhe zu setzen. So wird Frederick nicht nur vom Flüchtling zum Erhabenen, sondern auch zum Betrogenen und Gejagten. Nicht nur die Ordnungshüter sind hinter ihm her, sondern auch ein Vampirjäger und schließlich der wahrhaftige Erhabene.
Apropos Vampire, Wells Blutsauger tun zwar genau das, was diese Bezeichnung nahe legt, aber sie sind mitnichten so bedrohlich, wie ihre klassischen Kollegen. Devot kriechen sie hinter ihrem vermeintlichen Führer her, beißen nur schlafende Menschen und halten sich Kaninchen zu Versorgungszwecken. Überhaupt lebt "Sarg niemals nie" ausschließlich von den witzigen Dialogen und Szenen. Wer eine schlüssig aufgebaute Handlung oder einen Spannungsbogen sucht, wie man ihn z.B. in der Cleaver-Trilogie findet, liegt mit diesem Buch einfach falsch. Besonders zum Ende wirken einige Wendungen aus dem Hut gezaubert und aufgesetzt. Aber wie gesagt, um eine stringent entwickelte Story geht es hier wirklich nicht, sondern um humorvolle Hommage an den Schauerroman. Als solche funktioniert "Sarg niemals nie" bestens und unterhält einfach vorzüglich.
(Eva Bergschneider, Mai 2012)

Sarg niemals nie
- Autor: Dan Wells
- Verlag: Piper
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Parodien sind so eine Sache..... meistens unlustige. Da macht auch dieser Roman keine Ausnahme.
Aber ok , die von mir geschätzte Eva fand es wohl toll ;-) .
Schwamm drüber.
Holzhammerhumor, nervige Vampire (die haben es dem Autor scheinbar angetan) und eine Mary Shelley die sich leider nicht mehr gegen ihren Auftritt wehren konnte.... ganz überflüssig das alles.
Muss ich den Murks dann auch noch bewerten ?
Ok. 0%.
Also ich steh eigentlich auf harten Horror, doch dieses Buch hat mir wirklich gefallen. Die Story ist der Brüller. Am Besten hat mir der Einsatz von Mary Shelley gefallen. In dem Werk von Dan Wells findet der Leser eigentlich keine normalen Personen. Ein kleiner Betrüger, seine heimtückische Frau, ein abgebrannter Dichter, ein hammeldoofer Vampirjäger, Mary Shelley, als abgebrühte Leichenschänderin, ein Opa-Vampir, der laufend einpennt und natürlich feige, schwache Vampire. Ich hatte lange nicht mehr so einen riesen Spaß beim Lesen. Ein Vampir-Roman mal ganz anders.
8/10
Frederick Whithers hat Urkunden gefälscht, die ihn als Erbe von Harry Beard ausgeben, da dieser einen hohen Geldbetrag zu vererben hat. Leider fliegt er auf und landet im Gefängnis. Nachdem sein Zellennachbar stirbt, kann er in dessen Sarg entfliehen, wird aber, als er diesen wieder verlässt von einigen Vampiren beobachtet, die ihn daraufhin für den lange erwarteten Erhabenen, den Herrscher der Vampire halten. Dies führt nun zu einem wilden Verwirrspiel, in dem Frederick immer wieder erklären muss, kein Vampir und schon gar nicht der Erhabene zu sein. Er wird dabei begleitet von John Keats (der ihm aber auch nicht glaubt) und verfolgt nicht nur von den Vampiren, nein auch von einem Vampirjäger und seiner (Ex)Verlobten Gwen und dann will er ja immer noch erben.
Das Cover und die ganze Gestaltung des Buches (der Schnitt ist in kleinen Vampirzähnchen geschnitten!) ist sehr ansprechend und hat bei mir eine gewisse Erwartung geweckt, die das Buch dann leider nicht erfüllen konnte. Ich hatte einen humorvollen aber auch spannenden Roman um Vampire erwartet, bekommen habe ich eine Mischung aus tiefschwarzem britischem Humor und übelstem Slapstick, der leider in keinster Weise spannend war. Man hat das Gefühl, einen Roman zu lesen, der auch in der Zeit entstanden ist, in der er spielt (Angang 19. Jhdt.), was gut zur Geschichte passt, auch finde ich die Idee einige historische Persönlichkeiten in etwas abgefahrenen Rollen auftreten zu lassen, gut. Leider gibt es aber auch viele unnötige Wiederholungen und viel „Blabla“, was das Lesevergnügen doch arg trübt. Und die Vampire: solche Jammergestalten, da wären ja im Sonnenlicht glitzernde Vampire noch besser!
Der Autor Dan Wells ist bekannt geworden durch seine „Serienkiller“-Trilogie, die ich nicht kenne und jetzt ehrlich gesagt auch nicht mehr kennen lernen will, da lese ich lieber Bücher, von denen ich mir richtig gute Unterhaltung verspreche. Chance vertan …
Alles in allem ein nur mittelmäßig unterhaltender Roman.
Zur Info:
Im Klappentext (siehe oben) hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen. Der Held aus Dan Wells neuestem Roman heisst nicht Oliver Beard, sondern Frederick Withers. Was aber nicht weiter schlimm ist.
Besagter Freddy sitzt wegen einer Urkundenfälschung im Knast. Schuld ist seine Verlobte, die auch gleichzeitig seine Komplizin ist. Beide versuchen nämlich an das Erbe eines frisch verstorbenen heranzukommen. Und teilen ist nicht jedermanns Sache. Als Freddy also im Sarg die Flucht gelingt gerät er von einer abstrusen Situation in die andere. Und auf der Jagd nach dem großen Geld stiftet er Chaos und Verwirrung.
Hier ist es also - Dan Wells´ neuestes Werk.
Diesmal ohne Serienkiller. Auch die Thriller- / Horrorelemente, die einen großen Reiz seiner Vorgängerromane ausgemacht haben fehlen in SARG NIEMALS NIE.
Dafür setzt Herr Wells auf Humor. - Und zwar volle Kanne.
Der verbale Schlagabtausch der Protagonisten gehören mit zum Lustigsten, was ich seit langen gelesen habe. Wie die Helden versuchen ständig ihr tun und handeln zu rechtfertigen war für mich ganz großes Kino.
Eine tiefsinnige Handlung oder gar Krimispannung sucht man hier vergeblich. Dafür aber sympatische, und etwas durchgeknallte Helden, ein hohes Erzähltempo und jede Menge Chaos.
Den Handlungsaufbau des Buches könnte man auch folgendermaßen umschreiben:
Ich zitiere mal eine Textzeile aus dem Buch:
Könnte mir jemand erklären, was hier los ist? Ich bin doch nicht gekommen, um mich mit einem Haufen tobsüchtiger Irrer abzugeben, die aus irgendeinem Heim entsprungen sind.
Gibt es zur Handlung noch was zu sagen?
Ach ja - Vampire.
Wenn ihr mit diesem Buch liebäugelt, dann vergesst alles, was ihr über die Blutsauger zu wissen glaubt.
Es dürfte jetzt jedem der das hier liest, klar sein, das ich von SARG NIEMALS NIE voll begeistert bin.
Ich werde aber mal versuchen meine Rezi mit einer Art "Pseudosachlichkeit" abzuschließen.
Achtung! Ab hier ernste Worte zum Buch:
Mit dem Humor ist das so eine Sache. Ich hatte beim Lesen eine Menge Spaß. Ich bin mir aber bewußt, das nicht jeder den selben Sinn für Komik besitz. Ich gehe mal davon aus das SARG NIEMALS NIE die Leser in zwei Lager spalten wird. Die einen werden es lieben, die anderen werden über den geschriebenen Unsinn den Kopf schütteln.
Auch wenn dieses Buch nicht jedem zusagen wird hat Dann Wells mit seinem neuesten Werk seine wandelfähigkeit bewiesen.
Mit großer Vorfreude auf seine weiteren Bücher vergebe ich 85°