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Michael Drewniok
Liebe & Fantasie triumphieren über den 'gesunden' Menschenverstand

Buch-Rezension von Michael Drewniok Jun 2006

Wall ist ein kleines, abgeschiedenes, von dichtem Wald umgebenes Dörflein einige Tagesreisen von London entfernt. Hier hat sich irgendwann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts - Königin Victoria ist noch eine junge Frau - der junge Tristran Thorn in die schöne Victoria Forester verliebt. Sie zeigt ihm die kalte Schulter, denn sie wünscht sich einen erfolgreichen und vermögenden Gatten, keinen romantischen Träumer, der im Laden des Dorfkaufmanns aushilft. Um den lästigen Verehrer loszuwerden, gibt Veronika vor, ihn erhören zu wollen, sobald er ihr einen Stern bringt, der vom Himmel auf die Erde gefallen ist.

So ein Schnuppensturz hat sich gerade ereignet, doch es gibt ein Problem: Der Stern ist ausgerechnet an einer Stelle jenseits der Dorfgrenze niedergegangen, über den die Bürger von Wall ungern sprechen. Hinter einer hohen Mauer erstreckt sich das Feenreich. Zwischen Menschen und Elfen herrscht ein gespannter Waffenstillstand. Solange ein jeder auf seiner Seite bleibt, gibt es keine Schwierigkeiten. Doch im Reich der Feen locken wundersame Schätze, und so machen sich immer wieder Glücksritter dorthin auf. Allerdings kommen sie in ein Land, in dem die uralte Magie noch stark ist. Die Elfen spielen ihren Besuchern gern grimmige Streiche. Außerdem gibt es in ihrem Land Wesen, denen man lieber nicht begegnen möchte ...

Tristran kann dies nicht zurückhalten. Um das Herz seiner Victoria zu erweichen, würde er sich sogar den Mächten der Hölle stellen. Wie sich bald herausstellt, ist das angesichts der magischen, aber gar nicht zauberhaften Realität des Feenreiches die richtige Einstellung. Aber Tristran ist nicht ohne Schutz, ist er doch der Spross eines vom Vater gern verschwiegenen Seitensprungs mit einer Elfe, die ihn nach der Geburt auf der Schwelle zum Feenreich ausgesetzt hat. Freilich kann er nicht wissen, dass der Stern, der da vom Himmel gestürzt ist, die Gestalt eines hübschen Mädchens besitzt und den Namen Yvaine trägt - oder dass sich außer Tristran auch die finsteren Lords von Stormhold und die böse Hexenkönigin der Lilim auf die Suche nach dem Stern begeben haben ...

Ein modernes Märchen - mit scharfen Zähnen

Noch gar nicht so lang ist es her, als die Menschen fest davon überzeugt waren, diese Welt mit allerlei Sagengestalten zu teilen. Auf dem Land mied man des Nachts gewisse Plätze, weil dort Geister, Einhörner, Kobolde und natürlich Elfen ihr Unwesen trieben. Das waren noch nicht die niedlichen Disney-Feen, sondern zwar nett anzuschauende, aber recht wilde, mit Zauberkräften sowie einem verqueren Sinn für Humor ausgestattete Gestalten, um die man besser einen Bogen schlug.

Erst im Zeitalter der Aufklärung, d. h. ab dem späten 18. Jahrhundert, begann sich solcher (Aber-)Glaube (sehr) langsam zu verflüchtigen. Allzu viel Vernunft ist aber auf die Dauer ernüchternd: Im späten 19. Jahrhundert sehnten sich die Menschen nach den davon gejagten Fabelwesen zurück. Im viktorianischen England nahmen solche romantischen Reminiszenzen recht abstruse Formen an: Elfen und Feen wurden "wissenschaftlich" erforscht. Die gerade erfundene Fotografie bot die willkommene Möglichkeit, den übernatürlichen Gästen auf mondbeschienenen Waldlichtungen und an ähnlichen Orten aufzulauern. Es dauerte nur kurz, bis die ersten Erfolge gemeldet, d. h. Bilder präsentiert wurden - plumpe Fälschungen, die der heutige Betrachter sofort entlarvt und herzlich belacht. Doch in der Frühzeit der Fotografie wurden solche Bilder noch leicht für bare Münze genommen: Einer der vehementesten Jünger der Elfenjäger war ausgerechnet Arthur Conan Doyle, der geistige Vater des so überaus rationalen Sherlock Holmes.

Auf diesem Nährboden aus Volksglaube und viktorianischer Schwärmerei setzt Neil Gaiman seine Geschichte an. Sie trägt deutlich märchenhafte Züge, wird aber auf der anderen Seite sachlich und klar erzählt; eine glückliche Mischung, die es auch dem "erwachsenen" Leser leicht macht, sich auf die Handlung und ihre Figuren einzulassen. Gaimans Dörflein Wall ist Teil einer Welt zwischen Traum und Wirklichkeit. Nur wenige Tagesreisen entfernt liegt das London "unserer" Welt (bzw. das frühindustrielle London des 19. Jahrhunderts), aber in Wall leben Menschen mit Elfen und anderen Sagengestalten buchstäblich Tür an Tür. Dies glaubhaft zu schildern, ist eine heikle Aufgabe, aber Neil Gaiman trifft den Ton genau. Das Feenreich ist kein Ort überirdischer Heiterkeit, und Regeln gibt es dort wie hier, doch werden Verstöße jenseits der hohen Steinmauer von Wall wesentlich einfallsreicher und unbarmherziger geahndet!

Zauberwesen sind nicht unbedingt zauberhaft

Dass Neil Gaiman so erfolgreich ist in seinem Bemühen, Tristrans Abenteuer lebendig wirken zu lassen, kommt nicht von ungefähr: Er hat lange und erfolgreich geübt, ist er doch der geistige Vater des "Sandman", Held der düster-poetischen Comic-Reihe gleichen Namens. Der "Sandman" ist der Herrscher über das Reich der Träume (und Albträume). Er wacht über den Schlaf der Menschen, denen er jedoch ansonsten gleichgültig oder sogar gefühllos gegenübertritt - ein fremdartiges Wesen, das dem Menschen ähnelt, aber im Grunde wenig mit ihm gemeinsam hat.

Wie der "Sandman" verhalten sich auch Gaimans Zauberwesen. Das macht sie unberechenbar - und gefährlich. Aus der stets offenen Frage, wie sie und ihre geisterhaften Verwandten sich verhalten werden, bezieht "Sternenwanderer" einen Großteil seiner Spannung. Aber nicht die Handlung steht im Vordergrund: Tristrans Abenteuer sind (nüchtern betrachtet) Variationen dessen, was z. B. Lewis Carroll seine Alice im Wunderland und besonders im Reich hinter den Spiegeln erleben lässt. Es dominiert die eigentümlich traumhafte Stimmung, die über "Sternenwanderer" liegt, und dem Roman seine ganz besondere Prägung verleiht. Dies ist nicht die viel zu üblich gewordene tolkieneske Reißbrett-Fantasy, sondern eine Gesichte mit eigener Stimme. Trockener britischer Witz ("Die Kinder waren offen gesagt überhaupt keine Hilfe" ist eine recht untypische Danksagung ...) abseits des Pratchettschen Kalauerns ist die Kirsche auf der Torte.

Der Film zum Buch

Die Qualitäten des "Sternwanderers" blieben weder den Lesern noch den stets aufmerksam nach Erfolg versprechenden Stoffen spähenden Filmleuten Hollywoods verborgen: 2006 inszenierte Matthew Vaughn "Stardust" mit einem zwar weitgehend unbekannten Charlie Cox als Tristran Thorn in der Hauptrolle; die Nebenrollen sind indes erlesen besetzt mit jungen, älteren und alten Stars wie Sienna Miller, Clare Danes, Robert De Niro, Michelle Pfeiffer oder Peter O'Toole, und als Erzählstimme im Hintergrund lässt sich zumindest im O-Ton Ian "Gandalf" McKellan genießen.

Zum deutschen Kinostart bringt der Heyne-Verlag die hier schon 2000 erstmals erschienene Buchvorlage neu heraus. Gelockt wird der neugierige Leser mit "exklusivem Zusatzmaterial von Neil Gaiman". Darauf sollte man sich freilich nicht gar zu sehr freuen, beschränkt sich dieses doch auf ebenso kümmerliche wie lieblos zusammengestellte 16 Seiten, die wenige interpretative Bemerkungen des Autors zu seinem Werk, einen zusätzlichen Prolog und ansonsten viel Werbung für die sonst bei Heyne erschienenen Gaiman-Bücher beinhalten.

Sternwanderer

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Letzte Kommentare:
09.05.2010 22:21:44
Buboter

Sternwanderer ist ein schönes, fantasiereiches Buch, das es im ersten Drittel nicht geschafft hat mich in seinen Bann zu ziehen. Dann allerdings hat es mich gepackt und ich habe den Rest auch in einem Rutsch verschlungen. Gaiman erschaffte eine liebevolles Fantasiereich, in dem es auch mal blutig zur Sache geht. Grundsätzlich kann ich mir Fantasy-Romanen nicht viel anfangen, aber Gaiman hat mich überzeugt. Das wird sicher nicht mein letzter Roman von ihm bleiben und hat mir ein bißchen die Tür zum Fantasyreich geöffnet. 85° von mir

27.10.2009 15:03:46
Dani@Leseratte

Ein kleines Dörfchen Wall, allen bekannt als harmonisch, idyllisch und ruhig, brigt ein kleines Geheimnis. Denn es gibt eine Mauer, welche das Traumland von der normalen Welt trennt. Doch diese Mauer weißt ein Loch auf, welches rund um die Uhr bewacht wird, so dass niemand unerlaubt passieren darf.
Einestages macht sich Tristan auf den Weg, die Mauer zu durchschreiten, da ein Mädchen im Dorf auf ihn wartet ihn zu heiraten, wenn er ihr den Stren holt, der vom Himmel gefallen ist und auf der anderen Seite der Mauer gelandet sein muss.
Nur dieser Stern birgt ebenfalls ein Geheimnis (wie Tristan auch) und wird auch mehrfach gesucht, allerdings nicht nur von der netten Sorte von Wesen. Somit entwickelt sich eine spannende Suche und eine abenteuerliche Reise durch eine zauberhafte Landschaft.
Ein richtig schöner Phantasieschmöker, welcher Liebe und Action gut miteinander vereint.
Grandios, selbst die Verfilmung.

03.08.2007 17:38:01
Frank

Grandios.
Einer der schönsten Fantasyromane die ich je gelesen habe.Auf die bevorstehende Verfilmung darf man gespannt sein.Auch ich empfehle allen die angekündigte,bebilderte Ausgabe.
Auch ohne Film:Ganz großes (Kopf)Kino.

13.05.2007 14:57:25
molosovsky

Schade. Wieder nur eine Rezi zur Text-only Ausgabe von »Sternenwanderer«. Dabei erschien dieser Roman ursprünglich opulent mit Illustrationen von Charles Vess ausgestattet. Laut Ankündunigungen wird Panini gegen Ende Mai 2007 nun auch hierzulande diese mit über 400 farbigen Zeichnungen geschmückte Ausgabe herausbringen, für grad mal ca. 5 Euro mehr. Schön blöd (oder eben nicht angetan von den Vess-Zeichnungen), wer da lediglich zur nur-Text-Version greift.

01.05.2007 00:00:45
K.-G. Beck-Ewerhardy

Das kleine Dörfchen Wall hat seinen Namen auf Grund einer Besonderheit – wegen einer Mauer. Diese Mauer ist ziemlich beeindruckend und besteht schon seit Hunderten von Jahren und sie hat nur eine einzige kleine Lücke, die beständig von zwei kräftigen Männern mit Knüppeln bewacht wird, die alle acht Stunden bei ihrer Arbeit abgelöst werden. Kinder und Neugierige werden von ihnen von der Mauer fern gehalten und nur gelegentlich ein scheinbar Kundiger hindurchgelassen. Nur alle neun Jahre werden die Männer beim Jahrmarkt von Wall von der Mauer abgezogen. Dieser findet auf der anderen Seite der Mauer statt. Aber unerlaubt ist seit hundert Jahren keiner mehr hindurch gegangen.

Wir schreiben die Zeit der frühen Regierungsjahre von Königin Victoria und die Wissenschaft hat ihre große Zeit und Zauberei und Feenzauber werden nur belächelt. Und der 18-jährige Dunstan Thorn möchte Wall verlassen , weil er diese vorhersehbare Lebensweise in der wis-senschaftlich gelenkten Welt vorzieht. Doch zunächst hat er Wachdienst an der Mauer und dann bekommt er von einem zum Jahrmarkt angereisten Geld und die Erfüllung seines Wunschtraums angeboten für eine Übernachtungsmöglichkeit. In der selben Nacht zeiht auch noch eine Art Gnom bei ihm ein, den der Regen aus dem Baum, in dem er übernachtet hatte, vertrieben hatte. Und am Tag des Jahrmarkts ist er mit seinem Gönner unterwegs und sieht allerlei Erstaunliches. Dabei trifft er auch auf eine junge Sklavin, die ihm eine Kristallblume verkauft und sich für den Abend mit ihm verabredet, dass sie eine lustvolle gemeinsame Nacht verbringen. Danach ist Dunstans Interesse an den Damen in seinem Dorf weitestgehend erloschen und nur durch die tätige Mithilfe der betroffenen Elternteile heiratet er schließlich doch seine nunmehr uninteressant gewordene Jungendliebe. Wenige Monate darauf wird ein kleiner Weidenkorb bei der Lücke in der Mauer gefunden, in dem sich ein kleiner Junge befindet und ein Zettel mit Dunstans Name darauf. Der Junge heißt Tristran.

Als Tristran sich dem Erwachsenenalter nähert, verliebt er sich in das schönste Mädchen im Dorf – Victoria Forester. Doch diese ist dem Ladenjungen, der einige Feencharakteristika aufweist, nicht unbedingt zugetan, da sie ihn für unter ihrem Stand hält. Als die beiden eines Abends eine Sternschnuppe sehen, gibt sie ihm gut gelaunt das Versprechen, dass sie darüber nachdenken wird, ihn zu heiraten, wenn er ihr den Stern mitbringt, der auf der anderen Seite der Mauer gelandet sein muss. Und da nur Dichter, Irre und Verliebte auf die andere Seite der Mauer dürfen, darf Tristran passieren und macht sich in dem Märchenland auf die Suche nach dem gefallenen Stern.

Dieser Stern ist aber in Wirklichkeit anscheinend das Zeichen der Macht der Könige von Stormhold, das ebenfalls von den drei noch überlebenden Söhnen des gerade verstorbenen Königs gesucht wird. Diese drei Söhne sind nicht besonders nette Leute, was daran zu sehen ist, dass sie ursprünglich noch vier Brüder hatten, die alle auf eher unnatürliche Art und Weise zu Tode gekommen sind, wie auch die Brüder des verstorbenen Königs vor ihnen. Der König hält seine verbleibenden Söhne deswegen für Weicheier, da sie es nicht geschafft haben, bei seinem Tod auf die Zahl 1 zu kommen, was die Nachfolgeregelung erschwert.

In einem kleinen Haus wohnen drei alte Frauen, deren Spiegelbilder drei schöne junge Frauen in einem Palast sind. Sie sind die Lilim, die selber ein eigenes Interesse an dem gefallenen Stern haben und von denen nun auch eine sich auf den Weg macht um ihn zu erlangen.

So sind verschiedene Personen mit sehr verschiedenen Interessen unterwegs um den Stern zu finden und sie bewegen sich dabei durch ein Land, das so ungewöhnlich und seltsam und Zauberhaft ist, dass es in der Darstellung die Länder aus „Herr der Ringe“ in den Schatten stellt. Märchenhaftes für die erwachsenen Leserinnen und Leser.

Sci-Fi & Mystery
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