FORMULAR AUSZUFÜLLEN VOR ANTRITT
DER REISE DES POLLENS
Wenn es nun in der Wüste
nur einen einzigen Tropfen Wasser gäbe, der tief
aaaaadrunten träumt,
in der Wüste nun gäbe
ein fliegendes Samenkorn, das weit droben träumt,
genug schon,
damit die Waffen rosten, die Steine bersten, die
aaaaaFinsternis bröckelt,
Wüste, Wüste, ich nehme deine Herausforderung an, das
Formular auszufüllen vor Antritt der Reise des Pollens.
Übertragen von Klaus Laabs
Als Aimé Césaire, 1913 auf Martinique geboren, als erster schwarzer Student die Ecole Normale Supérieur in Paris besuchte und mit eigenen Gedichten an die Öffentlichkeit trat, erregten diese nicht nur die Aufmerksamkeit der französischen Surrealisten. Die bildkräftigen, rhythmisch aufrüttelnden und von unmittelbaren Sinneseindrücken lebenden Verse standen hier in literarischer Verwandtschaft. Zugleich auch waren sie wegweisend für eine authentische Dichtung der kolonialen Befreiung. Fern von jeder Karibikromantik tritt die einzigartige Landschaft und in ihr die leidvolle Geschichte der verschleppten Negersklaven ins Bild. Es ist eine Dichtung des Aufbegehrens und des Aufbruchs.
Vorankündigung in Simon Dach: Poesiealbum 230, Verlag Neues Leben, 1986
bedient sich seiner Feder, wie Louis Armstrong seiner Trompete. Oder vielleicht mehr noch wie ein Vodú-Gläubiger seiner tam-tam-Trommel. Man muß sich im tam-tam der tanzenden Wörter verlieren, um sich im Kosmos wiederzufinden.
Léopold Sédar Senghor
Seine Dichtkunst ist ein großer pflanzlicher Schrei. Der Schrei, den man an dem Tag vernahm, da ein ganzer Wald großer antillischer Bäume plötzlich anfing, französisch zu reden, und da der edelmütige, der blätterreichste, der männlichste und sinnlichste, der Aime-Césaire-Baum unvermittelt aus der Kolonne seiner Kameraden ausscherte und voranging wie eine schwarze, grüne Fackel, um den Menschen die Geschichte der Welt zu erzählen.
René Depestre
Ein Gedicht Césaires explodiert und kreist über ihm wie eine Rakete, aus der Sonnen schießen, die kreisen und in neue Sonnen zerbersten, ein stetiges Überbieten.
Jean-Paul Satre
Verlag Neues Leben, Klappentext, 1986
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