GEDULD
Wie muß ich dich aber üben, deinen Faden
Ziehn über die wache Nacht, über den Sand
Der Sekunde, der fällt mir fort beständig: Jahr um
Jahr, wie muß ich dich aber üben, haltlos tropft mir
Die Zeit ins Blut und reißt aus mir
Das Wort, alle Liebe gibt mir
Geduld
Die Sprachverschlüsse lösen. Empfindungen registrieren. Erschütterungen aufarbeiten. Sich finden im Wort. Schreiben aber auch: öffentlich werden, sich öffentlich riskieren, sein Erlebnisvolumen offenlegen. Und dabei keine Wahl haben, nicht abwarten können, bis die Gärungen sich organisieren. Da brechen die Ideen pur hervor. Manische Hochs neben „splitternden Schreien“: „Mein Wort stellt mich bloß / ich friere / Und mir wird heißt…“ Wie rasch hat man sich da verstrickt in den Paradoxen des Lebens. Und dann der Ruf nach Liebe in eindringlichen Klopf- und Lebenszeichen: „Ich lebe, / Hörst du: / Ich lebe!“
Margret und Edwin Kratschmer, Verlag Neues Leben, Klappentext, 1988
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