Als erster hat Majakowskij verstanden, daß Tschechow verstanden hat, daß »nicht die Idee das Wort hervorbringt, sondern das Wort die Idee«. Den künstlerischen Text vergleicht Majakowskij durchaus treffend, wenn auch allzu vordergründig, mit einer »erlesenen Vase«; ob man in eine solche Vase Wein oder Jauche gieße, sei gleichermaßen »irrelevant«.
Jauche und Wein sind, als Vaseninhalt, gleichermaßen ungewöhnlich; aber »ungewöhnlich« braucht der Inhalt eines literarischen Werks nicht zu sein, und gerade Tschechow wäre dafür das überzeugende Beispiel. Die Tschechowsche Vase ist mit gewöhnlichem Wasser gefüllt.
Beim frühen Majakowskij, auch bei Chlebnikow, bei Krutschonych bleibt die Vase leer; sie steht, jenseits aller Nützlichkeit, für sich … da.
aus: Felix Philipp Ingold: Freie Hand
Ein Vademecum durch kritische, poetische und private Wälder
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