diese Gedichte – es sind neun – entstanden zwischen 1965 und 1971. Das bezeichnet sie als Gelegenheitsarbeiten, als Versuch des Autors, sich einer weiteren literarischen Kategorie zu nähern, ohne sich dabei einen Produktionszwang aufzuerlegen. Im ersten Gedicht, „Meine Muse“, heißt es denn auch: „Meine Muse ist eine Hausfrau / nicht Leinen / Worte hat sie im Schrank / Selten öffnet sie die Türen / und gibt mir eins aus.“ Obwohl sich diese Muse also tatsächlich als geizig erwiesen hat, verweigert sie ihre Gaben zum richtigen Zeitpunkt nicht. So heißt es in dem Gedicht zum 60. Geburtstag von Ulrich Sonnemann: „Gib Alarm / Sammle deine Freunde/ wenn die Karnickel die Zähne blecken / und ihren Blutdurst anmelden / Wenn die Spatzen Sturzflug üben / und zustoßen / Gib Alarm.“ Drei Gedichte sind in Köln angesiedelt, und bohrend legen sie innerhalb der Kulissen dieser Stadt, dieser römischen Gründung und alten Reichsstadt, die weltlichen Glanz der Kirche ausstrahlte, die heidnischen Fundamente des Katholizismus frei, transportieren sie in die Gegenwart, Geschichtsschutt mitschleppend. Epigrammatisch geradezu wird die aktuelle Betriebsamkeit mit ihren Hintergründen konfrontiert, denen von heute und denen von ehedem.
Literarisches Colloquium Berlin, Klapppentext, 1972
BÖLL
Brot soll er geben, verlangt Monsignore, und nicht Skorpione.
Aber was sagen Sie da, Monsignore! Mir scheint,
er kennt die Kundschaft besser: die will gar nicht Brot, dann schon lieber
Skorpione, nur scharf müssen sie sein und – vom Grill.
Johannes Bobrowski
Heinrich Böll – Autoren erzählen.
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