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Deutschland / Schweiz, 2007
Credits Buch und Regie Kamera Kamera-Assistenz Direktton Regie-Assistenz Recherche Bild-Ton Schnitt Mischung und Sound-Design Misch-Atelier Kopierwerk Lichtbestimmung Produktionsassistenz Produktionsleitung Produktionsleitung WDR Herstellungsleitung Redaktion Koproduzenten Produzent unter Mitwirkung von CORNELIA HOEPFNER
Gefördert durch Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, Medienboard Berlin-Brandenburg und den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Entwicklung gefördert durch das MEDIA Programm der Europäischen Union. Untertitelung gefördert durch German Films.
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Ein Film von HARTMUT BITOMSKY Kinostart: 21. Februar 2008
Trailer
Synopsis ![]() Staub. Er ist überall und allgegenwärtig. Ein Konglomerat feinster Partikel, das sich in Bewegung setzt, sobald die Dinge zur Ruhe kommen. Er wird bekämpft und beseitigt und kehrt noch im Verschwinden zurück. Ein Sysiphus, wer sich mit ihm anlegt. Staub nistet in Teppichböden und auf Dachstühlen. Er dringt in Laboratorien ein und legt sich auf Kunstwerke. Er wird von Fabrikschloten in die Luft geblasen und wohnt in jedem Regentropfen. Staub macht krank, Staub macht den Kosmos. Er ist das kleinste, noch unmittelbar sichtbare Objekt, von dem ein Film handeln kann. Hartmut Bitomsky geht den Weg des Staubs. Assoziativ und in sinfonischen Bewegungen folgt er ihm an Orte, wo er siedelt, und sucht Menschen auf, die sich mit ihm auseinandersetzen. Putzkolonnen in ihrem täglichen Kampf um Sauberkeit, Erfinder von Luftreinigungsfabrikaten, Wissenschaftler, welche die schädlichen Folgen von Feinstaub und uranhaltiger Munition aus den US-Waffenbeständen untersuchen, Botaniker, Meteorologen, Astronomen und Künstler. Eine Kultur des Staubs scheint auf, in ihrer konkreten Phänomenologie, als Projekt der Wahrnehmung und Schnittmenge anthropologischer und philosophischer Erkenntnisse. Staub markiert eine Grenze, an der wir gerade noch erfahren können, wer wir sind und wo wir herkommen, was wir tun und was aus uns werden kann oder soll. Die Beschäftigung mit ihm kommt niemals zu einem Ende. Staub verschwindet nicht.
Über den Film ![]() Ein Staubpartikel hat einen Durchmesser von einem Zehntel Millimeter. Nur mit Mühe kann es noch vom menschlichen Auge wahrgenommen werden. Staub ist das kleinste Objekt, von dem ein Film handeln kann. Seine Präsenz grenzt an das Verschwinden. Seine Präsenz grenzt an die Verzweiflung. Staub ist immer und überall da. In Teppichböden und auf Fabrikbrachen, in Laboratorien und auf Kunstwerken, in der Luft und in der Lunge. Selbst wenn man ihn beseitigt, bleibt ein Rest und wieder ein Rest vom Rest (Raymond Queneau). Doch Staub ist mehr als bloßer Schmutz. Er ist ein wichtiger Informant und gibt uns Hinweise darauf, wer wir sind und wo wir herkommen, was wir tun und was aus uns werden kann oder soll. Hartmut Bitomsky macht erstmals einen Zehntel Millimeter zum Protagonisten eines Films. Er folgt dem Staub an Orte, wo er kenntlich wird, wo er sich als sichtbare Masse niedergelassen hat oder fast unmerklich im Verborgenen lauert. Er trifft Menschen, die vom Staub in ständiger Bewegung gehalten werden: Putzkolonnen, Wissenschaftler, Erfinder, Künstler, ganze Industriezweige. Bitomskys Blick ist dabei konkret und analytisch zugleich und denkt den Staub auch immer über dessen bloße Oberflächenexistenz hinaus: als Medium der Erkenntnis und Fixpunkt soziokultureller, politischer und philosophischer Überlegungen. Staub ist zuallererst: unerwünschte Materie.
![]() Er ist ein Problem, ein hygienisches, gesundheitliches, ästhetisches, auch ein militärisches. Wo das Leben zum Stillstand gekommen ist, legt sich der Staub wie Schnee auf die Dinge. Ihn zu entfernen, ist eine Arbeit und ein Geschäft. Putzkräfte machen Büroräume sauber, frühmorgens oder abends, wenn die Angestellten noch schlafen oder schon im Feierabend sind. 100 Quadratmeter pro Stunde werden erwartet, für eine Toilette mit zwei Waschbecken sind maximal zwei Minuten veranschlagt. Ganze Industrien haben sich dem Kampf gegen den Staub verschrieben und warten mit immer ausgetüftelteren Innovationen auf: Ein Produkt verspricht die umfassende Reinigung der Luft in Innenräumen. Das Ideal ist die Freiheit von Staub, doch die Entstaubung kommt nie zu einem Ende. Jede Sekunde werden Tonnen von Staub produziert. Fabrikemissionen, Hausdemontagen, Steinbrüche. Beim Abbau von Braunkohle etwa werden riesige Staubmengen freigesetzt. Die Partikel steigen hoch in die Atmosphäre und wandern bis zu 4000 Kilometer weit. Wird die Kohle im Kraftwerk für die Stromerzeugung verbrannt, entsteht Feinstaub, ein Gemisch aus ultrafeinen Stoffen, die in die Blutbahn gelangen und zu Entzündungsreaktionen in der Lunge und Herzschädigungen führen können. Staub macht krank. Beim Abriss des Palastes der Republik, der ein Palast für alle sein sollte, Tagungsort der politischen Elite der DDR und Freizeitzentrum der Bevölkerung, wurde in der alten Bausubstanz Asbest entdeckt. Vor allem die kurzen Fasern dieses staubförmigen Minerals sind in hohem Maße krebserregend. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York klagten Büroangestellte und Anwohner über Kopfschmerzen und Atembeschwerden. Ende 2003 waren mehr als 2000 Feuerwehrmänner arbeitsunfähig, unversichert und ohne jeden Anspruch auf staatliche Hilfen. Im Staub, der aus den Trümmern aufgestiegen war, fanden sich u.a. Rückstände von Glasfasern, Pestiziden, radioaktiven Nukliden, Blei und Arsen. Der ganze Abraum unserer Zivilisation verdampft und pulverisiert zu Staub. Eine Staubtestanlage. Hier wird untersucht, inwieweit ein Granatwerfer unter extremen Bedingungen wie Sand und großer Hitze noch sein komplette Explosionspotential entwickeln kann. Ein anderes Labor untersucht, in welcher Menge und über welchen Zeitraum ein explodiertes Geschoss Radioaktivität ins Grundwasser abgibt. Die US-Militärs verwenden uranumantelte Projektile, weil sie sich von diesen eine höhere Durchschlagskraft versprechen. Wird Uran verbrannt, entsteht Uranstaub. Im Einsatzgebiet dieser Waffen kamen überdurchschnittlich viele missgebildete Kinder zur Welt. Staub ist aber auch: Urmaterie. Und macht den Himmel blau. Wenn Staub auf Staub kollidiert, entstehen Planeten und Galaxien. Ohne Staub gäbe keinen Kosmos, ohne Staub gäbe es keinen Himmel. In jedem Regentropfen wohnt ein Staubkorn. Nur mit einem bestimmten Anteil von Staub in der Luft kann Feuchtigkeit kondensieren und Wolken bilden. Staub steht am Anfang der Evolution, an ihrem vorläufigen, technologischen Ende der Reinraum. Hier, wo hochsensible Produkte wie Microchips hergestellt werden, ist das Ideal der Staubfreiheit fast erreicht. Die Mitarbeiter sind bis zur Unkenntlichkeit verhüllt, und doch sind sie es allein, welche die absolute Sterilität noch verhindern. Hartmut Bitomsky legt Schicht um Schicht eines uns vermeintlich bekannten Phänomens frei. Er sammelt in Interviews und Bildmomenten wissenschaftliche Fakten und alltägliche Notizen, verfolgt detailliert Produktions- und Forschungsprozesse und zieht historisches Film- und Fotomaterial heran. Sein Zugriff ist umfassend und universal, sein Verfahren geprägt von Brücken und Brechungen. Nichts ist nur das, was es auf den ersten Blick zu sein scheint. Immer neue Assoziationen und Verknüpfungen werden im sinfonischen Fluss des Off-Kommentars und der Montage zutage gefördert und stellen unser Wissen und unsere Wahrnehmung auf den Prüfstand. Staub ist mehr, als wir bislang zu kennen und zu sehen glaubten. Mark Stöhr
Biographie Hartmut Bitomsky Hartmut Bitomsky arbeitet als Schriftsteller und Essayist, Filmemacher, Produzent und Hochschullehrer. Zwischen 1962 und 1966 hat er deutsche Philologie und Theater an der Freien Universität Berlin studiert. 1968 beendet er seine Studien als Absolvent der Deutschen Filmakademie Berlin. Neben vielen Veröffentlichungen in Zeitungen, Zeitschriften, Katalogen und im Rundfunk hat er die Bücher <Die Röte des Rots von Technicolor> (1972), <Filmrealität und Produktionswirklichkeit> (1992) und <Kinowahrheit> (2003) publiziert. Von 1973 an war er über mehr als zehn Jahre Mitherausgeber und Redakteur der Zeitschrift <Filmkritik>. 1974 gründete er die Big Sky Film Produktion, die seither die meisten seiner Filme produziert hat. Bis heute hat er um 40 Film gemacht, die meisten davon Dokumentarfilme. Sie wurden auf Festivals u.a. in Amsterdam, Berlin, Edinburgh, Hongkong, Leningrad, London, Los Angeles, Marseille, Melbourne, Montreal, New Dehli , Rotterdam, Seoul, Singapore, Tokyo, Venedig, Wien und Yamagata gezeigt. Von 1975 hat er an der Hochschule für Film und Fernsehen München, an der Freien Universität und an der Berliner Filmakademie unterrichtet. 1993 übersiedelte er nach Los Angeles, wo er bis 2002 am California Institute of The Arts als Dekan der School of Film/Video gedient hat und seither Dokumentarfilmproduktion, Filmregie und andere Fächer lehrte. Mit Beginn des Jahres 2006 wurde er Rektor der dffb (Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin) und lebt seitdem auch wieder in Berlin. Sein Werk wurde im Jahre 2000 durch die Retrospektive <Tribute to Hartmut Bitomsky> auf dem Viennale Filmfestival von Wien ausgezeichnet. Er ist Mitglied der deutsch-amerikanischen Filmgesellschaft und Fellow der Rockefeller Foundation.
Publikationen DIE RÖTE DES ROTS VON TECHNICOLOR Filmrealität und Produktionswirklichkeit), Deutsche Fassung von und Einleitung zu DER GEIST DES FILMS DIE WIRKLICHKEIT DER BILDER – KINOWAHRHEIT, Berlin 2002. Und eine Vielzahl von Publikationen wie Essays, Artikel,
Filmographie 1970 DIE TEILUNG ALLER TAGE 1971 EINE SACHE, DIE SICH VERSTEHT 1974 CALL GIRLS 1975 AUF BIEGEN ODER BRECHEN 1976 HUMPHREY JENNINGS 1976 DER SCHAUPLATZ DES KRIEGES - 1977 DIE KARAWANE DER WÖRTER 1978 DIE KULTUR REVUE 1980/1 HIGHWAY 40 WEST - REISE IN AMERIKA 1983 DEUTSCHLANDBILDER 1985 REICHSAUTOBAHN 1987 DAS KINO UND DER TOD 1988 DER VW KOMPLEX 1991 DAS KINO UND DER WIND UND DIE PHOTOGRAPHIE 1991 KINO FLÄCHEN BUNKER 1992 DIE UFA 1993 DIE UFA (2. Version) 1993 IMAGINÄRE ARCHITEKTUR - 1995 PLAYBACK 1997 B-52 WORK IN PROGRESS 2001 B-52 2007 STAUB
Kolja Raschke (Kamera) Geb. 1972 in Darmstadt. Nach dem Abitur freiberuflich als Architekturmodellbauer tätig. Erste Animationsfilme und Modellbauer für einen Science-fiction Film. Spätere Arbeit als Ausstatter bei Kurzfilmen und Musikvideos. Praktikum bei CINE LICHT Camera Rental GmbH. Seit 1999 Studium für Kamera an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb). 2005 Abschluss an der dffb mit dem Spielfilm PRINZESSIN. Filme (Auswahl): AT THE LAKE / AM SEE short, 10 min., 16mm > 35mm
Gerhard Metz (Ton) Geb.1952. 1971-76 Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film München seit 1977 tätig in verschiedenen Bereichen der Film- und Fernsehproduktion: Konzeption, Buch, Produktion, Ton, Sound Design, Schnitt, Grafik; deutsche Bearbeitungen (darunter ca. 30 Stummfilme, teilweise mit Rekonstruktionsarbeiten und Musikkonzeption); Filmtonmeister bei ca. 80 Produktionen seit 1981 Dozent an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) Leitung theoretischer und praktischer Seminare zum Filmton, zur Filmästhetik und zur Dramaturgie; Beratung und Betreuung von Ausbildungsproduktionen seit 2002 Lehraufträge an der Universität der Künste Berlin, Fakultät Gestaltung; thematischer Schwerpunkt: Funktion, Dramaturgie und Ästhetik des Tons in audiovisuellen Medien. Filme (Auswahl): SIEBEN ERZÄHLUNGEN AUS DER VORGESCHICHTE
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