Press Play For Murder

Freiwillige Filmkontrolle


Meg Wolitzer Die Interessanten


Dumont


von

Julie, Ash und Ethan sind der Kern eines verschworenen Freundeskreises, der sich 1974 in einem Sommerferienlager gebildet hat. Bei der feierlichen Namensgebung der Clique im Kreativcamp – „lasst uns als Die Interessanten bekannt sein“ – setzt der Roman ein. Wolitzers Erzähler begleitet die Mitglieder dieses Kreises durch die nächsten vierzig Jahre, ohne dabei in Sentimentalitäten abzugleiten. Dabei konzentriert sich die Amerikanerin besonders auf das Schicksal ihrer Protagonistinnen Jules und Ash. Julie „Jules“ Jacobson ist zwar ehrgeizig genug, sich aus der Sozialwohnung ihrer Mutter in bessere Verhältnisse vorzukämpfen, der ganz große Aufstieg von der Middle- zur Upperclass will aber nicht gelingen. Umso schlimmer, dass sie bei ihrer besten Freundin Ash Wolf, deren Eltern zur saturierten Gesellschaft New Yorks gehören, fast täglich sieht, wie sorgenfrei ein Leben sein könnte. Neid und Selbsthass bleiben für Jules in dieser Freundschaft eine immer wiederkehrende existenzielle Erfahrung. Aber auch Ash wird im Laufe der Jahrzehnte, über die sich dieser Roman erstreckt, leidvoll mit den Schattenseiten des Lebens konfrontiert. Ihre Ehe mit Ethan Figman ist ein Kartenhaus aus Lügen und falschen Erwartungen, „ein begehbarer Kühlschrank des Wohlstands und der Bedeutung“. Wirklich glücklich ist auch jener Ethan Figman nicht, obwohl er sich als Produzent des weltweit erfolgreichen Trickfilmepos „Figland“ der Ketten entledigt hat, die ihm mit Herkunft und nachteiligem Aussehen angelegt wurden.

Sexualität ist hier nicht leidige Ehepflicht, sondern Kür des eigenen Vergnügens, Familienbildung Teil der (selbst-)bewussten Lebensplanung. „Die Interessanten“ ist deshalb vor allem als feministischer Roman zu lesen, der die Selbstermächtigung der US-amerikanischen Frauen reflektiert. Doch obwohl Jules und Ash unablässig versuchen, das Beste aus ihrem Leben zu machen, werden sie von der Wirklichkeit des Daseins, den äußeren Umständen und inneren Zuständen, immer wieder eingeholt und zurückgeworfen. Die Präzision, psychologische Tiefe und erzählerische Lust, mit der Wolitzer diese Prozesse schildert, machen diesen Gesellschafts- und Generationsroman zu einem Ereignis. (Dumont, 22,99 Euro)


Spotify in der Kritik: Künstler können sich bald gezielte Reichweite erkaufen

Der schwedische Streamingdienst Spotify hat in einem kürzlich veröffentlichten Statement ein neues Feature angekündigt. Musikerinnen und Musiker sollen bald das Hörverhalten ihres Publikum durch das Vorschlagen ausgewählter Songs mit beeinflussen können. Weil das Unternehmen dafür aber eine Gebühr verlangt, hagelt es von vielen Seiten Kritik. Noch beschreibt Spotify ihr Vorhaben als „Experiment“, womit Künstlerinnen und Künstler die Möglichkeit bekommen ihnen besonders wichtige Songs in den Spotify-Algorithmus einfügen zu lassen. „Wir testen dies, um sicherzustellen, dass es sowohl für Hörer als auch für Künstler eine großartige Erfahrung ist“, so das Unternehmen. Kommt ein Song gut beim Publikum an, will Spotify diesen…
Weiterlesen
Zur Startseite