Nazi-Größe Göring war Schwerter Ehrenbürger

Titel nie aberkannt

Er war im Nazi-Regime für die "Endlösung der Judenfrage" zuständig: Hermann Göring. 1933 wurde der einflussreiche Politiker der Nationalsozialisten zum Ehrenbürger der Stadt Schwerte ernannt. Und diese Ehre ist nie aberkannt worden. Wir waren auf Spurensuche und sagen, wie es jetzt weiter geht.

SCHWERTE

, 05.05.2015, 15:34 Uhr / Lesedauer: 2 min

Im April 1933 waren Magistrat und Stadtverordnete der Stadt Schwerte schneller als die geschichtlichen Ereignisse. Noch bevor Hermann Göring durch den Rücktritt Franz von Papens auch formell preußischer Ministerpräsident wurde, trugen ihm seine Schwerter Volksgenossen die Ehrenbürgerschaft an. Und die wurde bis heute nicht aberkannt.

Jutta Pentling, zuständige Fachleiterin bei der Stadtverwaltung, bestätigt das. Allerdings, so betont sie, sei ein Aberkennen auch nicht unbedingt notwendig gewesen. Denn nach Paragraf 34 der Gemeindeordnung erlischt die Ehrenbürgerschaft mit dem Tode des Geehrten.

"Dunkelste Kapitel der Stadtgeschichte"

Damit will sich der Rat der Stadt aber nicht zufriedengeben. Bei der Sitzung am Mittwochabend soll auf Betreiben von CDU-Fraktionschef Marco Kordt eine Resolution verabschiedet werden, die sich von der Entscheidung der Vorgänger distanziert. „Der damals gefasste Beschluss gehörte zu den dunkelsten Kapiteln der Stadtgeschichte“, heißt es da. Deshalb wolle man sich noch einmal ausdrücklich distanzieren.

1933 hatten Magistrat und Stadtverordnetenversammlung die Ehrenbürgerschaft per Anzeige in der Schwerter Zeitung bekannt gegeben. „An den preußischen Ministerpräsidenten Göring Berlin", war das Schreiben adressiert, das am 11. April im Wortlaut in der Heimatzeitung zu lesen war. „Magistrat und Stadtverwaltung der Stadt Schwerte/Ruhr haben unter freudiger Zustimmung der Bevölkerung beschlossen, Ihnen zum Ausdruck des Dankes für die Verdienste um die Erhaltung des Deutschen Volkes und der Deutschen Wirtschaft die Ehrenbürgerschaft der Stadt als ihre höchste Ehrung anzutragen“, heißt es da.

Straße nach Adolf Hitler benannt

Der herzlichen Bitte, die Ernennungs-Urkunde persönlich entgegenzunehmen, kam Göring wohl nie nach. „Jedenfalls ist kein Besuch in Schwerte bekannt“, so der Vorsitzende des Heimatvereins, Uwe Fuhrmann.

Gleichzeitig mit der Ehrenbürgerschaft wurden auch zwei Straßen umbenannt. Der Postplatz hieß bis Kriegsende Adolf-Hitler-Platz und der Graf-Adolf-Platz wurde zu Ehren von Reichspräsident Hindenburg umbenannt.

Schwerte ist kein Einzelfall

Schwerte ist nicht die einzige Stadt, die sich nie von ihren zweifelhaften Ehrenbürgern aus der Zeit zwischen 1933 und 1945 distanzierte. So verabschiedete der Rat der Stadt Kalkar erst Ende April eine Resolution, in der man sich von der Ehrenbürgerschaft Adolf Hitlers distanzierte. In Mindelheim in Bayern gibt es eine ähnliche Diskussion.

Erstaunlich ist vor allem, dass Hermann Göring der letzte Ehrenbürger der Stadt ist. Denn zumindest Schwerte habe diese Ehrung seitdem nicht mehr verliehen, so Jutta Pentling.

Zur Person
Der Gründer der Gestapo und spätere Oberbefehlshaber der deutschen Luftwaffe war eine der Größen des Nazi-Regimes: Hermann Göring (*12. Januar 1893 in Rosenheim; † 15. Oktober 1946 in Nürnberg) war für die Errichtung der ersten Konzentrationslager zuständig und mit der Organisation der sogenannten „Endlösung der Judenfrage“ beauftragt. Nach Kriegsende wurde er bei den Nürnberger Prozessen in vier Punkten schuldig gesprochen: Verschwörung gegen den Weltfrieden; Planung, Entfesselung und Durchführung eines Angriffskrieges; Verbrechen gegen das Kriegsrecht und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Der ausgesprochenen Todesstrafe entzog sich Göring jedoch durch Suizid. 
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