Ein armer Mann in Aksehir
hatte sich ein Stück Brot
verschafft. Während er darüber nachdachte, wie er es anstellen konnte, noch
eine Zuspeise zu erhalten, kam er vor eine Gaststätte. In dem offenen Lokal
war der Koch gerade dabei, das Essen zuzubereiten. Der Fleischkessel dampfte
und verbreitete einen herrlichen Duft, der auch dem Armen in die Nase
stieg, so dass er sich über den Kessel beugte, das Brot brach und es vom ausströmenden
Duft bestreichen ließ. Der Koch schaute zu, und als der Arme sein Mahl beendet
hatte, forderte er ihn auf, für das Essen zu zahlen. Der Arme lehnte dieses
Ansinnen ab, indem er beteuerte, er habe doch nicht einen Bissen von dem Fleischgericht
verzehrt. Da schleppte ihn der Koch vor den Kadi. Nachdem Nasreddin Hoca die
beiden Parteien schweigend angehört hatte, wie es bei einer ordentlichen Gerichtsverhandlung
üblich ist, holte er zwei Silbergroschen aus der Tasche und winkte den Koch
zu sich heran. "Tritt näher und spitz die Ohren!", sagte er und ließ die beiden
Geldstücke klimpern.
"Nimm den Klang und scher dich fort!"
"Das ist doch keine Verhandlung!", protestierte der Koch.
"Doch! Mit diesem Urteil wird der Gerechtigkeit genüge getan. Wer den Duft des
Essens verkauft, hat lediglich den Anspruch auf das Klimpern des Geldes."
Quelle: Nasreddin
Hoca, " Ein weiser Narr"
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