(...)
(Gretchen eröffnet den Schrein, ihre Kleider einzuräumen, und erblickt das Schmuckkästchen.)
Wie
kommt das schöne Kästchen hier herein?
Ich schloß doch ganz gewiß den Schrein.
Es ist doch wunderbar! Was mag wohl drinne sein?
Vielleicht bracht's jemand
als ein Pfand,
Und meine Mutter lieh darauf.
Da hängt ein Schlüsselchen
am Band
Ich denke wohl, ich mach es auf!
Was ist das? Gott im Himmel!
Schau,
So was hab ich mein Tage nicht gesehn!
Ein Schmuck! Mit dem könnt
eine Edelfrau
Am
höchsten Feiertage gehn.
Wie sollte mir die Kette stehn?
Wem
mag die Herrlichkeit gehören?
(Sie putzt sich damit auf und tritt vor den Spiegel.)
Wenn nur die Ohrring
meine wären!
Man sieht doch gleich ganz anders drein.
Was hilft euch Schönheit, junges Blut?
Das ist wohl
alles schön und gut,
Allein man läßt's auch alles sein;
Man lobt euch halb mit Erbarmen.
Nach
Golde drängt,
Am Golde hängt
Doch alles. Ach wir Armen!
(...)
(aus dem Faust 1. Teil von Goethe)